Der Norden Australiens

Ausgetretene Pfade zu vermeiden, ist der beste Ratschlag für eine erlebnisreiche Australienreise. Der Kontinent ist zu groß, um ihn auf einer Rundreise – beginnend in Sydney oder Melbourne – wirklich kennen zu lernen. Warum also nicht einfach auf den Norden beschränken, der zudem mit einer kürzeren Anreise zu erreichen ist? Das dünn besiedelte Northern Territory ist fast vier mal so groß wie Deutschland, hat aber nur eine Viertelmillion Einwohner, von denen die Hälfte in der Hafenstadt Darwin wohnen. Hier herrscht tropisches Klima und statt Jahreszeiten gibt es nur die Regenzeit und die Trockenzeit. Letztere deckt sich (von Mai bis September) mit dem europäischen Sommer und ist definitiv die beste Reisezeit.

Darwin, die Hauptstadt des Northern Territory ist nach einem Zwischenstopp in Singapur von Deutschland aus schneller zu erreichen als Sydney oder Melbourne / © Foto: Georg Berg
Darwin, die Hauptstadt des Northern Territory ist nach einem Zwischenstopp in Singapur von Deutschland aus schneller zu erreichen als Sydney oder Melbourne / © Foto: Georg Berg
Der Empfang „down under“ ist erfrischend direkt. Schnell hat man sich an den Linksverkehr die australischen Verkehrsschilder und die riesigen Dimensionen gewöhnt / © Foto: Georg Berg
Der Empfang „down under“ ist erfrischend direkt. Schnell hat man sich an den Linksverkehr die australischen Verkehrsschilder und die riesigen Dimensionen gewöhnt / © Foto: Georg Berg

Die nach dem Naturforscher Charles Darwin benannte Stadt ist heute eine lebendige Metropole mit lässigen Lebensstil und interessanten Kulturangeboten. Hier leben freundliche Menschen mit seltsamen Bräuchen. Unbedingt einzuplanen sind mehrtägige Touren in die umliegenden Nationalparks Kakadu und Litchfield. Zum Highlight der Reise können die 20.000 Jahre alten Felsenmalereien als Zeugnisse der weltweit ältesten gelebten Kultur werden. Sie können mit wenigen dafür zugelassenen Fremdenführern an Ort und Stelle aufgesucht werden. Da die Aborigines heute noch nach alten Traditionen und Wertvorstellungen leben, muss ein Besuch dort rechtzeitig angemeldet weden.

Long Tom Dreaming - Der Guide Thommo (Name geändert) erklärt die 20.000 Jahre alte Aborigine-Kunst seiner Vorfahren / © Foto: Georg Berg
Long Tom Dreaming – Der Guide Thommo (Name geändert) erklärt die 20.000 Jahre alte Aborigine-Kunst seiner Vorfahren / © Foto: Georg Berg

Australische Wohlfühlatmosphäre

Vielleicht liegt es ja es an der dünnen Besiedlungsdichte. Aber schon in der Großstadt Darwin fällt auf, dass die Menschen hier sehr freundlich miteinander umgehen und sich Zeit nehmen. So fühlt man sich als Fremder auf Anhieb wohl, auch wenn sofort viele ungewohnte Eindrücke auf einen einströmen.

Für eine entspannte Kostprobe der nordaustralischen Lebensart bietet sich donnerstags und sonntags der Sonnenuntergangsmarkt in Mindil Beach an. Eine Vielfalt hauptsächlich asiatischer Gerichte befriedigt die Neugier und stillt den Hunger.

Nach Sonnenuntergang genießen vor allem Einheimische den Feierabendmarkt am Mindil Beach von Darwin / © Foto: Georg Berg
Nach Sonnenuntergang genießen vor allem Einheimische den Feierabendmarkt am Mindil Beach von Darwin / © Foto: Georg Berg

Gemeinsam genießen die Einheimischen zusammen mit ihren Besuchern den Sonnenuntergang. Musiker und Staßenkünstler spielen auf. Nebenbei bekommt man schon eine Ahnung davon, dass Darwin mal den Weltrekord im Pro-Kopf-Bierverbrauch gehalten hat.

Mark Hoffmann, Didgeridoo und Tor Trethowan, Schlagzeug bilden die Formation eMDee und spielen, wenn sie nicht gerade international auf Tournee sind, auf dem Mindil Sunset Market / © Foto: Georg Berg
Mark Hoffmann, Didgeridoo und Tor Trethowan, Schlagzeug bilden die Formation eMDee und spielen, wenn sie nicht gerade international auf Tournee sind, auf dem Mindil Sunset Market / © Foto: Georg Berg

Eine Bühne auf dem Mindil Feierabendmarkt ist dicht belagert und regelmäßig tritt hier die Gruppe eMDee auf. Mark Hoffmann spielt das Didgeridoo und wird dabei nur von einem Schlagzeuger begleitet. Beim Didgeridoo handelt es sich um das typische Instrument der australischen Aborigines. Die Bühne ist vor allem von Mitgliedern dieser Volksgruppe umlagert und ich erfahre nebenbei, dass er für seine Musik hoch geachtet und sogar gelegentlich von den Ältesten zu traditionellen Zeremonien eingeladen wird. Von den in ihren Traditionen lebenden Nachkommen der Urbevölkerung wird geschätzt, wie gut er das Instrument beherrscht, aber nie versucht hat, mit der Darbietung traditioneller Stücke zu glänzen.

