Hering, Aal und Schillerlocke

In Kappeln an der Schlei hat Fisch eine lange Tradition. Das sieht man und das schmeckt man. Räucherfisch, Brathering und Matjes in vielen Varianten stehen am längsten Fjord der Ostsee auf den Speisekarten der Restaurants. Wir besuchen die Fischräucherei Föh, deren drei mit dem Wort „Aal“ beschrifteten Schornsteine das Wahrzeichen der Stadt Kappeln sind.

Die drei Türme der Rächerei Föh mit den drei Buchstaben für das Wort Aal sind in Kappeln so etwas wie das Wahrzeichen der Stadt / © Foto: Georg Berg
Die drei Türme der Fischräucherei Föh in Kappeln / © Foto: Georg Berg

Wie wäre es mit frischen Bratheringen, sauer eingelegt und begleitet von herzhaften Bratkartoffeln? Oder mit Kappelner Kräutermatjes, Räucheraal oder Ostseebutt? All das und mehr bieten die Fischlokale an der Schlei. In Kappeln, der ersten Stadt, die der Ostseefjord Schlei nach der Mündung erreicht, führt kein Weg an der Alten Fischräucherei am Hafen und der Fischräucherei Föh vorbei.

Fischlokal Alte Fischräucherei in Kappeln an der Schlei. Gastwirt und Koch seit 1994 ist hier der Ire Duncan Buckley. Im Hintergrund die Kirche Sankt Nikolai / © Foto: Georg Berg
Fischlokal Alte Fischräucherei in Kappeln. Gastwirt und Koch seit 1994 ist der Ire Duncan Buckley / © Foto: Georg Berg

Der letzte Heringszaun

Der letzte Heringszaun Europas steht in der Schlei bei Kappeln. 2.000 in den Schleigrund gesetzte Holzpfähle erinnern an die große Zeit der Ostseefischerei, als Fischer mit dieser passiven Fangmethode zuverlässig fette Heringe fingen. Der Kappelner Heringszaun ist noch fangbereit, aber die Heringe sind es nicht mehr. Die Ostsee und mit ihr die Schlei sind stark belastet und biologisch mehr tod als lebendig. Neben dem Hering war der Aal früher der Brotfisch der Schleifischer. Doch sein Bestand ist wie der des Heringes in den letzten Jahrzehnten rapide geschrumpft. Seit 2010 setzen Schleifischer jeden Herbst rund 80.000 Jungaale aus, um die Bestände zu regenerieren. Sie wissen, es wird ein langer Weg, bis ein erholter Aalbestand zukünftigen Fischern und Anglern wieder gute Fänge beschert. Auch wenn die große Zeit der Schleifischer vorbei ist, bleibt die hervorragende Qualität und Vielfalt der Fischgerichte. Traditionsbetriebe und Restaurants beziehen ihren Fisch meist aus anderen Regionen.

Blick aus dem Pierspeicher auf die Schleibrücke bei Kappeln mit Heringszaun. Das ist der einzige noch funktionsfähige Fangzaun für Heringe in Europa / © Foto: Georg Berg
Blick aus dem Pierspeicher auf Schleibrücke und den einzigen noch funktionsfähigen Heringszaun in Europa / © Foto: Georg Berg

Räucherfisch seit 1911

Auf den Backsteintürmen der Fischräucherei Föh drehen sich Wetterfische statt Wetterhähne. Das passt, denn unten in den 20 Räucheröfen dreht sich seit über 100 Jahren alles um Fisch. Bereits in vierter Generation produziert die Familie Föh in Kappeln. Alles begann mit einer kleinen Räucherstelle im Freien. Heringe und Sprotten waren damals die Hauptprodukte und reisten per Eisenbahn nach Sachsen, Thüringen und Berlin. Die Sachsen bevorzugten dunkel geräucherten Hering, der länger haltbar war. Diese sogenannte Dauerware trug den Spitznamen „Schornsteinhering“.

