Seefahrerküche in Bremen

Bremen, die Hansestadt an der Weser, steht für bürgerliche Autonomie und Freiheit, verkörpert durch das UNESCO-Welterbe-Ensemble aus Rathaus und Roland. Kulinarisch bekannt ist die Stadt vor allem durch Getränke: Bier, Wein und Kaffee schrieben hier Geschichte. Doch auch gute Seefahrerküche und frischer Fisch stehen auf vielen Speisekarten. Norddeutsche Küche zwischen Schlachte und Schnoor-Viertel.

Die Schlachte ist Bremens maritime Meile an der Weser. In den ehemaligen Lagerhäusern finden Besucher Cafés, Restaurants und Bars. An der Kaimauer reihen sich Ausflugsdampfer und Restaurantschiffe / © Foto: Georg Berg
Die Schlachte ist Bremens maritime Meile an der Weser / © Foto: Georg Berg

Bummeln an der Schlachte

Die Schlachte, Bremens maritime Meile an der Weser, lockt mit Cafés, Restaurants und Bars in ehemaligen Lagerhäusern. An der Kaimauer liegen Ausflugsdampfer, Restaurantschiffe und Schiffsherbergen. Im Dezember verwandelt sich die Schlachte in den maritimen Weihnachtsmarkt Schlachte-Zauber. Eine Legende unter den Schiffen ist die Alexander-von-Humboldt. Seit 2016 dient die Bark als Hotel- und Gastronomieschiff. Gäste übernachten in stilvollen Kajüten oder kommen auf eine Portion Labskaus an Bord. Einst Reservefeuerschiff und Segelausbildungsschiff, glänzte das Schiff mit grünen Segeln im Beck’s-Werbespot zu Joe Cockers Fernweh-Song „Sail Away“. Seit ihrer Taufe 1906 hat die Alexander-von-Humboldt über 500.000 Seemeilen zurückgelegt, den Atlantik zwölfmal überquert und Kap Hoorn zweimal umrundet.

Traditionelles Seemannslabskaus aus gepökelter Ochsenbrust und Stampfkartoffeln mit Rollmops, zwei Spiegeleiern, Rote Bete und Senfgurken / © Foto: Georg Berg
Traditionelles Seemannslabskaus aus gepökelter Ochsenbrust und Stampfkartoffeln mit Rollmops, zwei Spiegeleiern, Rote Bete und Senfgurken / © Foto: Georg Berg

Auf der Speisekarte der Alex findet man neben Pasta-Einerlei und langweiligen Lachsgerichten auch die hanseatischen Spezialitäten: Seemannsbrote oder Labskaus mit Knipp als Portion vereint auf dem Bremer-Probierteller. Labskaus schmeckt übrigens besser, als er aussieht und Bremer Knipp, eine kross gebratene Wurst aus mehr Hafer als Schweinefleisch, könnte sogar Flexitarier überzeugen. Last Order ist wegen der Kajütengäste um 23 Uhr. Dann fragt nach der Blauen Lagune: die ehemalige Kapitänskammer im Stil der alten Großseglerzeit steht den Gästen für einen Absacker zur Verfügung. Reservierung wird empfohlen.

Schnoor-Viertel Bremen ist heute ein beliebtes Touristenziel mit hübschen Gassen und viel Gastronomie. Den Namen hat das ehemalige Bremer Arbeiterviertel, in dem sich die Häuser, wie an einer Schnur aneinanderreihen, aber von den Seilmachern, die hier arbeiteten / © Foto: Georg Berg
Schnoor-Viertel Bremen ist heute ein beliebtes Touristenziel mit hübschen Gassen und viel Gastronomie / © Foto: Georg Berg

Gasthof Zum Kaiser Friedrich

Zum Kaiser Friedrich ist eine der letzten Bremer Gaststätten, deren Inneneinrichtung seit Jahrzehnten nahezu unverändert blieb – ein echtes Stammlokal der alten Schule. Seit 1889 versammeln sich hier Stammtische aller Art. Altsenatoren, Bürgermeister, Skatspieler und Bremer Schausteller kehren regelmäßig ein. Obwohl der Name an den 1888 verstorbenen Kaiser erinnert, bietet das Restaurant erstklassige Seefahrerküche: Lotsenteller, Kutterscholle und hausgemachten Labskaus. Auf der Getränkekarte vermisst man etwas Lokalkolorit, denn das Fassbier stammt aus Hamburg. Die Giebelfront zeigt Kaiser Friedrich III., den 99-Tage-Kaiser, hoch zu Ross.

Zum Kaiser Friedrich: Im ältesten Gasthof Bremens von 1889 treffen sich Stammtische aller Art und gute Seefahrerküche / © Foto: Georg Berg
Zum Kaiser Friedrich ist der älteste Gasthof in Bremen / © Foto: Georg Berg

Fisch auf die Hand!

