Jede der vielen Attraktionen Sri Lankas hat mehr Zeit verdient, als die meisten Reiseveranstalter auf ihren Rundreisen dafür einkalkulieren. Aber der Tourismus ist auch aufgrund der Weltlage fast zum Erliegen gekommen. Russische und ukrainische Touristen haben den Hauptanteil der Besucher im Land ausgemacht und waren auch Hauptabnehmerländer für die Tee-Exporte Sri Lankas. Vor allem die Menschen in Sri Lanka mit ihrer Herzlichkeit haben es aber verdient, dass das Land weiter auf der Liste der interessantesten Länder geführt wird.
Sri Lanka ist ein schönes Land und war im Jahr 2019 Spitzenreiter auf der Beliebtheitsskala des international bekannten Reiseführer-Verlags Lonely Planet. Heute macht es eine Krise durch, weil die jeweiligen politischen Führungen der vergangenen Jahrzehnte das Land in zunehmende Abhängigkeiten von den konkurrierenden Mächten China und Indien gebracht hat. Der Staatsbankrott ist noch nicht abgewendet.
Nach 25-jährigem Bürgerkrieg, der bis 2009 vorwiegend im tamilisch bevölkerten Norden der Insel herrschte, gingen die beiden Volksgruppen der Singhalesen und Tamilen größtenteils freundlich miteinander um. Buddhismus und Hinduismus sind vor Christentum und Islam die beiden Hauptreligionen und setzen mit ihren Tempeln viele farbenfrohe Akzente in der reizvollen Landschaft.
Oberhalb der Stadt Dambulla im zentralen Hochland lassen wir uns nach einer leichten Wanderung von den in einem Granitfelsen gehauenen buddhistischen Höhlentempeln faszinieren. Zahlreiche vergoldete Skulpturen und Wandgemälde im Kandy-Stil finden sich heute in den seit über 2.000 Jahren ununterbrochenen als Kloster genutzten Höhlen. Da wundert es nicht, dass die UNESCO diesen eindrucksvollen Ort in ihre Weltkulturerbe-Liste aufgenommen hat.
Im Klosterhof wird ein Ableger des Baumes verehrt, unter dem der Religionsgründer Buddha schon 400 Jahre vor Christus die entscheidende Erleuchtung gehabt haben soll. Abgesehen von diesem religiösen Ursprung unterscheidet sich die buddhistische Praxis von der in anderen Ländern wie Tibet oder Thailand. Hira, unser Reiseführer sprudelt in jeder Ecke des Tempels viele interessante Geschichten heraus. Leider können wir sie aus Zeitgründen nicht so einordnen, wie es buddhistischer Lehre und ihrem geduldigen Streben nach angemessener Erkenntnis wäre. Denn noch am selben Tag stehen die wilden Elefanten des Minneriya Nationalparks auf dem Programm.
Der Monsunregen beginnt in Sri Lanka pünktlich
Auf Sri Lanka herrscht das ganze Jahr über angenehmes Reisewetter. Die Witterung wechselt eher im Verlauf eines jeden Tages und nach einem sonnigen Vormittag ist Regen am späten Nachmittag nicht nur den Einheimischen willkommen. Wasser ist schließlich kostbar und wird seit Jahrhunderten in größtenteils künstlich angelegten Reservoirs aufgefangen.
Wie vorhergesehen beginnt pünktlich um 15.30 Uhr der angenehm warme Monsunregen, als wir am Eingang des Minneriya Nationalparks unsere Safari-Fahrzeuge besteigen. Wir fahren abwechselnd durch dorniges Gestrüpp oder dichte Wälder dorthin, wo sich die wilden Elefanten am liebsten aufhalten. Schon im 3. Jahrhundert wurde das Wasser des Amban Flusses zu dem fast 20 Quadratkilometer großen Minneriya-Reservoir aufgestaut.
