Ein echtes Naturerlebnis im Liwonde Nationalpark in Malawi bietet die 2017 eröffnete Kutchire Lodge. Kutchire bedeutet auf Chichewa, der Hauptsprache Malawis, Busch und sagt schon viel über den Stil und den Erlebniswert dieser Game-Drive Lodge südlich des Malawisees aus. Das Gelände der Öko-Lodge liegt direkt an einem Fluss. Das Wasser und das viele Grün ziehen die Tiere an. Die Elefanten, die lautlos durch das Camp schreiten, sind leicht an ihren Fressgeräuschen zu erkennen. Mit etwas Glück bleiben sie vor der eigenen Unterkunft stehen und bedienen sich an Bäumen und Büschen.
Es gibt die verschiedensten Unterkunftarten, von Steinchalet bis Campingplatz, von traditionellem Rundhaus bis zum abenteuerlichen Baumhaus. Die Kutchire Lodge ist in malawischem Besitz, auch das ist noch eine Besonderheit. Lonnie und Sam bieten ihren Gästen ein besonders authentisches Lodge-Erlebnis mit vielen malawischen Details und einer herzlichen und kommunikativen Atmosphäre. Auf der Gemeinschaftsterrasse und am abentlichen Lagerfeuer tauschen sich die Gäste aus. Viele kommen über das Wochenende aus dem nahegelegenen Blantyre, darunter NGO-Mitarbeiter, malawische Paare auf Hochzeitsreise oder erfahrene Afrika-Reisende, die Malawi als ein noch unbekanntes Reiseland schätzen. Auch die Eigentümer Lonnie und Sam und der Lodge-Manager Max kommmen regelmäßig auf ein Gespräch vorbei. So fühlt man sich als Gast schnell in die Kutchire Family aufgenommen.
Frühstück mit Elefant
Zentraler Treffpunkt der Kutchire Lodge ist die große Terrasse mit Bar und Küchengebäude. Hier gibt es um 6 Uhr vor dem Morning-Drive in den Liwonde Nationalpark eine Tasse Tee mit Toast, nach der Rückkehr ein warmes Frühstück, ab mittags Lunch und abends ein Dinner mit Lagerfeuer. Alle Mahlzeiten sind im Übernachtungspreis enthalten. Die exponierte Lage der Restaurant-Terrasse am Fluss sorgt schon vor der Fahrt in den Park für tierische Begegnungen. Mehr als 500 Elefanten leben im Liwonde Nationalpark. Ihre Wanderrouten auf der immerwährenden Suche nach Futter führen die Elefanten auch durch die Kutchire Lodge. Dabei nutzen sie gerne das Wegenetz der Lodge. So tauchen schon beim Frühstück Elefanten am Flussufer auf, Affen springen durch die Baumkronen und manchmal sieht man auch die kleinen Ohren eines Flusspferdes im Wasser wackeln.
Baumhaus mit Aussicht
Der Aufenthalt in der Kutchire Lodge ist ein echtes Naturerlebnis. Wie nah man den Tieren und ihren Geräuschen in der Nacht kommen möchte, kann jeder selbst bestimmen. Es gibt die verschiedensten Unterkünfte von Steinchalet, traditionellem Rundhaus oder Holzhütte bis zu einem Campingareal auf Stelzen oder einem luftigen Baumhaus. Alle Gebäude sind großzügig über das Gelände verteilt. Schmale sandige Wege durch den Busch führen früher oder später alle zum Empfang und der Restaurantterrasse. In der Nacht ist man auf sich allein gestellt. Guides begleiten einen nach Einbruch der Dunkelheit mit ihren Taschenlampen bis zur Unterkunft. Danach trennen einen nur die Mosiktonetze über dem Bett und an den Fenstern von den nachtaktiven Tieren des Dschungels.
Die Baumhäuser bieten eine großartige Aussicht über den Park, die Betten sind rund um die dicken Äste eines Baumes angeordnet, dessen riesige Wurstfrüchte wie Dekoration vor den Fenstern baumeln. In den Baumhäusern gibt es keine Fensternetze, sondern den direkten Blick in die Landschaft und ein vielstimmiges Konzert der Buschbewohner inklusive. Mit etwas Glück steht am nächsten Morgen ein Elefant an der Hütte und knabbert am Laub der Bäume. Wer den großen und kleinen Tieren des Dschungels näher kommen möchte, ist in der Kutchire Lodge sehr gut aufgehoben. Wer statt eines lauen Nachtlüftchens und dem Grunzen der Flusspferde, mehr auf das Surren einer Klimaanlage und Fünfsterne-Standard schwört, fühlt sich hier vielleicht nicht so wohl. Für alle anderen ist dies die Chance auf ein echtes Naturerlebnis. Dabei kann es passieren, dass man sich das Badezimmer mit einem Frosch oder ein paar Gekkos teilen muss. Aber ehrlich gesagt, ist ein Baumhaus mit Badezimmer schon Luxus genug!
