Die Bentobox begleitet den Japaner schon seit Jahrhunderten. Zuerst sind es die Adeligen, die sich edle Lackkästchen, gefüllt mit kleinen Speisen, für ihre Ausflüge in die Natur leisteten. Später in der Edo-Zeit ab dem 17. Jahrhundert beginnt die eigentliche Blüte des Bento. Mit dem Makunochi Bento vereinen Japaner ihre Leidenschaft für gutes Essen mit der Begeisterung für Theater und Bühnenspiele. Makunochi bezeichnet die Pause in einer Theateraufführung. Während man bei uns in der Pause allenfalls im Foyer an einem Glas Sekt nippt, greifen die Japaner beherzt in ihre mitgebrachten großen Taschen. Sobald der Vorhang fällt, beginnt ein reges Rascheln und Schmatzen.
Makunochi Bento wird nicht im Theaterbistro gekauft, sondern von zuhause mitgebracht. Statt kleiner Handtaschen, haben die Japanerinnen voluminöse Einkaufstaschen unter ihrem Theatersitz verstaut. Dazu muss man wissen, dass eine Kabuki Aufführung tagsüber stattfindet und über viele Stunden geht. Es ist durchaus üblich, sich nur einen Teil der Handlung anzuschauen. In den Foyerräumen des Kabuki Theaters in Tokio gibt es aber auch kleine Imbiss-Stände und sogar ein Restaurant für alle, die nicht ihr eigenes Bento mitgebracht haben.
Mit Beginn der Eisenbahn-Zeit wurde das Eki-Ben geboren, das Bahnhofs-Bento. Heute findet man die Bento-Boxen auch in jedem Konbini. Die kleinen Supermärkte haben meist rund um die Uhr geöffnet. Größere Supermärkte haben eine riesige Auswahl an Bentos. Der Inhalt der Box ist immer sehr ausgewogen, enthält Eiweiß, Gekochtes oder eingelegtes Gemüse und Reis. Die Bentobox ist somit allgegenwärtig und eine Mahlzeit für Schüler, Arbeiter, Wanderer, Reisende oder eben Theaterbesucher.
Ein Workshop mit Bento Chefin Kayoko Kawamura
Bei einem Workshop mit der Bento Köchin Kayoko Kawamura haben wir ein klassisches Picknick-Bento zubereitet. Kayoko nennt ihre Boxen Erinnerungs-Bentos. Sie selber stammt ursprünglich aus Tokio und anfangs gefällt ihr das beschauliche Landleben auf der Halbinsel Izu nicht. Also führt sie ihr Mann immer hinaus in die Natur, zeigt ihr die schönsten Orte am Meer und in den Bergen im Inland der Halbinsel Izu. Jedes Mal mit dabei für ein Picknick im Grünen ist die gut gefüllte Bentobox. Mit den Jahren hat Kayoko Bento zu einer echten Kunstform erhoben. Ihre Boxen und das ist generell wichtig, sehen wunderschön aus. Wenn man sie öffnet, erscheint einem der Inhalt wie eine Landschaft. Kein Platz wird verschwendet in den Fächern der Box. Nie wirkt der Inhalt reingestopft. Alles sieht ausgewogen und appetitlich aus.
Japan-Reisende könnten über den Anbieter Holiday Cooking Izu einen Bento-Workshop mit Kayoko inklusive eines Picknicks im Grünen buchen. Gekocht wird bei ihr zuhause. Das ist insofern spannend, weil man auf diese Weise einen japanischen Haushalt kennenlernt. Normalerweise verschlägt es einen auf der Reise in Hotels oder bestenfalls Ryokans. Hier steht man gemeinsam mit Kayoko in ihrer Küche. Sie zeigt uns die Zubereitung eines Dashimaki Tamago, ein gerolltes, süßlich schmeckendes Omelett. Natürlich werden auch Makirollen zubereitet. Überhaupt eignen sich kleine Gerichte mit dem klebrigen Reis sehr gut für den Transport in der Bentobox. Eines der ersten Bentos waren Onigiris. Reisbällchen gefüllt mit Umeboshi, einer eingelegte Pflaume, oder Thunfischpaste. Schon die Samurai hatten Onigiri auf ihren Kriegszügen als Verpflegung dabei.
Beim Befüllen der Box wird kein Platz verschwendet und doch ist der Inhalt so angerichtet, dass sich alle Dinge harmonisch zusammenfügen. Bei dem Kochkurs in Kayoko’s privater Küche bekommt man einen besonders authentischen Eindruck vom Stellenwert der Bentos im japanischen Alltag. Kayoko zeigt einige Kochvorgänge, darunter auch Sushi oder Tofu-Salat. Sie erklärt wissenswerte Grundlagen über das Kochen von Reis oder die Zubereitung einer Dashibrühe. Am Ende des Workshops bereit das Befüllen der Bentobox ein großes Vergnügen, übertroffen nur noch vom anschließenden Verspeisen.
Der Aufenthalt in der Prefektur wurde zum Teil vom Tourismusverband Shizuoka unterstützt