Maisgelb, diese Farbe gibt es in Malawi nicht. Hier sind die Maiskolben weiß. Aus dem Maismehl wird das Nationalgericht Nsima zubereitet. Der Brei, vergleichbar mit der italienischen Polenta, wird zu Patties geformt und mit würzigen, oft vegetarischen Beilagen wie Gemüse und Bohnen serviert. Nsima ist in Malawi ein Grundnahrungsmittel und ein emotionales Bindeglied innerhalb der Familie. Ohne Nsima in einer Mahlzeit, so sagen die Malawier, hat man nicht gegessen.
Mais ist die wichtigste und am häufigsten angebaute Kulturpflanze in Malawi. Kurz nach Ende der Regenzeit, Anfang Mai, ist die Maisernte in vollem Gange. In Malawi bedeutet das oft Einsatz für die ganze Familie. Geerntet wird von Hand. Familienmitglieder, die in der Stadt arbeiten, nehmen sich sogar Urlaub und fahren in ihr Heimatdorf, um bei der Ernte zu helfen. Die Maiskolben werden per Hand vom Stängel und den schützenden Lieschblättern getrennt. Das ist erst der Anfang eines arbeitsteiligen Prozesses bis zur fertigen Nsima-Mahlzeit.
Nsima – vom Korn zum Mehl
In vielen Dörfern gibt es Maismühlen. In den Tagen der Maisernte herrscht rund um die Mühlen Hochbetrieb. Junge Männer transportieren mit ihren Fahrrädern riesige Säcke mit Maiskolben zur Mühle, kleinere Mengen werden von Frauen auf dem Kopf getragen. Seltener sieht man Autos mit einer Ladefläche voller Mais. Geduldig warten die Menschen vor der Mühle, bis sie mit ihrer Ernte an der Reihe sind, um den Mais zu Mehl mahlen zu lassen, aus dem dann fast täglich Nsima zubereitet wird. Das Gericht ist ein so wichtiger Bestandteil der malawischen Kultur, dass es zum Frühstück, Mittag- und Abendessen gegessen wird, meist ohne weitere Zutaten. Viele Malawier ziehen Nsima dem Reis und anderen Nahrungsmitteln vor, weil sie glauben, dass es sie bei Kräften hält. Der stärkehaltige Brei ist zwar sehr sättigend, birgt aber das Problem der Mangelernährung, da das Wissen über eine ausgewogene Ernährung fehlt. Die malawische Regierung hat das Thema Mangelernährung der Bevölkerung aufgrund ihrer traditionellen Essgewohnheiten in den Vordergrund gerückt. Das Ernährungsministerium schult gezielt Mütter in den Dörfern. Diese geben ihr Wissen über eine vielseitigere Ernährung und die Zubereitung einfacher Rezepte aus Gemüse, Hirse oder Süßkartoffeln weiter. Es ist ein mühsames und langwieriges Projekt, denn die Zubereitung von Nsima ist emotional und spirituell aufgeladen.
Traditionen der Gastfreundschaft
Die traditionelle Zubereitung von Nsima beginnt mit der Verarbeitung von Mais zu Mehl. Schon früh lernen vor allem die Mädchen, den Mais mit Stößel und Mörser zu zerstampfen. Für Feste wird das Maismehl gemeinsam hergestellt. Dann stehen zwei Frauen an einem großen Mörser und stampfen abwechselnd mit langen Stößeln auf die Maiskörner. Die Gemeinschaften sorgen dafür, dass dieser Brauch der traditionellen Zubereitung nicht verloren geht. Oft findet man auch Zeichnungen und Malereien, die diese Traditionen und Bräuche zeigen. Zur Gastfreundschaft in einer Gemeinschaft gehört auch, dass dem Besuch bei Ankunft im Dorf das oft schwere Gepäck abgenommen wird, ein Hahn geschlachtet und gemeinsam Nsima als stärkende Mahlzeit gegessen wird. Nsima hat bis heute eine große kulturelle Bedeutung für die Menschen. Auf der großen Wandmalerei schweben auch die Geister der Ahnen um den mit Mais gefüllten Mörser.
