Hello Coolcation! Sommerfrische adé.

Vor gut 100 Jahren etablierte sich die Sommerfrische im deutschen Sprachgebrauch. Damals ließ man die Arbeit ruhen, verließ die heiße Stadt und fuhr aufs Land. Mit dem Einzug der Eisenbahn übernahm das Bürgertum diesen Brauch vom Adel. Wer sich keinen eigenen Sommersitz leisten konnte, quartierte sich in Gasthäusern ein. Man suchte Ruhe und Erholung in der Natur. Baden in Seen, Wandern und Bergsteigen wurden beliebte Freizeitvergnügen. 

Der gesetzlich geregelte Urlaub, wie wir ihn heute kennen, ist eine Errungenschaft der Gewerkschaften. Bei der Sommerfrische ging es um einen Temperaturwechsel, beim Urlaub, typisch deutsch, um die „Erlaubnis sich zu entfernen“. Woher kommt also das Wort Sommerfrische, das schon bei den Gebrüdern Grimm erwähnt wird? Es stammt aus dem Italienischen: „Refrigerazione“ bedeutete Erfrischung im Schatten. In Venedig ging man nicht spazieren, sondern „nahm Kühlung“ = prendere il fresco.  Ab den 1960er Jahren reisten immer mehr Menschen. Es waren die Anfänge des Massentourismus. Doch die Menschen zog es nicht ins Kühle, sondern in die Wärme. Strandurlaub in Italien, Spanien oder Griechenland mit wenig Aktivitäten und viel Entspannung lag im Trend. 

Und heute? Die alten Sehnsuchtsziele am Mittelmeer leiden unter Hitzewellen und Wasserknappheit. Der Sommer wird zum Stresstest für Touristen, Einheimische und Natur. Die Untätigkeit am heißen Strand wird zur Qual, und jede Dusche am Hotelpool löst water-shaming aus. Das geht seit ein paar Jahren so, und nun hat das Umdenken eine kritische Masse erreicht. Der neue Trend wurde in ein schickes Kofferwort gepackt: Coolcation

Die Karseggalm auf 1.603 Metern im Grossarltal ist 400 Jahre alt. Im Inneren der Hütte gibt es eine große offene Feuerstelle, auf der noch heute Knetkäse gekocht und Speck geräuchert wird / © Foto: Georg Berg
Sommerfrische par exellence: eine Alm im Salzburgerland / © Foto: Georg Berg

Välkommen Coolcation! 

Anstatt am Strand zu liegen, stehen bei Coolcation Aktivitäten wie Wandern und das Erkunden einzigartiger Natur im Vordergrund. Die neuen Sehnsuchtsorte der Reisenden liegen nun im Norden. Skandinavische Länder sind ganz vorne dabei: Norwegen, Schweden, Dänemark und Island. In Norwegen besteigt man Gletscher, solange sie noch da sind; in Schweden paddelt man mit dem Kajak durch die Schären und auf Island bestaunt man mächtige Wasserfälle. Schade, dass man diesen neuen Trend nicht so nennt wie vor 100 Jahren. Sucht doch der Coolcationist auch nichts anderes als die Sommerfrische.

Die tosenden Wasserfälle des Kvernufoss stürzen über steile, moosbedeckte Klippen und sind über einen zerklüfteten Wanderweg in der Nähe von Skógar, Island, erreichbar / © Foto: Georg Berg
Frische Brise hinter dem Wasserfall: Island ist für tosenden Wasserfälle bekannt / © Foto: Georg Berg

Tipps für Urlaub in Skandinavien

Es klingt tropisch, ist aber garantiert eine kühle Angelegenheit: Unterwegs in der dänischen Südsee. Auf dem Wanderweg der Inselmeere! Oder wie wäre es mit einem Besuch in Stockholm? Die Hauptstadt Schwedens wird auch die schöne Kühle des Nordens genannt. In Sachen Naturwunder ist Island das Maß aller Dinge. Hier ist es heiß und kalt zugleich. Die Isländer baden nicht nur gerne in heißen Quellen, sondern backen dort auch Brot. Islands größter Gletscher, der Vatnajökul sorgt regelmäßig für ein außergewöhnliches Stranderlebnis: am schwarzen Lavastrand liegen meterhohe glänzende Eisskulpturen.

Coole Location im Norden von Island. Segull 67 gehört zu den Indipendent Craft Brewers of Iceland (ICBI) / © Foto: Georg Berg
Manche mögen’s kalt: Schneefall im Mai ist auf Island nicht ungewöhnlich / © Foto: Georg Berg
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Moment mal!

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