Bananen aus Malawi

Bananen sind in Malawi ein beliebtes Nahrungsmittel. Sie werden in kleinen Mengen vermarktet. Überall, wo Menschen unterwegs sind, lohnt sich der Verkauf. An der Tankstelle, vor der Bank, an der Schule oder auf dem Straßenmarkt. Eine Banane kostet 100 Kwacha, das sind umgerechnet 10 Eurocent. Für uns klingt das wenig, doch für die meisten Malawier ist die Banane ein teures Lebensmittel. Schuld daran ist der Banana Bunchy Top Virus. Was harmlos klingt, vernichtete 2016 die gesamte Bananenernte in Malawi und zwang viele ehemalige Bananenbauern, sich nach alternativen Einkommensmöglichkeiten umzusehen. Seitdem ist das Land fast vollständig von Importen abhängig. Mehr als 90 Prozent der in Malawi konsumierten Bananen werden in Tansania und Mosambik gegen wertvolle Devisen eingekauft. Das macht die Banane teuer.

Frau mit Korb auf der Plantage Nature's Gift Bananas, Kumbali Estate in Lilongwe, Malawi / © Foto: Georg Berg
Frau mit Korb auf der Plantage Nature’s Gift Bananas, Kumbali Estate in Lilongwe, Malawi / © Foto: Georg Berg

Wertvolle Banane

Der Wiederaufbau der Bananenproduktion ist seit den 2020er Jahren in vollem Gange. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und das Landwirtschaftsministerium der malawischen Regierung haben ein Projekt ins Leben gerufen, um die nachhaltige Entwicklung der Banane als besonderes landwirtschaftliches Erzeugnis in Malawi zu fördern. An der krummen, gelben Frucht hängt eine ganze Wertschöpfungskette. Die Rückkehr zur Deckung der Binnennachfrage bedeutet gleichzeitig eine höhere Ernährungssicherheit und eine ausgewogenere Ernährung der Bevölkerung, die sich oft nur vom Maisbrei Nsima ernährt. Zudem werden Arbeitsplätze geschaffen, Importe reduziert und Einkommensquellen für die Menschen erschlossen. Auch die Abhängigkeit von Tabakexporten wird durch den Bananenanbau verringert.

Arbeiter im Lagerhaus von Nature's Gift Bananas. Die Bananen werden zum Schütz vor Schädlichen in ein Chlorbad getaucht / © Foto: Georg Berg
Der Wiederaufbau der Bananen-Wertschöpfungskette schafft Arbeitsplätze. Hier Arbeiter im Lagerhaus von Nature’s Gift Bananas / © Foto: Georg Berg

Bananen Anatomie

Um zu verstehen, wie ein Virus innerhalb eines Jahres nicht nur eine Ernte, sondern einen ganzen Pflanzenbestand vernichten kann, ist es an der Zeit, sich mit der Anatomie der Banane zu beschäftigen. Fangen wir ganz klein an. Die einzelnen Bananenfrüchte werden Finger genannt. 8 bis 16 Finger bilden jeweils eine Hand.

Eine sogenannte „Bananenhand“ mit sieben „Fingern“. Bananen werden grün geerntet und reifen nach / © Foto: Georg Berg
Eine sogenannte „Bananenhand“ mit sieben „Fingern“. Bananen werden grün geerntet und reifen nach / © Foto: Georg Berg

An einem Büschel wachsen wiederum 10 bis 12 Hände. Geerntet wird immer der ganze Büschel, der zwischen 30 und 45 kg wiegen kann. Bananen wachsen nicht an Bäumen, sondern an Stauden. Die großen, sehr steifen Blätter der Bananenpflanze stecken dicht ineinander und bilden einen stabilen Scheinstamm.

Bananenstauden haben keinen Stamm aus Holz. Große, sehr steife Blätter der Bananenpflanze wachsen ineinander. Der Scheinstamm aus Blättern ist sehr stabil / © Foto: Georg Berg
Bananenstauden haben keinen Stamm aus Holz. Große, sehr steife Blätter der Bananenpflanze wachsen ineinander. Der Scheinstamm aus Blättern ist sehr stabil / © Foto: Georg Berg

Bananen Fortpflanzung

Lustigerweise vermehrt sich ausgerechnet die Banane nicht sexuell, sondern nur durch Teilung. Die vielfältigen erotischen Anspielungen der beliebten Bananen-Penis-Bilder sind nicht wirklich zu Ende gedacht. Die Bananen-Realität sieht anders aus. Eine Bananenpflanze trägt nur einmal in ihrem kurzen Leben Früchte und stirbt dann ab. Die Früchte enthalten keine Samen und aus ihnen kann keine neue Bananenpflanze wachsen. Bevor die Bananenpflanze abstirbt, bildet sie daher Schösslinge, die sich wieder zu großen Stauden entwickeln. Diese Art der Vermehrung erklärt, warum die Bananenpflanze so anfällig für Schädlinge ist und warum das Bunchy Top Virus im Jahr 2016 den gesamten Bestand vernichten konnte. Um Totalausfälle in Zukunft zu vermeiden, ist eine nachhaltige Landwirtschaft und die Verwendung von virusfreiem Pflanzgut wichtig.