Matthias Föh, Firmeninhaber Fischräucherei Föh in vierter Generation, vor den drei Räucheröfen. Geräuchert wird auf Buchen- und Erlenholz, Die Öfen stammen aus den 1920er Jahren und sind mit drei ikonischen Schornsteinen aus Backstein verbunden / © Foto: Georg Berg
Matthias Föh, Firmeninhaber Fischräucherei Föh vor den Öfen. Geräuchert wird auf Buchen- und Erlenholz. Die Öfen stammen aus den 1920er Jahren und sind mit drei ikonischen Schornsteinen aus Backstein verbunden / © Foto: Georg Berg
Fischräucherei Föh, Mitarbeiter wendet die Bratheringe im heißen Rapsöl. Im Hintergrund die Räucheröfen aus den 1920er Jahren / © Foto: Georg Berg
Ein Mitarbeiter wendet Bratheringe im heißen Rapsöl / © Foto: Georg Berg

Aal über alles

In den 1930er Jahren erweiterten die Föhs ihr Sortiment um Räucheraal, erzählt Matthias Föh. Der Aal wurde zum Verkaufsschlager und ist es bis heute geblieben. Aufgrund der bedrohten Bestände ist Aal ein hochpreisiger Räucherfisch. Matthias Föh zeigt uns, wie man ein geräuchertes Exemplar filetiert. Nachdem er die Haut entfernt hat, geht er mit dem Messer über das Filetfleisch und schabt überschüssiges Fett herunter. Das Aalfleisch ist aromatisch und fettig, enthält auch Vitamin D. Durch den Trick mit dem Messer wird es bekömmlicher, erklärt Fischfachmann Föh.

Matthias Föh entfernt die Fettschicht auf dem Aal-Filet, so wird der geräucherte Aal bekömmlicher / © Foto: Georg Berg
Matthias Föh entfernt die Fettschicht auf dem Aal-Filet, so wird der geräucherte Aal bekömmlicher / © Foto: Georg Berg

Frühling und Herbst ist Hochsaison für Fischfans

Die Schleiregion ist längst kein Geheimtipp mehr; im Sommer wird es oft voll. Doch auch Frühling und Herbst laden zu Fahrradtouren oder ausgedehnten Wanderungen entlang der maritimen Landschaft mit ihren idyllischen kleinen Orten ein. Für Fischliebhaber ist der Frühling ideal, denn dann hat der Hering Hochsaison. Auf den Speisekarten findet man dann grünen Hering, auch Schlei-Hering genannt. Man bestäubt ihn mit Mehl und brät ihn scharf von beiden Seiten an. Im Oktober beginnt die Fangzeit der Ostseeblankaale, die nur bis Anfang Dezember gefangen werden können.

Morgensonne mit Nebel über dem Heringszaun und der Schleibrücke bei Kappeln / © Foto: Georg Berg
Kappeln im Herbst mit Morgensonne und Nebel über Heringszaun und Schleibrücke / © Foto: Georg Berg
Mit dem Fahrrad unterwegs in der Region Angeln bei Kappeln an der Schlei / © Foto: Georg Berg
Mit dem Fahrrad unterwegs in der Region Angeln bei Kappeln an der Schlei / © Foto: Georg Berg

Ein Bett im Kornspeicher

Der Südspeicher und der Pierspeicher sind gleich zwei stylische Unterkünfte in Kappeln. Aus dem ehemaligen Getreidespeicher am Südhafen aus den 1930er Jahren entstand 2022 ein modernes Hotel und Bistro mit Nachhaltigkeitskonzept und einem coolen Mix aus Beton und Hygge und mit Blick auf Segelschiffe und Schleibrücke.

Südspeicher in Kappeln, von 1930 bis 1942 als Getreidespeicher und von 1936 bis 1939 Reichsnährspeicher genutzt. Seit 2022 nach Sanierung ist er ein Hotel und Bistro mit Nachhaltigkeitskonzept und modernem Design / © Foto: Georg Berg
Südspeicher in Kappeln wurde von 1936 bis 1939 als sogenannter Reichsnährspeicher genutzt / © Foto: Georg Berg
Blick auf den Hafen von Kappeln mit Türmen der Räucherei Föh und dem Pierspeicher, ehemaliges Getreidesilo und Ende der 1930er Jahre Reichsnährspeicher. Heute Tagungs- und Boardinghouse mit Gästezimmern / © Foto: Georg Berg
Blick auf den Hafen von Kappeln mit Türmen der Räucherei Föh und dem Pierspeicher, ehemaliges Getreidesilo und heute ein Tagungs- und Boardinghouse mit Gästezimmern / © Foto: Georg Berg

Weitere Informationen über die Urlaubsregion Ostseefjord Schlei.

Die Recherche wurde von der TH Hospitality Group unterstützt

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