Funkelnder Lake Malawi

Wenn Malawi sich als das warme Herz Afrikas bezeichnet, dann ist der Malawisee die große Lebensader dieses kleinen Landes im Südosten Afrikas. Die Romantiker unter den Einheimischen nennen ihn ihren funkelnden Sternensee, die Zahlenmenschen reden vom Kalendersee, denn er ist 365 Meilen lang, 52 Meilen breit und 12 Flüsse münden in den See.

Fischer in einem Einbaum auf dem Lake Malawi bei Cape Maclear bei Sonnenuntergang / © Foto: Georg Berg
Fischer in einem Einbaum auf dem Lake Malawi bei Cape Maclear bei Sonnenuntergang / © Foto: Georg Berg

See der Superlative

Etwa 20 Prozent der Fläche Malawis sind vom Malawisee bedeckt. Er ist der drittgrößte und zweittiefste See Afrikas und der neuntgrößte See der Erde. Die Anrainerstaaten sind Tansania, Malawi und Mosambik, wobei Malawi die längste Uferlinie hat und fast das komplette Westufer umfasst. Ein Teil des Sees gehört zu Mosambik, wo er den Namen Lago Niassa trägt.

Fischer im Einbaum auf dem Lake Malawi. Der Inlandsee hat die größte Artenvielfalt an Fischen weltweit / © Foto: Georg Berg
Affenbrotbäume im Urwald am Steilufer des Malawi Sees. Baobab Tree’s können sehr viel Wasser speichern. Fischer in einem Einbaum / © Foto: Georg Berg
Zwei Süßwasserfische, Cichlids, aus der Familie der Buntbarsche, geangelt von einem Fischer im Einbaum auf dem Lake Malawi / © Foto: Georg Berg
Zwei Süßwasserfische, Cichlids, aus der Familie der Buntbarsche, geangelt von einem Fischer im Einbaum auf dem Lake Malawi / © Foto: Georg Berg

Mit 700 bis 800 Buntbarscharten, von denen viele nur hier und nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen, ist der Malawisee eines der fischartenreichsten Ökosysteme der Erde. Mit einem geschätzten Alter von mehreren Millionen Jahren ist der Malawisee auch einer der ältesten Seen der Erde. Der Malawisee ist ein so genannter Ancient Lake. Im Laufe der Evolution konnte sich hier eine besonders große Artenvielfalt entwickeln.

Vom Nationalfisch zum Luxusgut

Von großer Bedeutung für die Ernährung der Bevölkerung ist der Chambo. Ein prägendes Bild an den Ufern des Sees mit seinen vielen kleinen Dörfern sind die Fischer in ihren landestypischen Einbaum-Booten. Bis zu fünf Mal am Tag fahren sie auf den See hinaus. Dabei fangen sie nur kleine Mengen, während vor allem die kommerziellen Fischkutter, auch in den Gewässern Mosambiks, den Bestand von Chambo und anderen Fischen stark gefährden. Nur noch selten geht den einfachen Fischern ein großer Chambo ins Netz. Der Marktpreis für den Nationalfisch des Landes ist so hoch, dass der Fang in den Handel geht und nicht mehr von den Fischern und ihren Familien gegessen wird. Sie weichen auf kleinere Fische aus und verkleinern die Netzmaschen, um nicht leer auszugehen. Ein Teufelskreis, denn die Fische haben keine Zeit, sich ausreichend zu vermehren. Und die Menschen berauben sich so schleichend ihrer eigenen Lebensgrundlage.

Nsima ist ein ungewürzter Brei,(Cornmeal porridge) der aus Maismehl hergestellt wird. Das Gericht ist Grundnahrungsmittel in Malawi. Hier kombiniert mit Chambo, dem im Malawisee heimischen Fisch aus der Familie der Tilapia / © Foto: Georg Berg
Chambo wird in Malawi mit Nsima, einem ungewürzten Brei aus Maismehl hergestellt kombiniert / © Foto: Georg Berg
Lake Malawi, kleiner Fischerhafen bei Makawa mit Ruderbooten und vielen Einbaum-Booten für den traditoinellen Fischfang. Auf den Padeln steht in der Landessprache Chichewa das Wort „Chisomo“ für Danke / © Foto: Georg Berg
Lake Malawi, kleiner Fischerhafen bei Makawa mit Ruderbooten und vielen Einbaum-Booten für den traditoinellen Fischfang. Auf den Padeln steht in der Landessprache Chichewa das Wort „Chisomo“ für Danke / © Foto: Georg Berg

