Heidadorf Visperterminen

Wandert man von Visperterminen hinab nach Visp, bestätigt sich die alte Lebensweisheit des Konfuzius. Der Weg ist hier das Ziel und er macht glücklich. Der höchste Weinberg Europas ist gespickt mit fantastischen Ausblicken in die Schweizer Alpen, man läuft über uralte Kulturpfade, entlang an historischen Rebstöcken und Stützmauern, zwischendurch bieten sich kulinarische Verlockungen. Die gute Bergluft ist ein ständiger Begleiter.

Visperterminen liegt auf 1.170 Meter. Im Dorf stehen verschachtelt die alten Häuser und Stadel. Mehrere sind heute kleine Museen und zeigen, wie die Einwohner von Visperterminen, die sich Terbiner nennen, vor rund 150 Jahren lebten / © Foto: Georg Berg
Visperterminen liegt auf 1.170 Meter. Im Dorf stehen verschachtelt die alten Häuser und Stadel. Mehrere sind heute kleine Museen und zeigen, wie die Einwohner von Visperterminen, die sich Terbiner nennen, vor rund 150 Jahren lebten / © Foto: Georg Berg

Eine Wanderung durch Europas höchsten Weinberg

Die Wanderung führt über die Flanke von Europas höchstem Weinberg. Auf einer Strecke von rund acht Kilometern läuft man einen abwechslungsreichen Rebwanderweg entlang. Im Sommer ist es besonders angenehm sich mit dem Postauto bis Visperterminen fahren zu lassen und dann den Weg vom Berg ins Tal zu wandern. Es spricht natürlich auch nichts dagegen, den Weg von Visp startend zu beginnen.

Das Postauto (so nennt man in der Schweiz den Linienbus) fährt mehrmals am Tag von Visp rauf nach Visperterminen / © Foto: Georg Berg
Das Postauto (so nennt man in der Schweiz den Linienbus) fährt mehrmals am Tag von Visp rauf nach Visperterminen / © Foto: Georg Berg

Acht Kilometer lang und gut 450 Höhenmetern hat die Strecke bis zum 1.170 Meter hoch gelegenen Heidadorf Visperterminen. Hier gibt es verschiedene Einkehrmöglichkeiten. Wer noch höher hinaus möchte, fährt von Visperterminen mit der Sesselbahn bis Giw auf 2.000 Meter. Auf dem Rückweg runter nach Visp sollten Weinliebhaber auf jeden Fall eine Degustation in der St. Jodern Kellerei einplanen. Die Kellerei ist benannt nach dem heiligen Theodul, der hier auch St. Jodern genannt wird. Er wird als Landespatron des Wallis und Kirchenpatron von Visperterminen verehrt. Einer Legende nach soll Sankt Jodern in einem Notjahr, in dem im ganzen Wallis nur ein einzige Traube gewachsen war, mit dem Saft dieser Traube alle Fässer im Lande gefüllt haben.

Der Reblehrpfad und der Tärbiner Kulturweg. Es spricht nichts dagegen, aber einiges dafür, ihn in beide Richtungen zu wandern. Ein Richtungswechsel ist auch immer ein Perspektivwechsel und unterwegs gibt es viel zu entdecken / © Foto: Georg Berg
Der Reblehrpfad und der Tärbiner Kulturweg. Es spricht nichts dagegen, aber einiges dafür, ihn in beide Richtungen zu wandern. Ein Richtungswechsel ist auch immer ein Perspektivwechsel und unterwegs gibt es viel zu entdecken / © Foto: Georg Berg

Der Reblehrpfad und der Tärbiner Kulturweg

Auf 40 Informationstafeln wird viel Wissenswertes über die Walliser Weine, die Rebsorten des Berges sowie deren Erziehungsform und die Anbaumethoden erzählt. Damit die steilen Hänge überhaupt für die Bewirtschaftung nutzbar gemacht werden konnten, werden hier seit Jahrhunderten kunstvoll Stützmauern gebaut. Es ist ein traditionelles Handwerk, das imposante Steinterrassen hervorgebracht hat.

