Lavendelblüte in der Drôme Provençale

Die Drôme ist das Departement in Frankreich, in dem die meisten Kräuter und Gewürzpflanzen angebaut und verarbeitet werden. Dazu gehören Rosmarin und Thymian, Salbei, Basilikum und Bohnenkraut sowie auch Lindenblüten, Cistusblüte und Minze. Ende Juni dominiert vor allem eine Pflanze das Tal der Drôme. Es ist die Zeit der Lavendelblüte. Um sie zu erleben und in duftenden Feldern zu stehen, muss man nicht bis in die Provence fahren.

Blühende Lavendelfelder im Department Drome in der Region Auvergne-Rhone-Alpes. Auch außerhalb der Provence wird Lavendel angebaut / © Foto: Georg Berg
Blühende Lavendelfelder im Department Drome in der Region Auvergne-Rhone-Alpes. Auch außerhalb der Provence wird Lavendel angebaut / © Foto: Georg Berg

Die Route des Lavendels

Die Anziehungskraft blühender Lavendelfelder ist so alt wie die Route Nationale 7 lang. Doch es gibt den Traum in Lila schon bevor die legendäre RN 7 Nizza und andere Sehnsuchtsorte an der Cote d’Azur erreicht. Einfach auf Höhe Valence von Norden kommend, abfahren. Valence ist die Hauptstadt im Department Drôme und wird auch das nördlichste Tor zur Provence genannt. Man befindet sich nun in der Region Auvergne-Rhone-Alpes, aber eben noch nicht in der Provence. Verwirrenderweise nennt sich die Region, die an die „echte“ Provence und die Alpen grenzt, auch Drôme Provençale. Genug der geografischen Verwirrungen. Fakt ist, hier angekommen sind die ersten Lavendelfelder nicht mehr weit. Die Blüte in der Drôme Provençale beginnt Ende Juni und geht bis Anfang August.

Auto vor Lavendelfeld. Das Lila der Lavendelblüte gibt im Juni und Juli den Ton an im Tal der Drome. Hier treffen die Alpen auf die Provence. Auf einer Route des Lavendls kann man in diesen Monaten viele Täler und Ortschaften mit bühenden Lavendelfeldern passieren / © Foto: Georg Berg
Auto vor Lavendelfeld. Das Lila der Lavendelblüte gibt im Juni und Juli den Ton an im Tal der Drome. Hier treffen die Alpen auf die Provence. Auf einer Route des Lavendls kann man in diesen Monaten viele Täler und Ortschaften mit bühenden Lavendelfeldern passieren / © Foto: Georg Berg

Lavendel ist nicht gleich Lavendel

Auch in der Drôme Provençale weiß man um die Anziehungskraft von Lavendel. Es gibt verschiedene Routen, die man mit dem Auto oder Fahrrad in den Blütemonaten abfahren kann. In einer Gegend, in der Lavendel nicht nur für die Küche, sondern auch für medizinische Zwecke sowie als Duftstoff für die Industrie angebaut wird, begegnet einem unterwegs besondern häufig der kräftig leuchtente Lavandin. In Drôme Provençale wachsen drei verschiedenen Arten von Lavendel.

Der „Lavande fine“ auch echter Lavendel oder Lavandula Angustifolia wächst ab einer Höhe von 400 Metern. Er ist höchst begehrt zur Herstellung von qualitativ hochwertigem Lavendelöl und wird auch für medizinische Zwecke eingesetzt. Der „Lavande Aspic“ auch Speik-Lavendel oder Lavandula Latifolia ist an den breiten Blättern und langen Blütenstielen zu erkennen. Es ist eine Lavendelart von besonders grossem Wuchs, sehr kräftigem Duft und antibakterieller Wirkung. Der Speik-Lavendel zählt genauso wie der echte Lavendel zu den Heilpflanzen und schützt gegen Parasiten und Insekten. Wegen dieser Eigenschaften wird er bei der Herstellung von Seifen verwendet.

Lavandin bildet meist größere und wesentlich mehr Blüten. Ein entscheidender Vorteil für die Industrie ist zudem der beinahe sechsmal höhere Ertrag von ätherischen Ölen, die Lavandin liefert. Im Vergleich genügen rund 40 kg Lavandin- Blütenrispen, um die gleiche Ölmenge aus ca. 150 kg Echtem Lavendel zu erhalten. Während man beim Echten Lavendel zwei bis vier Jahre auf die erste Ernte warten muss, kann die Ölgewinnung auf den Lavandinfeldern schon im ersten Jahr beginnen / © Foto: Georg Berg
Lavandin bildet meist größere und wesentlich mehr Blüten. Ein entscheidender Vorteil für die Industrie ist zudem der beinahe sechsmal höhere Ertrag von ätherischen Ölen, den Lavandin liefert. Im Vergleich genügen rund 40 kg Lavandin- Blütenrispen, um die gleiche Ölmenge aus ca. 150 kg echtem Lavendel zu erhalten. Während man beim Echten Lavendel zwei bis vier Jahre auf die erste Ernte warten muss, kann die Ölgewinnung auf den Lavandinfeldern schon im ersten Jahr beginnen / © Foto: Georg Berg

