Im Herzen der karibischen Insel pulsiert der berühmte Floating Market von Willemstad. Venezolanische Händler legen nach 70 Kilometern Überfahrt mit ihren Booten an. Auf 200 Metern türmen sich leuchtend gelbe Mangos neben prallen Papayas, saftigen Ananas, Wassermelonen, Kochbananen und Kokosnüssen. Diese tropische Vielfalt bildet die Basis der kreativen Inselküche. Die Entstehung des Floating Markets von Willemstad ist eng mit der industriellen Entwicklung Curaçaos verbunden. Als die Shell-Raffinerie in den 1920er Jahren ihren Betrieb aufnahm, veränderte dies die Agrarwirtschaft der Insel grundlegend. Viele Landwirte fanden besser bezahlte Arbeit in der Industrie, wodurch die lokale Lebensmittelproduktion zurückging. Diese Lücke füllten findige venezolanische Händler.

Streetfood und lokale Märkte
Willemstad lebt kulinarisch besonders intensiv. An der De Ruyterkade lockt das Plasa Bieu, ein luftiger, rustikaler Markt mit Picknicktischen und offenen Küchen, die klassische Inselgerichte servieren. Die Speisekarten sind meist zweisprachig in Papiamentu und Englisch – ein Beleg für die kulturelle Vielfalt. In den Straßen der Stadt bieten Verkaufswagen frisch gepresste Obstsäfte an. Sie sind eine willkommene Erfrischung im tropischen Klima.


Traditionelles neu interpretiert
Helmi Smeulders steht als renommierte Köchin unter dem Label Caribbean Spice Girl für die neue karibische Kochkultur. Ihre über 20 Jahre gesammelten Rezepte aus Curaçao hat die ausgebildete Juristin in einem persönlichen Kochbuch festgehalten. In Workshops zeigt sie, wie man traditionelle Zutaten zeitgemäß interpretiert. Besonders spannend sind die essbaren Blüten der Insel: Die zarten Beyísima-Blüten, nur in der Karibik heimisch, verleihen Desserts wie Papayakuchen mit Limettencreme eine subtile Note und optische Raffinesse. Auch die nach Meerrettich schmeckenden Moringa-Blüten finden in ihrer Küche Verwendung.

Vom Problem zur Delikatesse
Eine besondere Geschichte steckt hinter dem Ceviche vom Rotfeuerfisch mit Tequila und Granatapfel. Diese Feuerfische bedrohen als invasive Art das Riffökosystem. Findige Köchinnen wie Helmi Smeulders machen aus der Not eine Tugend – trotz giftiger Stacheln lässt sich das Fleisch schmackhaft zubereiten.

Zwischen Tradition und Innovation
Die traditionelle Küche Curaçaos zeigt sich eindrucksvoll in den Mittagsgerichten. Ein typisches Beispiel ist die Kombination von dreierlei Fisch mit scharfer Pica-Soße, begleitet von Bananenstreifen und Funchi Fries. Abenteuerlustige finden im Restaurant Blue View Sunset Terrace in Westpunt Galiña di Palu (Leguan-Ragout) – eine lokale Spezialität, die die ursprüngliche Ressourcennutzung der Inselbewohner widerspiegelt.

Moderne Fusionküche in der MosaCaña Bar & Kitchen
Die MosaCaña Bar & Kitchen in der Penstraat 41 von Willemstad steht für die zeitgenössische Entwicklung der Inselküche. Das innovative Konzept vereint lateinamerikanische und karibische Einflüsse. Lokale Zutaten werden zu modernen Gerichten interpretiert, die im „Shared Dining“-Konzept zum geselligen Genuss einladen. Ein farbenfrohes Wandgemälde von Francis Sling, das einen Pfau und tropische Früchte zeigt, verstärkt die karibische Atmosphäre.

Die Bar ist mit einer großen Auswahl an Rum-, Tequila- und Mezcal-Sorten bestückt und gilt als Top-Adresse für Spirituosen-Enthusiasten. Die Barkeeper kreieren mit Präzision kreative Cocktails aus der vielfältigen Auswahl karibischer Spirituosen.

Lokale Spezialitäten und Getränkekultur
Die kulinarische Besonderheit Curaçaos zeigt sich auch in kleinen Details. Ein Beispiel ist die Tamarinde, deren Bäume über die ganze Insel verteilt sind. Das säuerliche Fruchtfleisch dieser Hülsenfrucht ist eine beliebte Zutat in Speisen und Getränken.

Die Getränkekultur der Insel spiegelt Geschichte und Wandel wider. Während der blaue Curaçao-Likör Touristen begeistert, bevorzugen Einheimische andere Triple Sec-Geschmacksrichtungen. Eine besondere Geschichte steckt hinter dem Brasa Bier, dessen Name „Umarmung“ bedeutet. Die Marke entstand während der Covid-Pandemie – als Trost in einer Zeit, in der echte Umarmungen selten waren. Es trat die Nachfolge des beliebten Amstel Bright an, dessen Verlust viele Inselbewohner noch heute betrauern.

Die Küche Curaçaos ist eng mit dem Leben, der Geschichte und den Menschen der Insel verbunden. Zusammen sind die besonderen Zutaten und exotischen Getränke mehr als nur eine Rezeptsammlung – sie sind ein lebendiges Zeugnis karibischer Lebensart, die Tradition und internationale Einflüsse kreativ verbindet.
Weitere Perspektiven auf Curaçao
Während Street Art auf verwitterten Wänden die Streetart-Szene Willemstads beleuchtet, porträtiert Swinging Old Lady von Curaçao die historische Königin Emma Brücke. Kulinarische Reise durch Curaçao erkundet die kreolisch-niederländische Fusionsküche und Curaçao: Insel voller Farben zeigt das charakteristische Farbspektrum der Karibikinsel.
Die Recherche wurde vom Curaçao Tourist Board unterstützt