Besucher halten die Dickhäuter nicht von ihrer eigensinnigen Beschäftigung ab. Scheinbar schlendernd legen die Elefanten weite Strecken zurück, fressen, nehmen im Minneriya Stausee oder einer kleinen Wasserstelle ein Bad und kommen dabei den Safari-Fahrzeugen recht nahe. Nur vor Elefantenkühen mit Nachwuchs haben die Fahrer der allradgetriebenen Jeeps enormen Respekt. Sie müssen auch im tiefsten Matsch immer vorwärts startklar sein.
Sri Lankas imposante Felsenfestung Sigiriya
Am nächsten Morgen begrüßt uns wieder die Sonne und wir brechen zur Felsenfestung Sigiriya, einem UNESCO-Weltkulturdenkmal auf. Die Straßen sind schmal und mehr als 40 Kilometer pro Stunde schafft man in Sri Lanka selten.
Wenn man die am Aufstieg auf den Megalithen liegenden historischen Graffiti richtig interpretiert, handelt es sich wohl um eine der weltweit ältesten Touristenattraktionen. Vorher versuchen wir erst mal an einer Schilderansammlung herauszufinden, was auf dem Gelände verboten oder geboten ist.
Der Weg zur Felsenfestung auf dem 200 Meter hohen Megaliten führt durch eine der ältesten Gartenanlagen Asiens. Das weitläufige Gelände ist im 5. Jahrhundert unter König Kasyapa angelegt worden. Nachdem er seinen Vater, König Dhatusena, umgebracht hatte, war er hier 2 Jahrzehnte lang vor der Rache des eigentlichen Thronfolgers, seines Halbbruders Moggallana, sicher.
Im flachen Teil beginnend mit den Wassergärten wird der Weg über die Boulder- und Terrassengärten immer steiler. Nach einiger Zeit erreicht man ein kleines Zwischenplateau, von dem aus zwischen zwei in den Felsen gehauenen Löwenpranken, der schmale steile Pfad zur eigentlichen Burg hinauf führt. Am Fuße des steilen und uneinnehmbaren Löwenfelsens erstreckt sich eine Gartenlandschaft. Kleinere Felsbrocken wurden an ihrem ursprünglichen Platz von den Baumeistern harmonisch in Rasen- und Wasserflächen eingebettet.
Hat man im Besucherstrom Schritt für Schritt auf dem schmalen steilen Weg den höchsten Punkt erreicht, wundert man sich über die weite Ausdehnung der Palastruine. Während der Blick die wunderbar weite Aussicht in alle Richtungen genießt, kann man kaum glauben, dass diese Festung nur zwei Jahrzehnte lang Hauptstadt Sri Lankas gewesen ist.
Buddhas Zahn im Tempel von Kandy
Die Hauptstadt der Zentralprovinz im Hochland von Sri Lanka ist die bedeutendste buddhistische Pilgerstätte des Landes. Einmal täglich füllt sich das Obergeschoss des großen Tempels mit Gläubigen, die sich aus dem ganzen Land auf den Weg gemacht haben, um in Sri Lankas ehemaliger Hauptstadt einen kurzen Blick auf den linken Eckzahn Buddhas werfen zu können.
Ein extrem langsamer Trommelrhythmus verstärkt in jedem Winkel des Tempels die tiefe religiöse Verehrung der Gläubigen, die Blumen und Geschenke für die Mönche mitgebracht haben.
Der beste Ceylon Tee wächst im Hochland Sri Lankas
Das kühlere Klima und täglich mehrere Nebelstunden lassen auf den Teeplantagen des zentralen Hochlandes einen mild-aromatischen Tee in bester Qualität entstehen. Von morgens 6 bis mittags 14 Uhr sind die Pflückerinnen unterwegs. Auf dem Rücken tragen sie einen Sack, in den 20 kg der in den letzten zwei Wochen gewachsenen jüngsten hellgrünen Blätter passen. Diese können dann noch am selben Tag in der Teefabrik weiterverarbeitet werden.
