
Ein schrilles Klingeln zerreißt die karibische Mittagsruhe. Die Queen Emma Bridge, von den Einheimischen Swinging Old Lady genannt, kündigt ihre Öffnung an. Hektische Schritte tönen über die Holzplanken. „Schnell, schnell!“ , ruft eine Mutter, während sie mit ihrer Tochter die letzten Meter zum Ufer eilt. Mitten auf der 116 Meter langen Pontonbrücke lasse ich mich von der Unruhe anstecken und renne zur Punda-Seite, dem ältesten Stadtteil von Willemstad.

Die übrigen Fußgänger lehnen gelassen am Geländer. Smartphones blitzen auf, als die historische Brücke, angetrieben von einer Schiffsschraube, zur Seite schwenkt. Eine orange Fahne hätte mir signalisiert, dass die Unterbrechung nur etwa 15 Minuten dauert. Für mittelgroße Schiffe öffnet sich die Brücke nämlich nur halb.

Nachdem ein paar Yachten und ein kleiner Trinkwassertanker vorbeigezogen sind, lässt der Brückenmeister die Konstruktion zurückgleiten. Das Läuten verstummt, die Absperrungen heben sich, und die Menschen strömen wieder über die Planken.

Als die Brücke 1888 auf 16 Pontons entstand, galt sie als modern. Sie verband die beiden Stadtteile von Willemstad, ohne die historische Bausubstanz zu gefährden, und ließ zugleich den immer größeren Schiffen Platz, die den größten Naturhafen der Karibik anliefen.

Anfangs war die Brücke mautpflichtig – nur Barfußgänger zahlten nichts. Seit 1974 nutzen Fahrzeuge die Königin Juliana Brücke, und die „Old Lady“ bleibt eine einzigartige Touristenattraktion.


Weitere Perspektiven auf Curaçao
Während Street Art auf verwitterten Wänden die Streetart-Szene Willemstads beleuchtet, porträtiert Swinging Old Lady von Curaçao die historische Königin Emma Brücke. Kulinarische Reise durch Curaçao erkundet die kreolisch-niederländische Fusionsküche und Curaçao: Insel voller Farben zeigt das charakteristische Farbspektrum der Karibikinsel.
Die Recherche wurde vom Curaçao Tourist Board unterstützt