
Gleichzeitig mit Taifun Nummer 15 nähern wir uns Shizuoka City. Es ist der letzte Shinkansen, Japans berühmter Schnellzug, der an diesem Abend von Narita Airport kommend die Stadt erreicht, bevor der Fahrplan außer Kraft gesetzt wird. Heftiger Regen, Vorbote des Taifuns, macht den Einstieg ins Taxi ziemlich ungemütlich.

Es ist stockdunkel, das Auto windet sich kurvige Straßen hoch, viel mehr ist durch die Fensterscheiben nicht auszumachen. Egal, nach langem Flug von Düsseldorf nach Tokio und einem aufregenden Wettrennen zwischen Shinkansen und Taifun sind wir froh, unser erstes Nachtquartier zu erreichen. Am nächsten Morgen dann ein Empfang wie er schöner in Japan nicht sein könnte. Durch eine riesige Fensterfront schweift der Blick über die Bucht von Suruga mit Shizuoka City und bleibt, man traut seinen Augen kaum, am Mount Fuji hängen. Das Symbol Japans, der heilige Berg, die schüchterne Schönheit, wie Japaner ihn auch nennen, da er sich gerne in Wolken verhüllt, zeigt sich nach der stürmischen Taifun-Nacht nahezu unbedeckt.


Nippondaira – perfekter Auftakt einer Japan-Reise
Seit über 50 Jahren schon gibt es das Hotel über der Bucht von Suruga. Bei einem Ausblick wie gemalt ist das Hotelrestaurant The Terrace ein Ort, an dem man am liebsten den ganzen Tag verbringen möchte. Der Blick auf Mount Fuji variiert fast stündlich. Mal ist nur die Kraterspitze sichtbar, mal zeigt er sich ganz. Die über sechs Hektar große Parkanlage mit Steingarten gewährt den Blick hinunter auf die Stadt Shizuoka in der gleichnamigen Präfektur. Diese Präfektur gehört nicht zu den gängigen Reisestationen und ist wenig bekannt. Dabei hat Shizuoka für Natur- und Food-Liebhaber viel zu bieten und ist mit dem Shinkansen aus Richtung Tokio in 60 Minuten erreichbar.

All Day Dining im The Terrace Nippondaira
Das Frühstück im Nippondaira kann man als Gast ganz japanisch halten, mit Miso-Suppe, viel Fisch, Algensalat oder Dumplings. Aber auch ein westlicher Start in den Tag mit Müsli, Obst und Rührei ist möglich. Chefkoch Yutaka Yoshizawa bietet den Gästen viel Fisch und Meeresfrüchte aus der Suruga Bay. Heimisches Wagyu Rind findet sich genauso auf der Speisekarte wie frisch gefangener Thunfisch.

Wichtige Kulturstätte – Kunozan Toshogu Schrein
Vom Nippondaira Hotel erreicht man zu Fuß die alte Seilbahn, den Nihondaira Ropeway, die den Berg Nihondaira und den Mount Kunozan miteinander verbindet. Die Fahrt in der kleinen Kabine ist schon Teil der Sehenswürdigkeit. Auf dem Weg hinab durch das steile Tal erzählt eine Museumsangestellte auf Japanisch von der bedeutenden Kulturstätte. Leider gibt es keine Übersetzung auf Englisch. Doch schon der Rhythmus ihrer Stimme, ein fein dahinplätschernder Singsang, ist stimmungsvoller Begleiter durch die grünen Hügel mit Blick auf die Suruga Bucht, hinab zu einer der wichtigsten Kulturstätten der Japaner, dem Kunozan Toshogu Schrein.

Historische Klammer auf: Shizuoka und der erste Shogun
Der Toshogu Schrein war die Ruhestätte des ersten Shoguns. Er hieß Tokugawa Ieyasu und lebte von 1543 bis 1616. Er vereinte Japan nach einer langen Phase von Bürgerkriegen und leitete eine lange Periode des Friedens ein. Nachdem Ieyasu das letzte Jahrzehnt seines Lebens auf einer nahe gelegenen Burg verbracht hatte, bestimmt er den Berg Kunozan für den Bau seines Mausoleums. Von den vielen Toshogu-Schreinen, die Ieyasu in ganz Japan gewidmet sind, ist Shizuokas Schrein der zweitwichtigste hinter Nikko, wohin sein Leichnam später auf Anordnung seines Enkels umgebettet wurde. Aber es heisst, seine Seele wäre an diesem Ort verblieben. In früheren Zeiten erreichte man den Toshogu Schrein auf Mount Kunozan nur zu Fuß über mehr als 1.000 Steinstufen.


