Die Katalanen sind ein stolzes Volk und Spuren der harten politischen Auseinandersetzung mit der Zentralregierung in Madrid sind bei einem Ausflug entlang der Costa Brava und ins Hinterland der mittleren Pyrenäen an vielen Orten sichtbar. In den mittelalterlichen Städten wie Girona oder Figueres flattern gelbe Bänder die „lazos amarillos“ an Geländern oder Laternenmasten. Gelb ist die Farbe der katalanischen Separatisten und drückt ihren Protest gegen die spanische Zentralregierung insbesondere aufgrund der Inhaftierung katalanischer Politiker und Aktivisten aus.
Auch auf dem Weingut von Martin Faixó am Cap de Creus weht die katalanische Flagge energisch im Wind. In den Restaurants der Küstenorte wie Cadaqués gibt es traditionelle Gerichte mit lokalen Produkten, viel Fisch und Meeresfrüchte und auf den Weinkarten sind Weine aus endemischen Rebsorten wie dem Picapoll zu finden. Doch egal ob man an Fisch, am Wein oder an der Kunst interessiert ist, die Katalanen präsentieren ihren Gästen anschaulich die ganze Vielfalt ihrer kulturellen Schätze und gewähren Einblicke in Produktionsstätten und Arbeitsmethoden.
Abwechslungsreiche Landschaft und ein reiches Erbe an romanischer Baukunst, idyllische Küstenstädte mit ursprünglicher und historischer Bebauung. Einsame Badestrände, Buchten für Badesportaktivitäten findet man in diesem Teil der Costa Brava genauso wie Wanderrouten oder Fahrrad-Trails. Auch kulinarisch ist die Costa Brava gut aufgestellt.
Am laufenden Band – die Fisch-Auktion von Palamós
Der Hafen von Palamós bietet gleich drei gute Gründe für einen Besuch. Es gibt ein Fischereimuseum, einen prächtigen Fischmarkt und eine Fischauktionshalle. Zweimal am Tag legen die Fischer von Palamós mit ihren Booten im Hafen an. Je nachdem, was sie fangen wollen, ob Sardinen, Seeteufel oder Meerbrassen, Oktopus, Hummer oder Gambas, müssen sie früh am Morgen oder spät am Abend in See stechen.
Maximal elf Stunden bleiben die Fischer auf dem Meer. Gegen 16.00 Uhr muss die zweite Schicht des Tages zurück sein, denn dann beginnt die Fischauktion. Die Fischer bringen ihre Ausbeute fangfrisch in die Auktionshalle. Von den 23 Trawlern haben an diesem Tag 16 rote Gambas an Bord. Es sind speziell zertifizierte Schiffcrews, die sich zu einem nachhaltigen Fischfang verpflichtet haben. Die von Köchen und Gourmets hochgeschätzten „Gambas Rojas“ stammen aus dem 2.000 Meter tiefen Canyon im Küstenabschnitt direkt vor Palamós“.
Frischer Fisch zu fallenden Preisen
Der Auktionator sitzt in seiner Schaltzentrale. Er teilt jeder Kiste Fisch auf dem Band einen bestimmten Wert zu. Dann gehen die Kisten, ausgezeichnet mit dem Startpreis, ihrem Gewicht und der Warenbezeichnung auf das Band und ab in die Manege.
In der Auktionshalle warten die potenziellen Käufer. Starke Nerven und viel Erfahrung sind bei dem Bietverfahren vonnöten. Der Preis fällt stetig. Die Ware bekommt, wer als erster den „Buzzer“ drückt. Sofort wird der Name des Käufers oder sein Pseudonym angezeigt. Wer zu lange zaudert, geht leer aus, wer zu früh zuschlägt, zahlt vielleicht einen zu hohen Preis.
Großhändler, Restaurantbesitzer und Markthändler sitzen schon auf den Bieterrängen. Einen ungefähren Preis haben die Händler meist im Kopf, wenn sie auf das Laufband starren oder auf die Anzeigetafel, auf der die Kisten, die der Fischer kurz zuvor selbst auf das Band gesetzt hat. In der Regel wissen die Käufer genau, was sie wollen und brauchen. Sebastian Tejedor ist Großhändler und während der Auktion ständig in Kontakt mit seinen Verkäuferinnen im Büro. Sie nehmen die Bestellungen der Kunden, darunter viele Restaurants in Barcelona, auf. So kann Sebastian bis zum Ende der Auktion noch auf Kundenwünsche reagieren und frischeste Ware einkaufen.
Unter den Käufern sind nicht nur Großhändler, sondern auch Einzelhändler oder Restaurantbesitzer. Sie sitzen auf beiden Seiten des Laufbands, blicken auf die vorbeiziehende Ware herab und können auf einer Anzeigetafel lesen, welches Boot was wann und wo gefangen hat. Nach dem System einer holländischen Auktion, bei der der Preis automatisch immer weiter fällt, haben die Bieter die Möglichkeit per Knopfdruck eine gewünschte Kiste zu kaufen.
Im vorderen Teil der Auktionshalle liegt der Fischmarkt. Die Händler, die hier eine atemberaubende Vielfalt an Fischen und Meerestieren anbieten, haben diese erst kurz zuvor einen Raum weiter in der Auktionshalle erstattet. Vom Schiff auf das Band, auf den Marktstand und in die Einkaufstasche. Von einer so nahtlosen Verkaufskette können wir im Binnenland nur träumen!
