Weingut Hans Wirsching in Franken

Iphofen und der Julius-Echter-Berg

Wir treffen Andrea Wirsching an einem lauen Spätsommertag. Der Nachmittag ist die schönste Zeit im Weinberg. Hierhin zieht sich die Winzerin zurück, wenn sie zur Ruhe kommen möchte. Auch Nachdenken, sagt sie, funktioniert bei tief stehender Sonne im Weinberg gut. Wir fahren in den Julius-Echter-Berg, die berühmteste Lage des Weinguts Hans Wirsching.

Die Schatten werden langsam länger – am Julius-Echter-Berg, der wohl berühmtesten Lage in Iphofen. Angela Berg zusammen mit Winzerin Andrea Wirsching, deren Großvater in den 1920er Jahren diese Lage angelegt hat / © Foto: Georg Berg
Die Schatten werden langsam länger – am Julius-Echter-Berg, der wohl berühmtesten Lage in Iphofen. Angela Berg zusammen mit Winzerin Andrea Wirsching, deren Großvater in den 1920er Jahren diese Lage angelegt hat / © Foto: Georg Berg

Das Weingut Hans Wirsching gehört zu den größten und auch bekanntesten Privatweingütern in Franken. Seit 1630 und in 14. Generation ist die Familie im Weinbau tätig. Zwischen 1905 bis 1911 kam der Weinanbau durch die Reblaus fast völlig zum Erliegen. Nach der Reblaus-Katastrophe und den beiden Weltkriegen legte Hans Wirsching mit den übriggebliebenen Weinbergen und einer konsequenten Qualitätsphilosophie die Grundlagen für einen reinen Weinbau-Betrieb. Die Söhne, Dr. Heinrich Wirsching und Hans Wirsching bauten die Rebfläche seit 1966 aus. Das Weingut wurde zu einem der führenden Silvaner-Erzeuger in Franken und bewirtschaftet heute eine Rebfläche von 90 Hektar.

Glücklich im Weinberg. Andrea Wirsching vom Weingut Hans Wirsching mitten in Dornfelder-Reben. Die Philosophie des Hauses für die Arbeit im Weinberg lautet: so umweltschonend wie möglich bei Verzicht auf Insektizide und Herbizide / © Foto: Georg Berg
Glücklich im Weinberg. Andrea Wirsching vom Weingut Hans Wirsching mitten in Dornfelder-Reben. Die Philosophie des Hauses für die Arbeit im Weinberg lautet: so umweltschonend wie möglich bei Verzicht auf Insektizide und Herbizide / © Foto: Georg Berg

Trockene Silvaner, Scheureben und Rieslinge sind seit Generationen unsere Spezialität, sagt Andrea Wirsching. Das Stammhaus der Familie steht im pittoresken Iphofen. Andrea Wirsching war mit 29 Jahren noch mal ausgebrochen aus der fränkischen Winzerdynastie für einen Handelsjob in Hongkong. Aber dann holte sie der Weinberg doch wieder ein. Sie heiratete einen Winzer von der Saar. Dort blieb sie 18 Jahre lang, zog drei Töchter groß, klopfte dann erneut im Betrieb ihrer Familie in Iphofen an und wurde gerne wieder aufgenommen.

Ein Silvaner Großes Gewächs: 2013 Iphöfer Julius-Echter-Berg. Das Weingut Hans Wirsching präsentiert seine Spitzenweine regelmäßig auf dem Rheingau Gourmet und Wein Festival / © Foto: Georg Berg
Ein Silvaner Großes Gewächs: 2013 Iphöfer Julius-Echter-Berg. Das Weingut Hans Wirsching präsentiert seine Spitzenweine regelmäßig auf dem Rheingau Gourmet und Wein Festival / © Foto: Georg Berg

Andrea Wirsching repräsentiert das Weingut auf Festivals und Veranstaltungen, wie dem Rheingau Gourmet und Weinfestival und übernahm die Geschäftsführung von ihrem Vater Dr. Heinrich Wirsching. Halbschwester Lena von Gemmingen (geb. Wirsching) absolviert noch ein Studium. Der Plan ist, dass Andrea in einigen Jahren die Regie an die jüngere Schwester übergibt. Als Zeichen ihrer Verbundenheit kreierten die Schwestern schon mal den Sister-Act, einen Wein aus Silvaner und Riesling aus der Top-Lage Julius-Echter-Berg.

Gipskeuper prägt das Terroir der Grossen Lagen in Iphofen, von denen der Julius-Echter-Berg die berühmteste Lage ist / © Foto: Georg Berg
Gipskeuper prägt das Terroir der Grossen Lagen in Iphofen, von denen der Julius-Echter-Berg die berühmteste Lage ist / © Foto: Georg Berg

Auch am Julius-Echter-Berg sind nicht alle Lagen gleich. Andrea Wirsching beschreibt ihn oben mit wenig Humus und unten weit und tiefgründig aber besonders gut in der Mitte vom Hang. Hier steht ein alter Bestand mit kleinen konzentrierten Trauben. Eichenwälder schirmen die teilweise steilen Hänge ab und sorgen so für ein besonderes Kleinklima. Dieses milde Klima und die lange Vegetationszeit ermöglichen es den Reben, die im Gipskeuper enthaltenen Mineralstoffe aufzunehmen. Die Weine erhalten einen fruchtig, gehaltvollen Charakter und die aufgenommenen Mineralien machen sie bekömmlich.

