Detroit ist nicht irgendeine Großstadt in den USA. Detroit war einst die amerikanische Industriestadt schlechthin. Doch die Zeiten, als Detroit den Takt in der amerikanischen Wirtschaft vorgab sind lange vorbei. Heute wird die Stadt oft mit wirtschaftlichem Niedergang, hoher Kriminalität und Verfall in Verbindung gebracht. Was Detroit heute ausmacht, kann man nicht nur sehen. Es ist auch ein Gefühl, das sich einstellt, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht und die vielen kleinen und großen Projekte der Wiederbelebung entdeckt. Die Stadt, die am Boden lag, erfindet sich gerade neu. Autos spielen immer noch eine Rolle, doch die positiven Vibes gehen vor allem von Künstlern und Kreativen sowie finanzstarken Einwohnern aus, die kräftig in ihre Heimatstadt investieren.
Lost Places, das war gestern
Viele Jahrzehnte lang machte Detroit nur mit Negativ-Schlagzeilen von sich reden. Es gab eine korrupte Verwaltung, einen kriminellen Bürgermeister und tausende leerstehende und verfallene Gebäude. Definitiv kein Ort, den man freiwillig besuchen wollte. Dann schon lieber die schaurig-schönen Bilder aus den Ruinen einer einst blühenden Industriestadt aus der Ferne betrachten. Detroit war das Mekka der Lost Places-Fotografen. Sie trugen das Bild von Detroit als Flächenruine des Industriezeitalters in die Welt.
Shopping auf der West Canfield Street
Heute gibt es in Detroit wieder viel mehr zu entdecken als nur Ruinen. Auf der angesagten Canfield Street im Westen der Stadt befinden sich zum Beispiel zwei spannende Geschäfte. Third Man Records ist ein unabhängiges Plattenlabel, das sich auf Vinyl spezialisiert hat. Gegründet wurde es von Jack White, Ben Blackwell und Ben Swank. Das Plattenlabel hat Standorte in Nashville, Detroit und London. Im renovierten Backsteingebäude auf der Canfield Street werden nicht nur Platten verkauft, sondern es gibt auch ein Vinyl Presswerk. Musiker aus der ganzen Welt lassen hier wieder Platten pressen. Oft sind es Sondereditionen in schrillen Farben und mit coolen Covermotiven.
Immer freitags bietet Third Man Records Führungen durch die Produktionshalle an. Wer kein Ticket für eine Führung ergattert oder an einem andere Tag in der Stadt ist, kann durch ein großes Fenster in die leuchtend gelbe Produktionshalle blicken.
Schuhputzcreme und Overalls
In direkter Nachbarschaft zu Third Man Records hat das Designerlabel Shinola seinen Flagship-Store. Kaum eine Firma steht so für das Comeback von Detroit wie Shinola. Zum Sortiment gehören noble Uhren, Fahrräder im Retrolook und hochwertige Accessoires vom Schreibblock bis zur Ledertasche. Shinola, benannt nach einer alten Schuhputzcreme, will das Image von Detroit wieder zum Glänzen bringen. Detroit ist und bleibt ein Produktionsstandort und der Rest des Landes sollte diese Stadt nicht abschreiben, so die Botschaft der 2011 gegründeten Firma.
Die Modemarke Carhartt ist außerhalb der USA weitaus bekannter als Shinola. Mützenträger auf der ganzen Welt zeigen sich seit einigen Jahren besonders gerne mit einem dicken gelben C auf der Stirn. Hamilton Carhartt, ein Verkäufer, der mit einem Pferdewagen unterwegs war, gründete 1889 ein Unternehmen zur Produktion von Arbeitskleidung. Robuste Kleidung stellt Carhartt heute noch her, doch statt für die Schicht am Fließband, trägt man den Casual Chic aus Detroit in der Freizeit.
Eastern Market Detroit
Der Eastern Market Detroit wurde 1841 gegründet und findet seit 1891 an seinen heutigen Standort rund zwei Kilometer von Downtown Detroit entfernt statt. Immer samstags verwandelt sich das historische Marktviertel ist den größten Freiluftmarkt mit Blumenbeeten in den Vereinigten Staaten. Über 40.000 Menschen kommen aus dem Umland, um den Markt und die vielen Spezialgeschäfte im Viertel zu besuchen.
Rein ins RenCen!
