In Reykjavik wurde bis vor kurzem an ein bedeutendes Ereignis der gemeinsamen deutsch-isländischen Geschichte erinnert. Drei Jahre lang hat die inhaltlich und in ihrem Umfang gewaltige One Wall vom Nomad Clan und Hera die Flucht in die Fremde symbolisiert, den Weg aus dem Vertrauten ins Unbekannte. Der Blick war dabei stets der neuen Zukunft zugewandt, nur die Erinnerungen blicken zurück.
Inzwischen hat der Baufortschritt das Bild allen Betrachtern entzogen.
Das Museum for Contemporary Urban Art (Urban Nation) zeigt das riesige Wandgemälde in seinem ursprünglichen Zustand und beschreibt auch den geschichtlichen Hintergrund: Im Jahr 1949 kamen 314 deutsche Frauen auf einem Schiff namens Esja nach Island. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als Deutschland noch in Trümmern lag und viele dieser Frauen verwitwet und verarmt ihre Männer betrauerten, ergab sich für sie eine neue Perspektive in einem fremden Land. Island wurde für diese Frauen zu einer neuen Heimat. Hier fanden sie ein sicheres Zuhause, Arbeit und einige sogar eine neue Liebe. Viele von den so genannten “Esja-Frauen” blieben in Island.
Die Künstlerin Hera findet, es sei „besonders wichtig, einen Blick auf die Tatsache zu werfen, dass Menschen schon immer Migranten waren, die neues und unbekanntes Terrain erschlossen und schließlich mit diesem verschmolzen sind [und damit] Teil neuer Orte, Kulturen und Familien wurden. Migrationsgeschichten stecken in der DNA jedes Landes, in dessen nationaler Identität. Die Menschen daran zu erinnern, ist entscheidend für die Aufrechterhaltung einer Kultur, die Einwanderer aufnimmt.“
Wunderliche Island Geschichten
Magisch, mystisch, wunderlich. Auf unserer Reise durch Island haben wir überwältigende Natur erlebt, die Vorzüge der Geothermie genossen und so manch absonderliches Gericht oder vom erst 1989 legalisierten Bier probiert. In Island gibt es zwar Führungsschafe, aber unter gar keinen Umständen Ponys. Dafür haben die Nachfahren der Wikinger heute beheizte Bürgersteige, immer noch brodelnde Vulkane und viel Kreativität, die in den langen dunklen Monaten das beste Rezept gegen eine beginnende Winterdepression ist. In weiteren Episoden geht es um haarige Bierflaschen, versteinerte Trolle und Wunschsteine. Fermentierter, grausam stinkender Grönlandhai steht im Kontrast zum Roggenbrot, das in heißer Erde gebacken wird. Die regelmäßig vor Húsavík auftauchenden Wale sind ein beliebtes Fotomotiv beim Whale Watching.