Der merkwürdige Bier-Wettbewerb im Humpty Doo Hotel

Apropos Bierkonsum: Auf jeden Fall einen Abstecher wert ist das südlich Darwins gelegene weltberümte Humpty Doo Hotel. Berühmt geworden ist es für seinen regelmäßig stattfindenden Darwin Stubby Contest. Stubbies werden in Australien die Bierflaschen genannt und speziell in Darwin hatten sie lange ein Fassungsvermögen von 2,25 Liter. Der ewige Rekordhalter schaffte es, ein solches Stubby in einer Minute und 54 Sekunden zu leeren.

Die Theke des weltberühmten Humpty Doo Hotels. Stolz wird hier ein Exemplar des inzwischen nicht mehr erlaubten Darwin Stubby gezeigt, eine Bierflasche von 2,25 Liter Fassungsvermögen. Sie wurde früher nicht nur von Brahman Bullen sondern auch von Menschen um die Wette leer getrunken. Humpty Doo ist in ganz Australien für seinen Stubby Wettbewerb bekannt / © Foto: Georg Berg
Die Theke des weltberühmten Humpty Doo Hotels. Stolz wird hier ein Exemplar des inzwischen nicht mehr erlaubten Darwin Stubby gezeigt, eine Bierflasche von 2,25 Liter Fassungsvermögen. Sie wurde früher nicht nur von Brahman Bullen sondern auch von Menschen um die Wette leer getrunken. Humpty Doo ist in ganz Australien für seinen Stubby Wettbewerb bekannt / © Foto: Georg Berg
Die überdachte Terrasse des weltberühmten Humpty Doo Hotels. Hier trinkt man Bier aus Kannen / © Foto: Georg Berg
Die überdachte Terrasse des weltberühmten Humpty Doo Hotels. Hier trinkt man Bier aus Kannen / © Foto: Georg Berg
Das australische Coopers schreibt statt eines Verfallsdatums: BEST AFTER. Der Grund: Nach dem Brauvorgang wird noch ein zweiter Flaschengärprozess in Gang gesetzt, der nach 14 Tagen abgeschlossen ist. Vor dem Öffnen solten die Flaschen gerollt werden, damit die erwünschte Trübung sich voll entfalten kann. / © Foto: Georg Berg
Das australische Coopers schreibt statt eines Verfallsdatums: BEST AFTER. Der Grund: Nach dem Brauvorgang wird noch ein zweiter Flaschengärprozess in Gang gesetzt, der nach 14 Tagen abgeschlossen ist. Vor dem Öffnen solten die Flaschen gerollt werden, damit die erwünschte Trübung sich voll entfalten kann. / © Foto: Georg Berg

Eines der berühmtesten Kinos Australiens

Es ist vor allem die Zeit ab dem Sonnenuntergang, in der es gesellig wird in Darwin. Die Temperatur sinkt auf angenehme Werte. Die Temperatur in Darwin hat ganzjährig so gut wie keine Ausreißer. Faustregel: Tagsüber wird es nie wärmer als 33 Grad und nachts nicht kälter als 20 Grad.

An einem Strand gelegen ist das in ganz Australien berühmte Deckchair-Cinema, wo man den Tag herrlich ausklingen lassen kann. In lockerer Atmosphäre und mit einem kühlen Getränk genießt man dort Filmklassiker im Liegestuhl.

Das Deckchair-Cinema bietet anspruchsvolles Programmkino. Kurz vor der Vorstellung verschwindet am Horizont noch ein Kreuzfahrtschiff und für jeden gibt es kostenlos Insektenschutz gegen die Mücken / © Foto: Georg Berg
Das Deckchair-Cinema bietet anspruchsvolles Programmkino. Kurz vor der Vorstellung verschwindet am Horizont noch ein Kreuzfahrtschiff und für jeden gibt es kostenlos Insektenschutz gegen die Mücken / © Foto: Georg Berg

Im Outback geht das Abenteuer erst richtig los

Darwin ist Ausgangspunkt für erlebnisreiche Touren ins Hinterland. Die Nationalparks Litchfield und Kakadu sind bequem mit verschiedenen Verkehrsmitteln zu erreichen. Vom Flughafen Darwin aus kann man mit kleinen Charterflugzeugen zu vielen verschiedenen Zielen aufbrechen. Überall im Busch gibt es Landepisten oder man bucht ein Wasserflugzeug, mit dem der Pilot auf einem der vielen Billabongs landen kann. Während der Regenzeit mäandern sie als Flüsse durch das flache Küstengebiet. In der trockenen Jahreszeit bleiben von den Flüssen oft nur einzelne Wasserflächen übrig, die einen ausgezeichneten Lebensraum für die australische Tierwelt bilden.