Gärtner Chisomo Shaya neben einer Bananenstaude, die gerade Früchte ausbildet. Im oberen Teil sieht man Bananen mit verwelkten Blüten, weiter unten noch ein großes Hüllblatt, aus dem weitere Bananenfrüchte ausgebildet werden / © Foto: Georg Berg
Gärtner Chisomo Shaya neben einer Bananenstaude, die gerade Früchte ausbildet. Im oberen Teil sieht man Bananen mit verwelkten Blüten, weiter unten noch ein großes Hüllblatt, aus dem weitere Bananenfrüchte ausgebildet werden / © Foto: Georg Berg

Auf der Bananenfarm

Im Jahr 2023 gibt es in Malawi bereits einige Vorzeigeprojekte auf dem Weg zu einer nachhaltigen und bedarfsdeckenden Bananenproduktion. Am Rande von Malawis Hauptstadt Lilongwe liegt Nature’s Gift Bananas, eine Bananenfarm auf dem Kumbali Estate. Sie gehört Guy und Maureen Pickering. Weitaus bekannter als ihr jüngstes Projekt Nature’s Gift Bananas ist ihre Kumbali Country Lodge. Das südafrikanische Ehepaar stieg 1991 mit einer Molkerei in die Landwirtschaft ein und baute sukzessive eine luxuriöse Lodge im afrikanischen Stil mit heute 16 strohgedeckten Suiten auf ihrem Grundstück auf. 2020 brach die Corona-Pandemie aus und die Zukunft der beliebten Kumbali Country Lodge sah düster aus.

Kumbali Country Lodge, Lilongwe, Eigentümer Guy Pickering im Gespräch mit Reisejournalistin Angela Berg. Pickering stammt aus Südafrika, erwarb die Farm 1991 und baute gemeinsam mit seiner Frau Maureen landwirtschafltiche und touristische Projekte auf / © Foto: Georg Berg
Kumbali Country Lodge, Lilongwe, Eigentümer Guy Pickering erzählt warum er in die Bananenzucht eingestiegen ist / © Foto: Georg Berg

So beschloss Guy Pickering, in die Bananenzucht einzusteigen. Aus dem kleinen Projekt mit 18 Bananenstauden wurde schnell eine 30 Hektar große Farm mit über 60.000 Pflanzen. Durch die Produktion von Bananen fördert Nature’s Gift Bananas die lokale Landwirtschaft und Wirtschaft, indem die Bananen hauptsächlich an lokale Händler und Großhändler verkauft werden.

Lokale Händler warten auf die Ausgabe ihrer Bestellungen. Nature's Gift Bananas auf dem Kumbali Estate in Lilongwe, Malawi / © Foto: Georg Berg
Lokale Händler warten auf die Ausgabe ihrer Bestellungen. Nature’s Gift Bananas auf dem Kumbali Estate in Lilongwe, Malawi / © Foto: Georg Berg

Die Farm bietet auch Schulungen für Personen an, die eine eigene Bananenfarm gründen möchten, und vermittelt Wissen und Erfahrung in nachhaltigen Anbaumethoden. Außerdem können Besucher des Kumbali Estate an Bananentouren teilnehmen, darunter wöchentliche Gruppentouren und individuelle Touren für Lodgebewohner.

Durch die Produktion von Bananen vor Ort fördert Nature's Gift Bananas die lokale Landwirtschaft und Wirtschaft, indem sie hauptsächlich an lokale Händler und Großhändler verkauft und Schulungen für Kleinbauern anbietet / © Foto: Georg Berg
Die Produktion von Bananen in Malawi hilft der lokalen Wirtschaft / © Foto: Georg Berg

Bananen von der Stange

Bereits um 7 Uhr am Morgen stehen erste Käufer an der Ausgabestelle für die frisch geernteten Bananen von Nature’s Gift Bananas. Die lokalen Händler können die Bananen direkt von der Stange kaufen, was soviel bedeutet wie, direkt vom Feld in natürlichen Zustand ohne weitere Behandlung. Die meisten Käufer bevorzugen allerdings Bananen, die von Insekten gereinigt wurden und für eine längere Haltbarkeit kurz in ein Chlorbad getaucht werden.

