Nichts regt den Appetit so sehr an, wie eine mehrstündige Wanderung in den Bergen. Die Wiesen duften, der Enzian blüht und die Kuhglocken läuten schon verheißungsvoll. Auf dem Salzburger Almenweg finden hungrige Wanderer an vielen Orten ihr Jausenglück. Rund 40 Almhütten sind im Großarltal den Sommer über bewirtschaftet. Auf diesen Hütten serviert man nur, was aus eigener Produktion stammt. In der Buttermilch schwimmen kleine Butterstückchen, das Bauernbrot duftet nach Schabzigerklee und aus den knusprigen Kaspressknödel quillt geschmolzener Bergkäse. Wir unternehmen einen kulinarischen Streifzug auf dem Salzburger Almenweg.
20 Jahre Salzburger Almenweg
Von Mitte Juni bis Ende September grasen Weidetiere auf den Almen des gesamten Alpenraumes. Die Tradition der Sömmerung reicht Jahrhunderte zurück. Doch in den oft alten und knarzigen Almhütten weht neben nostalgischem Flair auch ein frischer Wind. Viele Bauernfamilien haben die Kulturlandschaft Alm für den Tourismus geöffnet. Besonders auf den 165 zertifizierten Almsommerhütten im Salzburger Land vereinen sich Tradition und naturnaher Tourismus. Wanderer und Biker genießen hier hausgemachte Spezialitäten. Die Kühe werden auf der Alm gemolken und die Milch oft vor Ort weiterverarbeitet. Auf den Menükarten der Almhütten stehen ausschließlich Speisen aus eigener Produktion und in vielen Hütten kann man auch übenachten. Der Salzburger Almenweg erstreckt sich über 350 Kilometer und verbindet in 25 Tagesetappen mehr als 120 bewirtschaftete Almen sowie die 25 Orte des Salzburger Pongaus.
Almspezialitäten im Großarltal
Wir wandern im Großarltal von Hütte zu Hütte, sprechen mit Sennerinnen und Bäuerinnen, holen das Milchvieh von der Nachtweide, bereiten Kasnockerln im Vorkaser zu, probieren köstliche Almschmankerl und stoßen mit Zirbenschnaps auf den Almsommer an. Doch in diesem Artikel richten wir den Blick auf den Teller und stellen einige Klassiker der Alpenküche vor.
Filzmoosalm am Filzmoossattel
Seit 2018 bewirtschaften Bettina und Manfred Huber vom Prommegghof in Großarl die Filzmoosalm. Gemeinsam mit ihren drei kleinen Töchtern und den Pinzgauer Kühen verbringen sie den Sommer vorwiegend auf der 1710 Meter hochgelegenen Alm. Täglich werden rund 100 Liter Milch zu Almspezialitäten weiterverarbeitet. Bettina Hubers Großarler Sauerkäse wurde zum Almenweg Schmankerl des Jahres 2022 gekürt. Serviert werden Käsejausen, Kaskreiner oder Kaspressknödel in Boullion. Auch Brot und Kuchen sind selbst gebacken. Bettina Huber wird nicht müde, Neues auszuprobieren. Seit sie auf dem Prommegghof eine moderne Käserei eingerichtet hat, stellt sie sogar Speiseeis und Ofencamembert her. Beides steht seit 2024 auf der Speisekarte der Filzmoosalm.
Karseggalm: Knetkäse, Parmesan der Alpen
An klaren Tagen sieht man den Großglockner, Österreichs höchsten Berg, deutlich aus den Hohen Tauern ragen. Wir wandern auf Etappe 13 des Salzburger Almenweges. Doch vor dem Alpenpanorama ist die 400 Jahre alte Karseggalm heute die größere Attraktion. Almrosen ranken über dem Eingang der ältesten Hütte im Großarltal und aus der offenen Tür dringt Rauch. So schön das Wetter und die Aussicht vor der Karseggalm auch sind, ein Blick in die Hütte muss sein. In der Mitte des dunklen Hauptraumes, dem sogenannten Vorkaser, flackert ein Feuer. Die Wände sind von Ruß geschwärzt, der Lehmboden über die Jahrhunderte festgestampft und über der Feuerstelle hängen zwei große Kessel.
Einer der Kessel ist mit Käse gefüllt, der andere mit Wasser. An den Balken über der Feuerstelle hängt Speck und auf den Balken reift eine Großarler Spezialität, die nur noch auf der Karseggalm hergestellt wird: Knetkäse, der sehr kräftig schmeckt und wie fein geriebener Parmesan auf Brot serviert wird. Es ist eine großartige Leistung, dass Familie Gruber die alte Feuerstelle nicht zum Museum gemacht hat, sondern die Jahrhunderte alte Tradition der Almkäserei in jedem Almsommer fortführt.
Weitwandern von Alm zu Alm
Weitwandern liegt seit einigen Jahren stark im Trend. Im Salzburger Pongau gibt es mit dem Almenweg die gemütliche Variante. Hier geht es von Alm zu Alm, moderat im Tempo, mit beeindruckender Landschaft und der Stille der Berge. Die 25 Etappen können einzeln oder am Stück erwandert werden. Aufstiege sind aus vielen Orten im Pongau möglich und am Wegesrand laden die traditionsreichen Almhütten mit ihrem guten Essen ein. Auch die Zeiten der Bettenlager sind auf dem Salzburger Almenweg vorbei und wer mag, bucht ein Komplett-Paket für mehrere Alm-Übernachtungen.
Die Recherche wurde unterstützt vom Tourismusverband Großarltal und SalzburgerLand