Der „Lavandin“ Lavandula X Super  ist das Endprodukt, das aus der Bestäubung von echtem und Speik-Lavendel entstanden ist. Dieser natürliche Hybrid findet man auch in geringen Höhen und eignet sich somit perfekt zur Massenzüchtung. Er wächst zu kugelförmigen Büschen heran. Der Lavandin wird vor allem zur Kosmetik- und Parfümherstellung eingesetzt. Bei den grossen Feldern, die man aus der Provence kennt, handelt es sich meist um Lavandin. Er ist robuster und kostengünstiger als der echte Lavendel.

Wilder Lavendel

Rund um Nyons auf einer Strecke von insgesamt 142 Kilometern bekommt man einen sehr guten Eindruck der Region. Die Augen sollte man offen halten für die pittoresken Bergdörfer, die villages perches. Die Wochenmärkte, die Schluchten und Felsformationen des Vercors-Gebirges und natürlich die Lavendelfelder. Neben den drei Zuchtarten von Lavendel gibt es in der Bergen und hier insbesondere auf den Hochplateaus auch wilden Lavendel. Seine Blüte beginnt aufgrund der Höhe etwas später. Die Blütenrispen sind klein und stehen eng aneinander, der Duft ist sehr intensiv. Für den eigenen Bedarf ist es erlaubt Lavendelblüten zu schneiden. Die Blüten des wilden Lavendels eignen sich frisch wie getrocknet, sehr gut zum Kochen und Backen. Hier geht es zur Route de Lavande.

Wilder Lavendel wächst im Tal der Drome auf den Bergplateaus des Vercorsgebirges.  Der wilde Lavendel zieht viele Insekten an / © Foto: Georg Berg
Wilder Lavendel wächst im Tal der Drome auf den Bergplateaus des Vercorsgebirges. Der wilde Lavendel zieht viele Insekten an / © Foto: Georg Berg

Kräuter der Provence

Kräuter machen an Provinzgrenzen nicht halt. So wachsen die Kräuter, die in die berühmte Kräutermischung gehören natürlich auch in der Drôme Provençale. Doch was sind die Komponenten der Herbes de Provence? Die vage Antwort hierauf lautet: es kommt auf die Region an. Je nachdem, was in der Gegend wild wächst, das findet sich in der berühmten Gewürzmischung wieder. Es gibt unzählige Variationen und Familienrezepte, denn bei den Herbes de Provence handelt es sich nicht um eine geschützte Ursprungsbezeichnung. In der Drôme Provençale sind die Grundzutaten der Gewürzmischung Oregano, Thymian, Rosmarin und Basilikum. Variiert wird zudem mit Lorbeer, Fenchelsaat, Bohnenkraut und natürlich Lavendel.

Wilder Lavendel auf dem Hochplateau im Vercorsgebirge. Eine Frau schneidet einige Blüten ab. Der echte Lavendel eignet sich zum Kochen genauso wie zum Befüllen von Duftsäckchen / © Foto: Georg Berg
Wilder Lavendel auf dem Hochplateau im Vercorsgebirge. Der echte Lavendel eignet sich zum Kochen genauso wie zum Befüllen von Duftsäckchen / © Foto: Georg Berg

Das Tal der Drôme ist nicht nur lila

Das Tal der Drôme ist reich an kulinarischen Spezialitäten. Bevor es hier um das feine Aroma von Lavendel gehen soll, seien einige Produkte der Region erwähnt. Die schwarzen Oliven aus Nyons findet man auf jedem Wochenmarkt und in den kleinen Biomärkten. In dieser Region haben sich die Einwohner stark gemacht für ihre lokale und biologische Nahversorgung. Auch im kleinsten Dorf gibt es einen Wochenmarkt, es gibt kleine Biomärkte mit lokalem Obst, Gemüse und Käseprodukten wie dem Picondon, einem kleinen runden Ziegenkäse. Nektarinen, Aprikosen und Pfirsiche schmecken unvergleichlich aromatisch. Der Knoblauch mit leicht violettem Ton hat einen für Knoblauch hohen Zuckeranteil und schmeckt sehr gut. Es gibt Nougat aus Montélimar und den Schaumwein Clairette de Die. Den großen Supermarktketten, die mit ihrem riesigen Sortiment den lokalen Händlern überall im Land das Leben schwer machen, sind in dieser Region selten zu finden. Besser man sucht sie erst gar nicht, sondern wendet sich den regionalen und lokalen Produzenten zu und genießt die extrem hochwertigen, frischen und unverpackten Produkte. Es klingt altmodisch und ist zugleich ein Konzept für die Zukunft, das im Tal der Drome gelebt wird.

