Foodtour durch Zürich

Food-Touren werden immer beliebter. Manche widmen sich einem Stadtteil, andere haben eine bestimmte Landesküche im Blick, wieder andere kombinieren Streetfood mit Streetart. Der wesentliche konzeptionelle Unterschied liegt in der Anwesenheit eines Tourguides. Der Informationsgehalt einer Foodtour mit fachkundiger Führung ist höher als eine selbstgeführte Tour. Der Guide kann auf Fragen eingehen, einen zielstrebig an unbekannte Orte führen und es lassen sich viele Tipps einholen. Für Foodies, die neben gutem Essen auch ihren kulinarischen Wissensspeicher auffüllen wollen, ist eine geführte Tour die richtige Wahl. Für alle Foodtouren gilt, besser am Anfang des Aufenthalts buchen, damit noch Zeit bleibt, die vielen Entdeckungen am Wegesrand an anderen Tagen zu besuchen.

Bei der Tour durch Zürich dreht sich alles um Schweizer und wenn immer möglich Zürcher Spezialitäten. Um viele Produkte ranken sich schöne Geschichten / © Foto: Georg Berg
Bei der Tour durch Zürich dreht sich alles um Schweizer und wenn immer möglich Zürcher Spezialitäten. Um viele Produkte ranken sich schöne Geschichten / © Foto: Georg Berg

Eine Foodtour führt ihre Teilnehmer durch unbekanntes Terrain, manchmal sogar abseits der Touristenströme, durch kleine Gassen und in Geschäfte, die man sonst bedauerlicherweise links liegen gelassen hätte. In Zürich hat wir bei einer Tour mit Yuan Yao von Indulge gleich mehrere dieser Momente.

Der mollige Blaue Engel von Niki de Saint Phalle in Zürichs ältestem Bahnhof ist Treffpunkt der Food Tour namens Swiss Classics / © Foto: Georg Berg
Der mollige Blaue Engel von Niki de Saint Phalle in Zürichs ältestem Bahnhof ist Treffpunkt der Food Tour namens Swiss Classics / © Foto: Georg Berg

Swiss Classics durch die Zürcher Altstadt

Die mollige Nana, der „Blaue Engel“ von Niki de Saint Phalle im Hauptbahnhof Zürich ist Treffpunkt einer Foodtour, bei der sich alles um Zürcher Spezialitäten dreht. Auf der gut dreistündigen Tour bekommen die Teilnehmer mehr als 15 Besonderheiten zu probieren. Viele davon können gleich an Ort und Stelle probiert werden, jeweils garniert mit spannenden Geschichten. Darunter Fakten zur Tagesproduktion der federleichten Luxemburgerli von Sprüngli oder Anekdoten wie die der Spanisch-Brötli-Bahn, mit der sich wohlhabende Züricher von ihren Angestellten mit dem ersten Frühzug verbotenes Buttergebäck haben kommen lassen.

Yuan Yao, Gründerin von Indulge und weitgereiste Schweizerin zaubert aus ihrer großen Umhängetasche immer wieder kleine Überraschungen: Die Lieblings-Chips der Schweizer, das lokale Wasser mit der Hausnummer 37, eine Blindverkostung von Luxemburgerli vor dem Sprüngli-Kiosk in der Bahnhofshalle. Die Informationsdichte der Tour ist enorm und nicht nur auf kulinarische Geschichten festgelegt.

Die Giacometti Fresken in der Eingangshalle der Polizeistation bestehen aus unzähligen Blumenornamenten und geometrischen Mustern / © Foto: Georg Berg
Die Giacometti Fresken in der Eingangshalle der Polizeistation bestehen aus unzähligen Blumenornamenten und geometrischen Mustern / © Foto: Georg Berg

Das Blumenwunder in der Regionalwache

Plötzlich stehen wir auf dem Polizeirevier. Polizisten gehen strammen Schrittes durch die von den Zürichern liebevoll genannten Blüemlihalle. Um Platz zu sparen, wurde in den 1920er Jahren das ehemalige Kellergewölbe zum Eingangsbereich umfunktioniert. Der düstere Raum sollte durch Ausmalung freundlicher werden. Die Stadt Zürich lancierte einen Wettbewerb. Augusto Giacometti, Mitglied der berühmten Maler-Familie, bekam den Zuschlag und schuf ein Blütenmeer in warmen Rot- und Ockertönen. Dieses Gewölbe ist einen Abstecher wert und kann an Wochentagen zu bestimmten Uhrzeiten gegen Vorlage des Personalausweises besichtigt werden.

Einer von über 1.200 Brunnen in Zürich. Überall fließt bestes Trinkwasser für alle. Es lohnt sich also, eine Trinkflasche dabei zu haben / © Foto: Georg Berg
Einer von über 1.200 Brunnen in Zürich. Überall fließt bestes Trinkwasser für alle. Es lohnt sich also, eine Trinkflasche dabei zu haben / © Foto: Georg Berg

Zürichs Brunnen und das Wasser aus dem Rennweg 37

Die Foodtour durch Zürich ist auch eine Tour der Brunnen. Alle paar Meter stößt man auf eine dieser Wasserquellen, die bestes Trinkwasser gratis für alle bereithalten. Manche sprudeln seit dem Mittelalter, alle können sie Geschichten erzählen und viele sind heute nicht nur Wasserspender, sondern auch Kunstwerk. Die Stadt Zürich bietet dazu auch eine Brunnentour an.

