In Fès gibt es zwei Arten von Unterkünften. Die großen Sternehotels befinden sich außerhalb der Stadt. Die Kategoriebewertung ist in Marokko nicht mit den Kriterien der Hotelstars Union vergleichbar. So entspricht ein Hotel mit fünf marokkanischen Sternen der international vergleichbaren Komfortklasse Dreistern Superior. Die Hotels haben viele Zimmer und die Mehrzahl der Gäste sind Gruppenreiseteilnehmer, die selten mehr als eine Nacht in derselben Unterkunft zubringen. Als stimmungsvollere Variante sind die in der Altstadt gelegenen Riads sehr zu empfehlen. In den engen dunklen Gassen gelegen, lassen sie von außen nicht ahnen, wie prunkvoll sie im Inneren gestaltet sind. So beschleicht den europäischen Gast bei der Ankunft ein merkwürdiges Gefühl.
Umso größer dann die Erleichterung nach der freundlichen Begrüßung. Eine Rezeption gibt es nicht, aber der Innenhof ist eine Oase der Ruhe. Die Anmeldeformalitäten lassen sich bei einem marokkanischen Minztee erledigen. Der Zitronenbaum und der Springbrunnen verbreiten Ruhe und die Strapazen der Anreise sind schon vergessen, bevor man sich von einem der 18 Gästezimmer überraschen lassen kann.
Das Riad wurde im 16. Jahrhundert gebaut, 300 Jahre später renoviert und von 1996 bis 1998 zusammen mit dem Nachbarhaus als Gästehaus umgebaut. Es ist weitläufig zugänglich und viele Ecken laden zum Verweilen ein.
Unterkünfte im Riad Arabesque in Fès, Marokko
Unterkünfte im Riad Arabesque sind in vier Kategorien verfügbar. Zwei Royal Suiten, vier Ambassador Suiten, vier Junior Suiten. Sogar die 8 Standardzimmer haben ihren eigenen Stil. Da das Riad direkt an der Stadtmauer liegt, hat es zwei Zugänge. Einen über die Gassen der Medina, den anderen über einen nicht allen Taxifahrern bekannten Kiesweg von der Straße aus. Das ist sehr praktisch für die Anreise mit Gepäck.
Die Ambassador Suite Chriffa liegt am Ende des überdachten Innenhofs. Sie verfügt über ein Queensize-Doppelbett, zwei Sofas und zwei weitere Betten, die auf der zweiten Etage über eine gewendelte Treppe erreichbar sind.
Direkt vor der Suite bietet ein Swimmingpool Erfrischungsmöglichkeiten vor allem im heißen Sommer.
Die Royal und Junior Suiten im Riad Arabesque in Fès
Alle Gästezimmer erzählen von der Zeit, als sie von den Patrizierfamilien bewohnt wurden. Es duftet nach Zedernholz, aus dem fast alle Holzkonstruktionen angefertigt sind. Die Elektro- und Sanitäreinrichtung ist nach heutigem Standard funktional gehalten. Stilbrüche wie Badewannen an Stellen, wo früher mal ein Brunnen war, werden in Kauf genommen. Dafür sind soweit eben möglich, die ursprüngliche Keramik, das Schnitzwerk und die Wandreliefs erhalten geblieben.
Das Hamam im Riad Arabesque in Fès, Marokko
Trotz Dusche oder Badewanne in allen Suiten verfügt das Riad Arabesque über ein eigenes Hmmam im Souterrain. Eine gute Gelegenheit, sich mit der arabischen Badekultur vertraut zu machen. Die im Riad angebotenen Wellness-Anwendungen durch einen Tellak (zugleich Masseur und Bademeister) sollten im voraus gebucht werden. Sie dauern 90 Minuten und beginnen in der Sauna.
Erlebnis Hamam im Riad Arabesque in Fès
Taim, 63, empfängt mich in tropfnasser Badehose, denn er hat schon die Fliesen des Hamams mit warmem Wasser vorgewärmt. Seit 42 Jahren arbeitet er als Hamam-Meister und wird, wie auch die anderen so genannten Tellaks, vom Riad gebucht. Auch Frauen üben diesen Beruf aus. Nach dem Duschen geht es in die Sauna, dann geht es auf einen vorgewärmten Marmortisch. Mit schwarzer Olivenölseife wird der ganze Körper eingerieben und massiert. Mit einer warmen Brause wird noch auf dem Marmortisch mit einem Handschuh aus Wildseide die Olivenseife abgespült. Es wechseln sich Ruhephasen mit diversen Prozeduren unter Benutzung unterschiedlicher Substanzen ab – jedes Mal freundlich vom Tellak mit Zeichensprache angekündigt. Nach der letzten Dusche fühlt man sich entspannt und die Müdigkeit nach einem vergleichsweise hektischen Tag in der Altstadt ist wundersam verflogen. Mit Orangenwasser erfrischt ist man bestens eingestimmt auf das Dinner im orientalischen Ambiente.
