Die Mittelmeerinsel Malta wurde schon früh besiedelt und bietet viel mehr als nur Faustkeile aus der Steinzeit. In der Jungsteinzeit wurden die Menschen hier sesshaft, betrieben Ackerbau und Viehzucht und hatten genügend Raum für ein spirituelles gesellschaftliches Leben. Doch wie gelangten sie damals mit den begrenzten Mitteln auf die felsigen Inseln? Und was veranlasste sie zu den gewaltigen Bauten, die sie nicht für das bloße Überleben brauchten? Es gibt kaum einen besseren Ort, an dem man sich die Fragen nach den Ursprüngen des menschlichen Zusammenlebens stellen kann. Auch die kleinen Artefakte, die als Grabbeigaben gefunden wurden, zeugen von einem schon früh ausgeprägten ästhetischen Empfinden und der Fähigkeit zu abstraktem symbolischen Denken.
Einige Tempel auf Gozo und Malta sind über 5.500 Jahre alt und damit älter als die Pyramiden und Stonehenge. Die Einheimischen nannten den ältesten und größten den Ġgantija-Tempel. Aufgrund seiner gewaltigen Größe, mit Megalithen von über fünf Metern Länge und mehr als 50 Tonnen Gewicht, konnte man sich nur vorstellen, dass eine Riesin ihn erbaut hätte.
Der Ġgantija-Komplex besteht aus zwei Tempeln, wobei der kleinere etwa 150 Jahre später errichtet wurde. Für die Außenmauern wurden harte Korallenkalksteine über fünf Kilometer herangeschafft. Die Kultstätte war vermutlich überdacht und viel höher als die heutigen sechs Meter hohen Wände, da einige Steinquader über 50 Tonnen wiegen.
Die Tempel geben Einblick in die Bautechniken der Jungsteinzeit, während ein modernes Besucherzentrum hilft, alles in einen historischen Kontext zu setzen. Damals mussten viele starke Menschen jahrelang koordiniert zusammenarbeiten, um einen kaum vorstellbaren Bauplan umzusetzen.
Die Tempelphase auf Malta ist im Mittelmeerraum einzigartig. In Sizilien wurden keine ähnlichen Bauwerke gefunden.
Fat Ladies, Schamanen und Zwillingsstatuetten
In der Nähe des Ġgantija-Tempels wurden unter dem Steinkreis von Xagħra Grabbeigaben entdeckt, darunter viele faustgroße Steinfiguren. Die Dicken Damen von Gozo sind eine Sammlung alter Steinfiguren, die mit einem Fruchtbarkeitskult oder der Verehrung einer Muttergöttin in Verbindung gebracht werden.
Der Tempel von Ħaġar Qim
Auf der Hauptinsel Malta befindet sich der Ħaġar Qim Tempel, der zwar nicht so alt ist wie der Ġgantija-Tempel auf Gozo, aber dennoch aus der Ġgantija-Phase zwischen 3.600 und 3.200 v. Chr. stammt. Er wurde aus dem örtlichen Globigerinenkalkstein errichtet und liegt am südlichen Rand Maltas mit Blick auf das Mittelmeer. Seit 2009 schützt ihn eine Zeltkuppel vor Umwelteinflüssen, doch leider nimmt diese moderne Konstruktion der steinzeitlichen Bauweise etwas von ihrer grandiosen Wirkung.
Die Recherchereise wurde von VisitMalta und VisitGozo unterstützt