Viel vor in Bremen und wenig Zeit für Restaurantbesuche? Die Fischfachgeschäfte der Stadt sind perfekt für eine schnelle Fisch-Mahlzeit. Im Schnoor-Viertel, einst Quartier von Handwerkern und Fischern, stehen die kleinen Häuser dicht beieinander. Der Name Schnoor stammt von den Taumachern, die hier arbeiteten. Im Dat Fischhuus im Schnoor gibt es frische Fischbrötchen zum Mitnehmen. Das Traditionsgeschäft F.L. Bodes nahe dem Bremer Rathaus existiert seit fast 160 Jahren. Hier bereiten die Mitarbeiter den Fisch frisch vor den Augen der Kunden zu. F.L. Bodes war das erste Fachgeschäft in Deutschland, das nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) zertifiziert wurde. Im Bistro gibt es mittags wechselnde Tagesgerichte und stets eine Fischsuppe!

Im "Fischhuus" im Schnoor-Viertel, dem ehemaligen Handwerker- und Arbeiterviertel von Bremen gibt es Fischbrötchen / © Foto: Georg Berg
„Dat Fischhuus“ im Schnoor-Viertel, dem ehemaligen Handwerker- und Arbeiterviertel von Bremen gibt es Fischbrötchen / © Foto: Georg Berg

Bremer Ratskeller

Im Bremer Ratskeller genießen selbst die Bremer Stadtmusikanten Grünkohl mit Kassler und Labskaus mit Rollmops – und wirken dabei zufrieden. Doch mehr als um hanseatische Küche dreht sich hier vieles um Wein. Seit über 600 Jahren lagern in den Gewölben des Ratskellers die besten deutschen Tropfen. Das weitläufige Labyrinth trägt den Beinamen „köstliches Fundament“. Zusammen mit dem Rathaus darüber und der Roland-Statue auf dem Marktplatz gehört der Keller seit 2004 zum Unesco-Welterbe. 

Zeichnung aus dem Restaurant Ratskeller: Die Bremer Stadtmusikanten an einem Tisch mit Essen und Wein / © Foto: Georg Berg
Zeichnung aus dem Restaurant Ratskeller: Die Bremer Stadtmusikanten an einem Tisch mit Essen und Wein / © Foto: Georg Berg

Ein Tipp für den perfekten Tagesausklang: Zuerst Keller Kieken – so heißt die einstündige Führung durch die größte Sammlung deutscher Weine. Danach im Ratskeller-Restaurant speisen. Dort lassen sich die alten Deputatsfässer bewundern. Diese Fässer dienten einst dazu, Bremer Senatoren und Ratsmitglieder mit einer jährlichen Deputatsmenge Wein zu entlohnen – eine Vergütung in Naturalien. Schon seit dem Bau des Rathauses 1405 gehört eine Weinhandlung dazu, und das hat sich bis heute nicht geändert. Die Ratsmitglieder erhielten großzügige drei Liter Wein pro Tag. Am Abend durften sie ihr Deputat sogar verkaufen – so entstand die Redewendung: „Immer schön flüssig bleiben“.

Altes Deputatsfass im Bremer Ratskeller. Solche Fässer dienten früher dazu, den Bremer Senatoren und Ratsmitgliedern eine jährliche Deputatsmenge an Wein zuzuteilen, eine Art Vergütung in Form von Naturalien, üblich waren 3 Liter pro Tag / © Foto: Georg Berg
Altes Deputatsfass im Bremer Ratskeller / © Foto: Georg Berg

Kaffeesieren in Bremen

Der Kaffeehandel in Bremen ist zwar jünger als der Weinhandel, doch auch hier war Bremen ein Pionier. Dies unterstreicht die bedeutende Rolle der freien Hansestadt Bremen in der Geschichte. 1673 öffnete in Bremen das erste Kaffeehaus Deutschlands. Im Schütting, dem Gildehaus der Kaufleute am Marktplatz, servierte man das exotische Getränk. Der Ort wurde rasch zum Treffpunkt. Bis heute sagen Bremer „kaffeesieren“, wenn sie sich auf einen Kaffee treffen. Um die Bohne ranken sich viele Geschichten, die Bremen den Namen Kaffeestadt einbrachten. Mehr dazu in einer Coffee-Story, die alles andere als sterbenslangweilig ist, auch wenn es darin um Kaffee HAG geht, den ersten koffeinfreien Kaffee.

Kaffee-Reklame aus den 1950er Jahren „You can sleep when you are dead“ mit Trommelröster in der Llyod Kaffeerösterei in Bremen, Überseehafen / © Foto: Georg Berg
Kaffee-Reklame aus den 1950er Jahren „You can sleep when you are dead“ mit Trommelröster in der Llyod Kaffeerösterei in Bremen, Überseehafen / © Foto: Georg Berg

In Bremen kann man hervorragend Seefahrerküche essen. Bremen nennt sich auch Kaffee-Stadt und hat mit dem Paula Modersohn-Becker-Museum, das erste Museum weltweit für eine Malerin. In Walbeobachtung erzählen wir, warum im Alten Rathaus das Bild eines Wals in Lebensgröße hängt. Bremen kann auch Erinnerungskultur: An der Weserpromenade erinnert seit 2023 das Arisierungs-Mahnmal an die systematische Enteignung der jüdischen Bevölkerung während der NS-Zeit und bei einer Stadtführung haben wir besondere Hingucker im Blick.

Die Recherche wurde von Bremen Tourismus unterstützt

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