Die Insel Aix liegt in der Region Nouvelle-Aquitaine, rund 20 Kilometer südwestlich von La Rochelle, nahe den größeren Inseln Île de Ré und Île d’Oléron. Von Fouras bringt eine Fähre Besucher zur kleinen Insel – Autos sind hier nicht erwünscht. Die Überfahrt dauert nur 20 Minuten. Am Anleger versteckt sich das einzige Dorf, Le Bourg, hinter Festungsmauern. Grüne Wiesen durchziehen die weitläufige Festungsanlage und führen zu zwei Leuchttürmen. Die Insel mag klein sein, doch früher war sie ein bedeutendes Bollwerk.

Die schlichten Häuser der Île d’Aix leuchten mit Fensterläden in Blau und Türkis. Es ist eine eigene Welt. Mit einem Mietfahrrad oder zu Fuß erkundet man die Insel, streift durch Pinienwälder, entdeckt ein weiteres Fort und erreicht kleine Sandstrände. Im Sommer strömen Tagesgäste ins Dorf, doch wer die Dorfmauern hinter sich lässt, findet Ruhe. Einfache Strandlokale servieren frische Meeresfrüchte und leichte Sommerweine – ein Genuss inmitten der Insel-Idylle.

Vom Vorposten zur Urlaubsinsel
Die kleine Île d’Aix ist reich an Geschichte. In Napoleons Militärstrategie spielte sie eine Schlüsselrolle. Wie ein Kieselstein liegt sie vor der Mündung der Charente. Nach seinem Besuch 1808 befahl Napoleon den Bau mächtiger Befestigungen, um feindliche Schiffe aus der Charente fernzuhalten und das Marinearsenal von Rochefort vor der britischen Flotte zu schützen. 1810 begann der Bau von Fort Liédot, der uneinnehmbaren Festung nach Napoleons Plänen. Sie bot Platz für 600 Mann und diente später als Gefängnis.

Napoleon in der Falle
Nach der Niederlage bei Waterloo suchte Napoleon hier im Juli 1815 Zuflucht. Drei Tage verbrachte er im Kommandantenhaus der Atlantikinsel und hoffte, von dort aus nach Amerika zu entkommen. Doch britische Schiffe blockierten die Charente-Mündung. Am dritten Tag stellte er sich und betrat als Gefangener ein britisches Kriegsschiff, in der Erwartung, ehrenvoll behandelt und nach England ins Exil geschickt zu werden. Doch die Briten entschieden anders: Sie brachten ihn auf die abgelegene Insel St. Helena im Südatlantik. Das Gouverneurshaus der Île d’Aix ist heute Napoleon-Museum und erinnert an seine letzten Tage auf französischem Boden. 1821 starb der Kaiser der Franzosen im Exil.

Ein perfekter Sommertag
Die Landschaft der Île d’Aix ist abwechslungsreich mit einer Mischung aus Sandstränden, Pinienwäldern, Salzwiesen und Austernfarmen. Mehr als die Hälfte der Insel ist von Wald bedeckt. Radfahrer können die Insel in ihrem eigenen Tempo erkunden. Fußgänger werden an einem einzigen Ausflugstag nicht alle Sehenswürdigkeiten erreichen. Aber viele Besucher reizen vor allem die Sandstrände, wie der Grand Plage oder der Plage aux Coquillages, für ein Bad im Meer.

Coquillages und Karaoke
Ein Tag am Meer verlangt nach gutem Essen. Auf Aix locken frische Meeresfrüchte: Austern, Meeresschnecken, Jakobsmuscheln, Venusmuscheln, dazu Seebarsch und Aal. Die Austern, direkt in den Becken rund um die Insel gezüchtet, gelten als lokale Delikatesse. Eine empfehlenswerte Adresse ist das Bar-Restaurant Chez Franck, gleich außerhalb des befestigten Dorfes. Inhaber Franck serviert Austern und Muscheln an schlichten Tischen im Schatten großer Sonnenschirme – ein Essen, typisch für Aix.

Mit etwas Glück legt Franck selbst Musik auf. Gegen Ende der Mittagszeit ermuntert er seine Gäste gerne zum Karaoke. Energiegeladen durch Austern und ein wenig enthemmt vom Wein, folgen wir seinem Plan, greifen zum Mikrofon und singen mit großer Leidenschaft einen Song.



Abwechslungsreicher Rundumblick
Ein Spaziergang über die Île d’Aix bietet Ausblicke auf alle wichtigen umliegenden Inseln und Bauwerke. Schnell wird klar: Diese Insel spielte in den Jahrhunderten der großen Seeschlachten eine entscheidende Rolle. Man erblickt die Inseln Madame und Oléron, den Pertuis von Antioche, die Île de Ré mit ihrer Brücke, La Rochelle, die Charente-Küste, die Pointe de la Fumée, das Fort Enet, das Fort Vauban in Fouras-les-Bains und das berühmte Fort Boyard.

Fort Boyard thront auf einer Sandbank im Meer zwischen der Île d’Aix und der Île d’Oléron. Man kann es nur per Boot besichtigen. Weltweite Bekanntheit erlangte es durch die Abenteuer-Spielshow Fort Boyard. Seit 1990 ist das Format in über 33 Ländern adaptiert worden und gilt als erfolgreichster französischer Fernsehexport mit einem riesigen internationalen Publikum. Bis heute erfreuen sich Souvenirs rund um das uneinnehmbare Fort großer Beliebtheit – etwa eine abschließbare Spardose aus Blech.
Highlights entlang der Charente
Die Charente windet sich auf 380 Kilometern durch die französische Region Nouvelle-Aquitaine. Ihr Lauf führt vom bergigen Quellgebiet über sanfte Hügel und Weinberge bis zu den maritimen Auen an der Mündung. Ab Angoulême ist der Fluss bis zum Atlantik bei Rochefort schiffbar. Einst diente er als Hauptverkehrsweg für die Cognacproduktion. Heute laden Cognac-Häuser und Winzer zum Spiritourismus ein, während Radwege wie der Flow Vélo an malerischen Dörfern, alten Steinbrücken, einer seltenen Schwebefähre, Wassermühlen, Burgen und der Altstadt von Angoulême vorbeiführen. Die Charente gilt noch als Geheimtipp, gehört sie doch zu den ursprünglichsten Flusslandschaften Frankreichs: kaum Massentourismus, dafür viel Natur, Ruhe und Genuss. Die kleine Insel Aix war einst ein Bollwerk zum Schutz der Charente-Mündung vor feindlichen Flotten, heute beliebt für einen Tagesausflug ans Meer.
Die Recherchereise wurde von Nouvelle-Aquitaine Tourismus und Die Landpartie unterstützt