Die Schwebefähre von Rochefort

Die Pont Transbordeur de Martrou ist die letzte ihrer Art in Frankreich. Ab 1898 gebaut, sollte sie Pferdewagen und Menschen über die Charente bringen, ohne den Schiffsverkehr zu stören. Eine Brücke mit derselben Funktion wäre teurer gewesen, also entschied man sich für die Schwebefähre. Stahlpylonen tragen in 50 Metern Höhe einen Träger, an dem eine Gondel hängt. Diese pendelt von einem Ufer zum anderen. Die Überfahrt dauert nur 75 Sekunden. So mussten weder Segelschiffe noch Passagiere lange warten. 1900 wurde die Fähre feierlich eröffnet – eine echte Errungenschaft für die Menschen jener Zeit. Sie bot Platz für 200 Personen oder neun Pferdewagen und 50 Passagiere pro Fahrt. Seit 1976 steht sie unter Denkmalschutz.

Die Schwebefähre (Pont Transbordeur) wurde zwischen 1898 und 1900 vom Ingenieur Ferdinand Arnodin erbaut, um den Fluss Charente zwischen Rochefort und Échillais zu überqueren, ohne den Schiffsverkehr zu behindern. Am 29. Juli 1900 wurde sie feierlich eröffnet / © Foto: Georg Berg
Die Schwebefähre (Pont Transbordeur) wurde vom Ingenieur Ferdinand Arnodin erbaut, um den Fluss Charente zwischen Rochefort und Échillais zu überqueren / © Foto: Georg Berg

Vorbild Eiffelturm

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts eroberten moderne Stahlbauten, aus England kommend, die Welt. 1889 entstand das wohl berühmteste Bauwerk aus Stahl: der Eiffelturm. Damals war er das höchste Gebäude der Welt – ein echtes Ausrufezeichen, errichtet zur Weltausstellung in Paris und zum 100. Jahrestag der Französischen Revolution. 

An den Trägern hängt eine Gondel (Schwebefähre), mit der Fußgänger und Radfahrer den Fluss überqueren können. Damit wird der Schiffsverkehr unter der Brücke nicht beeinträchtigt. Eine Überfahrt dauert 75 Sekunden / © Foto: Georg Berg
An den Trägern hängt eine Gondel (Schwebefähre), mit der Fußgänger und Radfahrer den Fluss überqueren können / © Foto: Georg Berg
Der Eiffel-Turm in Paris wurde nach seinem Kostruktöeur Gustave Eiffel benannt / © Foto: Georg Berg
Der Eiffel-Turm in Paris wurde nach seinem Konstrukteur Gustave Eiffel benannt / © Foto: Georg Berg

Brücken-Künstler

Gustave Eiffels Schüler verbreiteten die neue Stahlbauweise in viele Länder. Schwebefähren wie die Pont Transbordeur de Martrou bei Rochefort gibt es heute nur noch acht weltweit. Die älteste steht im spanischen Baskenland bei Bilbao und gehört seit 2006 zum UNESCO-Welterbe. Wo Schwebefähren die Zeit überdauerten, oft durch den Einsatz von Bürgerinitiativen vor dem Abriss in den 1970er Jahren gerettet, profitieren die Regionen heute von der Anziehungskraft dieser stählernen Kolosse.

Die Schwebefähre (Pont Transbordeur) über die Charente bei Rochefort (Nouvelle-Aquitaine) ist mit ihren 68 Meter hohen Stahlpylonen schon von weitem sichtbar / © Foto: Georg Berg
Die Schwebefähre über die Charente bei Rochefort (Nouvelle-Aquitaine) ist mit ihren 68 Meter hohen Stahlpylonen schon von weitem sichtbar / © Foto: Georg Berg

Stählernes Denkmal und Touristenmagnet

Schwebefähren existieren neben der von Rochefort und der Puente de Vizcaya von 1893 auch in Großbritannien, Argentinien und Deutschland. In Deutschland stehen sie in Cuxhaven und Rendsburg. 

Die Schwebefähre bei Rochefort steht seit 1976 unter Denkmalschutz und wird gerne von Radfahreren und Fußgängern benutzt. Sie war bei ihrer Eröffnung im Jahr 1900 für 200 Personen oder alternativ neun Pferdewagen und 50 Personen pro Überfahrt ausgelegt / © Foto: Georg Berg
Die Schwebefähre bei Rochefort wird gerne von Radfahreren und Fußgängern benutzt / © Foto: Georg Berg

Wo diese Brücken noch fahren, ziehen sie Touristen an. Heute transportieren sie keine Pferdekarren mehr, sondern Radfahrer und Fußgänger. In Rochefort gibt es an der Fährstation sogar ein modernes Informationszentrum mit Restaurant. Die Schwebefähre verkehrt von Ende März bis Anfang November.

 / © Foto: Georg Berg
Im Stil der alten Stahlkonstrutionen steht bei Rochefort das Informationszentrum und Restaurant zur Schwebefähre / © Foto: Angela Berg

Highlights entlang der Charente

Die Charente windet sich auf 380 Kilometern durch die französische Region Nouvelle-Aquitaine. Ihr Lauf führt vom bergigen Quellgebiet über sanfte Hügel und Weinberge bis zu den maritimen Auen an der Mündung. Ab Angoulême ist der Fluss bis zum Atlantik bei Rochefort schiffbar. Einst diente er als Hauptverkehrsweg für die Cognacproduktion. Heute laden Cognac-Häuser und Winzer zum Spiritourismus ein, während Radwege wie der Flow Vélo an malerischen Dörfern, alten Steinbrücken, einer seltenen Schwebefähre, Wassermühlen, Burgen und der Altstadt von Angoulême vorbeiführen. Die Charente gilt noch als Geheimtipp, gehört sie doch zu den ursprünglichsten Flusslandschaften Frankreichs: kaum Massentourismus, dafür viel Natur, Ruhe und Genuss. Die kleine Insel Aix war einst ein Bollwerk zum Schutz der Charente-Mündung vor feindlichen Flotten, heute beliebt für einen Tagesausflug ans Meer.

Die Recherchereise wurde von Nouvelle-Aquitaine Tourismus und Die Landpartie unterstützt

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Permalink der Originalversion: https://tellerrandstories.de/ferry-rochefort