Keine Reise ohne Denkmal

Ein Streifzug zum Internationalen Tag des Denkmals am 18. April, an dem weltweit das Augenmerk auf die Denkmäler dieser Welt gelegt wird.

Wir begegnen ihnen besonders häufig in Städten. Sie sind Ausdruck ihrer Zeit. Mahnmale der Geschichte. In Stein gemeißelte Glorifizierung oder Ausdruck einer mühsam erkämpften Erinnerungskultur. Manche sind über die Zeit zum Kunstwerk erhoben worden, andere haben als Kunstwerk begonnen und wurden vom Denkanstoss zum Denkmal. Wieder andere wurden von der Natur erschaffen und werden vom Menschen als Denkmal verehrt. Gemeinsam ist allen Denkmalen dieser Welt ihr Beitrag zur Bildung. Ohne sie würden wir alle ein bisschen ungebildeter von einer Reise zurückkehren. Es gibt also genug Gründe anlässlich des Internationalen Tags des Denkmals, der jedes Jahr am 18. April begangen wird, eine kleine Auswahl zusammenzustellen.

Der Denkmal-Klassiker: Korinthische Säulen in der Landschaft. Hier in Laodikeia nahe Pamukkale, Türkei / © Foto: Georg Berg
Der Denkmal-Klassiker: Korinthische Säulen in der Landschaft. Hier in Laodikeia nahe Pamukkale, Türkei / © Foto: Georg Berg

Raumgreifendes Denkmal

Eisenhüttenstadt ist eines der größten Flächendenkmäler Deutschlands. Bei einem Rundgang trifft man auf prachtvolle Architektur im Stil des Neoklassizismus der Berliner Stalinallee sowie auf viel Kunst im Raum und weitläufige Grünanlagen. Zugegeben der Name klingt nicht sehr reizvoll, doch Architekturliebhaber, Geschichtsinteressierte und ja, auch Naturfreunde, Kunstinteressierte und Utopisten sollten sich auf jeden Fall angesprochen fühlen. Eisenhüttenstadt ist die erste vollständig durchgeplante Stadtgründung der DDR. Die Stadt wurde Anfang der 1950er Jahre für 30.000 Einwohner konzipiert und trug in ihren ersten Jahren den Namen Stalinstadt. Ein Rundgang durch Eisenhüttenstadt ist zugleich eine Zeitreise durch die verschiedenen Architekturstile, die sich zwischen 1950 und 1970 entfalteten. Vom Prunk des Neoklassizismus im ersten Wohnkomplex über bewusste Rückgriffe auf den Heimatstil der 1930er Jahre bis hin zur Architektur der späten Internationalen Moderne, wie sie in den 1960er Jahren weltweit umgesetzt wurde. Die Sichtachsen der Planstadt enden oft an besonders repräsentativen Bauten, die dem Leben und Wohl der Menschen dienten. Allen voran sind hier das Krankenhaus oder Schulen wie die für heutige Verhältnisse riesige Erich-Weinart-Grundschule zu nennen.

Grundschule Erich-Weinart auf der Friedrich-Engels-Straße im Wohnkomplex II, Eisenhüttenstadt. Baustil erinnert an die Berliner Stalinallee mit ihren neoklassizistischen Bauten / © Foto: Georg Berg
Grundschule Erich-Weinart auf der Friedrich-Engels-Straße im Wohnkomplex II, Eisenhüttenstadt. Baustil erinnert an die Berliner Stalinallee mit ihren neoklassizistischen Bauten / © Foto: Georg Berg

Kunst und Denkmal in Kassel

Kassel ist gespickt mit Kunstwerken, die zum Denkmal wurden. Alle fünf Jahre im Rahmen der documenta wird die Stadt zu einer großen Bühne zeitgenössischer Kunst und arbeitet dabei auch mit den vorhandenen Denkmälern. Sie werden verhüllt, stoßen Rauchsignale aus oder bekommen einen Tempel an die Seite gestellt. Dies alles ist passiert auf der documenta 2017. Über die documenta fifteen 2022 haben wir nicht berichtet. Das im Vorfeld kommunizierte Konzept Lumbung, das auf den gemeinschaftlichen Charakter einer indonesische Reisscheune anspielt, klang vielversprechend. Am Ende wurde viel und zurecht über Antisemitismus diskutiert. Aber die Kunst kam zu kurz. Ihr wurde in Kassel 2022 kein Denkmal gesetzt.

Parthenon der Bücher, der argentinischen Künstlerin Marta Minujin auf der  documenta 14 in Kassel. Täglich wurde die Konstruktion, die in ihrer Dimension ein Nachbau des Tempels auf der Akropolis ist, massiver und mit weiteren Büchern bestückt. Im Hintergrund raucht die Installation "Expiration Movement" im Zwehrenturm. / © Foto: Georg Berg
Parthenon der Bücher von der argentinischen Künstlerin Marta Minujin auf der documenta 14 in Kassel. Täglich wurde die Konstruktion, die in ihrer Dimension ein Nachbau des Tempels auf der Akropolis ist, massiver und mit weiteren Büchern bestückt. Im Hintergrund raucht die Installation „Expiration Movement“ im Zwehrenturm. / © Foto: Georg Berg

