Ausgetretene Pfade zu vermeiden, ist der beste Ratschlag für eine erlebnisreiche Australienreise. Der Kontinent ist zu groß, um ihn auf einer Rundreise – beginnend in Sydney oder Melbourne – wirklich kennen zu lernen. Warum also nicht einfach auf den Norden beschränken, der zudem mit einer kürzeren Anreise zu erreichen ist? Das dünn besiedelte Northern Territory ist fast vier mal so groß wie Deutschland, hat aber nur eine Viertelmillion Einwohner, von denen die Hälfte in der Hafenstadt Darwin wohnen. Hier herrscht tropisches Klima und statt Jahreszeiten gibt es nur die Regenzeit und die Trockenzeit. Letztere deckt sich (von Mai bis September) mit dem europäischen Sommer und ist definitiv die beste Reisezeit.
Die nach dem Naturforscher Charles Darwin benannte Stadt ist heute eine lebendige Metropole mit lässigen Lebensstil und interessanten Kulturangeboten. Hier leben freundliche Menschen mit seltsamen Bräuchen. Unbedingt einzuplanen sind mehrtägige Touren in die umliegenden Nationalparks Kakadu und Litchfield. Zum Highlight der Reise können die 20.000 Jahre alten Felsenmalereien als Zeugnisse der weltweit ältesten gelebten Kultur werden. Sie können mit wenigen dafür zugelassenen Fremdenführern an Ort und Stelle aufgesucht werden. Da die Aborigines heute noch nach alten Traditionen und Wertvorstellungen leben, muss ein Besuch dort rechtzeitig angemeldet weden.
Australische Wohlfühlatmosphäre
Vielleicht liegt es ja es an der dünnen Besiedlungsdichte. Aber schon in der Großstadt Darwin fällt auf, dass die Menschen hier sehr freundlich miteinander umgehen und sich Zeit nehmen. So fühlt man sich als Fremder auf Anhieb wohl, auch wenn sofort viele ungewohnte Eindrücke auf einen einströmen.
Für eine entspannte Kostprobe der nordaustralischen Lebensart bietet sich donnerstags und sonntags der Sonnenuntergangsmarkt in Mindil Beach an. Eine Vielfalt hauptsächlich asiatischer Gerichte befriedigt die Neugier und stillt den Hunger.
Gemeinsam genießen die Einheimischen zusammen mit ihren Besuchern den Sonnenuntergang. Musiker und Staßenkünstler spielen auf. Nebenbei bekommt man schon eine Ahnung davon, dass Darwin mal den Weltrekord im Pro-Kopf-Bierverbrauch gehalten hat.
Eine Bühne auf dem Mindil Feierabendmarkt ist dicht belagert und regelmäßig tritt hier die Gruppe eMDee auf. Mark Hoffmann spielt das Didgeridoo und wird dabei nur von einem Schlagzeuger begleitet. Beim Didgeridoo handelt es sich um das typische Instrument der australischen Aborigines. Die Bühne ist vor allem von Mitgliedern dieser Volksgruppe umlagert und ich erfahre nebenbei, dass er für seine Musik hoch geachtet und sogar gelegentlich von den Ältesten zu traditionellen Zeremonien eingeladen wird. Von den in ihren Traditionen lebenden Nachkommen der Urbevölkerung wird geschätzt, wie gut er das Instrument beherrscht, aber nie versucht hat, mit der Darbietung traditioneller Stücke zu glänzen.
Der merkwürdige Bier-Wettbewerb im Humpty Doo Hotel
Apropos Bierkonsum: Auf jeden Fall einen Abstecher wert ist das südlich Darwins gelegene weltberümte Humpty Doo Hotel. Berühmt geworden ist es für seinen regelmäßig stattfindenden Darwin Stubby Contest. Stubbies werden in Australien die Bierflaschen genannt und speziell in Darwin hatten sie lange ein Fassungsvermögen von 2,25 Liter. Der ewige Rekordhalter schaffte es, ein solches Stubby in einer Minute und 54 Sekunden zu leeren.
Eines der berühmtesten Kinos Australiens
Es ist vor allem die Zeit ab dem Sonnenuntergang, in der es gesellig wird in Darwin. Die Temperatur sinkt auf angenehme Werte. Die Temperatur in Darwin hat ganzjährig so gut wie keine Ausreißer. Faustregel: Tagsüber wird es nie wärmer als 33 Grad und nachts nicht kälter als 20 Grad.
An einem Strand gelegen ist das in ganz Australien berühmte Deckchair-Cinema, wo man den Tag herrlich ausklingen lassen kann. In lockerer Atmosphäre und mit einem kühlen Getränk genießt man dort Filmklassiker im Liegestuhl.
Im Outback geht das Abenteuer erst richtig los
Darwin ist Ausgangspunkt für erlebnisreiche Touren ins Hinterland. Die Nationalparks Litchfield und Kakadu sind bequem mit verschiedenen Verkehrsmitteln zu erreichen. Vom Flughafen Darwin aus kann man mit kleinen Charterflugzeugen zu vielen verschiedenen Zielen aufbrechen. Überall im Busch gibt es Landepisten oder man bucht ein Wasserflugzeug, mit dem der Pilot auf einem der vielen Billabongs landen kann. Während der Regenzeit mäandern sie als Flüsse durch das flache Küstengebiet. In der trockenen Jahreszeit bleiben von den Flüssen oft nur einzelne Wasserflächen übrig, die einen ausgezeichneten Lebensraum für die australische Tierwelt bilden.
Australischer Top-End Luxus mitten in der Büffelherde
Wer meint, dass eine Reise in eine der abgelegensten Gegenden des eh schon dünn besiedelten Kontinents, anstrengend und entbehrungsreich ist, kann sich in der Bamurru Plains Lodge eines Bessern belehren lassen. Die auf dem weitläufigen Areal der Lodge verteilten Privatunterkünfte, stehen auf Stelzen, sind dezent eingerichtet und schenken dafür den unmittelbaren Kontakt zur Natur. Weit weg von Heimat und Beruf wird schon nach kurzer Zeit weder Internet noch Mobilfunk vermisst. Die Sinne öffnen sich für neue Reize.
Magnetische Termiten im Litchfield-Nationalpark
Der Litchfield-Nationalpark mit seinen spektakulären Wasserfällen ist von Darwin aus gut mit dem Auto zu erreichen. Wegen der felsigen Umgebung lassen sich die Wasserstellen dort relativ gut vor Krokodilen sichern. So kommt nach einer Wanderung zu den magnetischen Termiten die Erfrischung im kristallklaren Wasser sehr gelegen.
Die Kultur der Aborigines ist im Norden noch lebendig
Das Northern Territory ist mit weniger als 250.000 Einwohnern extrem dünn besiedelt. Zudem gibt es vor allem hier die Gebiete, in denen die Nachfahren der australischen Ureinwohner immer noch nach ihren traditionellen Regeln leben. Kann man in die Nationalparks noch selbst mit einem Fahrzeug fahren, so ist man für den Zugang zu Siedlungen der Aborigines auf die wenigen Guides angewiesen, die das Vertrauen der Landbesitzer genießen. Es lohnt sich aber auch für Reisende, einen guten Guide zu finden. Für die Vielzahl möglicher kultureller Missverständnisse reicht das Vorstellungsvermögen auch weit gereister Touristen kaum aus.
Reisehinweise: Australien für europäische Touristen
Die Recherchereise wurde vom Tourismusbüro des Northern Territory unterstützt