Haut Lieu de gastronomic Marocaine im Riad Arabesque in Fès
Die Mahlzeiten werden entweder auf der Terrasse, in der eigenen Suite oder einer feudalen Sitzecke serviert. Wann hat man zuletzt ein Menü auf einem Sofa zu sich genommen? Das Besitzerehepaar des Riad Arabesque, Khalid und Amina Benamour und auch alle Angestellten sind echte Gastgeber. Mit für Europäer angenehmer Zurückhaltung kümmern sie sich um das Wohl ihrer Gäste, ermutigen die Neuankömmlinge, alle Bereiche des Riads zu entdecken, geben Empfehlungen für die Menüauswahl und nehmen sich Zeit, um interessierten Gästen den Orient und vor allem ihre Heimatstadt näher zu bringen.
Das Menü im Riad Arabesque in Fès
Eine in Marokko Pastilla genannte Blätterteigpastete bildet die Vorspeise. Bei einer angenehm milden Zimtanmutung verträgt sich das Hühnerfleisch erstaunlich gut mit den untergehobenen Eiern, mit Petersilie, Zwiebeln, Mandeln und Ingwer. Alle genannten Zutaten lassen auf dem Gaumen noch Platz für die besondere Note. Safran feiert hier seine Einzigartigkeit. Seit Jahrhunderten wird er in Marokko angebaut. In der Region um Taliouine jenseits des Hohen Atlas wird im kleinen Ort Souktana auf einer Höhe von etwa 1.100 Metern das kostbarste aller Gewürze kultiviert.
Das Menü wird von guten marokkanischem Wein begleitet. Im ganzen Land gilt aber: Kellner nach einer Empfehlung zu fragen, ist reine Glückssache. Darf er oder sie denn zugeben, dass ihr Glauben den Genuss alkoholischer Getränke verboten hat? Die Rindfleisch-Tajilla wird als nächstes serviert. In Marokko ist die Tajilla weit verbreitet. Sie wird serviert und auf einer Steingutpfanne über offener Flamme mit einem Tonkegel bedeckt zubereitet.
Durch die milde Zubereitung mit grünen Bohnen und 45 Gewürzen, die in unterschiedlicher Zusammensetzung unter dem Namen Ras al Hanout bekannt wurden, wird ein Sud hervorgezaubert, in den anschließend landestypisch mit frischem marokkanischen Fladenbrot eingetunkt werden sollte. Abgeschlossen wird ein Dinner gerne mit süßem Gebäck, begleitet von grünem Tee, der in ein Glas mit Pfefferminzblättern gegossen wird.
Am nächsten Tag mag man sich gar nicht vom gedeckten Frühstückstisch trennen. Und doch, es wartet ja schon das nächste Abenteuer in den Suks der Altstadt.
Sich auf gut Glück treiben lassen
Am zweiten Tag in der Medina kennt man das Tempo hier und hat den Mut, sich in den Gassen zu verlieren. An der Sonne kann man sich nicht orientieren, denn dazu sind die fast fensterlosen Hauswände zu hoch. Keine Gasse hat einen geraden Verlauf, Wohnbereiche enden als Sackgassen und an den vielen Kreuzungen entscheidet man sich zwar für eine Richtung, aber zielgerichtet ist das selten. Denn spätestens, wenn man eine Gasse wiedererkennt, ist man unbeabsichtigt im Kreis gelaufen. Und startet den nächsten Versuch. Ohne Führer muss man auf mehr Einzelheiten achten. Schilder an Hauswänden und Torbögen weisen Schriftzeichen die Richtung zu Sehenswürdigkeiten und Stadttoren. Ein Stadtplan mit diesen Wegmarken hilft weiter und mit ein wenig mehr Erfahrung ahnt man z. B., dass beladene Esel oder Lastkarren eher ins Zentrum unterwegs sind, leere dagegen eines der Stadttore anstreben.
Die wichtigste Erkenntnis: Auf gut Glück unterwegs zu sein, ist auch eine Strategie. Damit ist der Zustand erreicht, in dem die besten Entdeckungen gelingen.
Frauen sind in Marokko die besseren Köche
Zur Lunchtime sind wir im Zentrum der Altstadt und bekommen im Spitzenrestaurant Dar Saada mehr über die landestypische Küche erzählt. Hier erfahren wir, dass die marokkanische Küche von Frauen beherrscht wird. Rabia Hassan ist Chefin in derselben Küche, in der sie vor 30 Jahren als Hilfsköchin angefangen hat. Es gibt Huhn mit eingelegten Zitronenscheiben, Schalotten, Oliven und den typischen marokkanischen Gewürzen, die süße scharfe und leicht bittere Aromen vereinen. Das Huhn wird übrigens schon am Vortag in einem separaten Topf mit Salz und Essig eingelegt. Erst am nächsten Morgen kommt es mit den anderen frischen Zutaten in die Tajine. Typische Gewürze sind Zimt, Macis, Anis, Muskatnüsse, Rosenknospen, Kurkuma, Veilchenwurzel Chilischoten, Lavendelblüten, Gewürznelken Piment, Kardamom, Galgant, Cumin, Kümmel, Rosenpaprika und weißer Pfeffer.
Zu guter Letzt: Ich wäre am letzten Tag fast schwach geworden, als ich das Schild sah: „Riad zu verkaufen“
Wandkalender mit Fotos von Georg Berg im Buchhandel (auch online) in verschiedenen Größen erhältlich: Fès – Marokko wie im Mittelalter / auch als Familienplaner (*)
Diese Recherchereise wurde vom marokkanischen Fremdenverkehrsamt unterstützt