Auf dem Landart-Pfad Engelberg

2025 verwandelte sich die Gerschnialp oberhalb von Engelberg erneut in eine Bühne für Kunst. Im mystischen Hungerbodenwald entstand ein Landart-Pfad, der alle zwei Jahre Kunst und Natur vereint. Manche Werke, wie Marion Strunks Kugel aus leuchtend roter Wolle auf einem Baumstumpf, wirken wie auf ein Podest gehoben. Andere, etwa Yvonne Christen Vágners Installation Spillikins, fügen sich so unauffällig in die Umgebung ein, dass man genau hinsehen muss, um die von Moos bewachsene Ansammlung von Ästen als menschliches Werk zu erkennen. Die Ausstellung 2025 mit dem Titel Ausblick – Einsicht präsentierte Werke von elf Künstlerinnen und Künstlern aus der Schweiz, Deutschland und Italien. 

„Spillikins“ von Yvonne Christen Vágner. Die Schweizerin legt eine Ansammlung von moosigen Ästen und Baumstämmen auf den Waldboden, jeder ist mit einem anderen verbunden und doch wirkt es wie zufällig. Welche Äste wurden verschoben, welche lagen schon früher an diesem Ort? Landart Pfad Gerschnialp in Engelberg 2025 / © Foto: Georg Berg
„Spillikins“ von Yvonne Christen Vágner. Die Schweizerin legt eine Ansammlung von moosigen Ästen und Baumstämmen auf den Waldboden, jeder ist mit einem anderen verbunden und doch wirkt es wie zufällig. Welche Äste wurden verschoben, welche lagen schon früher an diesem Ort? / © Foto: Georg Berg

Naturbühne für die Kunst

Alle zwei Jahre verschmelzen hier oben Kunstwerke mit Bäumen, Blättern oder Ästen. Diese Zusammenspiel können Besucher dann auf einem 3,5 Kilometer langen Rundweg erleben. Seit 2025 ist der Pfad auch barrierefrei. Wer im gemächlichen Museumstempo schlendert, benötigt etwa 90 Minuten und wird am Ende mit einem Blick auf die umliegenden Berge belohnt. Ein Flyer mit Wegskizze und Informationen zu den Kunstschaffenden bietet zusätzliche Einblicke. Zwischen Juni und Oktober finden auch geführte Touren statt, die für 10 CHF pro Person gebucht werden können. 

Waldschreiter von Gedeon Regli und Fabienne Baumann, filigrane Holzfragmente bilden einen großen aber grazilen Körper, ein Wesen aus einer anderen Welt. Jedes Stück Holz trägt Spuren von Wasser, Wind und Zeit. Landart Pfad Gerschnialp in Engelberg 2025 / © Foto: Georg Berg
Waldschreiter von Gedeon Regli und Fabienne Baumann, filigrane Holzfragmente bilden einen großen aber grazilen Körper, ein Wesen aus einer anderen Welt. Jedes Stück Holz trägt Spuren von Wasser, Wind und Zeit / © Foto: Georg Berg
Claudia Häusler, Kuratorin des Landart Pfads Gerschnialp, Engelberg an einem von 13 Naturkunstwerken der Austellung 2025 mit dem Titel „Ausblick - Einsicht“ / © Foto: Georg Berg
Claudia Häusler, Kuratorin des Landart Pfads Gerschnialp, Engelberg an einem von 11 Naturkunstwerken der Austellung 2025 mit dem Titel „Ausblick – Einsicht“ / © Foto: Georg Berg

„Landart entsteht in der Natur, aus ihren Materialien, und respektiert den natürlichen Kreislauf“, erklärt Kuratorin Claudia Häusler. „Unser Lebensraum beeinflusst unser Wohlbefinden. Deshalb liegt es nahe, dass wir vorausschauen möchten. Das Thema Ausblick – Einsicht fördert diesen Prozess.“ Die elf Kunstschaffenden setzten das Motto auf vielfältige Weise um.

„Sie haben Ihr Ziel erreicht“ Google-Maps Nadel auf dem Landart Pfad Gerschnialp, Engelberg, von Matthias Maeder und Claudia Vogel. Das digitale Zeichen ist aus Ästen des Waldes geflochten / © Foto: Georg Berg
„Sie haben Ihr Ziel erreicht“ Google-Maps Nadel von Matthias Maeder und Claudia Vogel. Das digitale Zeichen ist aus Ästen des Waldes geflochten und sagt uns: bitte ankommen im Hier und Jetzt / © Foto: Georg Berg
Naturkunstwerk „Portal“ von Brigitta Backhaus aus Deutschland. Aus Zweigen und Wurzeln entstand ein Durchblick mitten im Wald. Der Betrachter fokussiert sich auf einen Ausschnitt des Waldes. Landart Pfad Gerschnialp in Engelberg 2025 / © Foto: Georg Berg
Naturkunstwerk „Portal“ von Brigitta Backhaus aus Deutschland. Aus Zweigen und Wurzeln entstand ein Durchblick mitten im Wald. Der Betrachter fokussiert sich auf einen Ausschnitt des Waldes / © Foto: Georg Berg

Alle Teilnehmenden verfügen über eine künstlerische Ausbildung – ein Qualitätsanspruch, den Häusler betont. Die Künstlerinnen und Künstler wählen aus mehr Standorten im Wald, als später Werke entstehen. „Nicht jede Idee passt an jeden Ort“, erläutert Häusler. „Manche Plätze inspirieren bei der Vorbesichtigung erst zu einem bestimmten Werk.“

Vergänglichkeit inbegriffen

Häusler räumt ein, dass auch Landart ein Eingriff in die Natur ist, wenn auch ein behutsamer. „Nach der Ausstellung ziehen sich die Werke vollständig zurück, damit die Natur ihren Kreislauf ungestört fortsetzen kann.“ Diese Kunstform entsteht in der Natur, verändert sich durch Witterung und betont so ihre Vergänglichkeit. Auch wenn die Ausstellung vorbei ist, bleibt die Einsicht: Diese behutsam eingeflochtene Kunst schärft den Blick für die Schönheit, Verletzlichkeit, Kraft und Intensität der Natur. 

Naturkunstwerk „Durchblick“ von Susanne Ruoff aus Deutschland. Dünne Platten mit floralen und naturnahen Ornamenten freihängend zwischen Bäumen.  Landart Pfad Gerschnialp in Engelberg 2025 / © Foto: Georg Berg
Naturkunstwerk „Durchblick“ von Susanne Ruoff aus Deutschland. Dünne Platten mit floralen und naturnahen Ornamenten freihängend zwischen Bäumen – sind sie Zäune, Barrieren oder neue Blickwinkel? / © Foto: Georg Berg

Zwischen Juni und Oktober 2027 wird der Hungerbodenwald bei Engelberg erneut mit Naturkunstwerken bespielt. Aktuelle Informationen zum Landart Pfad Gerschnialp finden sich fortlaufend.

Die Recherchereise wurde von Engelberg-Titlis Tourismus unterstützt

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