Ein Wunder kommt selten allein
Die Geschichte der Kutchire Lodge klingt wie ein modernes Märchen. Alles begann 2017 mit dem Plan von Lonnie und Sam Mchozana etwas Neues zu wagen. Sam ist Pharmakologe mit einem ausgeprägten Faible für die Natur seiner Heimat. Das Paar aus Blantyre bekommt die Chance, am Rande des Liwonde Nationalparks eine Safari-Lodge aufzubauen. Die Kinder der beiden sind jedoch wenig begeistert vom Landtrip der Eltern. Diese setzen ihren Plan aber unbeirrt fort, honorieren den Protest der Kinder insofern, dass sie die Lodge nach dem benennen, vom dem die Kinder nichts wissen wollen, dem Busch, auf malawisch Kutchire. Die beiden beginnen klein mit einem Gästehaus und einem umgebauten Safari-Vehikle, gebraucht importiert aus Südafrika.
In diesen Anfangstagen als Lodge-Betreiber, so erzählt es Sam, hält eines Tages ein Bus mit 20 Amerikanern aus Pittsburgh am Eingang. Die Reisenden bitten um eine Übernachtung, es ist schon fast dunkel und man wolle nicht weiterfahren. Mit Pragmatismus und malawischem Improvisationstalent bietet Sam den Gästen das einzig vorhandene Haus als Bettenlager an, mit Buschtoilette und einer Mahlzeit am Lagerfeuer. Sam erzählt den Gästen von seinen Plänen. Es wird eine lange Nacht mit intensiven Gesprächen. Am nächsten Morgen fragen die Gäste nach dem Übernachtungspreis. Sam ist unsicher, was er für diese spartanische Massenunterkunft verlangen kann und schlägt 10 Dollar pro Person vor. Daraufhin bittet die Gruppe um Bedenkzeit und zieht sich zur Beratung zurück. Die Amerikaner, beeindruckt von den Zukunftsplänen von Sam und Lonnie setzen zu Sam’s großer Überraschung nicht 10, sondern 1.000 Dollar pro Person für die Nacht im Bettenlager an. Dieses unverhoffte und bedingungslose Investment der Pittsburger Reisegruppe bringt die Kutchire Lodge entscheidend voran. Sam, der sein Glück kaum fassen kann, investiert sofort in Baumaterial. In kürzester Zeit werden weitere Häuser gebaut. Darunter auch die fantastischen Baumhäuser.
Der Kontakt zu den amerikanischen Übernachtungsgästen aus Pittsburgh ist nie abgebrochen. Lonnie und Sam waren schon zum Gegenbesuch in den USA und die begeisterungsfähigen Gäste von einst haben sich die Fortschritte der Kutchire Lodge schon mehrfach angeschaut. Mittlerweile gibt es auch einen Swimmingpool auf dem Areal. Wenn im afrikanischen Sommer die Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius erreichen, können sich die Gäste hier abkühlen. Elefanten allerdings passen nicht durch den Eingang zum Pool.
Bereits 2019 ereignete sich ein zweites Wunder, berichtet Sam. Diesmal in Person von Prinz Harry und einer Gefolgschaft von 60 britischen Soldaten. Für mehrere Monate sollte ein aufwendiges Anti-Wilderer-Projekt im Liwonde Nationalpark durchgeführt werden. Zudem hat der Duke of Sussex die Verlegung von mehr als 200 Elefanten aus dem Liwonde Nationapark in das Nkhotakota Reserve in Malawi begleitet. Für die Verpflegung der Soldaten wurde die Kutchire Lodge angefragt. Ein lukrativer Auftrag, der Einnahmen und Reputation brachte, so Sam, aber leider durch die Corona-Pandemie jäh ausgebremst wurde.
Nachbarschaftshilfe – Village Walk
Direkt vor den Toren der Kutchire Lodge liegt das kleine Dorf Kaudzu. Seit Generationen leben die Menschen hier von der Fischerei im Shire Fluss und von der Jagd. In sehr bescheidenem Ausmaß wird auch Gemüse und Mais angebaut. Meist nur für den Eigenbedarf. Wenngleich eine Safari-Tour oder ein Bootsausflug auf den Shire River zu den gesetzen Highlights für jeden Besucher der Lodge gehören, bietet Lodge-Manager Max den Gästen auch einen Besuch im Dorf an. Denn dort wo Tourismus-Projekte den Alltag der Menschen beeinflussen, kommt es nicht automatisch zu den viel gepriesenen Win-Win-Situationen. Wenn aus Fang- und Jagdrevieren Schutzzonen werden, dann versiegt für ganze Familien nicht nur eine Erwerbsquelle, sondern die gesamte Nahrungsversorgung ist gefährdet. Mit oft dramatischen Folgen und harten Schicksalsschlägen für die Familien.