Im Hafen von Palamós befindet sich auch das Fischerei-Museum. Zur Ausstellung gehört eine Sammlung von Alltagsgegenständen und Werkzeugen der Fischer. Das harte Leben damals und heute wird sehr anschaulich beschrieben. Buchbar ist auch ein Besuch der Fischauktion. Allerdings blickt man recht distanziert auf den Handel und das laufende Band.
Auf der Weinroute von Palamós bis Cadaqués
Sant Feliu de Guixols liegt unmittelbar südlich der Route für Wein und Kork. Griechen, Karthager und Römer bewohnten die Küste der Costa Brava. Aus dieser Zeit stammen Orte wie Empuries, das von diesen frühen Siedlern gegründet wurde, sowie Klosteranlagen in St Pere de Rodes oder in Ripoll. Die Küche ist stark in der Tradition verwurzelt. In vielen der kleinen Küstenorte entlang der Costa Brava kann man besten Fisch und Meeresfrüchte essen. Zum Beispiel bei Maria Rosa in St. Feliu de Guixols oder bei Abraham Artigas, dem Chefkoch von gleich drei Restaurants im Hotel Alabriga.
Das Weingut Martin Faixó
Am nördlichen Ende der Weinroute, dem Küstenort Cadaqués, ist die Enoteca MF ein perfekter Ort, um lokale Küche und Weine zu probieren. Das Lokal gehört zum Weingut Martín Faixó und ist auf Fischgerichte und traditionelle katalanische Küche spezialisiert. Hier wird hauptsächlich mit lokalen Produkten gekocht und serviert werden die eigenen Weine, gereift nur 300 Meter oberhalb von Cadaqués. Die Weinreben von Martin Faixó stehen mitten im Nationalpark Cap de Creus.
Hinter dem Namen Martin Faixó steht eine Familie, die ihr kulturelles Erbe vereint hat. Der Familienzweig der Faixós steht für Fischerei, Landwirtschaft und Olivenanbau. Die Familie Martin hat sich seit Generationen dem Weinbau verschrieben. Heute hat die Generation der Enkel das Wissen und die Tradition beider Seiten zusammengeführt. Das Weingut Martin Faixó liegt mitten im Nationalpark Cap de Creus.
Der Wind, das Meer und die Zeit: Das Geheimnis der Grenache Traube
Auf 13 Hektar umspielt vom „Tramuntana“, dem Wind der von jenseits der Berge kommt und im Wechsel mit der Meeresbrise der Costa Brava, gedeihen hier endemische Rebsorten wie der Picapoll. Zentrum des Weinguts ist ein altes Gehöft aus dem 14. Jahrhundert, das die Familie zu einem Weinkeller umbaute. Auf einem der Dächer stehen riesige Ballonflaschen mit einer tiefroten Flüssigkeit. Es sieht ein wenig aus wie eine Versuchsreihe, handelt sich aber doch um ein altes traditionelles Verfahren zur Herstellung von Süßwein.
Aus der Grenache-Traube wird über drei Jahre ein Süßwein. In dem alten Verfahren, das auf dem Weingut Martin Faixó wieder angewendet wird, liegen die großen Glasflaschen drei Jahre bei Wind und Wetter auf dem Dach. In dieser Zeit verliert der Inhalt ein Drittel der Flüssigkeit und es entsteht ein süßer Grenache-Wein in traditioneller Outdoor-Reifung. Seit einigen Jahren gibt es auf dem Gut auch Gästezimmer. Gut 300 Meter über dem Meer und mitten im Naturschutzgebiet lassen sich hier ausgedehnte Spaziergänge und intensive Weinverkostungen kombinieren.
Salvador Dalí – das Theatermuseum in Figueres
Auch wenn man glaubt, sich an den wie ein reifer Camembert zerfließenden Uhren und den hochbeinigen Elefanten Dalis schon längst satt gesehen zu haben, lohnt sich ein Besuch in dem von ihm selbst bis ins kleinste Detail durchgeplanten Theatermuseum in Figueres. Der Besucherandrang ist enorm. Im 20-Minutentakt werden die Gruppen in das Haus gelassen.
Doch einmal auf der Bühne des Surrealismus angekommen, verlaufen sich die Massen und man gerät ins Staunen über kleine und größere Sinnestäuschungen, die Grabplatte Dalis im Zentrum der ehemaligen Theaterbühne oder der Verwandlung von Abraham Lincoln in Dalis Muse und große Liebe Gala oder das Lippensofa à la Mae West.
Überaus bestaunenswert sind die Gemälde aus Dalis paranoisch-kritischer Phase, in der er mit dem Verstand nicht fassbare Vorstellungsbilder durch eine hohe künstlerische Präzision realisiert. Auf dem riesigen Wandgemälde im Zentrum des Museums ist es ausgeschlossen, beide Motive gleichzeitig zu sehen. Zuerst, wie auf dem Bild links, erkennt man unscharf das verpixelte Konterfei von Abraham Lincoln. Tritt man weiter zurück, so bekommt man, wie auf dem Bild rechts, die nackte Rückenansicht von Dalis Frau und Muse Gala zu sehen / © Fotos: Georg Berg
Das Theatermuseum Dali in Figueres bildet zusammen mit dem Schloss Gala Dali in Pubol und dem ehemaligen Wohnhaus Dalis in Portilligat das Dalinianische Dreieck in einer bizarren Landschaft.
In dem Gebiet zwischen Costa Brava und Girona gibt es außerdem 55 weitere Museen sowie über 500 eingetragene Baudenkmäler. Ein guter Ausgangspunkt mit einer hervorragenden kulinarischen Grundversorgung von gleich drei Hotel-Restaurants ist das Hotel Alàbriga in Sant Feliu de Guixols.
Die Recherchereise wurde vom Hotel Alabriga unterstützt