Zum Schutz der Fischbrutgebiete wurde bereits 1980 am Südufer des Sees bei Monkey Bay der Malawi-See Nationalpark gegründet. Seit 1984 gehört der Park zum Weltnaturerbe der UNESCO. Doch dieses Schutzgebiet allein reicht nicht mehr aus, damit sich der Fischbestand erholen kann. Der Global Nature Fund kürte den See zum Bedrohten See des Jahres 2022. Das Bevölkerungswachstum in Malawi und den Nachbarländern führt zur Überfischung. Durch den Klimawandel ist der Wasserspiegel seit Jahren kontinuierlich gesunken. Doch 2023 erlebte Malawi eine extreme, 100 Tage andauernde Regenzeit mit zerstörerischen Zyklonen. Der See verschlang vielerorts den Strand, überflutete Dörfer und zerstörte Häuser und Brücken.

Chambo Fisch Skultur in einem Kreisverkehr. Der Buntbarsch aus dem Malawisee ist das Nationalgericht des Landes. Hohe Fangquoten im Seegebiet von Mosambique haben den Bestand stark dezimiert / © Foto: Georg Berg
Chambo Fisch Skulptur in einem Kreisverkehr. Der Buntbarsch aus dem Malawisee ist der Nationalfisch des Landes. / © Foto: Georg Berg

Lebensgrundlage Fisch

Die Regierung hat gemeinsam mit Fischereiverbänden Maßnahmen ergriffen, um einerseits die Fischbestände im See zu stabilisieren und andererseits die Versorgung der Bevölkerung mit Fisch zu sichern. So wurde zum Schutz der Artenvielfalt die Maschenweite der Fangnetze auf zwei Zentimeter festgelegt, nachdem immer mehr Fischer zum Fischen mit Moskitonetzen übergegangen waren. Im November und Dezember darf auf dem Malawisee nicht gefischt werden. Darüber hinaus gibt es Projekte zur Wiederbelebung der Teichwirtschaft in den Dörfern sowie Brutanlagen im See und im Shire River, in denen der Chambo heranwachsen kann, bevor er ausgesetzt wird.

Aufzuchtbecken für Buntbarsche im Shire River bei Mangochi ist ein Projekt des Ministery of Nature Ressources, Malawi. Der Bestand des Chambo ist im Malawi See stark rückläufig / © Foto: Georg Berg
Aufzuchtbecken für Buntbarsche im Shire River bei Mangochi ist ein Projekt des Ministery of Nature Ressources, Malawi. Der Bestand des Chambo ist im Malawi See stark rückläufig / © Foto: Georg Berg

Shire River – Malawis längster Fluß

Für die Menschen in Malawi hat nicht nur der Malawisee, sondern auch der Fluss Shire eine besondere Bedeutung. Der Shire ist der einzige Abfluss des Malawisees. Der Obere Shire fließt vom Malawisee in den Malombesee, an dessen Westufer der Liwonde-Nationalpark mit besten Bedingungen für Wildtierbeobachtungen liegt. Mit 400 Kilometern ist der Shire der längste Fluss des Landes. Der Obere Shire fließt ruhig und langsam und ist daher ein idealer Lebensraum für Krokodile, Flusspferde und Schildkröten. Auch Elefanten kann man an den Ufern des Shire beim Baden beobachten. Der Untere Shire wird zu einem reißenden Strom, der in Mosambik in den Sambesi mündet.

