In Kappeln an der Schlei hat Fisch eine lange Tradition. Das sieht man und das schmeckt man. Räucherfisch, Brathering und Matjes in vielen Varianten stehen am längsten Fjord der Ostsee auf den Speisekarten der Restaurants. Wir besuchen die Fischräucherei Föh, deren drei mit dem Wort „Aal“ beschrifteten Schornsteine das Wahrzeichen der Stadt Kappeln sind.
Wie wäre es mit frischen Bratheringen, sauer eingelegt und begleitet von herzhaften Bratkartoffeln? Oder mit Kappelner Kräutermatjes, Räucheraal oder Ostseebutt? All das und mehr bieten die Fischlokale an der Schlei. In Kappeln, der ersten Stadt, die der Ostseefjord Schlei nach der Mündung erreicht, führt kein Weg an der Alten Fischräucherei am Hafen und der Fischräucherei Föh vorbei.
Der letzte Heringszaun
Der letzte Heringszaun Europas steht in der Schlei bei Kappeln. 2.000 in den Schleigrund gesetzte Holzpfähle erinnern an die große Zeit der Ostseefischerei, als Fischer mit dieser passiven Fangmethode zuverlässig fette Heringe fingen. Der Kappelner Heringszaun ist noch fangbereit, aber die Heringe sind es nicht mehr. Die Ostsee und mit ihr die Schlei sind stark belastet und biologisch mehr tod als lebendig. Neben dem Hering war der Aal früher der Brotfisch der Schleifischer. Doch sein Bestand ist wie der des Heringes in den letzten Jahrzehnten rapide geschrumpft. Seit 2010 setzen Schleifischer jeden Herbst rund 80.000 Jungaale aus, um die Bestände zu regenerieren. Sie wissen, es wird ein langer Weg, bis ein erholter Aalbestand zukünftigen Fischern und Anglern wieder gute Fänge beschert. Auch wenn die große Zeit der Schleifischer vorbei ist, bleibt die hervorragende Qualität und Vielfalt der Fischgerichte. Traditionsbetriebe und Restaurants beziehen ihren Fisch meist aus anderen Regionen.
Räucherfisch seit 1911
Auf den Backsteintürmen der Fischräucherei Föh drehen sich Wetterfische statt Wetterhähne. Das passt, denn unten in den 20 Räucheröfen dreht sich seit über 100 Jahren alles um Fisch. Bereits in vierter Generation produziert die Familie Föh in Kappeln. Alles begann mit einer kleinen Räucherstelle im Freien. Heringe und Sprotten waren damals die Hauptprodukte und reisten per Eisenbahn nach Sachsen, Thüringen und Berlin. Die Sachsen bevorzugten dunkel geräucherten Hering, der länger haltbar war. Diese sogenannte Dauerware trug den Spitznamen „Schornsteinhering“.
Aal über alles
In den 1930er Jahren erweiterten die Föhs ihr Sortiment um Räucheraal, erzählt Matthias Föh. Der Aal wurde zum Verkaufsschlager und ist es bis heute geblieben. Aufgrund der bedrohten Bestände ist Aal ein hochpreisiger Räucherfisch. Matthias Föh zeigt uns, wie man ein geräuchertes Exemplar filetiert. Nachdem er die Haut entfernt hat, geht er mit dem Messer über das Filetfleisch und schabt überschüssiges Fett herunter. Das Aalfleisch ist aromatisch und fettig, enthält auch Vitamin D. Durch den Trick mit dem Messer wird es bekömmlicher, erklärt Fischfachmann Föh.
Frühling und Herbst ist Hochsaison für Fischfans
Die Schleiregion ist längst kein Geheimtipp mehr; im Sommer wird es oft voll. Doch auch Frühling und Herbst laden zu Fahrradtouren oder ausgedehnten Wanderungen entlang der maritimen Landschaft mit ihren idyllischen kleinen Orten ein. Für Fischliebhaber ist der Frühling ideal, denn dann hat der Hering Hochsaison. Auf den Speisekarten findet man dann grünen Hering, auch Schlei-Hering genannt. Man bestäubt ihn mit Mehl und brät ihn scharf von beiden Seiten an. Im Oktober beginnt die Fangzeit der Ostseeblankaale, die nur bis Anfang Dezember gefangen werden können.
Ein Bett im Kornspeicher
Der Südspeicher und der Pierspeicher sind gleich zwei stylische Unterkünfte in Kappeln. Aus dem ehemaligen Getreidespeicher am Südhafen aus den 1930er Jahren entstand 2022 ein modernes Hotel und Bistro mit Nachhaltigkeitskonzept und einem coolen Mix aus Beton und Hygge und mit Blick auf Segelschiffe und Schleibrücke.
Weitere Informationen über die Urlaubsregion Ostseefjord Schlei.
Die Recherche wurde von der TH Hospitality Group unterstützt