In Aubusson begann die Teppichweberei schon im 15. Jahrhundert. Flämische Weber ließen sich hier und im benachbarten Felletin nieder. Ihr Können verfeinerten sie über Jahrhunderte und machten die Kleinstadt an der Creuse zum Zentrum der französischen Tapisserie. 2009 erklärte die UNESCO diese Kunst zum immateriellen Kulturerbe. Bunte Fahnen, die über der Hauptstraße wehen, und verblasste Reklameschilder alter Werkstätten erinnern an die 600-jährige Tradition. Doch wer glaubt, die Teppichweberei sei eine verstaubte Kunst, die nur als Wandschmuck in kalten Burgen diente, liegt falsch. In Aubusson spinnt man entschlossen an der Zukunft dieses Handwerks. Die Cité internationale de la Tapisserie zeigt ein ganzes Universum aus künstlerischen Entwürfen und modernen Trends der Teppichkunst.

Cité internationale de la Tapisserie
Die Cité Internationale de la Tapisserie ist mehr als ein Museum: Sie bewahrt das Erbe der Teppichweberei und treibt zugleich Innovation, Ausbildung und kreative Entwicklungen voran. Ohne das handwerkliche Können von Weberinnen, Coloristen, Cartonisten, Künstlern und der regionalen Wollspinnerei hätte die Tapisserie keine Zukunft. Die Cité vernetzt all diese Gewerke in ihren Projekten. Wie lebendig und modern die Teppichkunst heute ist, zeigt ein Rundgang durch die Ausstellung und ein Blick in das hauseigene Atelier.

Fantasy-Helden in Großformat
Aubusson webt Tolkien, so begann 2017 ein Zyklus moderner Arbeiten, die die alte Teppichkunst in die Zukunft führt. Die Abenteuer von Bilbo und den Hobbits oder ab 2019 Szenen aus Hayao Miyazakis Spirited Away verschafften der Cité internationales Ansehen. Mit diesem Konezpt spricht das Haus Besucher jeden Alters an und vermittelt die Geschichte, Technik und Bedeutung der Tapisserie durch Ausstellungen, Führungen und Workshops.


Ein weiteres Beispiel für den kreativen und fesselnden Ansatz der Cité ist das Projekt zum 150. Todestag von George Sand im Juni 2026. Kein roter Teppich wird der berühmten Romantikerin, Vielschreiberin und Vorkämpferin der Frauenrechte ausgerollt. Stattdessen wächst mit der Hommage á George Sand ein unkonventionelles Werk heran: dreidimensional, monumental, schön. 23 Meter lang, über zwei Meter hoch – geschaffen von Frauen aus der Region.


Zeitgenössische Kunst
Die Cité internationale de la Tapisserie lädt Künstler aus aller Welt ein, die jahrhundertealte Kunst der Tapisserie mit modernen Ideen und aktuellen Trends neu zu gestalten. Temporäre Ausstellungen, wechselnde Jahresprojekte und Künstlerresidenzen fördern die Entstehung innovativer Werke und frischer Designansätze. Seit jeher setzt die Cité auf die enge Zusammenarbeit von Handwerkern und zeitgenössischen Künstlern. Berühmte Namen wie Le Corbusier, Man Ray, Vasarely und Braque haben bereits moderne Wandteppiche für Aubusson entworfen.

Die Cité Internationale de la Tapisserie öffnet das Kunsthandwerk bewusst für neue Techniken, gesellschaftliche Themen und zeitgenössische Kunst. Im Juni 2026 widmet sich das Ausstellungsjahr in Aubusson dem Gedenken an die Schriftstellerin und Feministin George Sand. Ein 23 Meter langer Wandteppich, die Hommage à George Sand, wird dann auf einem mobilen, freistehenden Gestell präsentiert. Diese bewegliche Installation zeigt exemplarisch, wie die Cité die Tapisserie als lebendige Kunstform weiterentwickelt.

Highlights in Nouvelle-Aquitaine
Die Charente windet sich auf 380 Kilometern durch die französische Region Nouvelle-Aquitaine. Ihr Lauf führt vom bergigen Quellgebiet über sanfte Hügel und Weinberge bis zu den maritimen Auen an der Mündung. Ab Angoulême ist der Fluss bis zum Atlantik bei Rochefort schiffbar. Einst diente er als Hauptverkehrsweg für die Cognacproduktion. Heute laden Cognac-Häuser und Winzer zum Spiritourismus ein, während Radwege wie der Flow Vélo an malerischen Dörfern, alten Steinbrücken, einer seltenen Schwebefähre, Wassermühlen, Burgen und der Altstadt von Angoulême vorbeiführen. Die Charente gilt noch als Geheimtipp, gehört sie doch zu den ursprünglichsten Flusslandschaften Frankreichs: kaum Massentourismus, dafür viel Natur, Ruhe und Genuss. Die kleine Insel Aix war einst ein Bollwerk zum Schutz der Charente-Mündung vor feindlichen Flotten, heute beliebt für einen Tagesausflug ans Meer. Auch abseits der Charente gibt es in Nouvelle-Aquitaine viel zu entdecken. Zum Beispiel ließ uns aufgespießte Tellerkunst mal wieder über den Tellerrand blicken. Die Stadt Poitiers liegt auf halber Strecke zwischen Paris und Bordeaux war Machtzentrale des Mittelalters und bietet mit dem Freizeitpark Futuroscope immersives Kino. Die Stadt Limoges ist bekannt für französisches Porzellan, schon ein Stadtrundgang bietet Einblicke in die Porzellankunst. Großartige Museen zur Geschichte der Porzellankunst gibt es auch. Weiter geht’s in die Region Creuse und Berry. Es ist die Heimat der Schriftstellerin George Sand und die Wiege der Tapisserie in Frankreich. In Ein Teppich für George Sand werden beide Themen miteinander verknüpft. Das Teppiche keine verstaubte Kunst vergangener Zeiten sind zeigt die Cité internationale de la Tapisserie in Aubusson.
Die Recherchereise wurde von Nouvelle-Aquitaine Tourismus und Creuse Tourisme unterstützt