Yayoi Kusama gehört zu den bedeutendsten japanischen Künstlerinnen der Gegenwart. Die Prophetin im eigenen Land brauchte lange 80 Jahre, um an höchster Stelle zu punkten und für ihre kulturellen Verdienste mit Bunka Kunsho, dem japanischen Kulturorden, geehrt zu werden. Im Seto-Binnenmeer auf der Insel Naoshima stehen zwei ihrer berühmten Kürbisse mit Polka Dots.
Die 93-jährige Kusama wurde 1929 in der ländlichen Provinzstadt Matsumoto in der Präfektur Nagano geboren. Sie war von klein auf entschlossen, Malerin zu werden. Ihre Mutter wünschte, dass die Tochter traditionell aufwächst. Ständiger Druck und Ablehnung der Mutter, so wird vermutet, könnten zu Kusamas schon in der Kindheit beginnenden Krankheit geführt haben. Sie litt an Halluzinationen. Kusama sah Punkt- und Netzmuster und fürchtete, sich darin aufzulösen. Die Halluzinationen wurden zum Bestandteil ihrer Kunst. Schon 1939 fertigte sie Zeichnungen an, in denen sie die Muster verarbeitete.
Ab 1955 werden ihre Werke im Ausland ausgestellt. Mit großformatigen Arbeiten, Installationen und Happenings vor allem in den USA macht sie international auf sich aufmerksam. 1977 kehrt Kusama nach Japan zurück. Sie geht freiwillig in eine psychiatrische Klinik in Tokio, in der sie bis heute lebt und arbeitet. In ihrem Spätwerk kehren die Punkte zurück. Yayoi Kusama kombiniert die Polka Dots ihrer frühen Arbeiten mit Objekten der Natur. Der Kürbis wird zu einem wichtigen Motiv für ihre gepunkteten Installationen.
„Unsere Erde ist wie ein kleiner Polka Dot unter Millionen anderer Himmelskörper; eine Kugel voller Hass und Streit inmitten der friedlichen, stillen Sphären“.
Zitat aus „An open letter to my hero, Richard. M. Nixon, 1968, Yoyai Kusama. In diesem offenen Brief an Präsident Nixon bietet Kusama ihm an, mit ihm Sex zu haben, wenn er den Vietnamkrieg beende. In Anlehung an den berühmten Spruch der Hippie- und Antikriegsbewegung, die 1967 forderte „Make love, not war“
Taifun bringt Kürbis ins Taumeln
Naoshima ist eine kleine Insel mitten im Seto-Binnenmeer, zwischen den Hauptinseln Honshu und Shikoku. Auf Naoshima befinden sich gleich mehrere Museen der Benesse Art Site, einer Stiftung, die seit vielen Jahren Kunst- und Architekturliebhaber aus aller Welt anzieht. Die Stiftung wurde von Familie Fukutake gegründet, Eigentümer des Bildungskonzerns Benesse Holdings. Seit 1987 entstehen auf Naoshima sowie den Inseln Teshima und Inujima Museen und Kunstinstallationen im öffentlichen Raum. Zu einem echten Wahrzeichen von Naoshima hat sich der gelbe Kürbis von Yayoi Kusama entwickelt. Bereits seit 1994 steht er sehr exponiert auf einem Steg, direkt am Meer und nahe der Benesse Art Museen.
Die Rückkehr des Yellow Pumpkin
Im August 2021 fegte ein heftiger Taifun über das Seto-Binnenmeer und hob den zwei Meter hohen Kürbis von Yayoi Kusama aus der Verankerung. Das Kunstwerk wurde dabei so stark beschädigt, dass es nicht mehr zu reparieren war. Anfang Oktober 2022 pünktlich zur Setouchi Triennale, wurde der Öffentlichkeit der neue Yellow Pumpkin präsentiert. Yayoi Kusama hatte die Arbeiten am neuen Kunst-Kürbis selber beaufsichtigt. In neuem Glanz und diesmal mit stärkeren Außenwänden steht der Yellow Pumpkin an selber Stelle und soll den kommenden Taifunen besser trotzen als sein Vorgänger.
Benesse Art Site Naoshima
Benesse Art Site ist ein Sammelbegriff für alle kunstbezogenen Aktivitäten, die seit 1987 von der Benesse Holdings und der Fukutake Foundation auf den Inseln Naoshima, Teshima und Inujima initiiert werden. Das Ziel der Stiftung ist es, bedeutende Räume zu schaffen, indem zeitgenössische Kunst und Architektur in Einklang mit der unberührten Natur des Seto-Binnenmeeres gebracht werden. Hierzu muss man wissen, dass die Natur auf diesen Inseln viele Jahrzehnte lang stark unter dem industriellen Abbau von Kupfer gelitten haben. Insbesondere die Insel Teshima war durch die Kupferminen und illegale Mülldeponien beinahe unbewohnbar geworden. Der gleichzeitige Kontakt mit Kunst und Natur soll Besucher aus aller Welt dazu anregen, über das zentrale Motto der Benesse Foundation Wohlbefinden nachzudenken. Zentraler Nutznießer aller Aktivitäten sollen dabei auch die Bewohner der Inseln sein.
Von Takamatsu zu den Kunstinseln von Setouchi
Takamatsu, die Hauptstadt der Präfektur Kagawa, eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für Tagesflüge auf die Kunstinseln im Seto-Binnenmeer. Schnellboote und Fähren pendeln regelmäßig zwischen den Inseln. Die Fahrtzeiten nach Teshima und Naoshima betragen zwischen 30 und 45 Minuten. Auf den Inseln können Besucher E-Bikes für die Besichtigung der verschiedenen Kunsteinrichtungen mieten. Für jede Insel sollte man sich mindestens einen Tag Zeit nehmen, denn neben den Museen und Kunstbauten gibt es auch viele Kunstobjekte, die frei zugänglich in der Landschaft stehen. Direkt am Hafen von Naoshima leuchtet den Besuchern schon der Red Pumpkin von Yayoi Kusama entgegen. Der Rote Kurbis mit den Polka Dots ist sogar begehbar und somit maximal instagramable.
Alle drei Jahre findet in der Region Setouchi die Setouchi Kunst-Triennale statt. Die Museen und Kunst-Projekte der Benesse Art Site Naoshima können ganzjährig besucht werden. Japan’s bekannteste Künstlerin Yayoi Kusama eröffnete 2017 ihr eigenes Museum in Tokio.
Die Region Setouchi umfasst das größte Binnenmeer Japans und ist umgeben von den Präfekturen Hyogo, Okayama, Hiroshima, Yamaguchi, Tokushima, Kagawa und Ehime. 3.000 Inseln ragen aus dieser ruhigen See und bieten Japanbesuchern Einblicke in eine reiche vom Meer geprägten Kultur abseits der weltweit einstudierten Routen für eine Japanreise.
Die Recherche fand auf einer von JNTO organisieren Pressereise statt.