Küss die Kuh beim Alpbeizli!

Abseits des Trubels am Titlis bietet Engelberg in der Zentralschweiz das perfekte Schweizer Idyll. Von Luzern am Vierwaldstättersee erreicht man das Hochtal im Kanton Obwalden in nur 45 Minuten mit der Bahn. Wer Cliffwalk und Klettersteige links liegen lässt, entdeckt Kühe, Käsealpen und Wanderglück. Sechs Tipps für echtes Heidi-Feeling in Engelberg. 

Mensch trifft Kuh - auf dem Weg zur 1.700 hoch gelegenen Hobielalm, Engelberg / © Foto: Georg Berg
Mensch trifft Kuh – auf dem Weg zur 1.700 hoch gelegenen Hobielalm, Engelberg / © Foto: Georg Berg

Auszeit auf der Alp

Eine Nacht auf einer Schweizer Alp bringt dich runter – auch wenn es bergauf geht. Kein Netz? Umso besser. Das verbindet mit den Menschen und Tieren, die den Sommer hier verbringen. Man muss keine Kuh küssen, um die Natur zu spüren. Ein Besuch auf der Hobiel Alp im Engelberger Tal, einem typischen Alpbeizli, bietet die perfekte Auszeit. 

Gäste auf der Hobiel-Alp, alle warten auf den Sonnenuntergang und das Alpenglühen am Großen Spannort / © Foto: Georg Berg
Gäste auf der Hobiel-Alp, alle warten auf den Sonnenuntergang und das Alpenglühen am Großen Spannort / © Foto: Georg Berg

Seit Jahrzehnten bewirtschaftet die Familie Zurfluh die Hobiel Alp. Großvater Sepp verbringt 2025 seinen 69. Sommer im hinteren Engelbergertal. Drei Generationen leben hier während der Sommermonate. Ruedi Zurfluh kümmert sich um die Viehwirtschaft, Großmutter Theres und Ruedis Frau Sibylle betreiben die Gastwirtschaft und das Gästelager. Die vier Kinder helfen mit. Zwei Gemeinschaftsräume stehen Wanderern für die Nacht zur Verfügung. Mobilfunknetz gibt es nicht, doch wer bleibt, erlebt den Anruf der Schutzheiligen. 

Drei Generationen auf der Hobiel Alp: Sepp Zurflüh mit Ehefrau Theres sowie der Sohn Ruedi mit seiner Frau Sibylle und den Kindern / © Foto: Georg Berg
Drei Generationen auf der Hobiel Alp: Sepp Zurflüh mit Ehefrau Theres sowie der Sohn Ruedi mit seiner Frau Sibylle und den Kindern / © Foto: Georg Berg

Alpruf der Senner

Sepp Zurfluh stellt sich oberhalb der Hobiel Hütte ans Sennenkreuz, setzt die hölzerne Folle an den Mund und ruft in alle Himmelsrichtungen. Der „Betruf“, eine jahrhundertealte Tradition, bittet die Heiligen um Schutz für Alp, Tiere und Menschen. Dieses Ritual, einst auch Kommunikationsmittel unter Sennern, ist selten geworden. Doch in der Zentralschweiz halten Senner wie Sepp Zurfluh die Verbindung von Natur und Kultur lebendig. Hörte man früher abends den Ruf, wusste man: Beim Nachbarn ist alles in Ordnung. 

Sepp Zurfluh übernahm 1970 die Hobiel Alp von seinem Vater. 69 Sommer hat er bereits hier verbracht. Abends ruft er den Alpsegen, auch Betruf genannt, in alle vier Himmelsrichtungen für einen umfassenden Schutz vor Gefahren / © Foto: Georg Berg
Sepp Zurfluh übernahm 1970 die Hobiel Alp von seinem Vater. 69 Sommer hat er bereits hier verbracht. Abends ruft er den Alpsegen, auch Betruf genannt, in alle vier Himmelsrichtungen für einen umfassenden Schutz vor Gefahren / © Foto: Georg Berg

Alpenglühen

Die Sonne sinkt, Sepp Zurfluh beendet den „Betruf“, und fast magisch, als antworteten die Berge, leuchtet der Große Spannort gegenüber der Hobiel Alp in glühendem Orangerot. 

Alpenglühen am Großen Spannort, Abendstimmung auf der Hobiel Alp. Der Große Spannort erscheint von der Hobiel Alp aus wie ein markanter Felsturm,  der über dem Spannortgletscher und dem Glattfirn thront / © Foto: Georg Berg
Alpenglühen am Großen Spannort, Abendstimmung auf der Hobiel Alp. Der Große Spannort erscheint von der Hobiel Alp aus wie ein markanter Felsturm, der über dem Spannortgletscher und dem Glattfirn thront / © Foto: Georg Berg

Älplermagronen

Fast so schön wie das Alpenglühen strahlen die Älplermagronen in ihrer Auflaufform. Auf einer bodenständigen Alp nennt man sie nicht „Signature Dish“, doch sie sind das kulinarische Aushängeschild der Familie Zurfluh. Kartoffeln, Nudeln, Zwiebeln und reichlich Alpkäse, dazu Apfelmus – dieser herzhafte Sattmacher begeistert Wanderer und Tagesgäste. Auch andere Alpbetriebe der Region servieren ihn. 

