Kulinarische Reise durch Curaçao

Im Herzen der karibischen Insel pulsiert der berühmte Floating Market von Willemstad. Venezolanische Händler legen nach 70 Kilometern Überfahrt mit ihren Booten an. Auf 200 Metern türmen sich leuchtend gelbe Mangos neben prallen Papayas, saftigen Ananas, Wassermelonen, Kochbananen und Kokosnüssen. Diese tropische Vielfalt bildet die Basis der kreativen Inselküche. Die Entstehung des Floating Markets von Willemstad ist eng mit der industriellen Entwicklung Curaçaos verbunden. Als die Shell-Raffinerie in den 1920er Jahren ihren Betrieb aufnahm, veränderte dies die Agrarwirtschaft der Insel grundlegend. Viele Landwirte fanden besser bezahlte Arbeit in der Industrie, wodurch die lokale Lebensmittelproduktion zurückging. Diese Lücke füllten findige venezolanische Händler.

Nur so breit wie ein Bürgersteig ist der "Schwimmende Markt" an der Sha Caprileskade in Willemstad / © Foto: Georg Berg
Nur so breit wie ein Bürgersteig ist der „Schwimmende Markt“ an der Sha Caprileskade in Willemstad / © Foto: Georg Berg

Streetfood und lokale Märkte

Willemstad lebt kulinarisch besonders intensiv. An der De Ruyterkade lockt das Plasa Bieu, ein luftiger, rustikaler Markt mit Picknicktischen und offenen Küchen, die klassische Inselgerichte servieren. Die Speisekarten sind meist zweisprachig in Papiamentu und Englisch – ein Beleg für die kulturelle Vielfalt. In den Straßen der Stadt bieten Verkaufswagen frisch gepresste Obstsäfte an. Sie sind eine willkommene Erfrischung im tropischen Klima.

Der Plasa Bieu war die alte Markthalle von Willemstad. Heute dient er als beliebter Ort für lokale Gastronomie, wo Besucher und Einheimische authentische karibische Gerichte in einer entspannten und traditionellen Atmosphäre genießen können
Im Plasa Bieu war die alte Markthalle von Willemstad. Heute dient sie als beliebter Ort für lokale Gastronomie, wo Besucher und Einheimische authentische karibische Gerichte in einer entspannten und traditionellen Atmosphäre genießen können
Frisch gemixte Obstsäfte erhält man in Willemstad an vielen Verkaufswagen / © Foto: Georg Berg
Eine große Auswahl frisch gemixter Obstsäfte erhält man in Willemstad an vielen Verkaufswagen / © Foto: Georg Berg

Traditionelles neu interpretiert

Helmi Smeulders steht als renommierte Köchin unter dem Label Caribbean Spice Girl für die neue karibische Kochkultur. Ihre über 20 Jahre gesammelten Rezepte aus Curaçao hat die ausgebildete Juristin in einem persönlichen Kochbuch festgehalten. In Workshops zeigt sie, wie man traditionelle Zutaten zeitgemäß interpretiert. Besonders spannend sind die essbaren Blüten der Insel: Die zarten Beyísima-Blüten, nur in der Karibik heimisch, verleihen Desserts wie Papayakuchen mit Limettencreme eine subtile Note und optische Raffinesse. Auch die nach Meerrettich schmeckenden Moringa-Blüten finden in ihrer Küche Verwendung.

Die dekorativen Blüten der Beyísima-Pflanze bereichern Gerichte mit ihrem subtilen Geschmack / © Foto: Georg Berg
Die dekorativen Blüten der Beyísima-Pflanze bereichern Gerichte mit ihrem subtilen Geschmack / © Foto: Georg Berg

Vom Problem zur Delikatesse

Eine besondere Geschichte steckt hinter dem Ceviche vom Rotfeuerfisch mit Tequila und Granatapfel. Diese Feuerfische bedrohen als invasive Art das Riffökosystem. Findige Köchinnen wie Helmi Smeulders machen aus der Not eine Tugend – trotz giftiger Stacheln lässt sich das Fleisch schmackhaft zubereiten.

Karibischer Kochworkshop mit der Küchenchefin Helmi Smeulders und dem roten Feuerfisch / © Foto: Georg Berg
Karibischer Kochworkshop mit der Küchenchefin Helmi Smeulders und dem roten Feuerfisch / © Foto: Georg Berg

Zwischen Tradition und Innovation

Die traditionelle Küche Curaçaos zeigt sich eindrucksvoll in den Mittagsgerichten. Ein typisches Beispiel ist die Kombination von dreierlei Fisch mit scharfer Pica-Soße, begleitet von Bananenstreifen und Funchi Fries. Abenteuerlustige finden im Restaurant Blue View Sunset Terrace in Westpunt Galiña di Palu (Leguan-Ragout) – eine lokale Spezialität, die die ursprüngliche Ressourcennutzung der Inselbewohner widerspiegelt.

