Adventures auf der Seidenstraße

Marco Polo, der venezianische Reisende, hat als erster die uralte Verbindung zwischen Ost und West beschrieben, die mehr als eine Handelsstraße ist. Der Bedeutung der Seidenstraße nachzuspüren war Konrad Fobbes Absicht bei der Vorbereitung seines Landrovers für die lange Tour quer durch zwei Kontinente. Vor Jahren hat sich sein Special Adventure Unternehmen auf die Veranstaltung exklusiver Reisen spezialisiert. Die Teilnehmer legen vor allem auf echte Abenteuer Wert. Wenn es dann noch reibungslos und zwischendurch sogar bequem abläuft – umso besser.

Die Seidenstraße geht über die Brücke des Serafschan-Flusses in Tadschikistan / © Foto: Georg Berg
Die Seidenstraße verläuft in Tadschikistan über die Brücke des Serafschan-Flusses / © Foto: Georg Berg
Beim täglichen Briefing lässt sich die Gruppe auf der Landkarte die bevorstehende Etappe erklären / © Foto: Georg Berg
Beim täglichen Briefing lässt sich die Gruppe auf der Landkarte die bevorstehende Etappe erklären / © Foto: Georg Berg

Will man die Landschaft zu Fuß erleben, erfordert das Trittsicherheit. Die wenigen Menschen, auf die man im schroffen asiatischen Hochgebirge trifft, sind erfreut über die Begegnung und wollen zumeist wissen, woher man kommt und was einer hierhin verschlagen hat.

Immer auf der Suche nach besonderen Fotomotiven. Michael aus der Schweiz können die neben dem Pamir Highway gelegenen Wege nicht steil genug sein / © Foto: Georg Berg
Immer auf der Suche nach besonderen Fotomotiven. Michael aus der Schweiz kann die am Pamir Highway gelegenen Wege nicht steil genug sein / © Foto: Georg Berg

Für jeden ein passendes Konzept

Auf Kundenwünsche soll schon bei der Planung individuell eingegangen werden. Führt die Tour 150 Tage lang über eine lange Strecke, gibt es beispielsweise die Wahl, im eigenen Fahrzeug die ganze Strecke mitzufahren oder später für einzelne Teiletappen hinzuzustoßen. Wer nicht selbst fahren will, spart sich einiges an Bürokratie und muss nur im Veranstalter-Fahrzeug oder dem eines lokalen Guides Platz nehmen. Grundsätzlich werden alle notwendigen Genehmigungen durch Special Adventure im Vorfeld eingeholt, ebenso wie Visa und Permits. Die Gäste dürfen nicht mit unliebsamen Überraschungen rechnen, die im Vorfeld vermieden werden könnten.

Hinter der kirgisischen Flagge gruppieren sich vor dem Pamir-Gebirge drei Einzelreisende und ein Ehepaar um Veranstalter Konrad Fobbe (2. v.l.) / © Foto: Georg Berg
Hinter der kirgisischen Flagge gruppieren sich vor dem Pamir-Gebirge drei Einzelreisende und ein Ehepaar um Veranstalter Konrad Fobbe (2. v.l.) / © Foto: Georg Berg

Lothar und Heidi wollen selbst am Steuer des in Kirgistan gemieteten geländegängigen Autos sitzen. Der kleinen Reisegruppe entgeht nicht, wie sehr es die beiden genießen, ihren 49. Hochzeitstag in Tadschikistan begehen zu können.

Wo die Flüsse Wakhan und Pamir sich zum Pansch vereinigen, begehen Lothar und Heidi ihren 49. Hochzeitstag / © Foto: Georg Berg
Wo die Flüsse Wakhan und Pamir sich zum Pansch vereinigen, begehen Lothar und Heidi ihren 49. Hochzeitstag / © Foto: Georg Berg

Selbst Pannen haben Unterhaltungswert

Trotz gründlicher Vorbereitung können technische Pannen oder gesundheitliche Probleme auf 15.000 Kilometern nicht umgangen werden und jeder hat auf der Tour irgendwann die Gelegenheit, seine speziellen Kenntnisse und Kreativität einzubringen.

