Maltas uralte Megalithen-Tempel

Die Mittelmeerinsel Malta wurde schon früh besiedelt und bietet viel mehr als nur Faustkeile aus der Steinzeit. In der Jungsteinzeit wurden die Menschen hier sesshaft, betrieben Ackerbau und Viehzucht und hatten genügend Raum für ein spirituelles gesellschaftliches Leben. Doch wie gelangten sie damals mit den begrenzten Mitteln auf die felsigen Inseln? Und was veranlasste sie zu den gewaltigen Bauten, die sie nicht für das bloße Überleben brauchten? Es gibt kaum einen besseren Ort, an dem man sich die Fragen nach den Ursprüngen des menschlichen Zusammenlebens stellen kann. Auch die kleinen Artefakte, die als Grabbeigaben gefunden wurden, zeugen von einem schon früh ausgeprägten ästhetischen Empfinden und der Fähigkeit zu abstraktem symbolischen Denken.

Die Insel Gozo besteht hauptsächlich aus Kalksteinen wie dem Globigerinenkalk, der ein beliebter Baustein auf Malta ist und sich leicht bearbeiten lässt / © Foto: Georg Berg
Die Insel Gozo besteht hauptsächlich aus Kalksteinen wie dem Globigerinenkalk, der noch immer ein beliebter Baustein auf Malta ist und sich leicht bearbeiten lässt / © Foto: Georg Berg

Einige Tempel auf Gozo und Malta sind über 5.500 Jahre alt und damit älter als die Pyramiden und Stonehenge. Die Einheimischen nannten den ältesten und größten den Ġgantija-Tempel. Aufgrund seiner gewaltigen Größe, mit Megalithen von über fünf Metern Länge und mehr als 50 Tonnen Gewicht, konnte man sich nur vorstellen, dass eine Riesin ihn erbaut hätte.

Bis zu 6 Meter hoch und älter als die ägyptischen Pyramiden sind die Tempel auf der zu Malta gehörenden Insel Gozo / © Foto: Georg Berg
Bis zu 6 Meter hoch und älter als die ägyptischen Pyramiden sind die Tempel auf der zu Malta gehörenden Insel Gozo / © Foto: Georg Berg

Der Ġgantija-Komplex besteht aus zwei Tempeln, wobei der kleinere etwa 150 Jahre später errichtet wurde. Für die Außenmauern wurden harte Korallenkalksteine über fünf Kilometer herangeschafft. Die Kultstätte war vermutlich überdacht und viel höher als die heutigen sechs Meter hohen Wände, da einige Steinquader über 50 Tonnen wiegen.

In einer Apsis des südlichen Ġgantija-Tempels sind noch Altar-Reste zu erkennen. Der Tempel gehört zum UNESCO Welterbe Megalithische Tempel von Malta und ist eines der ältesten noch halbwegs erhaltenen freistehenden Gebäuden der Welt / © Foto: Georg Berg
In einer Apsis des südlichen Ġgantija-Tempels sind noch Altar-Reste zu erkennen. Im Inneren der Tempel wurde der mit den damals nur verfügbaren Steinwerkzeugen besser zu bearbeitende weiche Kalkstein verwendet / © Foto: Georg Berg

Die Tempel geben Einblick in die Bautechniken der Jungsteinzeit, während ein modernes Besucherzentrum hilft, alles in einen historischen Kontext zu setzen. Damals mussten viele starke Menschen jahrelang koordiniert zusammenarbeiten, um einen kaum vorstellbaren Bauplan umzusetzen.

Im Museum am Ġgantija Tempel wird dargestellt, wie in der Jungsteinzeit schwere Steine transportiert und verbaut wurden. Anscheinend wurde vor 5.000 Jahren schon der Vorläufer des Kugellagers erfunden / © Foto: Georg Berg
Im Museum am Ġgantija Tempel wird dargestellt, wie in der Jungsteinzeit schwere Steine transportiert und verbaut wurden. Anscheinend wurde vor 5.000 Jahren schon der Vorläufer des Kugellagers erfunden / © Foto: Georg Berg

Die Tempelphase auf Malta ist im Mittelmeerraum einzigartig. In Sizilien wurden keine ähnlichen Bauwerke gefunden.

Heute stützen Gerüste die ältesten bekannten freistehenden Gebäude der Welt und bewahren sie im Erdbebengebiet so vor den Verfall. Vor mehr als 5.500 Jahren wurden die Ġgantija-Tempel auf der Insel Gozo als Kultstätten gebaut / © Foto: Georg Berg
Heute stützen Gerüste die ältesten bekannten freistehenden Gebäude der Welt und bewahren sie im Erdbebengebiet so vor dem Verfall. Vor mehr als 5.500 Jahren wurden die Ġgantija-Tempel auf der Insel Gozo als Kultstätten gebaut / © Foto: Georg Berg

Fat Ladies, Schamanen und Zwillingsstatuetten

In der Nähe des Ġgantija-Tempels wurden unter dem Steinkreis von Xagħra Grabbeigaben entdeckt, darunter viele faustgroße Steinfiguren. Die Dicken Damen von Gozo sind eine Sammlung alter Steinfiguren, die mit einem Fruchtbarkeitskult oder der Verehrung einer Muttergöttin in Verbindung gebracht werden.