Die frischen Teeblätter müssen zunächst 24 Stunden lang an der Luft trocknen, bevor sie in mehreren Arbeitsgängen zu verschiedenen Sorten schwarzer Tees verarbeitet werden.
Spätestens nach sechs Wochen wird der Tee bei der Auktion in der Hauptstadt Colombo von Einkäufern aus der ganzen Welt meistbietend erstattet.
Reise im langsamsten Expresszug der Welt
Im Bahnhof von Nanu Oya beginnt eine atemberaubende Zugfahrt, die uns 60 Kilometer durch die Berge Sri Lankas führt. Obwohl Plätze im Panorama-Wagen reserviert waren, hielt es mich während der vier Stunden dauernden Fahrt nicht auf dem Sitz. Zu schön ist es, während der Fahrt auf dem Boden in der geöffneten Zugtür mit Blick auf Wasserfälle und Tee-Plantagen zu sitzen.
Sanfter Tourismus im Einklang mit der Landwirtschaft
Das Jetwing Kaduruketha Hotel in der landwirtschaftlich geprägten hügeligen Region südlich des zentralen Hochlandes ist ein gutes Beispiel für das gelungene Miteinander von Tourismus und lokaler Infrastruktur.
Zu zweit starten wir in Begleitung unseres persönlichen Butlers Prabath Madushanh und des von Hotel angestellten Environmentalisten Ishanda Senevirattna zu einer zweistündigen Radtour durch die nähere Umgebung. Als Umwelt wird hier nicht nur die Natur, sondern vor allem auch das soziale Umfeld begriffen. Wir begegnen Bauern, mit denen die Vorbereitung der Reisfelder besprochen wird und erfahren, wie das Hotel deren wirtschaftliche Existenz absichert. Die im Hotel verarbeiteten Lebensmittel werden den unabhängigen Bauern in der nächsten Umgebung abgekauft. Um nicht von eventuellen Missernten in ihrer Existenz gefährdet zu sein, erhalten sie darüber hinaus jedes Jahr Zuschüsse für ihr Saatgut.
Nachhaltigkeit hat viele Facetten
Der Aufenthalt in der Hotelanlage des Jetwing Kaduruketha offenbart nach und nach, wie angenehm ein nachhaltiges Leben sein kann. Die Gästezimmer sind auf dem weitläufigen schattigen Gelände in separaten Bungalows verteilt. Durch die nur mit Holzstäben und Insektengittern verschlossenen Fenster hat man direkten Naturkontakt. Ohne Klimaanlage kann man die Ruhe und den Duft der Natur genießen. Fahrräder stehen jedem Gast zur freien Verfügung.
Hier wird Energie gespart, ohne dass die Gäste auf Annehmlichkeiten verzichten müssen. Sorgfältig geplante Luftzirkulation macht Klimaanlagen überflüssig. Warmwasser wird aus Sonnenenergie gewonnen und statt Glühbirnen leuchten nur LED-Lampen. Der Müll wird getrennt und aus Kompost wird das in der Anlage verwendete Biogas erzeugt. In der Küche wird auf Brennholz gekocht, das als Nebenprodukt aus der Zimtproduktion anfällt. Trinkwasser und Körperpflegeprodukte stehen in Mehrwegglasflaschen bereit.
Ein vogelkundlicher Spaziergang mit fachkundiger Begleitung weckt vor dem Frühstück die Lebensgeister. Das Personal stammt aus der näheren Umgebung und begegnet den Gästen unaufdringlich in ausgezeichnetem Englisch, ohne dabei die eigene Lebensform zu verlassen. Kleine Rituale wie die buddhistische Segnung des Touristenfahrzeugs finden eher beiläufig statt.
Die Recherchereise wurde vom Tourismusministerium Sri Lankas unterstützt.