Bootstour Kutchire Lodge am Liwonde Nationalpark. Vom Shire Fluss aus sieht man Elefanten baden. Üppige Vegeation mit bewaldeten Bergen und Palmen am Ufer / © Foto: Georg Berg
Bootstour Kutchire Lodge am Liwonde Nationalpark. Vom Shire Fluss aus sieht man Elefanten baden. Üppige Vegeation mit bewaldeten Bergen und Palmen am Ufer / © Foto: Georg Berg

Tourismus stärken

Der Tourismus in Malawi hat sich im Vergleich zu bekannteren afrikanischen Reisezielen wie Tansania, Kenia oder Südafrika erst spät entwickelt. Das Land ist arm an Bodenschätzen. Das schützt die Natur vor Zerstörung, erschwert aber die Armutsbekämpfung im Land. Eine Chance bietet der aufstrebende Tourismus. Die Regierung und viele Akteure in den Communities haben erkannt, dass der Reichtum Malawis in seiner in weiten Teilen noch unberührten Natur und seiner Ursprünglichkeit liegt.

Bootstour auf dem Oberen Shire Fluss am Liwonde Nationalpark, Malawi. Vom Wasser aus können Elefanten, Flußpferde und Krokodile beobachtet werden / © Foto: Georg Berg
Bootstour auf dem Oberen Shire Fluss am Liwonde Nationalpark, Malawi. Vom Wasser aus können Elefanten, Flußpferde und Krokodile beobachtet werden / © Foto: Georg Berg

Seit Anfang der 2000er Jahre hat das Malawi Department of National Parks and Wildlife insgesamt 12 Schutzgebiete wiederaufgebaut oder neu eingerichtet. Darunter sind fünf Nationalparks, in denen seit kurzem auch wieder die Big Five beobachtet werden können. Im Zuge eines erfolgreichen Wildtiermanagements entstehen unter Beteiligung der lokalen Bevölkerung neue Camps und Lodges. Zusätzlich werden die Communities rund um die Nationalparks aktiv eingebunden. Es entstehen neue Arbeitsplätze und Ausbildungschancen für die junge Bevölkerung Malawis, die auch den Druck von der Fischerei nehmen, die für die Menschen entlang des Malawisees die einzige Einnahmequelle darstellt.

Ein Besuch am Lake Malawi, der wichtigen Lebensader des Landes, gehört für Reisende auf jeden Fall in das Programm. Hier zwei Beispiele für Urlaub am Lake Malawi. Wenn Chambo der Nationalfisch ist, dann ist Nsima das Nationalgericht in Malawi und ein wichtiges Bindeglied innerhalb der Familien. Von ikonischer Bedeutung ist der Baobab Tree. Der mächtige Affenbrotbaum ist sowohl am Ufer des Lake Malawi als auch inmitten der Nationalparks zu finden.

Der Binnenstaat in Südostafrika, der sich auch das Warme Herz Afrika’s nennt, gilt noch als Geheimtipp für Afrika-Reisende. Im regionalen Vergleich ist Malawi ein sicheres und friedliches Land. Das Land wird landschaftlich geprägt vom Malawisee, dem zehntgrößten See der Welt. In den insgesamt fünf Nationalparks wird seit einigen Jahren ein erfolgreiches Tiermanagement betrieben und die Artenvielfalt hat enorm zugenommen. Der Liwonde Nationalpark und das Majete Wildlife Reserve stehen seit vielen Jahren unter den Verwaltung von African Parks. Die Thawale Lodge bietet Unterkünfte mitten im Park. Gleichwohl leidet die Bevölkerung Malawis unter Armut. Ein kontrolliert wachsender Tourismus schafft auch im ländlichen Raum Einkommensmöglichkeiten und verbessert die Lebensgrundlage von Familien. Mehr Informationen über den Tourismus in Malawi. Die Übersicht aller Tellerrand-Stories über Malawi, gibt es auf der Länderseite Malawi

Unsere Arbeitsweise zeichnet sich durch selbst erlebte, gut recherchierte Textarbeit und professionelle, lebendige Fotografie aus. Für alle Geschichten gilt, dass Reiseeindrücke und Fotos am selben Ort entstehen. So ergänzen und stützen die Fotos das Gelesene und tragen es weiter.

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Die Recherchereise wurde in Malawi vom Ministerium für Tourismus unterstützt

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Permalink der Originalversion: https://tellerrandstories.de/lake-malawi-lebensader
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