Im Restaurant
Wider Erwarten muss man sich als Tourist aktiv darum bemühen, Nsima serviert zu bekommen. Je gehobener das Restaurant, desto seltener findet man das traditionelle Gericht des Landes auf der Speisekarte. Wie so oft scheint den Einheimischen das Alltägliche nicht gut genug für die Gäste aus der Ferne. Doch wer nachfragt und Interesse an der lokalen Küche zeigt, wird nicht enttäuscht. Meist freuen sich Koch und Servicepersonal, wenn statt Reis oder Pommes das traditionelle Nsima gewünscht wird.
Traditionell wird Nsima mit der Hand gegessen. Vor dem Essen werden die Hände gewaschen. Mit der rechten Hand werden dann Stücke vom Nsima abgebrochen und zu einer Kugel gerollt. Zum Schluss wird in eine Seite der Kugel ein kleines Grübchen gedrückt und die Kugel in die Fleisch- oder Gemüsesoße getaucht. Nsima wird in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen serviert. Ein echtes Festessen ist die Kombination von Nsima mit fangfrischem Chambo-Fisch aus dem Malawisee.
Was der Volksmund sagt!
Die Bedeutung von Nsima für die Menschen in Malawi zeigt sich auch in vielen Redewendungen. Wenn man den sättigenden Maisbrei zu allen drei Mahlzeiten essen kann, gilt das als Zeichen für Nahrungsüberfluss. Wenn jemand krank war und wieder Nsima isst, ist das ein deutliches Zeichen der Genesung. Und auch die Freude auf das Wiedersehen mit der eigenen Familie ist mit Nsima verbunden. So wünschte sich unser Fahrer Michael, nachdem er uns zwei Wochen durch sein Heimatland gefahren hatte, von seiner Frau für den Tag der Rückkehr zu seiner Familie eine Mahlzeit mit Nsima.
Der Binnenstaat in Südostafrika, der sich auch das Warme Herz Afrika’s nennt, gilt noch als Geheimtipp für Afrika-Reisende. Im regionalen Vergleich ist Malawi ein sicheres und friedliches Land. Das Land wird landschaftlich geprägt vom Malawisee, dem zehntgrößten See der Welt. In den insgesamt fünf Nationalparks wird seit einigen Jahren ein erfolgreiches Tiermanagement betrieben und die Artenvielfalt hat enorm zugenommen. Der Liwonde Nationalpark und das Majete Wildlife Reserve stehen seit vielen Jahren unter den Verwaltung von African Parks. Die Thawale Lodge bietet Unterkünfte mitten im Park. Gleichwohl leidet die Bevölkerung Malawis unter Armut. Ein kontrolliert wachsender Tourismus schafft auch im ländlichen Raum Einkommensmöglichkeiten und verbessert die Lebensgrundlage von Familien. Mehr Informationen über den Tourismus in Malawi. Die Übersicht aller Tellerrand-Stories über Malawi, gibt es auf der Länderseite Malawi
Malawi als Reiseziel in Afrika
Die Übersicht aller Tellerrand-Stories über Malawi, gibt es auf der Länderseite Malawi. Der Binnenstaat in Südostafrika, der sich auch das Warme Herz Afrika’s nennt, gilt noch als Geheimtipp für Afrika-Reisende. Im regionalen Vergleich ist Malawi ein sicheres und friedliches Land. Das Land wird landschaftlich geprägt vom Malawisee, dem zehntgrößten See der Welt. In den insgesamt fünf Nationalparks wird seit einigen Jahren ein erfolgreiches Tiermanagement betrieben und die Artenvielfalt hat enorm zugenommen. Der Liwonde Nationalpark und das Majete Wildlife Reserve stehen seit 20 Jahren unter den Verwaltung von African Parks. Die Thawale Lodge bietet Unterkünfte mitten im Park. Gleichwohl leidet die Bevölkerung Malawis unter Armut. Ein kontrolliert wachsender Tourismus schafft auch im ländlichen Raum Einkommensmöglichkeiten und verbessert die Lebensgrundlage von Familien. Der nachhaltige Anbau von Tee und Kaffee wie auf Satemwa Estate oder der Wiederaufbau der Bananenzucht im Land, schaffen ebenfalls wichtige Arbeitsplätze. Er ist keine Kulturpflanze in Malawi wie Mais, aber Kult ist er schon. Wissenswertes über den Baobob-Tree. Mehr Informationen über den Tourismus in Malawi.
Die Recherchereise wurde in Malawi vom Ministerium für Tourismus unterstützt