Der Liwonde Nationalpark liegt am südlichen Ende des Malawisees. Im Westen wird der Park vom Shire, dem größten Fluss Malawis, begrenzt. Die Landschaft ist abwechslungsreich. Es gibt Trockensavannen und Überschwemmungsebenen sowie Mopane- und Akazienwälder und vereinzelt mächtige Baobab-Bäume. Palmen am Flussufer und die Kulisse des Shire-Hochlandes verschmelzen bei einer Safari im Liwonde Nationalpark zu einem wunderschönen Gesamtbild. Durch erfolgreiches Parkmanagement ist der Liwonde Nationalpark heute der Park mit den meisten Raubtiersichtungen in Malawi. Das war nicht immer so, denn Anfang der 2000er Jahre hatte der Park seinen Namen nicht mehr verdient, da es aufgrund exzessiver Wilderei kaum noch Wildtiere gab.
Heute ist der Liwonde Nationalpark Teil des größeren Liwonde-Mangochi Komplexes, der von African Parks in Partnerschaft mit dem Department of National Parks and Wildlife Malawi (DNPW) verwaltet wird. Dieser relativ kleine, aber aufgrund seiner hohen Pflanzendichte sehr artenreiche Park hat in den letzten Jahren neue Maßstäbe bei der Rückführung und Wiederansiedlung einiger der wichtigsten Tierarten Afrikas gesetzt. Bereits 2016 wurden in einer spektakulären Aktion 336 der über 800 Elefanten in das Nkhotakota Wildreservat umgesiedelt. Diese Umsiedlung erregte auch deshalb internationales Aufsehen, weil sie von einem prominenten Helfer begleitet wurde. Prinz Harry, damals noch Mitglied der britischen Königsfamilie, half bei der Umsiedlung. Prinz Harry verbrachte drei Wochen in Malawi.
Die Artenvielfalt in Liwonde nimmt stetig zu. Im Jahr 2021 erhielt der Park acht Afrikanische Wildhunde aus Südafrika. Im selben Jahr wurden im Park neun Löwenbabys geboren. Hinzu kamen zwei Gepardenmännchen aus Südafrika. Um eine ständige Durchmischung des Genpools zu gewährleisten, wurde ein Gepardenweibchen von Liwonde nach Mosambik umgesiedelt. Das Parkmanagement in Liwonde ist eine echte Erfolgsgeschichte. Heute beherbergt der Nationalpark die größten Populationen von Elefanten, Spitzmaulnashörnern, Geparden und Wasserböcken in Malawi. Dieser große Bestand an Pflanzenfressern ermöglicht es immer wieder, Tiere in andere Schutzgebiete Malawis zu liefern, um auch dort den Bestand wieder herzustellen und die genetische Vielfalt zu verbessern. Im Park leben außerdem Wasserböcke, Schwarzfersenantilopen, Buschböcke, Kudus, Flusspferde und Krokodile. Zu den mehr als 400 Vogelarten, die im Liwonde-Nationalpark gesichtet wurden, gehören Haubenzwergfischer, Weißrückengeier, Goliathreiher oder Braunmantel-Scherenschnabel.
Game Drive im Liwonde Nationalpark
Es gibt zwei Möglichkeiten, den Liwonde Nationalpark zu erkunden. Man kann mit einem Mietwagen als Selbstfahrer durch den gut ausgeschilderten Park fahren oder sich einer geführten Tour anschließen, die direkt über die jeweilige Safari-Lodge buchbar ist. Die Kutchire Lodge bietet täglich einen Morning-Drive und einen Evening-Drive an sowie mehrmals in der Woche eine Bootstour auf den Shire River. Das Tagesticket für den Liwonde Nationalpark wird am Haupteingang des Parks bezahlt. Organisierte Touren mit einem geschulten Guide sind informativer und führen meist auch zu mehr Tiersichtungen. Natürlich weiß ich als Selbstfahrer, wie eine Giraffe oder ein Löwe aussieht, aber in einem dicht bewachsenen Gelände wie dem Liwonde Park ist es hilfreich, die bevorzugten Aufenthaltsorte der Tiere zu kennen. Auch der Austausch mit den Rangern gibt den Guides wertvolle Tipps zum Aufspüren der Tiere. Und wenn sich die Big Five einmal rar machen und partout nicht zu finden sind, weiß ein geschulter Guide immer noch viel über die Vegetation oder die kleinen Tiere und Vögel zu erzählen.
Bootsausflug Shire River
Durch seine Lage am wichtigsten Fluss Malawis, dem Shire River, variieren die Lebensräume im Liwonde Nationalpark von ausgedehnten Überschwemmungsgebieten bis hin zu riesigen Mopanewäldern. Die Kutchire Lodge, ideal im Park gelegen und ganz in der Nähe des Shire River, bietet auch Bootstouren an, die es ermöglichen, die Tiere vom Wasser aus zu beobachten. Zunächst bahnt sich das kleine Boot seinen Weg durch ein Meer von schwimmenden Pflanzen, die ein wenig an Monets Seerosen erinnern.