Hohe Denkmaldichte in der Stadt

In den Städten laufen wir an vielen Denkmälern oft vorbei. Ihre Dichte ist einfach zu hoch. Würde man sie alle verstehen wollen und Hintergründe erkunden, käme man in vielen Städten gar nicht vom Fleck. Bamberg ist so ein Fall. Wunderschönes Flächendenkmal, reiches Weltkulturerbe, schöne Altstadt, verlockende Gasthöfe und Restaurants. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass man eine Stadt mit viel Geschichtspotential meiden soll, man muss nur eine Wahl treffen. In Bamberg haben wir uns statt mit Barock, mit Bier beschäftigt. Allein in der Innenstadt gibt es 13 Brauereien und 50 verschiedenen Biersorten. Zum Weltkulturerbe gehört in Bamberg nicht nur die Altstadt, sondern auch die Gärtnerstadt. Bamberger Familien bewirtschaften seit Jahrhunderten historische Anbauflächen mitten im Stadtgebiet. Ein ganz besonderes Denkmal.

Die Türme des Bamberger Doms St. Peter und St. Georg hinter einem Kastanienbaum und anderen Gebäuden der Bergstadt Bamberg / © Foto: Georg Berg
Die Türme des Bamberger Doms St. Peter und St. Georg hinter einem Kastanienbaum und anderen Gebäuden der Bergstadt Bamberg / © Foto: Georg Berg

Denkmal auf dem Land – mystische Orte

Auf dem Land ist die Wahrnehmung von Denkmälern eine andere. Liegt ein Denkmal auf einem Hügel, steht es an einer Klippe, am Ende eines Sees oder mitten auf einer Schafsweide, passiert oft das Gegenteil. Man wird regelrecht angezogen von diesen Überresten der Vergangenheit. Hier Beispiele aus den oft so mystisch wirkenden Ländern Schottland und Irland.

Hier steht der Meeresgott Manannan Mac Lir und natürlich hält man an einem solchen Ort an, auch wenn es noch so windig ist. Gortmore ist ein atemberaubender Aussichtspunkt an der Bishop's Road in Nordirland und ist Teil der Causeway Coastal Route. An einem klaren Tag kann man von hier bis Donegal und die Inseln Islay und Jura an der Westküste Schottlands schauen. Wie gut, dass der Meeresgott uns Einhalt geboten hat! / © Foto: Georg Berg
Hier steht der Meeresgott Manannan Mac Lir und natürlich hält man an einem solchen Ort an, auch wenn es noch so windig ist. Gortmore ist ein atemberaubender Aussichtspunkt an der Bishop’s Road in Nordirland und ist Teil der Causeway Coastal Route. An einem klaren Tag kann man von hier bis Donegal und die Inseln Islay und Jura an der Westküste Schottlands schauen. Wie gut, dass der Meeresgott uns Einhalt geboten hat! / © Foto: Georg Berg

Naturdenkmäler

Dann gibt es die Denkmäler, die die Natur geschaffen hat. Manche von ihnen erreichen den Status einer Gottheit. So zum Beispiel der Berg Fuji in Japan. In der Stadt Fujinomiya steht sogar das Mount Fuji World Heritage Centre. Die Stadt liegt am Fuße des Mount Fuji in der Präfektur Shizuoka. Fujinomiya ist die Stadt, die am nächsten am Helligen Berg Japans liegt. Nur in einem kurzen Zeitfenster in den Sommermonaten ist es möglich, auf den 3.776 Meter hohen und heiligen Berg Japans zu steigen. in allen anderen Monaten bleibt ein Besuch im Museum.

Fuji versteckt sich meist hinter einem Wolkenschleier und wird deshalb in Japan als schüchterne Göttin verehrt / © Foto: Georg Berg
Fuji versteckt sich meist hinter einem Wolkenschleier und wird deshalb in Japan als schüchterne Göttin verehrt / © Foto: Georg Berg

Die Felsenfestung Sigiriya in Sri Lanka ist ein UNESCO-Weltkulturdenkmal. Wenn man die am Aufstieg auf den Megalithen liegenden historischen Graffiti richtig interpretiert, handelt es sich wohl um eine der weltweit ältesten Touristenattraktionen. Nach einem steilen und recht mühevollen Aufstieg wird man mit einem atemberaubenden Blick hinab von der Felsenfestung über die Reisfelder bis hin zu einem Gebirgszug belohnt

Jeder ist ein Denkmal oder das satirische ICH

Zu guter Letzt nochmal ein Blick nach Kassel. Der Sockel aus rotem Sandstein, auf dem in Versalien ICH steht, wurde vom Kasseler Steinbildhauer Siegfried Böttcher nach den Plänen des Satirikers Hans Traxler angefertigt. Das ICH-Denkmal ist eine Einladung an jede und jeden, sich zu erheben und einzigartig zu fühlen. Leider gibt es immer mehr Menschen, die einen solchen Sockel stets im Kopf tragen und an ihrer Einzigartigkeit nicht den geringsten Zweifel hegen. Die Selfie-Queen im Hintergrund des Fotos scheint zu dieser gar nicht mehr so seltenen Spezies zu gehören.

Lange mussten wir für dieses Foto warten. Denn die Dame auf der Parkbank brauchte ewig, um sich per Selfie-Stick auf dem Sockel zu fotografieren / © Foto: Georg Berg
Lange mussten wir für dieses Foto warten. Denn die Dame auf der Parkbank brauchte ewig, um sich per Selfie-Stick auf dem Sockel zu fotografieren / © Foto: Georg Berg

Material

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