Das Shogunat in Japan – Frieden und Isolation
Bei einer Führung über die historisch bedeutsame Anlage des Toshogu Schreins erfährt man viel über die Geschichte Japans und den Beginn der Edo Periode, die durch Tokugawa Ieyasu, dem ersten Shogun, begründet wurde. Im Jahre 1600 schlug er die entscheidende Schlacht, die ihn zum Alleinherrscher machte. 1603 erhielt Ieyasu den Titel des Shoguns. Dieses Jahr gilt auch als Beginn der Edo-Zeit. Tokugawa Ieyasu verlegte den Sitz der Hauptstadt von Kyoto nach Edo, dem heutigen Tokio. Sein Ziel war die Festigung und Stabilität des Landes. Da er dies durch Einflüsse von außen gefährdet sah, beschloss er die vollständige Isolation des Landes.

Von 1603 bis 1867 war es nur ganz wenigen Ausländer erlaubt, in Japan zu leben und Handel zu treiben. Sakoku, wie man in Japan die Zeit der Isolation nennt, brachte dem Land viele Jahre des Friedens. Sakoku hatte aber auch zur Folge, dass das Land in technischem Fortschritt und wirtschaftlicher Entwicklung zurückblieb. Tokugawa Ieyasu starb 1616 im heutigen Shizuoka. Sein Verdienst, die Einigung des Landes und das Ende der Kämpfe zwischen einzelnen Feldherren, hat das Land nachhaltig verändert und machte ihn zu einem der bekanntesten Shoguns in der Geschichte Japans.
Shizuoka – Heimat des ersten und des letzten Shoguns
Die Öffnung des Landes 1867 erlebte Tokugawa Ieyasu natürlich nicht. Das von ihm begründete Tokugawa Shogunat währte schließlich über 250 Jahre. Die Öffnung Japans bedeutete zeitgleich auch das Ende des Tokugawa Shogunats. Und so schließt sich irgendwie der Kreis der Shogun-Ära in Shizuoka. Der 15. und somit letzte Shogun Tokugawa Yoshinobu, zog nach seiner Entmachtung und einer einjährigen Haft in ein ehemaliges Offiziershaus mitten in Shizuoka Stadt. Lebte dort mehr als 20 Jahre und ging, wie man erzählt sehr intensiv seinen Hobbys, der Jagd und der Photographie, später auch der Nutzung moderner Transportmittel wie dem Auto und dem Fahrrad nach. Sein Fahrrad steht heute noch im Restaurant Fugetsuro. Besonders sehenswert und ein beliebter Ort für Hochzeitsfotos ist der Garten von Fugetsuro. Über einen kleinen See spannt sich eine Brücke und über diese gelangen Besucher in das Restaurant.
Das Lieblingsessen des letzten Shoguns im Fugetsuro
Fugetsuro ist eine kleine historische Oase und liegt sehr versteckt hinter hohen Häusern einer vielbefahrenen Straße in Shizuoka City. Das Wohnhaus des letzten Shoguns wurde dreimal von Feuer zerstört und jedes Mal an Ort und Stelle wieder aufgebaut. Ein Essen in einem der Speiseräume des Restaurants lässt die Gäste auf den See blicken, auf dem der letzte Shogun auch gerne mit einem Boot fuhr. Diese historische Klammer zwischen dem ersten und letzten Shogun macht die Präfektur Shizuoka, neben den zahlreichen landschaftlichen und kulinarischen Attraktionen, auch zu einem historischen Hotspot, um das traditionelle Japan und seine Geschichte kennenzulernen.
Reisetipps Präfektur Shizuoka
Eine Region Japans, die für Besucher aus Europa recht unbekannt klingt, aber ungemein viel zu bieten hat. So ist Shizuoka auch die City of Green Tea. In den vielen Tee-Plantagen können Touristen die Intensität eines Besuchs in den Teefeldern rund um Shizuoka City selber bestimmen. Hier geht es zur Reportage über Grünen Tee – das Lebenselexier der Japaner.
Geschichte und Tradition
Besuch eines „National Treasure“, dem Kunozan Tushogu Shrine.
Kulinarisches Shizuoka
Die Präfektur Shizuoka hat viele kulinarische Erlebnisse im Angebot. Zum Beispiel ein Essen im Haus des letzten Shogun, Fugetsuro. Weitere Food-Erlebnisse in Shizuoka.
Besuch in einer Manufaktur für Sojasauce. Hier geht es zur Reportage über Shoyu – die Würze der Japaner.
Den berühmtesten Berg Japans, den Mount Fuji hat man in diesem Hotel immer im Blick: Das Nippondaira Hotel
Der Aufenthalt in der Prefektur wurde zum Teil vom Tourismusverband Shizuoka unterstützt