Plätschernde Opulenz. Der Brunnen im Rechberg-Park / © Foto: Georg Berg
Plätschernde Opulenz. Der Brunnen im Rechberg-Park / © Foto: Georg Berg

Auf der Swiss Classics bekommen wir eine der jüngeren Erfolgsgeschichten über eine sehr alte Zürcher Wasserquelle erzählt. Das Lokale Wasser 37 ist ein natürliches Quellwasser vom Uetliberg, Zürichs Hausberg. Das Wasserbezugsrecht ist für den Eigentümer des Hauses am Rennweg 37 seit 1559 verbrieft. Dieses hochwertige Trinkwasser wird in Zürich, sowie in einem Umkreis von gut 10 Kilometern verkauft. Der Konsum von lokalem Wasser soll gesteigert werden und mit dem Erlös werden zudem internationale Wasserprojekte gefördert.

No-Muh, ein veganer Käseersatz, aber vor allem ganz viel Yes-Muh. Im Chäs Chäller gibt es allerlei Käse aus Zürich und den angrenzenden Kantonen / © Foto: Georg Berg
No-Muh, ein veganer Käseersatz, aber vor allem ganz viel Yes-Muh. Im Chäs Chäller gibt es allerlei Käse aus Zürich und den angrenzenden Kantonen / © Foto: Georg Berg

Natürlich gehört zu einer kulinarischen Führung in der Schweiz auch immer der Schweizer Käse. Der Chäs Chäller führt gut gereifte Käse. Zum Beispiel einen zweijährigen Gruyère, der exklusiv für den Urbanfoodstore in einem Felsenkeller unter einem Wald nachreift. Hier findet man viele Schweizer Produkte von kleinen lokalen Produzenten. Von handgemachter Schokolade über Schweizer Spirituosen und Würste, die coole Namen tragen wie Stadtjäger oder Wilde13.

Herzhafte Platte in der Boucherie August / © Foto: Georg Berg
Herzhafte Platte in der Boucherie August / © Foto: Georg Berg

Der deftige August im Hotel Widder

Der Widder, so lernt man beim Betreten der schicken Boucherie August in der Renngasse, ist das Wappentier der Metzgerszunft. Schinken, Salamis, Bündler Fleisch, und Schweinswurst der feinsten Sorte gibt es hier. Hinter der alten denkmalgeschützten Fassade aus acht mittelalterlichen Stadthäusern verbirgt sich mit dem Fünf-Sterne-Hotel Widder ein hochmodernes und sehr luxuriöses Hideaway inmitten der Zürcher Altstadt.

Das Hotel Widder in der Renngasse. Alte Fassade mit luxuriösem Kern. Was von außen wirkt, wie benachbarte Altbauten, ist in Wahrheit ein hochmodernen Neubau / © Foto: Georg Berg
Das Hotel Widder in der Renngasse. Alte Fassade mit luxuriösem Kern. Was von außen wirkt, wie benachbarte Altbauten, ist in Wahrheit ein hochmodernen Neubau / © Foto: Georg Berg

Kuratierte Food-Erlebnisse mit Indulge

Yuan Yao, gebürtig aus St. Gallen, lebt in Zürich. Für die Planung der Swiss Classics durch Zürich bestand für sie die größte Herausforderung darin, die vielen traditionellen Geschäfte und Unternehmen und die innovativen Start-ups rund um das Thema Food in einer rund dreistündige Tour zu vereinen. Besonders liegen ihr die kreativen Start-ups am Herzen. Sie weiss, dass viele von ihnen hervorragende Produkte schaffen und ihr Handwerk verstehen. Aber sie sind teils schlecht darin über ihre Produkte zu reden und sie bekannt zu machen. Hier sieht Yuan Yao ihre Food-Touren als Plattform.

Auf eine Thurgauer Dörrbirne mit Yuan Yao von Indulge im Kolonialwarengeschäft Schwarzenbach. Das Traditionsgeschäft von 1864 findet man im Züricher Oberdorf / © Foto: Georg Berg
Auf eine Thurgauer Dörrbirne mit Yuan Yao von Indulge im Kolonialwarengeschäft Schwarzenbach. Das Traditionsgeschäft von 1864 findet man im Züricher Oberdorf / © Foto: Georg Berg

Den vielen Food-Talenten will Yuan Yao mit ihrer Firma Indulge eine Stimme geben. Die kreativen Kleinunternehmen sollen gehört werden und letztendlich ihre Produkte auch gekauft werden. „Nur so können wir verhindern, dass coole Start-ups wieder verschwinden und ihre Macher in einen gesicherten Job bei einem Großhändler oder in ein Hotel zurückkehren“, ist sich Yuan Yao sicher.

Vivi-Kola ist eines dieser coolen Produkte aus Zürich. Ein Rezept von 1938 wurde wiederbelebt. Das Geheimnis der Cola-Nuss kann man auf der Innenseite des Etiketts lesen, sobald man die Flasche geleert hat / © Foto: Georg Berg
Vivi-Kola ist eines dieser coolen Produkte aus Zürich. Ein Rezept von 1938 wurde wiederbelebt. Das Geheimnis der Cola-Nuss kann man auf der Innenseite des Etiketts lesen, sobald man die Flasche geleert hat / © Foto: Georg Berg

„Mich interessieren die Stories – ich möchte mit den Leuten in die Küchen gehen“ Foodjournalistin Angela Berg im Gespräch im Yuan Yao von Indulge

Die Recherchereise wurde vor Ort vom Züricher Tourismus Büro unterstützt.

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