In der Regenzeit nur aus der Luft zu erreichen: Das Outback hinter Darwin ist von vielen Wasserläufen durchzogen. Brücken sind Mangelware / © Foto: Georg Berg
In der Regenzeit nur aus der Luft zu erreichen: Das Outback hinter Darwin ist von vielen Wasserläufen durchzogen. Brücken sind Mangelware / © Foto: Georg Berg

Australischer Top-End Luxus mitten in der Büffelherde

Wer meint, dass eine Reise in eine der abgelegensten Gegenden des eh schon dünn besiedelten Kontinents, anstrengend und entbehrungsreich ist, kann sich in der Bamurru Plains Lodge eines Bessern belehren lassen. Die auf dem weitläufigen Areal der Lodge verteilten Privatunterkünfte, stehen auf Stelzen, sind dezent eingerichtet und schenken dafür den unmittelbaren Kontakt zur Natur. Weit weg von Heimat und Beruf wird schon nach kurzer Zeit weder Internet noch Mobilfunk vermisst. Die Sinne öffnen sich für neue Reize.

Unverstellter Panoramablick aus dem Schlafzimmer. Die Einrichtung könnte nicht zweckmäßiger sein / © Foto: Georg Berg
Unverstellter Panoramablick aus dem Schlafzimmer. Die Einrichtung könnte nicht zweckmäßiger sein / © Foto: Georg Berg

Magnetische Termiten im Litchfield-Nationalpark

Der Litchfield-Nationalpark mit seinen spektakulären Wasserfällen ist von Darwin aus gut mit dem Auto zu erreichen. Wegen der felsigen Umgebung lassen sich die Wasserstellen dort relativ gut vor Krokodilen sichern. So kommt nach einer Wanderung zu den magnetischen Termiten die Erfrischung im kristallklaren Wasser sehr gelegen.

Magnetic Termites, die "magnetischen Termiten" bauen ihre schmalen Hügel exakt in Nord-Süd-Richtung / © Foto: Georg Berg
Magnetic Termites, die „magnetischen Termiten“ bauen ihre schmalen Hügel exakt in Nord-Süd-Richtung / © Foto: Georg Berg
Erfrischung im klaren Wasser am Fuß der Wangi-Fälle im Litchfield Nationalpark / © Foto: Georg Berg
Erfrischung im klaren Wasser am Fuß der Wangi-Fälle im Litchfield Nationalpark / © Foto: Georg Berg
Sehr geringe Krokodilgefahr! Krokodilsicherheit wird groß geschrieben, wie hier an den Wangi-Fällen im Litchfield Nationalpark / © Foto: Georg Berg
Sehr geringe Krokodilgefahr! Krokodilsicherheit wird groß geschrieben, wie hier an den Wangi-Fällen im Litchfield Nationalpark / © Foto: Georg Berg

Die Kultur der Aborigines ist im Norden noch lebendig

Das Northern Territory ist mit weniger als 250.000 Einwohnern extrem dünn besiedelt. Zudem gibt es vor allem hier die Gebiete, in denen die Nachfahren der australischen Ureinwohner immer noch nach ihren traditionellen Regeln leben. Kann man in die Nationalparks noch selbst mit einem Fahrzeug fahren, so ist man für den Zugang zu Siedlungen der Aborigines auf die wenigen Guides angewiesen, die das Vertrauen der Landbesitzer genießen. Es lohnt sich aber auch für Reisende, einen guten Guide zu finden. Für die Vielzahl möglicher kultureller Missverständnisse reicht das Vorstellungsvermögen auch weit gereister Touristen kaum aus.

Gabriel (links), der Entscheidungsträger der Volksgemeinschaft aus Gumbalanya im Gespräch mit Sab Lord (rechts), der als Weißer auf der Ranch seines Vaters im Arnhemland aufgewachsen ist und heute als einer der bestinformiertesten Guides Reisegruppen durch die verschiedenen Stammesgebiete begleitet / © Foto: Georg Berg
Gabriel (links), der Entscheidungsträger der Volksgemeinschaft aus Gumbalanya im Gespräch mit Sab Lord (rechts), der als Weißer auf der Ranch seines Vaters im Arnhemland aufgewachsen ist und heute als einer der bestinformiertesten Guides Reisegruppen durch die verschiedenen Stammesgebiete begleitet / © Foto: Georg Berg

Reisehinweise: Australien für europäische Touristen

Die Recherchereise wurde vom Tourismusbüro des Northern Territory unterstützt

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