Unterwegs wird der Kofferraum des Landrovers zur Werkbank. Konrad Fobbe fertigt aus einem Stück Gummischlauch ein Ersatzteil / © Foto: Georg Berg
Wenn nötig wird der Kofferraum des Landrovers unterwegs zur Werkbank. Konrad Fobbe fertigt aus einem Stück Gummischlauch ein Ersatzteil / © Foto: Georg Berg

Immer wieder verblüfft uns der ortskundige Fahrer Ivan mit seinem Ideenreichtum; z.B. wenn er innerhalb weniger Minuten einen platten Reifen flickt.

Kompressor, Wasserflasche, Bohrer und ein vulkanisierbarer Gummifaden reichen dem Reifen, um weitere 1.000 Kilometer auf Schotterpisten durchzuhalten / © Foto: Georg Berg
Kompressor, Wasserflasche, Bohrer und ein vulkanisierbarer Gummifaden reichen dem Reifen, um weitere 1.000 Kilometer auf Schotterpisten durchzuhalten / © Foto: Georg Berg
Etwas Kraft ist schon nötig, um den dicken orangen Gummifaden in das vorher gebohrte Loch zu drücken / © Foto: Georg Berg
Etwas Kraft ist schon nötig, um die dicken orangen Gummifaden in das vorher gebohrte Loch zu drücken / © Foto: Georg Berg
Während der ganzen Operation bleibt der Reifen am Auto und ein an die Batterie angeschlossener Kompressor sorgt für ein Mindestmaß an Druck / © Foto: Georg Berg
Während der gesamten Operation bleibt der Reifen am Auto und ein an die Batterie angeschlossener Kompressor sorgt für ein Mindestmaß an Druck / © Foto: Georg Berg

Die überstehenden Enden des Gummis werden abgeschnitten und durch die Wärme, die im Reifen durch die Weiterfahrt entsteht, wird das Loch fest verschlossen und hält hunderte Kilometer lang alle Marterstrecken aus. Erst bei einem ausführlichen Stopp in einer Großstadt wird der Reifen dauerhaft repariert.

Extreme Steigungen und stickige Tunnel

Die langen Anstiege vor Duschanbe, der tadschikischen Hauptstadt, lassen die Motoren der Lastwagen heiß laufen, was sich geschickte Radfahrer kilometerweit zu Nutze machen.

Ein Fahrradtourist lässt sich in Tadschikistan von einem LKW den Takfon-Pass hochziehen. Im Schlepptau von Transportern  lassen sich gerne mehrere Hundert Höhenmeter überwinden / © Foto: Georg Berg
Ein Fahrradtourist lässt sich in Tadschikistan von einem LKW den Takfon-Pass hochziehen. Im Schlepptau von Transportern lassen sich gerne mehrere Hundert Höhenmeter überwinden / © Foto: Georg Berg

Weniger angenehm und recht gefährlich sind die langen, schlecht beleuchteten und belüfteten Tunnel mit ihren vielen Schlaglöchern. Am bekanntesten: der 5 Kilomete lange Anzob-Tunnel, der vor einigen Jahren nicht fertig gestellt, aber dennoch in Betrieb genommen wurde. Denn er ist im Winter die einzige Verkehrsverbindung zwischen Nord- und Süd-Tadschikistan, die keinen Umweg über Usbekistan nehmen muss. In einer der beiden einspurigen Tunnelröhren kommen sich chinesische Laster und ungeduldige SUV-Fahrer entgegen und gefährlich nahe. Trotz schlechter Sicht und schadhafter Fahrbahn wird ständig überholt. Jeder hat es eilig, denn ein zu langer Aufenthalt in den Abgasen führt schnell zu Benommenheit. Radfahrer raten für die Passage des Tunnels dringend zum Taxi.

Verkehrsunfall im unbeleuchteten Tunnel unter dem Takfon-Pass / © Foto: Georg Berg
Verkehrsunfall im unbeleuchteten Tunnel unter dem Takfon-Pass / © Foto: Georg Berg

Streckenposten können einen aufhalten – oder auch nicht

Im Verlauf der Reise bekommen wir nur eine Ahnung von den vielen bürokratischen Hürden, die jeder einzelne Grenzübertritt in einen Nicht-EU-Staat mit sich bringt. Visa, die zuvor bentragt werden mussten, und Passkontrollen sind ja von vielen Ländern bekannt. Auch an Grenzen ausführlich verhört zu werden, ist Vielreisenden geläufig. Aber kompliziert wird der Grenzübertritt erst durch mitgeführte Fahrzeuge. Hätte man sich vorher nicht die richtigen Papiere besorgt, gilt die Ausreise für das Fahrzeug als Export und es fällt Zoll an. Aber auch bei bester Vorbereitung kann der Zeitaufwand an Grenzen und den 17 Checkpoints, die das Militär Tadschikistans im Grenzgebiet zu Afghanistan eingerichtet hat, beträchtlich sein. Es sei denn man kennt Ivans besonderen Trick.

