Die Kartoffel ist ein Weltstar unter den Nahrungsmitteln. Nahrhaft, leicht zuzubereiten, vielfältig einsetzbar und lagerfähig. Ab Juni werden in Deutschland die ersten Frühkartoffeln geerntet. In Bayern wird die Kartoffel dann gebührend gefeiert und Jahr für Jahr wird dem Erdapfel eine Königin an die Seite gestellt. Die Produkthoheit wirbt für die heimische Knolle. Sie ist die Litfaßsäule der Kartoffel und hat im Laufe ihrer Regentschaft eine Fülle von repräsentativen Terminen. Da geht es der Kartoffelkönigin von Bayern nicht anders als der Königin von England.
Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln
Unentschlossenheit kann man Paul Strixner nicht vorwerfen. Ihr wollt sehen, wie wir Kartoffeln ernten? Kurzer Hand spannt Landwirt Strixner den Vollernter hinter den Traktor und rein geht es in die Kartoffeln. Früher belieferte der Strixner Hof, im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen gelegen, kleine Supermärkte. Heute sind die Abnehmer Großkunden aus der Gastronomie oder weiterverarbeitende Betriebe. Die kleinen Märkte gibt es nicht mehr. Die Discounter haben übernommen und wer nicht genau hinschaut und beim Einkaufen kein Auge für Regionalität hat, legt sich Kartoffeln aus Ägypten, Zypern oder Israel in den Einkaufswagen. Das muss nicht sein, denn gute Lagerware aus der Region oder Kartoffeln aus Nachbarländern wie Frankreich oder den Niederlanden gibt es das ganze Jahr über.
Ein Großteil der Ernte deutscher Kartoffeln wandert in die weiterverarbeitenden Betriebe. Geschälte, gewaschene und polierte Kartoffeln verlieren allerdings einen Teil ihrer Vitamine und büßen an Geschmack ein. Eine geschälte Kartoffel, so Paul Strixner verliert gut 40 Prozent ihrer Nährstoffe. Der beste Schutz für die Kartoffel ist eine dünne Schicht der Erde, in der sie gewachsen ist.
Lorbeer macht nicht satt – besser wer Kartoffel hat!
Die Juwel ist eine Frühkartoffel und Landwirt Paul Strixner kann sie auf seinen Feldern bereits ab Anfang Juni aus der sandig-lehmigen Erde holen. Zusammen mit seiner Frau Andrea bewirtschaftet er in vierter Generation 20 Hektar Land. Zumeist in dreijähriger Fruchtfolge von Weizen, Mais und Kartoffeln. „Als Zwischenfrucht zum Mulchen und Aufbessern der Böden wird Alexandrinerklee oder Rettich gesetzt,“ fügt Strixner noch hinzu. „Im Februar werden die Mutterkartoffeln gelegt. Diese Saatkartoffeln kommen direkt aus dem Vorkeimraum auf das Feld.“ Schwül-warmes Wetter kann der Kartoffel draußen zu schaffen machen. Dann ist sie anfällig für die Krautfäule, veruracht durch einen Pilz, der die Blätter befällt.
Sparsamer Einsatz der Sparschäler
An der Kartoffel zeigt sich, wie nah Clean Eating und Convenience Food beieinander liegen. Frisch vom Acker geholt, kann die Karriere der Kartoffel in der Kloßfabrik oder als Tiefkühl-Krokette enden oder aber sie wird noch in die Hand genommen und von einem Sparschäler umgarnt und als klassische Beilage serviert. Alles ist möglich. Doch der Zeitdruck in den Großküchen und auch die Bequemlichkeit der Verbraucher drückt die Nachfrage nach erdbehafteten Kartoffeln. Auch mehlig kochende Sorten sind nicht mehr so gefragt.
Für den Spargel ist die deutsche Frühkartoffel zu spät
Wenn die Spargelsaison volle Fahrt aufnimmt, ist der Konsument mit Hang zu regionalen Produkten stets in einem Dilemma. An deutsche Frühkartoffeln ist im Mai noch nicht zu denken. In den Regalen liegt dann Frischware aus Zypern oder Ägypten. Die Juwel von Landwirt Paul Strixner wächst da noch unter der Erde. Vorgekeimt brauchen Frühkartoffeln 90 Tage. Bei Strixners kann die Ernte bereits Anfang Juni beginnen, denn sie haben Felder in Tallage, die bei spätem Frost vor zu großer Kälte verschont werden.
Immer mehr Bauern errichten Kühlhäuser, um Ware von Oktober bis Juli lagern zu können. Auch die Kartoffelexperten von Caspar Plautz auf dem Münchener Viktualienmarkt empfehlen, der Lagerware eine Chance zu geben. Die Kartoffeln aus dem Vorjahr sind oft intensiver im Geschmack als frische Kartoffeln vom Feld, da sie während der Lagerung immer auch Wasser verloren haben.
Wenn naht Sankt Stanislaus, rollen die Kartoffeln aus
Geerntet oder auch gerodet werden Kartoffeln in Deutschland im September und Oktober. Auf dem Strixner Hof in Ehekirchen brechen dann die kulinarischen Kartoffelwochen an und die Kartoffel bekommt ihre eigene Speisekarte. Von Kartoffelcreme-Suppe, Rosmarinkartoffeln, Reiberdatschi, Kartoffelsalat bis zur Krokette und Schupfnudel findet sich alles und wird auf Wunsch auf einem Himmlischen Teller garniert.
The Queenie-Show must go on!
Gerade noch hat die scheidende Kartoffel-Königin Ramona I. ihr Regentenjahr Revue passieren lassen, schon ist Stephanie I. am Start. Standesgemäß wird sie zur Krönung mit einem Lamborghini in die Festhalle gefahren. Das schnittige Nutzfahrzeug passt kaum durch das Hallentor. Während ihrer Amtszeit wird die Produkthoheit die anstehenden Termine allerdings im Pkw zurücklegen. Immerhin – so erfahren wir von Ramona I. – fühlt sich der Verband Bayerische Kartoffel, auch für Knollen zuständig, die im Straßenverkehr entstehen. Das königliche Protokoll muss die flotte Kartoffelkönigin nicht selbst bezahlen.
Hier geht es zur Reportage über Caspar Plautz, den angesagten Kartoffel-Imbiss auf dem Münchener Viktualienmarkt.
Unsere Übernachtungskosten hat die Bayerische Kartoffel GmbH übernommen