1955 rief Arnold Bode, Künstler, Kunstprofessor, Kurator und Kasselaner die erste documenta ins Leben. Damals galt sie als Ausstellung westeuropäischer moderner Kunst. Im Laufe von 14 Ausstellungen, in einem Turnus von fünf Jahren, hat sich die documenta weiterentwickelt. Sie ist zu einem Ort großer Debatten über zeitgenössische Kunst und der jeweils aktuellen gesellschaftspolitischen Zusammenhänge geworden. Alle fünf Jahre steht Kassel für genau 100 Tage ganz im Zeichen zeitgenössischer Kunst. Installationen, Performances und Vorträge finden an den unterschiedlichsten Orten statt.
Denkanstoss – Krieg
Immer wieder geht es bei der documenta auch um Krieg. Mahnend stand hierfür der Panzer Polemos, den Andreas Angelidakis während der documenta 14 im Fridericianum aufgebaut hat. Auf der documenta 2017 hat der Künstler Sitzmodule aus Vinyl und Schaumstoff zu einem flexiblen Panzer arrangiert. In einer Performance wurden die Module in Flecktarnfarbe zweimal pro Woche zu einem Panzer in Originalgröße aufgebaut. Das Kriegswerkzeug wurde immer wieder zur Kuscheloase demontiert und doch entstand beim Betrachter eine Ahnung von Krieg und Zerstörung. Seit dem 22. Februar 2022, mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine, ist diese Angelidakis’ Kunstperformance zu einer erschütternden Realität für Europa geworden. Panzer rollen wieder und ihre Demontage zu Sitzmodulen, also die Rückkehr zur Diplomatie, wie in der Performance von Andreas Angelidakis noch gewünscht, scheint außer Reichweite.


Krieg – immer wieder ein Thema auf der documenta. Sitzmodule in Fleckentarnung werden zweimal in der Woche in einer Performance zu einem Panzer in Originalgröße zusammengebaut. (Hier im Internet funktioniert das schon, wenn man mit der Maus über das Bild fährt) / © Foto: Georg Berg
Denkanstoss – Ausbeutung und Umweltzerstörung
Ibrahim Mahama aus Ghana mit einem spektakulären Außenkunstwerk im Jahr 2017. Die Verhüllung der Torwachen. Die Jute-Säcke werden in Asien hergestellt, in aller Welt vertreiben und in Ghana zum Verpacken von Kakao für den Export nach Amerika und Europa verwendet. In diesen Säcken materialisiert sich die Geschichte des Welthandels, die auch heute noch oft von Ausbeutung erzählt. Besonders Kakaobohnen stehen für Niedrigstlöhne, Kinderarbeit und Umweltzerstörung.

Reiseziel Kassel
Kassel ist einen Besuch wert und das nicht nur zur documenta-Zeit. In den Wochen der großen Kunstschau strömen Besucher aus aller Welt in die nordhessische Stadt. Konzert, Performances oder auch vielfältige Streetfood-Angebote bereichern das Stadtbild. Fakt ist aber auch, dass nach über 60 Jahren documenta in Kassel viele Kunstwerke in der Stadt geblieben sind. Auch die Dichte an Museen ist beeindruckend und die Wassespiele im Bergpark Wilhelmshöhe, der seit 2013 zum Weltkulturerbe zählt, bieten jedes Jahr ab Mai imposante Wassergewalt. Ein Städtetripp nach Kassel lohnt sich auch außerhalb der documenta-Jahre.

Weitere Aspekte: Außenkunstwerke in Kassel / Kurator der documenta 2017 Adam Szymczyk und sein Konzept / Installationen und Werke von: Daniel Knorr, Martha Minujin, Performance Carved Flow von Otobong Nkanga / Yugo-Export von Irena Haiduk / Andreas Angelidakis “Polemos” Kriegswerkzeug und Kuscheloase
Material
Für die documenta 14 in Kassel ausgetauschte Beschriftung des Fridericianum: "BeingSafeIsScary" / © Foto: Georg Berg
Der Spiegel, das Selfie und ich! Und die Kunst? So mancher Besucher sieht nur das eigene Ich im Kontext der Ausstellung im Friedericianum auf der documenta 14, Kassel / © Foto: Georg Berg
Eindrücke der documenta 14 in Kassel / © Foto: Georg Berg
Krieg – immer wieder ein Thema auf der documenta. Sitzmodule in Fleckentarnung werden zweimal in der Woche in einer Performance zu einem Panzer in Originalgröße zusammengebaut / © Foto: Georg Berg
Eindrücke der documenta 14 in Kassel Kassel / © Foto: Georg Berg
Der „Rahmenbau“, von Haus‐Rucker‐Co errichtet zur documenta 6 im Jahr 1977, öffnet sich zum Staatspark Karlsaue Kassel / © Foto: Georg Berg
Performance "Check Point Sekondi Loco" von Ibrahim Mahama in den Henschel-Hallen, einem ehemaligen Standort der Rüstungsindustrie. Auf der documenta 14 in Kassel nähen Studenten viele Jutesäcke aneinander. Die gleiche Aktion fand zeitgleich auch in Athen statt. / © Foto: Georg Berg
Honigpumpe von Joseph Beuys, documenta 6 in Kassel 1977 / © Foto: Georg Berg
Kunst-Relikte: Einst ein umstrittenes Kunstwerk, dass die Kasselaner genervt hat. Der „Vertikale Kilometer“ von Walter de Maria verwandelte den Platz vor dem Fridericianum im Jahre 1977 zu einem lärmenden Bohrfeld / © Foto: Georg Berg
"Idee di Pietra“ von Giuseppe Penone, documenta 2012 in Kassel / © Foto: Georg Berg
Tubular Living Spaces in Hiwa K’s Installation ‘When We Were Exhaling Images’ auf der documenta 14 in Kassel / © Foto: Georg Berg
Kassel schickt Rauchzeichen vom Zwehrenturm. Künstler Daniel Knorr will mit diesem Rauch „Warme Signale“ nach Athen senden, dem zweiten Ausstellungsort der documenta 14 / © Foto: Georg Berg
Für die documenta 14 in Kassel ausgetauschte Beschriftung des Fridericianum: "BeingSafeIsScary" / © Foto: Georg Berg
Tubular Living Spaces in Hiwa K’s Installation ‘When We Were Exhaling’ auf der documenta 14 in Kassel / © Foto: Georg Berg