Die Dicken Damen von Gozo, bezeichnen eine Sammlung alter Steinfiguren, die auf archäologischen Fundstätten der Insel Gozo entdeckt wurden. Diese Figuren stellen große, rundliche weibliche Figuren dar und werden mit einem Fruchtbarkeitskult oder der Verehrung einer Muttergöttin in der prähistorischen maltesischen Kultur in Verbindung gebracht / © Foto: Georg Berg
Die Dicken Damen von Gozo, bezeichnen eine Sammlung alter Steinfiguren, die auf archäologischen Fundstätten der Insel Gozo entdeckt wurden. Diese Figuren stellen große, rundliche weibliche Figuren dar und werden mit einem Fruchtbarkeitskult oder der Verehrung einer Muttergöttin in der prähistorischen maltesischen Kultur in Verbindung gebracht / © Foto: Georg Berg
Prähistorische Figurinen, gefunden im Steinkreis von Xaghra auf Gozo in der Nähe des Ġgantija-Tempels / © Foto: Georg Berg
Prähistorische Figurinen, gefunden im Steinkreis von Xaghra auf Gozo in der Nähe des Ġgantija-Tempels / © Foto: Georg Berg
Eine Skulptur, die zwei korpulente Menschen, die auf einem Korbsofa sitzen, darstellt, ist einzigartig auf Malta und unterscheidet sich auch von anderen mediterranen Skulpturformen. Sie haben ungleiche Zopffrisuren. Der erhaltene Kopf trägt einen aufwendigen Haarknoten mit herabhängendem Zopf. Die eine Figur trägt in der Hand eine kleinere Darstellung ihrer selbst, die andere ein kleines Gefäß.Die Ġgantija-Tempel auf der Insel Gozo gehören zur UNESCO Welterbestätte Megalithische Tempel von Malta und den ältesten noch halbwegs erhaltenen freistehenden Gebäuden der Welt / © Foto: Georg Berg
Eine einzigartige Skulptur auf Malta zeigt zwei korpulente Menschen, die auf einem Korbsofa sitzen. Sie haben ungleiche Zopffrisuren. Der erhaltene Kopf trägt einen aufwendigen Haarknoten mit herabhängendem Zopf. Eine Figur hält eine kleinere Darstellung von sich selbst in der Hand, die andere ein kleines Gefäß. Die Ġgantija-Tempel auf Gozo gehören zu den ältesten noch halbwegs erhaltenen freistehenden Gebäuden der Welt und sind Teil des UNESCO-Welterbes der megalithischen Tempel von Malta / © Foto: Georg Berg
Viele kleine Figuren aus Ton oder Stein stellen Gottheiten, Priester oder Anführer dar und sind nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet. Eine Ausnahme ist die Venus von Ħaġar Qim / © Foto: Georg Berg
Viele kleine Figuren aus Ton oder Stein stellen Gottheiten, Priester oder Anführer dar und sind nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet. Eine Ausnahme ist die Venus von Ħaġar Qim / © Foto: Georg Berg

Der Tempel von Ħaġar Qim

Auf der Hauptinsel Malta befindet sich der Ħaġar Qim Tempel, der zwar nicht so alt ist wie der Ġgantija-Tempel auf Gozo, aber dennoch aus der Ġgantija-Phase zwischen 3.600 und 3.200 v. Chr. stammt. Er wurde aus dem örtlichen Globigerinenkalkstein errichtet und liegt am südlichen Rand Maltas mit Blick auf das Mittelmeer. Seit 2009 schützt ihn eine Zeltkuppel vor Umwelteinflüssen, doch leider nimmt diese moderne Konstruktion der steinzeitlichen Bauweise etwas von ihrer grandiosen Wirkung.

1992 wurde Ħaġar Qim, gemeinsam mit anderen bronzezeitlichen Tempelanlagen Maltas, als die Megalithischen Tempel von Malta zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. 2009 wurde die Anlage von Ħaġar Qim zum Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen mit einer Zeltkuppel überdacht / © Foto: Georg Berg
1992 wurde Ħaġar Qim, gemeinsam mit anderen bronzezeitlichen Tempelanlagen Maltas, als die Megalithischen Tempel von Malta zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. 2009 wurde die Anlage von Ħaġar Qim zum Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen mit einer Zeltkuppel überdacht / © Foto: Georg Berg
20 Tonnen wiegt dieser Megatith, der von den frühesten Siedlern vor mehr als 5.000 Jahren auf Malta errichtet wurde / © Foto: Georg Berg
20 Tonnen wiegt dieser Megatith, der von den frühesten Siedlern vor mehr als 5.000 Jahren auf Malta errichtet wurde / © Foto: Georg Berg

Die Recherchereise wurde von VisitMalta und VisitGozo unterstützt

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