Spezialität aus Curaçao: Iguana-Ragout im Restaurant Blue View Sunset Terrace / © Foto: Georg Berg
Spezialität aus Curaçao: Leguan-Ragout im Restaurant Blue View Sunset Terrace / © Foto: Georg Berg

Moderne Fusionküche in der MosaCaña Bar & Kitchen

Die MosaCaña Bar & Kitchen in der Penstraat 41 von Willemstad steht für die zeitgenössische Entwicklung der Inselküche. Das innovative Konzept vereint lateinamerikanische und karibische Einflüsse. Lokale Zutaten werden zu modernen Gerichten interpretiert, die im „Shared Dining“-Konzept zum geselligen Genuss einladen. Ein farbenfrohes Wandgemälde von Francis Sling, das einen Pfau und tropische Früchte zeigt, verstärkt die karibische Atmosphäre.

Der bekannte Künstler Francis Sling schuf die Wandmalereien in der MosaCaña Bar & Kitchen / © Foto: Georg Berg
Der bekannte Künstler Francis Sling schuf die Wandmalereien in der MosaCaña Bar & Kitchen / © Foto: Georg Berg

Die Bar ist mit einer großen Auswahl an Rum-, Tequila- und Mezcal-Sorten bestückt und gilt als Top-Adresse für Spirituosen-Enthusiasten. Die Barkeeper kreieren mit Präzision kreative Cocktails aus der vielfältigen Auswahl karibischer Spirituosen.

Die MosaCaña Bar ist ausschließlich mit Rum, Tequila und Mescal aus der Karibik bestückt / © Foto: Georg Berg
Die MosaCaña Bar ist ausschließlich mit Rum, Tequila und Mescal aus der Karibik bestückt / © Foto: Georg Berg

Lokale Spezialitäten und Getränkekultur

Die kulinarische Besonderheit Curaçaos zeigt sich auch in kleinen Details. Ein Beispiel ist die Tamarinde, deren Bäume über die ganze Insel verteilt sind. Das säuerliche Fruchtfleisch dieser Hülsenfrucht ist eine beliebte Zutat in Speisen und Getränken.

Das saure Fruchtfleisch der Tamarinde ist auf Curaçao beliebt als Zutat zu Speisen und Getränken
Das saure Fruchtfleisch der Tamarinde ist auf Curaçao beliebt als Zutat zu Speisen und Getränken / © Foto: Georg Berg

Die Getränkekultur der Insel spiegelt Geschichte und Wandel wider. Während der blaue Curaçao-Likör Touristen begeistert, bevorzugen Einheimische andere Triple Sec-Geschmacksrichtungen. Eine besondere Geschichte steckt hinter dem Brasa Bier, dessen Name „Umarmung“ bedeutet. Die Marke entstand während der Covid-Pandemie – als Trost in einer Zeit, in der echte Umarmungen selten waren. Es trat die Nachfolge des beliebten Amstel Bright an, dessen Verlust viele Inselbewohner noch heute betrauern.

Flasche Brasa Bier im Sonnenuntergang auf Curaçao. Diese Biermarke bedeutet übersetzt Umarmung und existiert seit der Covid Epidemie während der es zu wenig Umarmungen gab / © Foto: Georg Berg
Flasche Brasa Bier im Sonnenuntergang auf Curaçao. Diese Biermarke bedeutet übersetzt Umarmung und existiert seit der Covid Epidemie während der es zu wenig Umarmungen gab / © Foto: Georg Berg
Auf Curaçao sind andere Geschmacksrichtungen des typischen Triple Sec Likörs beliebter als die weltweit bekannte blaue Sorte / © Foto: Georg Berg
Auf Curaçao sind andere Geschmacksrichtungen des typischen Triple Sec Likörs beliebter als die weltweit bekannte blaue Sorte / © Foto: Georg Berg

Die Küche Curaçaos ist eng mit dem Leben, der Geschichte und den Menschen der Insel verbunden. Zusammen sind die besonderen Zutaten und exotischen Getränke mehr als nur eine Rezeptsammlung – sie sind ein lebendiges Zeugnis karibischer Lebensart, die Tradition und internationale Einflüsse kreativ verbindet.

Weitere Perspektiven auf Curaçao

Während Street Art auf verwitterten Wänden die Streetart-Szene Willemstads beleuchtet, porträtiert Swinging Old Lady von Curaçao die historische Königin Emma Brücke. Kulinarische Reise durch Curaçao erkundet die kreolisch-niederländische Fusionsküche und Curaçao: Insel voller Farben zeigt das charakteristische Farbspektrum der Karibikinsel.

Die Recherche wurde vom Curaçao Tourist Board unterstützt

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