Einmal verfängt sich der Bootsmotor in den grünen Schlingen der Pflanze. Die heftigen Regenfälle zu Beginn des Jahres haben den Shire-Fluss weit über die Ufer treten lassen und den Tieren reichlich Futter und Wasser beschert. Das satte Grün, das jetzt noch dominiert, wird sich in den nächsten Monaten wieder in ein ausgeblichenes Gelb verwandeln, so erzählen uns die Guides. Dann ist die Landschaft zwar nicht mehr ganz so spektakulär, aber die Tierbeobachtung wird einfacher, auch weil sich die Tiere dann nur noch wenige Wasserstellen teilen müssen. So hat jede Reisezeit ihren Reiz. Bis auf die ausgeprägte Regenzeit, die im Süden Malawis von November bis April dauert.
Die Arbeit von African Parks
2015 übernahm die Nichtregierungsorganisation African Parks die Verwaltung im Liwonde Nationalpark. Die erst im Jahr 2000 gegründete und aus Spenden finanzierte Organisation ist mittlerweile in elf afrikanischen Ländern aktiv. Ihr Ziel ist nachhaltiger Naturschutz. Neben der Wiederansiedlung von Tieren in durch Wilderei geschädigten Parks und Reservaten gehören viele weitere Aufgaben zu einem erfolgreichen Parkmanagement. Dazu gehören insbesondere kontinuierliche Maßnahmen gegen Wilderei, wie die Entfernung von Wildtierfallen und die Vermeidung von Mensch-Wildtier-Konflikten.
Im Liwonde-Nationalpark wurden bisher über 36.000 von Wilderern gelegte Drahtschlingen entfernt und 117 Kilometer Elektrozäune errichtet, um insbesondere den Durchbruch von Elefanten in Siedlungsgebiete zu verhindern. Mehr als 60 Ranger kümmern sich um den Schutz der Tiere, und seit einigen Jahren ist es gelungen, die Wilderei auf Nashörner und Elefanten vollständig zu stoppen. Eine Herausforderung bleibt dagegen die Eindämmung der Jagd auf Wildfleisch und des illegalen Fischfangs. Hier arbeiten die Parks auch mit den umliegenden Dorfgemeinschaften zusammen und investieren in die Bildung der Kinder, die Schaffung von Arbeitsplätzen und Gesundheitseinrichtungen. African Parks über die Highlights im Liwonde Nationapark.
Konflikte zwischen Menschen und Elefanten haben in Afrika eine lange Tradition. Die Siedlungsmuster der Menschen ändern sich ständig. Landwirtschaft fragmentiert die Elefantengebiete und führt zu unerwünschten Aufeinandertreffen von Elefant und Mensch. Die Bauern leiden unter der Zerstörung ihrer Ernten. Rund um den Liwonde-Nationalpark wurde der Anbau von Chili gefördert. Das verschafft den Menschen eine neue Einkommensquelle. Besonders smart, weil von doppeltem Nutzen, ist die so genannte Chili-Elephant-Barrier. Hier haben die Gewürzbauern im Rahmen des Chili-Projekts eine natürliche Barriere für Elefanten errichtet. Durch den Einsatz von Chili als Abschreckungsmittel profitieren sowohl die Elefanten als auch die Bauern.
Über einen Aufenthalt in der Kutchire-Lodge und den Übernachtungsmöglichkeiten in verschiedensten Unterkünften vom Rundhaus bis zum Baumhaus berichten wir in einer weiteren Reportage. Auf der Website der Kutchire-Lodge am Liwonde Nationspark gibt es weitere Informationen.
Malawi als Reiseziel in Afrika
Die Übersicht aller Tellerrand-Stories über Malawi, gibt es auf der Länderseite Malawi. Der Binnenstaat in Südostafrika, der sich auch das Warme Herz Afrika’s nennt, gilt noch als Geheimtipp für Afrika-Reisende. Im regionalen Vergleich ist Malawi ein sicheres und friedliches Land. Das Land wird landschaftlich geprägt vom Malawisee, dem zehntgrößten See der Welt. In den insgesamt fünf Nationalparks wird seit einigen Jahren ein erfolgreiches Tiermanagement betrieben und die Artenvielfalt hat enorm zugenommen. Der Liwonde Nationalpark und das Majete Wildlife Reserve stehen seit 20 Jahren unter den Verwaltung von African Parks. Die Thawale Lodge bietet Unterkünfte mitten im Park. Gleichwohl leidet die Bevölkerung Malawis unter Armut. Ein kontrolliert wachsender Tourismus schafft auch im ländlichen Raum Einkommensmöglichkeiten und verbessert die Lebensgrundlage von Familien. Der nachhaltige Anbau von Tee und Kaffee wie auf Satemwa Estate oder der Wiederaufbau der Bananenzucht im Land, schaffen ebenfalls wichtige Arbeitsplätze. Er ist keine Kulturpflanze in Malawi wie Mais, aber Kult ist er schon. Wissenswertes über den Baobob-Tree. Mehr Informationen über den Tourismus in Malawi.
Die Recherchereise wurde in Malawi vom Ministerium für Tourismus unterstützt