Neben dem Satellitentelefon ständig griffbereit: ein Stapel mit Kopien der Pässe und Visa / © Foto: Georg Berg
Neben dem Satellitentelefon ständig griffbereit: ein Stapel mit Kopien der Pässe und Visa / © Foto: Georg Berg

Für die möglichst zügige Abfertigung hat Ivan, unser Fahrer, ein Verfahren herausgefunden. Zu Beginn der Reise hat er von allen Pässen und offiziellen Erlaubnisschreiben 17 Kopien gemacht, die er an den Kontrollpunkten in der Sonderregion Gorno-Badachschan für die gesamte Gruppe gebündelt anbietet. Damit hat er nicht nur uns das zeitraubende Warten, sondern auch dem diensthabenden Wachpersonal das mühsame Abschreiben aller Einträge erspart.

Soldaten der tadschikischen Armee patroulieren entlang der afghanischen Grenze. Militärischer Einrichtungen sollte man nicht fotografieren, wenn man seine Kamera gerne behalten möchte. Sogar Dashcams stöpselt man besser aus / © Foto: Georg Berg
Soldaten der tadschikischen Armee patrouillieren entlang der afghanischen Grenze. Militärische Einrichtungen sollte man nicht fotografieren, wenn man seine Kamera gerne behalten möchte. Sogar Dashcams stöpselt man besser aus / © Foto: Georg Berg

Kurzfristige Abweichungen von zukünftigen Routen in dieser Region schließt Special Adventure nicht aus, denn die Sicherheit aller Teilnehmer geht vor. Das Auswärtige Amt hat angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der Nähe zu Afghanistan für einige bereiste Teilregionen Reisewarnungen ausgesprochen. Auch eventuelle ärztliche Behandlung kann im autonomen Oblast Gorno Badachshan (GBAO) wegen der zeitweilig angespannten Sicherheitslage unzureichend sein und internationale Flugverbindungen für eventuellen Krankenrücktransport sind hier nicht möglich.

Mit der SOS Call App können weltweit Notrufe beim Med Con Ärzteteam abgesetzt werden

Die App, mit der man weltweit den SOS Notruf zum Med Con Ärzteteam herstellen kann, wird für jeden Teilnehmer der Special Adventure Reise freigeschaltet. Es ist beruhigend, dass für die gesamte Reise ein ausgebildeter und international in vielen Kriseneinsätzen erfahrener Notfallsanitäter dem Veranstalter Konrad Fobbe zur Seite steht. Auch ist im Vorfeld für alle Teilnehmer der weltweite SOS-Notruf über die App des Med Con Teams freigeschaltet. Rund um die Uhr haben deutsche Ärzte Bereitschaft und können im Notfall von der telefonischen Konsultation bis zum Krankenrücktransport alles leisten und in die Wege leiten. Die Daten aller Teilnehmer liegen in der Zentrale vor und können den beim Anruf automatisch übermittelten Positionsdaten zugeordnet werden. So kann das erfahrene Team in Ruhe alles koordinieren, was in entlegenen Reisegebieten auch aufgrund der fehlenden Infrastruktur nur schwer zu überblicken ist. Auf der Tour haben wir anschaulich miterlebt, dass es sehr sinnvoll gewesen ist, von diesen Möglichkeiten im Ernstfall Gebrauch machen zu können.

Der Koch im Fünf-Sterne-Hotel hat Urlaub

Übernachtet wird an der Strecke entweder in einfachen Unterkünften (Homestays) oder Hotels. In den Homestays mit Familienanschluss wird man mit typischen lokalen Gerichten versorgt. In einem komfortablen Fünf-Sterne-Hotel hatten wir jedoch Zimmer vorbestellt. Leider für den Tag, an dem im ganzen Land mit dem Opferfest der Höhepunkt des Haddsch, der Wallfahrt nach Mekka, gefeiert wird. Aus dem Grund hatte im Hotel nur einen Notbesetzungsdienst und auch der Koch war zuhause bei seiner Familie. Obwohl nicht für einen Hotelbesuch gedacht packt Konrad Fobbe seine Expeditionsmahlzeiten aus. Uns ist es an diesem Abend gerade recht, dass sich immer auf einem Zimmer ein Wasserkocher befindet, mit dem wir auf der Dachterrasse improvisieren können.

