Reiche Geschichte und reichlich Genuss, dafür stehen Doesburg, Zutphen, Deventer, Hattem, Zwolle, Hasselt, Kampen, Elburg und Harderwijk. Jede Stadt hat ihren eigenen Charme und Charakter. Alle Hansestädte haben wunderschöne und mittelalterliche Innenstädte, moderne Geschäfte, trendige Lokale und hervorragende Restaurants. Dieser Mix macht die Hansestädte zu attraktiven Ausflugszielen gleich hinter der deutsch-niederländischen Grenze. 2023 ist das perfekte Jahr, um die neun holländischen Hansestädte zu besuchen, denn sie lassen den alten Hanseverbund aufleben und laden ab April zum ersten Hansejahr entlang der IJssel ein.

Die IJssel – Bindeglied einer Ära
Vier Jahrhunderte lang florierte der Handel innerhalb des europäischen Hanseverbunds. Schon im Frühmittelalter transportierten viele Händler ihre Waren auf Schiffen über europäische Flüsse und Meere. Den Reichtum, den dieser grenzüberschreitende Handel mit sich brachte, ist bis heute an den prunkvollen Kaufmannshäusern, Handelskontoren, Kirchen und Stadtplätzen sichtbar. Um 1500 verlagerte sich das Zentrum der niederländischen Hanse in das Gebiet der Nordsee. Amsterdam machte den kleinen Städten an der IJssel zunehmend Konkurrenz und nach der künstlichen Verbreiterung des Rheins, grub dieser der IJssel sprichwörtlich das Wasser ab und erschwerte die Schifffahrt.

Hanse-Spezialitäten
Einige Hansestädte sind bis heute untrennbar mit einer Spezialität verbunden. Was für Lübeck das Marzipan ist in Doesburg der Senf, in Zwolle die Balletjes oder in Deventer der Gewürzkuchen. Seinen Ursprung hat der Deventer Koek im Mittelalter und seine Verbreitung hat er dem blühenden Handel der Hanse zu verdanken. Bis heute wird er nach Originalrezept ausschließlich in Deventer hergestellt. Schon zu Zeiten der Hanse schipperte der gut haltbare Kuchen auf den Handelsschiffen bis nach Norwegen. Es gab Kuchen für König Olav IV. im Tausch gegen nordischen Stockfisch.

In Zwolle gibt es ebenfalls eine Süßigkeit, die mit dem Stadtnamen verbunden ist. Im Balletjeshuis am Großen Kirchplatz mitten in der Altstadt wird seit 1845 eine Bonbon-Mischung hergestellt. Die Laden ist noch ganz im alten Flair des 19. Jahrhunderts. Auch die Bonbons werden nach wie vor im Keller des Hauses nach Originalrezept und mit natürlichen Aromen wie Vanille, Zimt, Lakritz oder Frucht hergestellt. Früher, als Zucker rar und kostbar war, schoben sich die Damen zur Tee- oder Kaffeezeit ein Balletje in die Wange und süßten so dezent Schluck um Schluck.

Public Art und Museumskonzepte
Riesige Wandbilder werden seit 2022 vom niederländischen Künstlerkollektiv ‚De Strakke Hand‘ hergestellt. Es ist ein grenzüberschreitendes Projekt, ganz im Sinne der Hanse. Erste Wandmalereien gibt es in Kalkar, Emmerich, Harderwijk und Deventer. Grundlage ist immer ein Foto von zwei Personen, die heute Bürger ihrer Stadt sind. Sie tragen Kleidung aus der Hansezeit mit einem dezenten Hinweis auf die Gegenwart.

Kunst im öffentlichen Raum und moderne Museumskonzepte finden sich ebenfalls viele in den Hansestädten an der IJssel. Über dem ehemaligen Gerichtsgebäude von Zwolle, im Museum de Fundatie, schwebt seit 2013 eine Kunstwolke, verkleidet mit 55.000 dreidimensionalen Kacheln. Das erst 2022 eröffnete Museum Anno bereitet die Stadtgeschichte neu auf. Zudem gibt es in Zwolle gleich zwei Kirchen umgewidmet wurden und heute als Restaurant und Buchgeschäft genutzt werden.


Hanseambiente und Hochgenuss
Ein weiteres verbindendes Merkmal der holländischen Hansestädte ist das sehr gute gastronomische Angebot in historischen Hanse-Häusern. So findet man in Doesburg das älteste Restaurant des Landes. Es ist das Stadsbierhuis De Waag von 1478. Auch im ehemaligen Kloster von 1309 kann man im Restaurant Het Arsenaal ab mittags moderne Küche mit lokalen Produkten genießen.

In Zwolle können Besucher das Hanseflair mit Fine Dining verbinden. Das Restaurant De Librije von Sternekoch Jonnie Boer trägt den Namen noch aus Zeiten, als es in der alten Klosterbibliothek untergebracht war. Heute sitzen die Gäste im Glas überdachten Innenhof des ehemaligen Frauengefängnisses.

Hervorragende Küche bietet auch das Restaurant t’ Pestengasthuys. Im ehemaligen Krankenhaus aus dem 15. Jahrhundert kocht seit über 25 Jahren auf hohem Niveau Paul Stegman. Seine Frau organisiert den Service. Ein kleines, sehr persönliches Restaurant mit historischem Ambiente. Aktuell hält das Pestengasthuys Empfehlungen von Guide Michelin und Gault Millau.

30 Kilometer flussaufwärts in der Hansestadt Deventer kommt man den Schauplätzen des goldenen Hansezeit ebenfalls sehr nah. Erst 2022 wurde der weitläufige Kirchplatz rund um die Libuinuskirche neu gestaltet. Ein dominanter Autoparkplatz musste weichen und der Platz wurde den Menschen zurückgegeben. Im ehemaligen Bankhaus der Familie Vermeer am Grote Kerkhof befindet sich heute das Boutique-Hotel Huis Vermeer. Im Restaurant des Hauses sitzt man in den ehemaligen Wohnräumen mit üppigen alten Wandmalereien mitten im hanseatischen Luxus der Hansejahre. Auf der anderen Seite der Libuinuskirche befindet sich das Restaurant t’ Arsenaal. Auch dieser Name steht für Geschichte. Restaurant und Innenhof grenzen an der Seitenmauer der Kirche, dort wo einmal Waffen und Munition gelagert wurden. Heute schleifen hier nur noch Köche ihre Messer und versorgen die Gäste mit gehobener Gastronomie.
Hanseatische Unterkünfte
Übernachtungen sind entlang der IJssel in sogenannten „Hanzelogies“ möglich. Ob im prächtigen Kaufmannshaus oder in einer bäuerlichen Bettkammer, ob mitten in den engen Gassen der Altstadt oder am Ufer der IJssel, die Auswahl ist groß.
Empfehlungen mit Hanseflair
Restaurant Pestengasthuys in Zwolle
Restaurant t’Arsenaal in Devente
Restaurant Huis Vermeer in Deventer
Restaurant und Hotel Pillows an der IJssel in Deventer
Restaurant Het Arsenaal 1309 in Doesburg
Stadsbierhuys de Waag seit 1478 in Doesburg
Reiseinformationen zu allen neun holländischen Hansestädten
Die Recherchereise wurde vor Ort vom niederländischen Tourismusverband unterstützt.