Stockholm und die Kunst im Untergrund

Es ist mehr als nur eine günstige Schlechtwetter-Alternative. Zum Preis von einer Fahrkarte fährt man in Stockholm durch die längste Kunstgalerie der Welt. In 100 Metrostationen gibt es auf einer Gesamtlänge von 110 Kilometern Malereien, Mosaike und Skupturen zu sehen. Es gibt sie an Wänden, an den Decken, auf dem Fußboden, in Vitrinen oder entlang der Rolltreppen. Was in den 1950er Jahren mit schmückenden Kacheln und verzierten Säulen begann, gipfelte in den 1970er Jahren in spektukulärer Höhlenmalerei.

Bahnsteig der Metrostation T-Centralen aus den 50er Jahren. In den Bahhöfen der ersten Generation von Stockholms Metro wurde vor allem mit Kacheln und Reliefs gearbeitet. Der Anblick von Felswänden und das Gefühl, sich unter der Erde zu befinden, sollte weitestgehend ausgeschaltet werden / © Foto: Georg Berg
Bahnsteig der Metrostation T-Centralen aus den 50er Jahren. In den Bahnhöfen der ersten Generation wurde vor allem mit Kacheln und Reliefs gearbeitet. Der Anblick von Felswänden und das Gefühl, sich unter der Erde zu befinden, sollte weitestgehend vermieden werden / © Foto: Georg Berg

Von Badezimmer bis Grotte

Zu den schönsten Stationen der Tunnelbana, wie die Metro auf Schwedisch heißt, gehören T-Centralen, Kungsträdgården, Solna Centrum und Rådhuset. Sie gehören zu den sogenannten Grottenstationen, während man die gekachelten Stationen der 1950er Jahre liebevol Badezimmer-Stationen nennt. Erst in der 1970er Jahren, bei der dritten Erweiterung des U-Bahn-Netzes, traute man sich, die blanken, in den Fels gehauenen Wände zu zeigen. Ulrik Samuelson, machte es sogar zur Bedingung für seine künstlerische Arbeit an der Station Kungsträdgården, dass sie rohe Felsen zeigt. Heute ist Kungsträdgården eine der beliebtesten Metrostationen in Stockholm.

U-Bahn Kunst in Stockholm, Metrostation Kungsträdgården "Garten des Königs", Endstation der Blauen Linie in der Altstadt ist eine der schönsten Stationen mit original Fundstücken aus dem Makalös-Palast, der 1825 niederbrannte. Die Felsendecke ist grün bemalt, der Boden mit Fliesen ausgelegt wie in einem Schloss / © Foto: Georg Berg
Metrostation Kungsträdgården „Garten des Königs“ ist Endstation der Blauen Linie und eine der schönsten Stationen mit original Fundstücken aus dem Makalös-Palast, der 1825 niederbrannte. Die Felsendecke ist grün bemalt, der Boden mit Fliesen ausgelegt wie in einem Schloss / © Foto: Georg Berg
U-Bahn Kunst in Stockholm, T-Centralen Metrostation am Hauptbahnhof Stockholm und Knotenpunkt des Metronetzes wurde vom Künstler Per Olof Ultvedt in blauen Barben und mit einfachen Motiven wie stilisierten Blumen und Blätterranken gestaltet. Formen und Farbe sollen sich beruhigend auf die Fahrgäste auswirken / © Foto: Georg Berg
T-Centralen am Hauptbahnhof Stockholm wurde vom Künstler Per Olof Ultvedt in blauen Farben und mit einfachen Motiven wie stilisierten Blumen und Blätterranken gestaltet. Formen und Farbe sollen sich beruhigend auf die Fahrgäste auswirken / © Foto: Georg Berg
Kunst in der Metrostation Solna Centrum. Die ganze Station ist eine leuchtend grüne und rote Landschaft. Grün steht für den Wald und Rot für die Abendsonne. Die Künstler Karl-Olov Björk und Anders Åberg fügten aber auch eine politische Komponente hinzu. Es sind Zeichnungen die die Abholzung der Wälder oder die Entvölkerung der ländlichen Gebiete thematisieren / © Foto: Georg Berg
Kunst in der Metrostation Solna Centrum. Die ganze Station ist eine leuchtend grüne und rote Landschaft. Grün steht für den Wald und Rot für die Abendsonne. Die Künstler Karl-Olov Björk und Anders Åberg fügten auch eine politische Komponente hinzu. Es sind Zeichnungen zu sehen, die die Abholzung der Wälder oder die Entvölkerung der ländlichen Gebiete thematisieren / © Foto: Georg Berg
U-Bahn Kunst in Stockholm, Metrostation Kungsträdgården in Stockholm. Von den 1950er Jahren bis Anfang der 2000er Jahre wurden rund 90 von über 100 Metrostationen mit Kunstwerken geschmückt. Viele Metrostationen sind beliebte Selfiespots / © Foto: Georg Berg
U-Bahn Kunst in Stockholm, Metrostation Kungsträdgården. Viele Metrostationen sind heute beliebte Selfiespots / © Foto: Georg Berg

Eine App lotst durch den Untergrund, gibt Auskunft über die Kunstwerke und ihre Künstler und verrät sogar die besten Selfiespots.

Manchmal sehen auch die Fahrgäste, wie ein komponiertes Kunstwerk aus: hier junges Paar in der Metro Stockholm mit Mobiltelefon in der Hand, Tatoos auf den Armen und Blumen in der Einkaufstasche / © Foto: Georg Berg
Manchmal sehen auch die Fahrgäste, wie ein komponiertes Kunstwerk aus: hier junges Paar mit Mobiltelefon in der Hand, Tattoos auf den Armen und Blumen in der Einkaufstasche / © Foto: Georg Berg

Unser Tipp: mit einer Fahrkarte von Stockholms Transportunternehmen Lokaltrafik SL eröffnen sich nicht nur eine Unterwelt voller Kunst und bunter Felslandschaften, sondern auch Bootsfahrten durch die felsige Inselwelt vor Stockholm. Mit den beliebten Pendelfähren, den Pendelbåtar, kommt man zum Vergnügungspark Gröna Lund wie auch auf einen Sundowner nach Nackastrand. Wer früh am Morgen, wie die Pendler zur Arbeit, eine der vielen Fähren benutzt, bekommt sogar einen Frühstückskaffee gratis!

Die Recherche wurde unterstützt von Visit Stockholm

Moment mal!

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