Verbaute Kunst

In Reykjavik wurde bis vor kurzem an ein bedeutendes Ereignis der gemeinsamen deutsch-isländischen Geschichte erinnert. Drei Jahre lang hat die inhaltlich und in ihrem Umfang gewaltige One Wall vom Nomad Clan und Hera die Flucht in die Fremde symbolisiert, den Weg aus dem Vertrauten ins Unbekannte. Der Blick war dabei stets der neuen Zukunft zugewandt, nur die Erinnerungen blicken zurück.

Inzwischen hat der Baufortschritt das Bild allen Betrachtern entzogen.

Fortschritt kennt kein Pardon. Heimat ist, wohin man sich begibt. Familie ist das, was man selbst daraus macht. / © Foto: Georg Berg
Home is where you take it. Family is who you make it / © Foto: Georg Berg

Das Museum for Contemporary Urban Art (Urban Nation) zeigt das riesige Wandgemälde in seinem ursprünglichen Zustand und beschreibt auch den geschichtlichen Hintergrund: Im Jahr 1949 kamen 314 deutsche Frauen auf einem Schiff namens Esja nach Island. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als Deutschland noch in Trümmern lag und viele dieser Frauen verwitwet und verarmt ihre Männer betrauerten, ergab sich für sie eine neue Perspektive in einem fremden Land. Island wurde für diese Frauen zu einer neuen Heimat. Hier fanden sie ein sicheres Zuhause, Arbeit und einige sogar eine neue Liebe. Viele von den so genannten “Esja-Frauen” blieben in Island.

Die Künstlerin Hera findet, es sei „besonders wichtig, einen Blick auf die Tatsache zu werfen, dass Menschen schon immer Migranten waren, die neues und unbekanntes Terrain erschlossen und schließlich mit diesem verschmolzen sind [und damit] Teil neuer Orte, Kulturen und Familien wurden. Migrationsgeschichten stecken in der DNA jedes Landes, in dessen nationaler Identität. Die Menschen daran zu erinnern, ist entscheidend für die Aufrechterhaltung einer Kultur, die Einwanderer aufnimmt.“

Moment mal!

Unsere Arbeitsweise zeichnet sich durch selbst erlebte, gut recherchierte Textarbeit und professionelle, lebendige Fotografie aus. Für alle Geschichten gilt, dass Reiseeindrücke und Fotos am selben Ort entstehen. So ergänzen und stützen die Fotos das Gelesene und tragen es weiter.

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