Älplermagronen auf der Hobiel Alp. Ein klassisches Gericht aus Kartoffeln, Nudeln, Zwiebeln und reichlich Alpkäse, oft mit Apfelmus serviert. Es ist besonders bei Wanderern beliebt, weil es kräftigend und sättigend ist / © Foto: Angela Berg
Älplermagronen auf der Hobiel Alp / © Foto: Angela Berg

Fahrt mit dem Buiräbähnli

Die kleinen Bauernbahnen, die Buiräbähnli, sind das Gegenteil der Titlis Rotair, jener drehbaren Seilbahn, die auf 3.031 Meter Höhe spektakuläre Rundblicke bietet – wenn nicht andere Fahrgäste die Sicht versperren. Im Buiräbähnli sitzt man allein. Das Beste: Man bringt die Seilbahn selbst in Gang. Ein Anruf am Stationstelefon genügt, und sobald man in der Kabine sitzt und den Knopf drückt, setzt sie sich in Bewegung. 

Bauernbahn nennt man im Engelbergertal eine kleine Liftanlage, die abgelegene Bauernhöfe mit dem Tal verbinden, im Schweizer Dialekt  „Buiräbähnli“ genannt. Wanderer können die Bahn mit einem gültigen Liftticket benutzen / © Foto: Georg Berg
Bauernbahn nennt man im Engelbergertal eine kleine Liftanlage, die abgelegene Bauernhöfe mit dem Tal verbinden, Wanderer können sie mit einem gültigen Liftticket benutzen / © Foto: Georg Berg

Diese urigen Seilbahnen, oft von Bauern betrieben, erleichtern den Zugang zu entlegenen Alpenhöfen und Weiden. Im Engelbergertal gibt es viele Buiräbähnli, die auch Touristen nutzen. Sie sind Teil der „Buiräbähnli-Safari“, einer 46 Kilometer langen Wanderroute, die mehrere dieser privaten Seilbahnen verbindet. 

Unterwegs mti einer Bauernbahn im Engelbergertal. Wanderer tragen ihre Liftnummer in ein Fahrtenbuch ein, rufen die Talstation ein, damit die Seilbahn aktiviiert wird und müssen nach Einstieg selber den Knopf zum Türen schließen drücken / © Foto: Georg Berg
Unterwegs mit einer Bauernbahn im Engelbergertal. Wanderer tragen ihre Liftnummer in ein Fahrtenbuch ein, rufen die Talstation ein, damit die Seilbahn aktiviiert wird und müssen nach Einstieg selber den Knopf zum Türen schließen drücken / © Foto: Georg Berg

Alpenheuen an der Klostermauer

Das Heuen hat in der Zentralschweiz eine lange Tradition. Beim Wildheuen mäht man steile, hochgelegene Wiesen von Hand, da Maschinen oder Tiere dort nicht hinkommen. Diese Arbeit sichert die Biodiversität der Magerwiesen und schützt vor Lawinen. Doch auch in flachen Regionen, wie vor den Mauern des Benediktinerklosters Engelberg, schneidet man das Heu mit der Sense und wendet es zum Trocknen. Die Sonne flirrt, Insekten schwirren, und die Hochachtung vor dieser mühsamen Arbeit wächst. Das Heuen symbolisiert die enge Verbindung der Bergbauern mit der Natur und den Jahreszyklus.

Sommer in Engelberg: Frauen wenden Heu vor den Mauern des Benediktiner Klosters Engelberg / © Foto: Georg Berg
Sommer in Engelberg: Frauen wenden Heu vor den Mauern des Benediktiner Klosters Engelberg / © Foto: Georg Berg

Ausgangspunkt für eine Wanderung zur Hobiel Alp ist die Talstation Führenalp, die man bequem mit dem Shuttelbus aus Engelberg erreicht. Von der Talstation kann man hinauf wandern oder mit die Führenalpbahn nutzen. Wie es dann weitergeht beschreibt die Hobiel Alp hier.

Die Recherchereise wurde von Engelberg-Titlis Tourismus unterstützt

Unsere Arbeitsweise zeichnet sich durch selbst erlebte, gut recherchierte Textarbeit und professionelle, lebendige Fotografie aus. Für alle Geschichten gilt, dass Reiseeindrücke und Fotos am selben Ort entstehen. So ergänzen und stützen die Fotos das Gelesene und tragen es weiter.

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Permalink der Originalversion: https://tellerrandstories.de/engelberg-alp