Beim Village Walk besuchen wir unter anderen Frau Chikopa. Sie ist Witwe und hat sechs Kinder. Ihr Mann war Fischer, einer von vielen an den Ufern des Shire, der seit Einrichtung der Schutzzone in der Nacht zum Fischen rausfuhr, um so der Aufsicht der Ranger zu entgehen. Vor fünf Jahren kehrte er nicht mehr zurück. Ein Krokodil hatte ihn gefressen.
Die Erkenntnis der Kutchire Lodge: Alle Dorfbewohner müssen dauerhaft einbezogen werden, damit die Akzeptanz für Tier- und Landschaftsschutz wächst. Das gilt für das Dorf Kaudzu genauso, wie für die anderen Dörfer am Rande von allen Nationalparks und Wildreservaten. So werden ehemalige Wilderer, mit ihren Fähigkeiten im Fährtenlesen zu Rangern umgeschult. Die Kutchire Lodge ist zu einen Arbeitgeber für Saisonkräfte geworden. Frauen finden Arbeit in der Küche oder betreiben einen Souvenirstand. Darüber hinaus hat der Rotary-Club, in dem Sam und Lonnie Mitglied sind, eine Patenschaft für das Dorf übernommen. Häuser, die durch Zyklone oder Starkregen beschädigt wurden, werden wiederaufgebaut. Dächer mit Solarenergie ausgerüstet und Stipendien für Kinder vergeben. 10 Prozent der Einnahmen aus Übernachtungen in der Kutchire Lodge fließen in Entwicklungsprojekte für das Dorf.
Game-Drive und Boots-Tour
Die Kutchire Lodge bietet täglich Fahren in den Liwonde-Nationalpark an. Der Park ist Teil des größeren Liwonde-Mangochi-Komplexes, der von African Parks in Partnerschaft mit dem Department of National Parks and Wildlife Malawi verwaltet wird. Liwonde beherbergt die größten Elefanten-, Spitzmaulnashorn-, Geparden- und Wasserbockpopulationen Malawis. Dieser große Bestand an Pflanzenfressern hat es dem Park ermöglicht, zahlreiche Tiere an andere Schutzgebiete in Malawi zu liefern, um auch dort den Bestand wiederherzustellen und die genetische Vielfalt zu verbessern.
Durch seine Lage am wichtigsten Fluss Malawis, dem Shire River, variieren die Lebensräume von ausgedehnten Überschwemmungsgebieten bis hin zu riesigen Mopanewäldern. Der Liwonde Park ist eine malawische Erfolgsgeschichte und heute der Park mit den meisten Raubtiersichtungen in Malawi. Die Kutchire Lodge mit ihrer perfekten Lage im Park und ganz nah am Shire River, bietet auch Bootsfahrten an, die einem dem Blick vom Wasser auf die Tiere ermöglicht.
Über die Safari-Touren mit den Guides der Kutchire-Lodge wird ausführlich in einer weiteren Reportage berichtet. Auf der Website der Kutchire-Lodge am Liwonde Nationspark gibt es weitere Informationen.
Malawi als Reiseziel in Afrika
Die Übersicht aller Tellerrand-Stories über Malawi, gibt es auf der Länderseite Malawi. Der Binnenstaat in Südostafrika, der sich auch das Warme Herz Afrika’s nennt, gilt noch als Geheimtipp für Afrika-Reisende. Im regionalen Vergleich ist Malawi ein sicheres und friedliches Land. Das Land wird landschaftlich geprägt vom Malawisee, dem zehntgrößten See der Welt. In den insgesamt fünf Nationalparks wird seit einigen Jahren ein erfolgreiches Tiermanagement betrieben und die Artenvielfalt hat enorm zugenommen. Der Liwonde Nationalpark und das Majete Wildlife Reserve stehen seit 20 Jahren unter den Verwaltung von African Parks. Die Thawale Lodge bietet Unterkünfte mitten im Park. Gleichwohl leidet die Bevölkerung Malawis unter Armut. Ein kontrolliert wachsender Tourismus schafft auch im ländlichen Raum Einkommensmöglichkeiten und verbessert die Lebensgrundlage von Familien. Der nachhaltige Anbau von Tee und Kaffee wie auf Satemwa Estate oder der Wiederaufbau der Bananenzucht im Land, schaffen ebenfalls wichtige Arbeitsplätze. Er ist keine Kulturpflanze in Malawi wie Mais, aber Kult ist er schon. Wissenswertes über den Baobob-Tree. Mehr Informationen über den Tourismus in Malawi.
Die Recherchereise wurde in Malawi vom Ministerium für Tourismus unterstützt