Chocolaterie Frigoulette in Beaufort-sur-Gervanne. An der Theke  mit Blick in die Manufaktur können viele Produkte verkostet werden. Kochschokoladen von Frigoulette mit dem Aroma von Lavendel, Thymian oder Minze finden Anwendung in französischen Rezepten / © Foto: Georg Berg
Chocolaterie Frigoulette in Beaufort-sur-Gervanne. An der Theke mit Blick in die Manufaktur können viele Produkte verkostet werden. Kochschokoladen von Frigoulette mit dem Aroma von Lavendel, Thymian oder Minze finden Anwendung in französischen Rezepten / © Foto: Georg Berg

Die Schokoladen-Manufaktur Frigoulette liegt im Dorf Beaufort-sur-Gervanne mitten im Naturpark Vercors. Eine kurvige Straße führt aus dem Dorf heraus Richtung Frigoulette. HIer werden keine tierischen Fette wie Milch, Sahne oder Butter verarbeitet. Auch Palmöl kommt nicht zum Einsatz. Stattdessen haben Pralinen und Schokoladen einen Kakaoanteil von 68 Prozent und es wird nur Kakaobutter verarbeitet. An der Theke  mit Blick in die Manufaktur können viele Produkte verkostet werden. Es gibt Kochschokoladen mit dem Aroma von Lavendel, Thymian oder Minze, genauso wie Schokoladentafeln mit Lavendelöl. Warum der Gründer von Frigoulette Bernhard Xueref ausschließlich mit Kakaobohnen aus Sao Tomé arbeitet, wird in unserer Reportage über die Chocolaterie Frigoulette erzählt.

Bernard Xueref, Gründer der Chocolaterie Frigoulette, entdeckte seine Leidenschaft für die Kakaobohne aus São Tomé 2010. In einem Alter, in dem andere über den Ruhestand nachdenken, baute er ein Unternehmen auf, das auf Qualtität, Bio-Produktion, Fairtrade, soziales Engagement und interkulturellen Austausch ausgerichtet ist / © Foto: Georg Berg
Bernard Xueref, Gründer der Chocolaterie Frigoulette, entdeckte seine Leidenschaft für die Kakaobohne aus São Tomé 2010. In einem Alter, in dem andere über den Ruhestand nachdenken, baute er ein Unternehmen auf, das auf Qualtität, Bio-Produktion, Fairtrade, soziales Engagement und interkulturellen Austausch ausgerichtet ist / © Foto: Georg Berg

Lavendel in der Küche

Mit Blumen und Blüten zu arbeiten, klingt für deutsche Gaumen etwas ungewöhnlich. In der französischen, italienischen und sogar in der englischen Küche taucht Lavendel als Gewürz dagegen häufig auf. Die getrockneten oder frischen Blüten werden ganz einfach über deftige Gerichte oder Salate gestreut. Aus den getrockneten Blüten lassen sich die ätherischen Öle wachküssen, indem man sie gemeinsam mit etwas Salz in einem Mörser zermahlt und dann sofort zum Würzen einsetzt. Einige getrocknete und frisch gemörserte Blüten in den Kuchenteig, zum Beispiel für einen Obstkuchen der Saison mit Zwetgschen oder Äpfeln, und dazu noch einige Blüten auf das heiße Obst gestreut, verleiht dem Kuchen eine im wahrsten Sinne besondere Duftnote.

Lavendel kann so viel mehr als nur gut duften. Auch herzhafte Gerichte, wie Avocadocreme, Salatdressing oder Fischgerichte genauso wie Desserts und Kuchenteig kommen mit Lavendel fein raus.

Neue Duftnoten mit Lavendel

In der Aromaküche wird mit Lavendel auch in Form von Lavendelsalz, Lavendelzucker, Lavendelöl oder ätherisches Lavendelöl gearbeitet. Als kleine Hilfestellung für die Verwendung von Lavendel dient seine „aromamtische Nähe“ zum Rosmarin. Wo in Rezepten Rosmarin zum Einsatz kommt, kann man einfach mal Lavendel benutzen. In den meisten Rezepten wird echter Lavendel, also Lavandula angustifolia, verwendet. Anhand des Geruchs lässt sich gut herausfinden, ob man die Sorte mag. Echter Lavendel ist etwas süßlicher als Lavandin, dessen Geruch ein wenig an Kampfer erinnert und deshalb nicht zum Verzehr geeignet ist. Als Gewürz verwenden sollte man nur Lavendel aus ökologischem Anbau, wilden Lavendel oder aus dem eigenen Garten. Lavendel aus dem Gartencenter ist oft behandelt und nicht zum Verzehr geeignet. Aber schon nach einem Jahr im eigenen Garten sind Pestizid- oder Herbizidrückstände verschwunden und man kann Blüten und junge Blätter zum Kochen verwenden.

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Die Übernachtungskosten im Tal der Drôme wurden vom Tourismusbüro übernommen

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