Bananen in einem Lagerhaus in Lilongwe, Malawi. Der Banana Bunchy Top Virus vernichtete 2016 den kompletten Bestand in Malawi. Seitdem werden 90 Prozent der in Malawi konsumierten Bananen in Tansania und Mosambik gekauft. Die malawische Regierung fördert nun die nachhaltige Entwicklung von Bananen als besonderes landwirtschaftliches Erzeugnis / © Foto: Georg Berg
Bananen im Lagerhaus. Die malawische Regierung fördert die nachhaltige Entwicklung von Bananen als besonderes landwirtschaftliches Erzeugnis / © Foto: Georg Berg

Bananen-Tour

Wer Bananen nur aus dem Supermarkt kennt, sollte sein Wissen über Bananen erweitern, wo immer sich die Gelegenheit bietet. So erfahre ich bei einem Rundgang mit Chisomo Shaya, dass eine Banane von der Blüte bis zur Ernte im Sommer 90 Tage und im Winter 120 Tage braucht. Vor allem das rötliche Hüllblatt, aus dem sich die kleinen Bananen mit ihren verwelkten Blüten ans Tageslicht schälen, gibt die Antwort auf die beliebte Kinderfrage, warum die Banane krumm ist. Bananen werden übrigens immer grün geerntet. Der ganze Büschel wird von der Staude geschlagen und reift nach.

Kumbali Estate bietet Führungen über die Bananenplantage für Lodge-Bewohner. Ein kleines Projekt mit 18 Bananenstauden wuchs schnell zu einer 28 Hektar großen Farm mit über 60.000 Pflanzen / © Foto: Georg Berg
Kumbali Estate bietet Führungen über die Bananenplantage für Lodge-Bewohner / © Foto: Georg Berg

Auf Kumbali Estate werden jede Woche Gruppenführungen oder Einzeltouren angeboten. Gärtner Chisomo Shaya studierte Landwirtschaft in Malawi und Israel und verfolgt bei der Bewirtschaftung der Plantage einen nachhaltigen Ansatz. Die Versorgung der Bananenstauden mit Wasser erfolgt über eine wassersparende Tröpfchenbewässerung. Schösslinge, die nicht zu neuen Stauden herangezogen werden, bleiben als natürlicher Dünger auf dem Feld. Der Ausbau der Plantage erfolgt mit eigenen Pflanzgut und mit einem peniblen Schössling-Management, bei dem durch ein Tauchbad in kochendem Wasser mögliche Viren und andere Schädlinge zerstört werden. Eine Führung über die Nature’s Giift Bananas Farm endet selbstverständlich mit einer Kostprobe reifer Bananen. Auf Kumbali Estate sind dies die beiden Sorten Sweet William und Thai-Banane. Die Kumbali Country Lodge zwischen Lilongwe City und dem Flughafen gelegen, ist mit ihren freistehenden strohbedeckten Suiten und dem weitläufigen Garten eine perfekte Unterkunft, um nach der langen Flugreise im Land anzukommen.

Malawi als Reiseziel

Der Binnenstaat in Südostafrika, der sich auch das Warme Herz Afrika’s nennt, gilt noch als Geheimtipp für Afrika-Reisende. Im regionalen Vergleich ist Malawi ein sicheres und friedliches Land. Das Land wird landschaftlich geprägt vom Malawisee, dem zehntgrößten See der Welt. In den insgesamt fünf Nationalparks wird seit einigen Jahren ein erfolgreiches Tiermanagement betrieben und die Artenvielfalt hat enorm zugenommen. Der Liwonde Nationalpark und das Majete Wildlife Reserve stehen seit vielen Jahren unter den Verwaltung von African Parks. Die Thawale Lodge bietet Unterkünfte mitten im Park. Gleichwohl leidet die Bevölkerung Malawis unter Armut. Ein kontrolliert wachsender Tourismus schafft auch im ländlichen Raum Einkommensmöglichkeiten und verbessert die Lebensgrundlage von Familien. Mehr Informationen über den Tourismus in Malawi. Die Übersicht aller Tellerrand-Stories über Malawi, gibt es auf der Länderseite Malawi

Die Recherchereise wurde in Malawi vom Ministerium für Tourismus unterstützt

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Permalink der Originalversion: https://tellerrandstories.de/bananen-malawi
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