Der Weinbau im Steilhang ist aufwändig. Blick auf den Iphofener Julius-Echter-Berg / © Foto: Georg Berg
Der Weinbau im Steilhang ist aufwändig. Blick auf den Iphofener Julius-Echter-Berg / © Foto: Georg Berg

Die wichtigsten Reben im Fränkischen sind Silvaner, Trollinger und Scheurebe. Der Großvater Hans Wirsching war 1953 einer der ersten, der die Scheurebe in Franken eingeführt hat. In Franken werden nur 5 % Riesling angebaut, aber wenn man einen fränkischen Riesling findet, dann ist der auch gut!

Und wie war nun das Weinjahr 2017? Andrea Wirsching ist sehr zufrieden. Was dem Weingenießer vielleicht wie ein verregneter Sommer erschienen ist, war für die Winzer in Franken ein Wetter mit idealen Wachstumsbedingungen. Allerdings verlangt das feucht-schwüle Wetter viel Handarbeit, wie Entblätterung, mechanische Unkrautbekämpfung und Laubarbeit für eine bessere Durchlüftung der Trauben. Die Weinlese hat so früh wie noch nie begonnen – 88 Tage nach der Blüte (man rechnet normalerweise mit 100 Tagen). Über ihren Silvaner ist Andrea Wirsching besonders glücklich und nennt ihn einen absoluten Klimahelden. Durch die starke Selektion der Trauben kündigt sie eine nur kleine Menge Großer Gewächse an, aber mit viel Aromatik und Eleganz.

Das Stammhaus in Iphofen stammt aus dem 16. Jahrhundert. Der Keller sogar aus dem 15. Jahrhundert. Das Stammhaus war zwischen 1860 und 1950 ein Kolonialwarenhandel, der die Familie Wirsching ernährt hat / © Foto: Georg Berg
Das Stammhaus in Iphofen stammt aus dem 16. Jahrhundert. Der Keller sogar aus dem 15. Jahrhundert. Das Stammhaus war zwischen 1860 und 1950 ein Kolonialwarenhandel, der die Familie Wirsching ernährt hat / © Foto: Georg Berg

Mitten im Ort Iphofen steht das Stammhaus aus dem 16. Jahrhundert. Bevor hier Wein verkauft wurde gab es zwischen 1860 und 1950 einen Kolonialwarenhandel, der die Familie Wirsching ernährt hat. Das Weingut Hans Wirsching hat noch heute über 60 % Privatkundschaft. Der Verkauf ist bis auf ganz wenige Ausnahmen im Jahr durchgehend geöffnet, so dass die rund 12.000 aktiven Privatkunden fast täglich die Gelegenheit zu Verkostung und Einkauf haben.

Blick in die Wirsching-Schatzkammer. Hier lagern Bocksbeutel vieler Jahrzehnte / © Foto: Georg Berg
Blick in die Wirsching-Schatzkammer. Hier lagern Bocksbeutel vieler Jahrzehnte / © Foto: Georg Berg

Kein Weingut ohne Schatzkammer. Im Keller der Winzerfamilie Wirsching lagern die Weine vieler Jahrzehnte. Die Familie bleibt der Flachkugelflasche, dem Bocksbeutel, treu. Ursprünglich war das ein Stoffbeutel, in dem Mönche oder Ratsherren ihre Bücher transportierten. Heimat und Tradition sollen bewahrt werden. Eine Rieslingflöte für ihre Wein-Klassiker käme für Andrea Wirsching nicht in Frage.

Der historische Weinkeller unter dem Stammhaus des Weinguts Hans Wirsching in Iphofen / © Foto: Georg Berg
Der historische Weinkeller unter dem Stammhaus des Weinguts Hans Wirsching in Iphofen / © Foto: Georg Berg
Der moderne Part des Weinkellers. Hier lagert nur ein kleiner Teil der Weine. Silvaner als typischer Franke ist mit 38 Anteil die dominierende Rebsorte, gefolgt vom Riesling, Müller-Thurgau, Scheurebe, Weißburgunder, Grauburgunder, Bacchus, Kerner, Traminer und den Rotweinsorten Spätburgunder, Portugieser und Dornfelder / © Foto: Georg Berg
Der moderne Part des Weinkellers. Hier lagert nur ein kleiner Teil der Weine. Silvaner als typischer Franke ist mit 38 Anteil die dominierende Rebsorte, gefolgt vom Riesling, Müller-Thurgau, Scheurebe, Weißburgunder, Grauburgunder, Bacchus, Kerner, Traminer und den Rotweinsorten Spätburgunder, Portugieser und Dornfelder / © Foto: Georg Berg
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