Man sagt, die Schweden hätten das Kofferwort Coolcation erfunden, um die Sehnsucht nach Reisen in die kühlen Länder des Nordens zu wecken. Nun schreibt man ihnen auch die Erfindung der Gartenkolonien zu. Diese Woche erschien in der New York Times ein ausführlicher Artikel in der Rubrik Wellness around the World über die schwedischen Gartenkolonien.

Der Ursprung der Kleingärten
Laubenkolonie, Familiengarten, Schrebergarten – die Bezeichnungen sind vielfältig und regional unterschiedlich. In der Schweiz nennt man das grüne Glück Pünt, in Ostdeutschland Gartensparte. Doch die Idee der Gartenkolonie stammt nicht aus Schweden, sondern aus Deutschland. Der erste echte Kleingartenverein entstand bereits 1814 in Kappeln an der Schlei in Schleswig-Holstein. Dort verpachtete man Gartenparzellen an bedürftige Bürger, um ihre Ernährung und ihr Einkommen zu verbessern. Diese sogeannten Armengärten gelten als Ursprung der späteren Gartenkolonien und des organisierten Kleingartenwesens in Deutschland. Die Entwicklung nahm mit Moritz Schreber, einem Mediziner an der Universität Leipzig, Mitte des 19. Jahrhundert richtig Fahrt auf. Schreber propagierte als Ausgleich für die zunehmende Industrialisierung die körperliche Ertüchtigung der Stadtjugend durch Arbeit im Grünen. Ab 1864 entstanden die nach ihm benannten Schrebergärten als Familiengärten. Von Deutschland aus verbreitete sich das Modell der Gartenkolonie allmählich in andere Länder Europas.

Rothoffska Koloni in Landskrona
Zurück nach Schweden: Die Idee der Gartenkolonie gelangte Anfang des 20. Jahrhunderts über Dänemark ins Land. Die Rothoffs Museikoloni, 1903 gegründet, gehört zur ältesten Kleingartenkolonie Schwedens, die um 1900 auf den alten Wallanlagen der Zitadelle Landskrona entstand. Sie ist das einzige Kleingartenmuseum des Landes. Das Gartenhaus von 1903, in dem die Familie Rothoff einst ihre Sommer verbrachte, zeigt originalgetreu, wie sie den begrenzten Raum bis in den letzten Winkel für Eltern und Kinder nutzte. Es bietet einen guten Einblick in das Leben und die Gartenkultur jener Zeit.

Früher Kartoffelacker, heute Blumenbeet
Die Citadel Allotment Gardens wie das Gelände an der Zitadelle in Landskrona heißt, entstand, um den Stadtbewohnern Raum für den Anbau von Obst und Gemüse sowie einen Rückzugsort in der Natur zu bieten. Die Gärten sollten Erholung ermöglichen, zur Selbstversorgung beitragen und als soziale Treffpunkte dienen. Noch heute kümmern sich Hobbygärtner engagiert um die Kleingartenkolonie rund um die Zitadelle. Sie bewirtschaften die Parzellen ökologisch, legen Wert auf naturnahes Gärtnern und fördern die Gemeinschaft.

Tausche Straßenlärm gegen Vogelgezwitscher
Warum Städter ins Grüne fliehen, ähnelt sich weltweit: Sie suchen Ruhe, Erholung und einen Ort für Familie und Freunde. Wer oft Grünflächen besucht, so sind sich Forscher einig, leidet seltener an Depressionen, hat weniger Angst, schläft besser und fühlt sich weniger einsam oder isoliert. Traurig nur, dass sich viele Stadtmenschen den einstigen sozialen Fortschritt heute nicht mehr leisten können.

Vom Armengarten zum Place to be
In Schweden gibt es über 50.000 Parzellen, doch die Nachfrage übertrifft das Angebot bei Weitem. Immer mehr junge Schweden interessieren sich für Koloniträdgårdar, was die Preise in den letzten Jahren steigen ließ. In Stockholm reguliert man die Preise, um die Gärten bezahlbar zu halten. Grundstücke lassen sich dort für etwa 2.000 Euro im Jahr pachten. Dennoch ist der Traum vom eigenen Grün längst kein soziales Projekt mehr. Die Wartelisten sind lang, und wer ein Grundstück will, muss unter Umständen sagenhafte 20 Jahre warten. Auch in der Citadellkolonierna in Landskrona ist die Nachfrage groß, wie Olga Bergvall von Landskrona Tourismus bestätigt. Kein Wunder: Es ist das älteste und eines der schönsten Koloniegebiete Schwedens. Eine kleine Parzelle mit Häuschen kostet dort rund 30.000 Euro. In Stockholms angesagtem Stadtteil Södermalm kann die Gartenidylle sogar 100.000 Euro kosten.

Eintritt frei
Rothoffs Museikoloni in Landskrona ist während der Saison – vom 1. Mai bis 15. September – für Besucher in der Zeit von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos. Die historische Kleingartenanlage geht nahtlos in den Stadtpark und das Gelände der Zitadelle von Landskrona über, so dass aus dem Besuch der kleinen Gärten ein großer Spaziergang werden kann.

Weitere Schweden-Geschichten
Landskrona in der Provinz Skåne bietet Natur und Kultur. Die weltberühmte Schriftstellerin Selma Lagerlöf schrieb hier ihren ersten Roman. Das Landskrona Foto Festival setzt die alte Festungsstadt alle zwei Jahre in Szene, die älteste Gartenkolonie Schwedens kann man von Mai bis September bestaunen. Gleich gegenüber von Landskrona liegt die Öresundinsel Ven, ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Nordwestlich von Landskrona liegt das Naturreservat Kullaberg – ein Wanderparadies und der Badeort Mölle, wo man der Krukmakeri einen Besuch abstatten sollte. Die Stockholmer Metro gilt als die längste Kunstausstellung der Welt und jedes Jahr im Dezember ist die Nobelpreis-Woche. Die Gastro-Szene in Stockholm ist gut aufgestellt: von schwedischen Klassikern bis Nordic Cuisine. Die schwedische Stadt Uppsala, 80 Kilometer nördlich von Stockholm, gehört zu den bedeutensten des Landes. Schon viele Jahrhunderte bevor Stockholm als kleiner Handesposten erwähnt wurde, war Uppsala das heidnische Zentrum der Wikinger. Wir berichten über Kult und Kultur in Gamla-Uppsala und über die unterhaltsamen Botschaften der schwedischen Runen-Steine und verraten Stockholms heimliche Hingucker.
Die Recherche wurde von Visit Landskrona unterstützt