Machtprobe der Komodo-Warane
Big-Papa ist auf Rinca eine Instanz. Im Nationalpark der kleinen Sunda-Insel östlich von Bali ist er der größte Komodowaran und seit Jahren das unangefochtene Alphatier. Er nähert sich fauchend einem jüngeren Rivalen, um den sich einige Weibchen versammelt haben. Kein Zaun trennt uns von den zwei Meter langen Echsen. Wir Gäste der australischen True North werden Zeuge einer Machtprobe, in der sich die Protagonisten provozierend langsam in Stellung bringen. Dann aber im Bruchteil einer Sekunde ist der Kampf entschieden. Big-Papa ist vom peitschenartigen Schwanzhieb des Jüngeren ins Auge getroffen worden und verlässt geschlagen die Arena.

Mit der True North zur urwüchsigen Natur
Die Kreuzfahrt mit der Mega-Jacht True North bringt uns in einen Teil Indonesiens, der weder regelmäßig von Fährschiffen noch von großen Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird. Auf der kleinen Insel Rinca darf man sich wegen der auch für den Menschen gefährlichen Komodowarane nur in Begleitung eines einheimischen Führers bewegen.

Die Riesenechsen haben eine kräftesparende Jagdmethode entwickelt. Sie kämpfen nicht mit ihrer Beute, sondern es genügt nur der Biss eines einzigen Warans, um Büffel, Wildschwein oder Hirsch zur Strecke zu bringen. Dabei dringt Gift in das Beutetier ein, das die Blutgerinnung hemmt und es Tage später an seinen Verletzungen sterben lässt. Danach kann es von der Warangruppe gemeinsam aufgefressen werden.

Unterwegs im pazifischen Feuerring
Dass die Erdkruste in diesem Teil Indonesiens besonders aktiv ist, wird uns nicht nur bei der Ersteigung des Kelimutu-Vulkans und seiner gefärbten Kraterseen vor Augen gerufen. Während der Reise erreicht uns über Satellit die Nachricht, dass es auf der Nachbarinsel Sulawesi ein schweres Erdbeben mit Vulkanausbruch und Tsunami gegeben hat.
Feuerkegel mitten im Ozean

Mehr als 700 Meter hoch erhebt sich der Kegel des Batu Tara Vulkans, dessen steile Flanken die unbewohnte Insel Komba bilden. Da der Vulkan sich aus dem tiefen Ozean erhebt, reicht die 200 Meter lange Ankerkette der True North nicht bis zum Grund. Und so muss der Kapitän das Schiff während unseres Aufenthalts mit Maschinenkraft gegen die Meeresströmung in seiner Position halten.

Nach Sonnenuntergang erkennt man ein Feuerwerk der besonderen Art. Während wir zum Fischen mit einem kleinen Beiboot die Insel umrunden, gibt die Dunkelheit den Blick auf kleine Feuer frei, die auf der unbewohnten Insel durch herausgeschleuderte Lavaschlacken entstanden sind.
Navigation auch in der Nacht

In der Nacht fährt die True North weiter und geht bei der Insel Alor vor Anker. Ein Hubschrauberflug am nächsten Morgen über den Archipel mit den Inseln Pantar und Alor eröffnet den Blick in die gewaltige Caldera des Gunung Sirung, in der neben einem grauen See mächtige Dampferuptionen zu sehen sind.

Die Krieger der Südsee
Die Landfläche Indonesiens setzt sich aus über 17.000 Inseln zusammen, auf denen 500 Ethnien leben und wo neben der Landessprache Bahasa Indonesia 250 weitere Sprachen gesprochen werden. Die Sunda-Inseln sind im mehrheitlich muslimischen Staat überwiegend christlich geprägt. Die Menschen haben eine freundlich tolerante Ausstrahlung. Für sie sind wir als die Fremden mindestens so interessant, wie sie es für uns Besucher sind.

Nach der feuchten Landung am Strand von Kalabahi, der Hauptstadt Alors, bringt uns ein Minibus in die Nähe des kleinen Ortes Takpala, wo uns martialisch bewaffnete Krieger empfangen. Ihre spitzen Pfeile und der Bogen deuten darauf hin, dass man sich noch vor wenigen Generationen gegen feindliche Kopfjäger wehren musste. Heute drückt sich im Begrüßungsritual vor allem die gegenseitige Achtung aus, die sich stellvertretend für beide Gruppen unser Kapitän und der Häuptling des Dorfes entgegenbringen. Die True North hat der Gemeinde schon im vergangenen Jahr einen Besuch abgestattet und ist durch die großzügige Spende für die Schulkinder angenehm in Erinnerung geblieben.

Wir werden eingeladen, die typischen mit Gräsern verkleideten spitz zulaufenden Pfahlbauten zu betreten. In ihnen wird vor allem in der Regenzeit auf vier Etagen gewohnt und ganzjährig Vorratshaltung betrieben. Dabei werden die besonders wertvollen Genussmittel in der obersten am schwersten zugänglichen Ebene aufbewahrt.

An den unnatürlich roten Lippen der meisten Menschen fällt zuerst auf, dass sie sich unablässig einen Betelbissen unter die Zunge stecken. Dort löst sich das Mehl der ansonsten nur leicht gefärbte Nuss auf und nimmt die typische rote Farbe an, die Zahnfleisch aber auch den Boden des Dorfes färbt. Denn die gleichzeitig anregende wie auch beruhigende Droge regt vor allem den Speichelfluss an.
Eigentümlicher Hochzeitsbrauch
Schließlich werden wir noch Zeuge des traditionellen Hochzeitstanzes. Aber der Tanz ist nicht das Wichtigste. Es sind die Mokos, um die alle herumtanzen. Dabei handelt es sich um sanduhrförmige Bronzetrommeln, die der Bräutigam an den Vater der Braut zu zahlen hat. Sie lassen sich noch nicht mal durch Geld ersetzen und sind als zentrales Element, um das sich das ganze Fest entwickelt, ständig sichtbar.
Mokos sind wertvoller Familienbesitz. Sie werden vererbt und können gekauft werden. Eine Braut bekommt man aber für kein Geld der Welt. Ihr Wert wird durch die Zahl der Mokos ermittelt, der seinerzeit für ihre Mutter bezahlt werden musste. Wurde die Mutter für zwei Mokos ausgelöst, so werden für ihre Tochter schon drei Mokos fällig.
Unter die Tänzer mischen sich im Verlauf der Feier auch die ausländischen Gäste der True North.
Reisehinweise: Australien für europäische Touristen
Die Kosten der Schiffsreise wurden nicht berechnet