Der Reblehrpfad startet in Visperterminen auf 1.170 Metern. Oft hat man beim Durchschreiten des höchsten Weinberges Europas die Viertausender im Blick / © Foto: Georg Berg
Der Reblehrpfad startet in Visperterminen auf 1.170 Metern. Oft hat man beim Durchschreiten des höchsten Weinberges Europas die Viertausender im Blick / © Foto: Georg Berg

Vom Tal kommend informiert der Tärbiner Kulturweg über Bräuche und das Leben der Terbiner. Auf halbem Weg liegt die St. Jodern Kellerei. Hier lässt sich in einem modernen Ambiente das vielfältige Wein-Sortiment degustieren. Walliser Spezialitäten werden ebenfalls angeboten.

Immer wieder öffnet sich der Blick auf die 4.000-er im Oberwallis. Zwischen Visperterminen und Visp liegen einige kleiner Weiler. Ab dem Weiler Oberstaden wird der Reblehrpfad zum Tärbiner Kulturweg / © Foto: Georg Berg
Immer wieder öffnet sich der Blick auf die 4.000-er im Oberwallis. Zwischen Visperterminen und Visp liegen einige kleiner Weiler. Ab dem Weiler Oberstaden wird der Reblehrpfad zum Tärbiner Kulturweg / © Foto: Georg Berg

Eingerahmt von den höchsten Schweizer Bergen wächst in Visperterminen der Wein bis auf eine Höhe von 1.150 Meter. Diese Rebstöcke bilden somit den höchsten Weinberg in ganz Europa. In kurzen Terrassen mit hohen Trockensteinmauern klettert der Weinberg auf engstem Raum die 500 Höhenmeter von Visp im Tal bis zur höchstgelegenen Parzelle. Hunderte von Stützmauern machen aus den Steilhängen kleine Rebgärten. Die Pflege und auch die Weinlese sind pure Handarbeit.

Es ist Ende September und die letzten Tage der Weinernte. Auf den Bergen liegt erster Neuschnee. Die Trauben werden mit Netzen geschützt / © Foto: Georg Berg
Es ist Ende September und die letzten Tage der Weinernte. Auf den Bergen liegt erster Neuschnee. Die Trauben werden mit Netzen geschützt / © Foto: Georg Berg

Es ist Ende September im höchsten Weinberg Europas. Wenn in einigen Wochen der erste Schnee auf die Rebstöcke fällt, wirkt er mitunter als Isolationsdecke. Zudem spendet auch die Wintersonne durch die extreme Ausrichtung der Südhänge und durch die Speicherfährigkeit der Trockensteinmauern langanhaltende Wärme.

Einmalige Kulturlandschaft. Im höchsten Weinberg Europas gedeihen Heida, Johannisberg, Fendant, Resi, Pinto Noir, Dole und Dole Blanche / © Foto: Georg Berg
Einmalige Kulturlandschaft. Im höchsten Weinberg Europas gedeihen Heida, Johannisberg, Fendant, Resi, Pinto Noir, Dole und Dole Blanche / © Foto: Georg Berg

Die St. Jodern Kellerei – Eine Genossenschaft

Die Genossenschaft St. Jodern Kellerei wurde 1979 gegründet. Sie produziert rund 40 Prozent Rotweine und 60 Prozent Weissweine mit einem Volumen von 400.000 Flaschen pro Jahr. Die Kellerei hat rund 600 Mitglieder. Kleinste Parzellen befinden sich oft Familienbesitz. Hier gibt es immer wieder auch ein Nachfolgeproblem.

Ende September ist Weinlese in den kleinen Parzellen. Dazu kommen die Familien zusammen und jeder hilft mit. Hier wird gerade Pinot Noir geerntet / © Foto: Georg Berg
Ende September ist Weinlese in den kleinen Parzellen. Dazu kommen die Familien zusammen und jeder hilft mit. Hier wird gerade Pinot Noir geerntet / © Foto: Georg Berg

Die Arbeit ist im steilen Hang sehr beschwerlich. Einige Familien machen aus der Ernte jedes Jahr ein wahres Familien-Event, andere dagegen haben Schwierigkeiten die Rebstöcke zu betreuen und die Weinlese durchzuführen. Daher wurde von der genossenschaftlich geführten St. Jodern Kellerei ein Rebmeister eingestellt.