Das Renaissance Center ganz in der Nähe der Hart Plaza ist mit seiner wechselvollen Geschichte ein anschauliches Beispiel für gescheiterte Stadtplanung und dem Einfluss der Automobilindustrie in Detroit. Das GMRenCen ist heute Sitz der Weltkonzernzentrale von General Motors. Gebaut wurde der riesige Komplex aus fünf Türmen im Jahr 1977 allerdings von der Ford Motor Company. Der Niedergang war zu der Zeit bereits in vollem Gang. Ford strebte mit dem Bau eine Renaissance der Stadt an. Für diese Wiedergeburt wurde Büroraum für 5.000 Menschen geschaffen. Doch das Gebäude war komplett abgeschottet von Downtown Detroit. Die Menschen fuhren mit dem Auto in die Tiefgarage und abends zurück in die Vorstadtsiedlungen.
Dieses Prestigeprojekt von Ford, das Detroit zu neuem Leben und Aufschwung verhelfen sollte, bewirkte das Gegenteil. Im Jahr 1996 kauft General Motors das Gebäude. Das Renaissance Center bekam eine gläserne Öffnung zur Promenade am Fluss. Das RenCen ist nun für jedermann zugänglich. Über Rolltreppen erreicht man ein Labyrinth aus Stahlbetontreppen. Wer es bis hierhin schafft, für den ist ein Drink in der Highbar nicht mehr weit. Nun muss man nur noch den richtigen Aufzug ins Restaurant Highlands nehmen. Der Blick aus der 72. Etage auf den Detroit River ist grandios. Man versteht, warum Stadtgründer Antoine Laumet de La Mothe im Jahre 1701 der Siedlung Fort Pontchartrain du Detroit nannte. Détroit bedeutet auf französisch Meerenge. Dort wo der französische Abenteurer La Mothe an Land ging, war der Fluss die einzige Landmarke. Der Detroit River bekommt sein Wasser aus dem Huron See und mündet bereits nach 44 Kilometern in den Erie See.
Goodbye Tristesse
Den Herzschlag der Stadt bestimmt nicht mehr die Automobilindustrie. Neue Investoren treiben den Aufschwung in Detroit voran. Private Initiativen sowie Künstler und Kreative sorgen für neues Leben. Es gibt Urban Gardening-Projekte, Streetart im Parkhaus, Fahrradwege durch Downtown und coole Rooftop-Bars mit Blick auf die Stadt.
An vielen Bauzäunen und Gebäuden in Detroit liest man den Namen Bedrock. Dahinter steht Dan Gilbert, geboren in Detroit und heute einer der reichsten Menschen der USA. Gilbert’s Firma hat sich auf die strategische Entwicklung von Stadtkernen spezialisiert. Zum Portfolio des Immobilienunternehmens gehören in der Innenstadt von Detroit 100 Immobilien mit einer Gesamtfläche von über 19 Millionen Quadratmetern. Bis heute hat Gilbert nach eigenen Angaben über eine Milliarde Dollar in seine Heimatstadt investiert und damit wesentlich zum Aufschwung beigetragen.
Don’t miss Detroit!
Detroit ist auf dem besten Weg zu einem der Top-Reiseziele in den USA. In den letzten Jahren hat sich in Detroit so viel getan, dass wir den Klassikern unter Detroit’s Sehenswürdigkeiten eine eigene Story gewidmet haben. Seit Mitte der 2010er Jahre erlebt Detroit einen Aufwärtstrend, der bis heute anhält und in seiner Dynamik an das Berlin der 1990er Jahre erinnert. Der riesige Bahnhof Michigan Central, einst löchrige Ruinie feierte 2023 sein Comeback als Forschungsstandort für Mobiltiät. Doch schon länger sind die Möglichkeiten der Fortbewegung in Detroit äußerst vielfältig, denn in Motown funktioniert Mobilität auch ohne Auto ziemlich gut.
Unsere Reise durch Michigan startet in der Hauptstadt Detroit mit Klassikern und neuen Attraktionen einer Stadt im Wandel. Der riesige Bahnhof Michigan Central, einst löchrige Ruinie feierte 2023 sein Comeback als Forschungsstandort für Mobiltiät. Doch schon länger sind die Möglichkeiten der Fortbewegung in Detroit äußerst vielfältig, denn in Motown funktioniert Mobilität auch ohne Auto ziemlich gut. Weiter geht es nach Traverse City am Michigansee mit dem Nationalpark Sleeping Bear Dunes. Mission Point Lighthouse ist einer dieser Leuchttürme mit Geschichte. Warum der Leuchtturm in Grand Traverse County besonders beliebt bei Frauen ist, erzählen wir in der Geschichte über Sarah Lane und das Wärterprogramm. Weiter geht es nach Charlevoix. Der Ort hat maritimes Flair und viele Steine. Am Strand findet man Petoskey-Steine und im Ort die berühmten Steinhäuser von Earl Young. USA ohne Autos? Tatsache auf Mackinac Island. Die Erfolgsgeschichte der Schwerindustrie von Michigan begann mit einer Niederlage.
Die Recherche wurde von Visit Detroit unterstützt