Die Pont Transbordeur de Martrou ist die letzte ihrer Art in Frankreich. Ab 1898 gebaut, sollte sie Pferdewagen und Menschen über die Charente bringen, ohne den Schiffsverkehr zu stören. Eine Brücke mit derselben Funktion wäre teurer gewesen, also entschied man sich für die Schwebefähre. Stahlpylonen tragen in 50 Metern Höhe einen Träger, an dem eine Gondel hängt. Diese pendelt von einem Ufer zum anderen. Die Überfahrt dauert nur 75 Sekunden. So mussten weder Segelschiffe noch Passagiere lange warten. 1900 wurde die Fähre feierlich eröffnet – eine echte Errungenschaft für die Menschen jener Zeit. Sie bot Platz für 200 Personen oder neun Pferdewagen und 50 Passagiere pro Fahrt. Seit 1976 steht sie unter Denkmalschutz.

Vorbild Eiffelturm
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts eroberten moderne Stahlbauten, aus England kommend, die Welt. 1889 entstand das wohl berühmteste Bauwerk aus Stahl: der Eiffelturm. Damals war er das höchste Gebäude der Welt – ein echtes Ausrufezeichen, errichtet zur Weltausstellung in Paris und zum 100. Jahrestag der Französischen Revolution.


Brücken-Künstler
Gustave Eiffels Schüler verbreiteten die neue Stahlbauweise in viele Länder. Schwebefähren wie die Pont Transbordeur de Martrou bei Rochefort gibt es heute nur noch acht weltweit. Die älteste steht im spanischen Baskenland bei Bilbao und gehört seit 2006 zum UNESCO-Welterbe. Wo Schwebefähren die Zeit überdauerten, oft durch den Einsatz von Bürgerinitiativen vor dem Abriss in den 1970er Jahren gerettet, profitieren die Regionen heute von der Anziehungskraft dieser stählernen Kolosse.

Stählernes Denkmal und Touristenmagnet
Schwebefähren existieren neben der von Rochefort und der Puente de Vizcaya von 1893 auch in Großbritannien, Argentinien und Deutschland. In Deutschland stehen sie in Cuxhaven und Rendsburg.

Wo diese Brücken noch fahren, ziehen sie Touristen an. Heute transportieren sie keine Pferdekarren mehr, sondern Radfahrer und Fußgänger. In Rochefort gibt es an der Fährstation sogar ein modernes Informationszentrum mit Restaurant. Die Schwebefähre verkehrt von Ende März bis Anfang November.

Highlights entlang der Charente
Die Charente windet sich auf 380 Kilometern durch die französische Region Nouvelle-Aquitaine. Ihr Lauf führt vom bergigen Quellgebiet über sanfte Hügel und Weinberge bis zu den maritimen Auen an der Mündung. Ab Angoulême ist der Fluss bis zum Atlantik bei Rochefort schiffbar. Einst diente er als Hauptverkehrsweg für die Cognacproduktion. Heute laden Cognac-Häuser und Winzer zum Spiritourismus ein, während Radwege wie der Flow Vélo an malerischen Dörfern, alten Steinbrücken, einer seltenen Schwebefähre, Wassermühlen, Burgen und der Altstadt von Angoulême vorbeiführen. Die Charente gilt noch als Geheimtipp, gehört sie doch zu den ursprünglichsten Flusslandschaften Frankreichs: kaum Massentourismus, dafür viel Natur, Ruhe und Genuss. Die kleine Insel Aix war einst ein Bollwerk zum Schutz der Charente-Mündung vor feindlichen Flotten, heute beliebt für einen Tagesausflug ans Meer.
Die Recherchereise wurde von Nouvelle-Aquitaine Tourismus und Die Landpartie unterstützt