Island, dort wo Wasabi wächst

“Finde den Fehler” möchte man rufen, wenn man diese Headline liest. Wasabi, eine der anspruchvollsten Pflanzen überhaupt, die in Japan bei angenehmen 20 Grad in den Hügeln der Halbinsel Izu angebaut wird, wächst im rauen Klima Islands? Die Wasabi-Felder in Shizuoka sind terrassenartig angelegt, damit der Durst der Pflanze mit immer frischem Schmelzwasser des Mount Fuji bedient werden kann. Die Ernte ist mühsam und die Reifezeit dauert bis zu drei Jahre. Wagemutig wählen zwei isländische Ingenieure direkt nach ihrem Universitätsabschluss den kapriziösen japanischen Scharfmacher, um Islands erstes Exportgemüse zu schaffen.

Die Geschäftsidee von Nordic Wasabi ist eine spannende Start-up Geschichte, bei der Islands Geothermie, bestes Trinkwasser, geduldige Investoren und ein begehrtes Produkt, das Küchenchefs weltweit beigeistert, im Mittelpunkt stehen.

Die Wasabi-Lüge

Wer glaubt Wasabi zu kennen, weil er gerne Sushi-Rolls, Sashimis und Makis mit einem Tupfen Wasabi-Paste würzt, wird enttäuscht. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um ein Fake aus Meerrettich, Senf und Lebensmittelfarbe. Echter Wasabi ist eine teure Delikatesse. In Europa ist Wasabi schwer zu bekommen und nicht sehr lange haltbar. Durch Nordic Wasabi könnte sich dies nun ändern. Spitzenrestaurants in ganz Skandinavien und auch Deutschland sind begeistert von dem vielseitigen Produkt.

Wir waren vor Ort und haben mit den Gründern von Nordic Wasabi und dem isländischen Spitzenkoch Rúnar Pierre Heriveaux über echten Wasabi, die Möglichkeiten von Hightech-Gewächshäusern auf Basis von Geothermie und die Erfolge ihres Produktes in der internationalen Spitzengastronomie gesprochen.

Wasabi im Freiland und im Gewächshaus

Auch in seiner japanischen Heimat, der Präfektur Shizuoka, waren wir. Hier wächst Wasabi in den Bergen der Halbinsel Izu. Freiland-Wasabi braucht zwei bis drei Jahre bis zur Ernte. Der Stengel wird traditionell auf einer Oroshigane-Reibe aus getrockneter Haifischhaut gerieben. Wir haben Geschmacksunterschiede zwischen dem japanischen und dem isländischen Wasabi festgestellt.

Restaurant Öx bekommt Michelin-Stern

Chefkoch Rúnar Pierre Heriveaux aus dem Öx in Reykjavik ist ein großer Freund isländischer Produkte. Für ihn als Koch ist es ein Glücksfall, dass eine aromatisch so komplexe Pflanze wie Wasabi nun zu den heimischen isländischen Produkten zählt. Im Juli 2022 wurde das Restaurant Öx als zweites isländisches Restaurant überhaupt, mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Rúnar Pierre Heriveaux erklärt im Interview, warum ihn isländischer Wasabi so begeistert und warum er Wasabi auch für Desserts einsetzt. Die kapriziöse japanische Wasabi-Pflanze avanciert gerade zu Islands erstem Exportgemüse und verzückt Spitzenköche in ganz Skandinavien.

Im hochmodernen Wasabi-Gewächshaus läuft vieles automatisiert. Doch die Ernte, der Schnitt und die Verpackung sind Handarbeit / © Foto: Georg Berg
Im hochmodernen Wasabi-Gewächshaus läuft vieles automatisiert. Doch die Ernte, der Schnitt und die Verpackung sind Handarbeit / © Foto: Georg Berg

Fotogalerie zu Wasabi aus Island

Im hochmoderne Gewächshaus im Osten von Island wächst Wasabi soweit das Auge reicht. Das ganze Jahr hindurch, auch im langen und kalten Winter Islands herrschen hier angenehme 20 Grad Celsius. Bewässerung und Beleuchtung werden voll automatisch gesteuert.

Fotogalerie Wasabi aus Japan

Hier haben wir das Original. Wasabi ist eine anspruchsvolle Pflanze. Sie steht mit ihren Wurzeln in fließendem Gewässer und gedeiht nur bei bester Wasserqualität. Einzig im besonderen Mikroklima auf der japanischen Halbinsel Izu ist der Anbau von Wasabi im Freiland möglich. Die Wasabifelder in Izu sind schmal und ziehen sich dem Flußlauf folgend die sanften Berghänge hinunter. Teilweise werden die Felder mit Netzen beschattet. Die Pflanzen wachsen sehr langsam und der Anbau von Wasabi ist sehr arbeitsintensiv.

Unsere Arbeitsweise zeichnet sich durch selbst erlebte, gut recherchierte Textarbeit und professionelle, lebendige Fotografie aus. Für alle Geschichten gilt, dass Reiseeindrücke und Fotos am selben Ort entstehen. So ergänzen und stützen die Fotos das Gelesene und tragen es weiter.

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Permalink der Originalversion: https://tellerrandstories.de/island-dort-wo-wasabi-waechst