Beherbergung und Gastfreundschaft sind seit Jahrhunderten Aufgaben der Klöster. Dank ihrer Gärten, der umliegenden Landwirtschaft, ihrer Weinkeller und Brauereien ist dies seit Jahrhunderten äußerst sinnvoll. Das Beherbergungsgebot geht auf die Regula Benedicti zurück. In dieser Klosterordnung aus dem 6. Jahrhundert, verfasst von Benedikt von Nursia, ist auch die Verpflegung und Beherbergung von Gästen geregelt. Kostenlose Verpflegung gibt es natürlich längst nicht mehr, aber auch als zahlender Reisender ist es ein großes Geschenk, dass viele Klöster heute auch Wirtschaftsbetriebe sind und so die weitläufigen Klosteranlagen und beeindruckenden Gebäude für jedermann zugänglich sind.


Trend und Tradition
In Salzburg kann man innerhalb der Altstadt zwei Klosterwelten besuchen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Das Augustiner Bräu im Mülln Kloster ist konsequent traditionell mit Stammtischkultur und geheimen Braurezept. Das St. Peter Stiftskulinarium präsentiert sich mit hippem Gastro-Konzept und Boho-Lounge hinter tausendjährigen Mauern.


Augustiner Bräu im Kloster Mülln
Es ist eine echte Salzburger Institution und nicht zu verwechseln mit dem Augustiner Bräu in München. Was die Salzburger auch liebevoll Müllner Braustübl nennen, ist nichts weniger als die größte Biergaststätte Österreichs. Auf heute mehr als 5.000 Quadratmetern gibt es hier seit 1621 eine Brauerei und eine Biereinkehr mit fünf großen Sälen und drei Stüberln. Im Sudhaus von 1912 wird offen vergoren. 80 Prozent des Bieres, vom ganzjährigen Märzenbier bis zu den Saisonbieren Fastenbier und Bockbier, werden vor Ort konsumiert.

Im Gastgarten unter teils knorrigen alten, teils neu gepflanzten Kastanien stehen Tische und Stühle für über 1.000 Gäste. Das Bier fließt aus Holzfässern und wird in Steinkrügen ausgeschenkt. Bei diesen Dimensionen ist die Eigeninitiative der Gäste gefragt. Speisen erhält man seit über 100 Jahren im Schmankerlgang. Die Verkaufsstände der lokalen Betriebe sind wie in einer traditionellen Markthalle angeordnet. Wenn der Garten geöffnet ist, kann man sich auch dort mit klassischen Mehlspeisen und herzhaften Fleischgerichten stärken.

Besonders traditionell geht es beim Bierausschank zu. Hat man an der Kasse einen Bierbon gekauft, greift sich der Gast einen Bierkrug aus dem Regal. Vor der Bierausgabe steht ein großes Steinbecken mit messingfarbenen Wasserhähnen. Hier kann der Bierkrug noch einmal mit frischem Wasser ausgespült oder durch langes Ausspülen gekühlt werden, bevor das Augustiner Märzen in den Steinkrug fließt.


Stammtisch im Stüberl
Das Augustiner Bräu ist ein Ort der Begegnung. Ein Stammtisch ist hier eine gesellige Runde von mindestens acht Personen, die sich mindestens einmal im Monat zu einer festen Zeit im Bräustübl trifft. Für diese Gruppe ist dann ein fester Platz reserviert und ein Schild mit dem Namen des Stammtisches weist auf das Vorrecht der Gruppe auf ihr Platzerl hin. Bierlaunige Inschriften und Worträtsel an den Wänden sorgen für bestes Brauhaus-Ambiente.

Federboa und Fine-Dining
Das Stiftskulinarum befindet sich mitten in der Salzburger Altstadt in der Klosteranlage der Benediktiner-Erzabtei St. Peter. Der Eingang ist etwas unscheinbar, nur zwei pinkfarbene Blumenkübel lassen erahnen, dass sich hinter den alten Mauern der gar nicht mehr so ausgefallene, weil mittlerweile weltumspannende Boho-Style verbirgt. Doch neben der Outdoor-Lounge à la Bohème mit Federn, Fellen und Accessoires wie von fernen Reisen gibt es auch Räume, die den alten Charme und die lange Geschichte dieses Ortes würdig widerspiegeln.
Die erste urkundliche Erwähnung des St. Peter Stiftskellers stammt aus dem Jahr 803. Im 11. Jahrhundert konzentrierte sich das Kloster auf den Weinhandel, denn Leopold VI., Herzog von Österreich, nahm das Kloster St. Peter unter seinen Schutz und erlaubte die Ausfuhr von Wein aus Österreich. Zwei Felsenkeller und eine umfangreiche Weinkarte mit 700 Weinen zeugen noch heute von der Bedeutung des Weinbaus und Weinhandels für das Kloster.

Das St. Peter Stiftskulinarium bezeichnet sich selbst als das älteste Restaurant Europas. Das Kloster St. Peter hat seit langem einen Teil seiner Räumlichkeiten verpachtet. In insgesamt 11 Räumen können heute 640 Gäste bewirtet werden. Mit einem Haubenrestaurant und einem erstklassigen Weinkeller ist das Stiftskulinarium ein Ort für besondere Anlässe, für Festspielgäste und internationales Publikum. Aber auch österreichische Klassiker wie Wiener Schnitzel, Tafelspitz und Salzburger Nockerln werden im Restaurant Peter serviert.
Im Barocksaal findet mehrmals in der Woche, das bei Touristen sehr beliebte Mozart-Dinner im St. Peter Stiftskuliarium statt, das stets mit dem Dessert-Klassiker Salzburger Nockerln endet. Über diese und weitere Spezialitäten mehr in der Reportage Süßes Salzburg. Welche Spuren Mozart in seiner Heimatstadt Salzburg hinterlassen hat, verrät der Artikel Stadtwanderung mit Mozart. Den Ausschank im Augustiner Bräu und ein kühles Märzen unter alten Kastanienbäumen oder im historischen Stockhammer-Saal sollte ebenfalls auf einem Rundgang durch Salzburg dabei sein.
Die Recherchereise wurde von Salzburg Tourismus unterstützt