Anlieferung an der St. Jodern Kellerei. Die Ernte darf nur in den genormten Plastikwannen angeliefert werden. So hat die Genossenschaft die beste Kontrolle und kann mit jedem Mitglied korrekt abrechnen / © Foto: Georg Berg
Anlieferung an der St. Jodern Kellerei. Die Ernte darf nur in den genormten Plastikwannen angeliefert werden. So hat die Genossenschaft die beste Kontrolle und kann mit jedem Mitglied korrekt abrechnen / © Foto: Georg Berg

Es ist gerade Weinlese im höchsten Weinberg Europas. Die Weinlese zieht sich meist über vier Wochen. Der bekannte Heida, eine uralten helle Rebsorte, ist schon geerntet. Von den vielen Mitgliedern der Genossenschaft wird Pinot Noir gelesen und sofort zur Annahmestelle der St. Jodern Kellerei gebracht. Zeitweise bildet sich ein kleiner Rückstau bis fast auf die Straße.

Die Reben, hier Pinot Noir, werden direkt nach der Anlieferung entrappt und gequetscht / © Foto: Georg Berg
Die Reben, hier Pinot Noir, werden direkt nach der Anlieferung entrappt und gequetscht / © Foto: Georg Berg

Die Weintrauben werden in genormten Plastikboxen gesammelt. Das ist wichtig denn nur so kann ihr Gewicht und die Qualität bei der Anlieferung dem jeweiligen Weinbauern zugeordnet werden. Die Reben werden unmittelbar nach der Anlieferung entrappt und gequetscht. Nach der automatischen Messung des Öchslegrads wird die abgelieferte Ernte der einzelnen Parzellen nach Sorte und Qualität sortiert und weiterverarbeitet.

Der Barriquekeller ist heute auch ein modernen Eventraum  / © Foto: Georg Berg
Der Barriquekeller ist heute auch ein modernen Eventraum / © Foto: Georg Berg

Heida und Heida Veritas – Spitzenwein mit ausgeprägter Mineralität

Die St. Jodern Kellerei steht für eine vielfältige Weinpalette. Das Klima hier am höchsten Weinberg Europas ist mediterran und rauh zugleich. Die Weinberge von Visperterminen sind von den höchsten Schweizer Bergen umgeben. Durch die Alpenfaltung enthalten die Böden eine hohe Mineralität in einer einzigartigen Lage. Der Heida Wein wurde 2014 vom britischen Weinmagazin Decanter zum besten Weisswein der Welt gekürt.

Die Familie der Heida-Weine aus der St. Jodern Kellerei in Visperterminen, Oberwallis / © Foto: Georg Berg
Die Familie der Heida-Weine aus der St. Jodern Kellerei in Visperterminen, Oberwallis / © Foto: Georg Berg

Heida Veritas und die Kraft der über 100-Jährigen

Bei allen Superlativen, die dieser Weinberg zu bieten hat, kommt auch noch ein lebendiger Schatz von rund 45 Hektar wurzelechter, nicht gepfropfter alter Heida-Rebstöcke hinzu. Es ist ein kleines Wunder am Weinberg, denn den Reben des Heida Veritas hat die große Reblausplage, die Ende des 19. Jahrhunderts in ganz Europa wütete, nichts anhaben können. Die Rebstöcke sind von 1907. Die Traube ist kleinbeerig und sehr aromatisch. Vom Haida Veritas werden in St. Jodern nur 3.000 Flaschen pro Jahr produziert. Dieser rare Spitzenwein hat, wie man hier sagt, „richtig Fleisch am Knochen“.

Die wurzelechten Rebstöcke des Heida haben im vorletzen Jahrhundert sogar der Reblausplage widerstanden / © Foto: Georg Berg
Die wurzelechten Rebstöcke des Heida haben im vorletzen Jahrhundert sogar der Reblausplage widerstanden / © Foto: Georg Berg

Weiterführende Informationen

Die St. Jodern Kellerei in Visperterminen – Mehr über die Kellerei

Das Heidadorf Visperterminen – Visperterminen Tourismus

Unsere Arbeitsweise zeichnet sich durch selbst erlebte, gut recherchierte Textarbeit und professionelle, lebendige Fotografie aus. Für alle Geschichten gilt, dass Reiseeindrücke und Fotos am selben Ort entstehen. So ergänzen und stützen die Fotos das Gelesene und tragen es weiter.

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Die Recherchereise wurde vor Ort teilweise von Schweiz Tourismus unterstützt

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Permalink der Originalversion: https://tellerrandstories.de/heidadorf-visperterminen
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