Ein Tesla ist ein Tesla. Wer ist Tesla?

Denk ich an Tesla, denk ich an Gigafactory in Brandenburg, an E-Mobility und den merkwürdigen Herrn Musk. Im Museum für Utopie und Alltag in Eisenhüttenstadt, ebenfalls Brandenburg, erinnert man an die Alltagskultur der DDR. Dort stoßen wir auf ein Tonbandgerät der Marke Tesla. Tonbandgeräte bezog man in der DDR ab Mitte der 1960er Jahre aus der befreundeten ČSSR. Die Marke Tesla versorgte die DDR Bürger mit den volkswirtschafltich unbedeutenden Hobby-Geräten. Der Tesla-Autobauer aus Texas wiederum stritt sich in den 2000er Jahren mit der traditionsbeladenen tschechischen Elektrogerätemarke um die Tesla-Namensrechte.

Zurück in die Zukunft: Das Tonbandgerät Modell Tesla im Museum Utopie und Alltag für Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt, Brandenburg / © Foto: Georg Berg
Zurück in die Zukunft: Das Tonbandgerät Modell Tesla im Museum Utopie und Alltag für Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt, Brandenburg / © Foto: Georg Berg

Mit genügend Geld konnten die US-Autobauer den Markenrechtsstreit 2010 beilegen. Seitdem ist Tesla für die meisten Menschen weltweit ein Synonym für Elektroautos. Sowohl in Tschechien als auch in den USA bezieht sich der Firmenname auf den genialen Physiker und Elektroingenieur Nikola Tesla. Dieser wurde 1856 als Sohn serbischer Eltern im heutigen Kroatien geboren und starb 1943 in New York. Zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert machte Nikola Tesla, der in Graz und Prag studierte, zahlreiche Erfindungen und Entdeckungen, die unter anderem dazu beitrugen, Elektroautos überhaupt erst möglich zu machen. Außerdem verbrachte er einen Großteil seines Lebens in den USA. Kosmopolitischer kann ein Leben kaum sein.

Da erscheint der Streit zwischen Serbien und Kroatien um den Wissenschaftler Tesla eher kleinlich. Schon seit vielen Jahren ziert Nikola Tesla die serbische 100-Dinar-Note, da er aufgrund seiner serbischen Eltern als einer der ihren angesehen wird. Seit Januar 2023 ist Kroatien Mitglied der Eurozone, und das Bild des Wissenschaftlers wurde mit großem Beifall der Bevölkerung auf die kroatischen 10-, 20- und 50-Cent-Münzen geprägt. Schließlich wurde Tesla in einem heute kroatischen Dorf geboren. Serbien wirft Kroatien seit Bekanntwerden der Tesla-Münzpläne vor, sich das kulturelle und wissenschaftliche Erbe des serbischen Volkes anzueignen. Geht’s noch? Sollte Wissenschaft nicht grenzenlos sein?

Ich bin jedenfalls froh, dass ich seit meinem Besuch im Museum Utopie und Alltag beim Namen Tesla nicht mehr nur an Elektroautos denke, sondern vor allem an einen genialen Wissenschaftler und Weltbürger.

Das Museum Utopie und Alltag in der Planstadt Eisenhüttenstadt. Es ist in der ehemaligen Kindertagesstätte 2 untergebracht. Der repräsentative Bau mit Säulen, umlaufendem Balkon und dominantem Vorbau sollten die Bedeutung von Familie und Kindern im Sozialismus hervorheben / © Foto: Georg Berg
Das Museum Utopie und Alltag in der Planstadt Eisenhüttenstadt. Es ist in der ehemaligen Kindertagesstätte 2 untergebracht. Der repräsentative Bau mit Säulen, umlaufendem Balkon und dominantem Vorbau sollten die Bedeutung von Familie und Kindern im Sozialismus hervorheben / © Foto: Georg Berg

Apropos Grenzen, ob im Kopf oder auf der Landkarte, im Museum für Utopie und Alltag läuft noch bis Ende April 2023 die Sonderausstellung Grenzen der Freundschaft. Tourismus zwischen der DDR, Polen und ČSSR.

Ein Haus für die Alltagskultur der DDR. Andrea Wieloch, links, Leiterin des Museums und Axel Driescher, Kurator im Museum Utopie und Alltag, Alltagskultur und Kunst aus der DDR in Eisenhüttenstadt / © Foto: Georg Berg
Ein Haus für die Alltagskultur der DDR. Andrea Wieloch, links, Leiterin des Museums und Axel Driescher, Kurator im Museum Utopie und Alltag, Alltagskultur und Kunst aus der DDR in Eisenhüttenstadt / © Foto: Georg Berg

Die Dauerausstellung des Museums Eisenhüttenstadt führt in Alltag, Politik und Gesellschaft der DDR ein und zeigt die verschiedenen Facetten des DDR-Alltags in Familie und Arbeit, berichtet über Konsum, Bildung und Kommunikationsmöglichkeiten. Weitere Räume erläutern das Herrschaftssystem in der DDR, beleuchten die sogenannte sozialistische Lebensweise und berichten über die oppositionellen Milieus der 1980er Jahre. Mehr über das Museum in Eisenhüttenstadt hier.

Die Recherchereise wurde vom Brandenburg Tourismus unterstützt

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