Nach dem langen Tag im Auto lässt sich Monika in der Roof-Top-Bar des Hotels gerne nieder. Sie hat sich zum Abendessen für die Reispfanne "Balkan Art" entschieden. Nun kann angerichtet werden / © Foto: Georg Berg
Nach dem langen Tag im Auto lässt sich Monika in der Roof-Top-Bar des Hotels nieder. Zum Abendessen hat sie sich für die Reispfanne „Balkan Art“ entschieden. Es kann angerichtet werden / © Foto: Georg Berg
Trek'n Eat: 600 g heißes Wasser zugießen, rühren und nach 10 Minuten ist die Mahlzeit fertig / © Foto: Georg Berg
Trek’n Eat: 600 g heißes Wasser zugießen, rühren und nach 10 Minuten ist die Mahlzeit fertig / © Foto: Georg Berg
Reißt man die Tüte etwas tiefer ein zweites Mal auf, lässt sich die Mahlzeit besser auslöffeln / © Foto: Georg Berg
Reißt man die Tüte etwas tiefer ein zweites Mal auf, lässt sich die Mahlzeit besser auslöffeln / © Foto: Georg Berg

Autopflege – fein gemacht für die Hauptstadt

Tadschikistan verfügt über ergiebige Erdgasvorkommen. Deshalb bieten Tankstellen diesen Treibstoff vergleichsweise günstig an.

Die meisten Fahrzeuge in Tadschikistan fahren mit dem günstigen Flüssiggas. Aber auch Flaschen für den Hausgebrauch lässt man sich an der Tankstelle nachfüllen / © Foto: Georg Berg
Die meisten Fahrzeuge in Tadschikistan fahren mit dem günstigen Flüssiggas. Aber auch Flaschen für den Hausgebrauch lässt man sich an der Tankstelle nachfüllen / © Foto: Georg Berg

Nicht jede Tankstelle in Tadschikistan hat einen Luftgebläse, das für eine gründliche Reinigung des Luftfilters nötig ist. Aber unser Fahrer Ivan hat ein geschultes Auge für solch nützliche Schätze.

Ein scharfer Luftstrahl macht den Staub wieder sichtbar, der sich im Luftfilter des Motors angesammelt hat / © Foto: Georg Berg
Ein scharfer Luftstrahl macht den Staub wieder sichtbar, der sich im Luftfilter des Motors angesammelt hat / © Foto: Georg Berg

Da sich rundgesprochen hat, dass es in Duschanbe, der Hauptstadt Tadschikistans, schon Strafen für ungewaschene Autos gegeben hat, suchen wir vorsichtshalber am Ortseingang erst mal eine Waschstraße auf.

In der tadschikischen Waschstraße wird auch Gepäck auf dem Dachgepäckträger gereinigt / © Foto: Georg Berg
In der tadschikischen Waschstraße wird auch Gepäck auf dem Dachgepäckträger gereinigt / © Foto: Georg Berg

Reportage: Unvergessliches am Peak Lenin
Reportage: Pamir-Etappe der Seidenstraße
Reportage: Tadschikistans Hauptstadt Duschanbe

Kalender

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Unterwegs auf den Spuren Marco Polos

Die Seidenstraße führt zu den verheißungsvollsten Orten der Welt. Auf dem so genannten Pamir Highway führt die alte Handelsroute in Hochasien durch das Pamir-Gebirge, in dem neben dem Himalaya, dem Karakorum und dem Hindukusch die höchsten Berge der Erde zu finden sind. Schon Marco Polo hat auf seiner Reise nach China einige der Wege benutzt, die auch heute noch über das Dach der Welt führen.

Duschanbe

An der Seidenstraße liegt die Stadt Duschanbe, die wie im Mittelalter auch heute noch ein wichtiges Handelszentrum darstellt. Das beweisen viele repräsentative Gebäude und das quirlige Leben in der modernen Markthalle. Die Menge an frischen Produkten und vor allem die Vielzahl orientalischer Gewürze sind überwältigend. Mit diesem Kalender genießt man ein ganzes Jahr den Orient im Überfluss.

Die Kosten der Unterkünfte mit Halbpension wurden vom Veranstalter übernommen

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