Kullaberg – Wandern am Kattegat

Das Naturreservat Kullaberg lockt mit zahlreichen Wanderwegen, die durch die spektakuläre Landschaft der Halbinsel führen. Als Teil des Skåneleden-Fernwanderwegs und ausgezeichnet als Leading Quality Trail bietet Kullaberg ein besonderes Wandererlebnis. Die Halbinsel ragt weit ins Kattegat und erstreckt sich zwischen dem Dorf Arild und dem Leuchtturm Kullen. Entlang der Küste genießen Wanderer atemberaubende Ausblicke auf das Meer. 

Steilküste an der Halbinsel Kullen. Der Küstenwanderweg zwischen Mölle und dem Leuchtturm Kullen ist eine felsige Region mit steilen Klippen und einer Höhe von bis zu 188 Metern / © Foto: Georg Berg
Steilküste an der Halbinsel Kullen / © Foto: Georg Berg

Schroffe Klippen wechseln sich mit windgebeugten Wäldern ab. Auf den steilen Wiesen grasen dickfellige Belted-Galloway-Rinder. Der Skåneleden verbindet Helsingborg mit Utvälinge und eignet sich auch für mehrtägige Touren. Besonders beliebt ist der Abschnitt zum Leuchtturm Kullen, der mit einem herrlichen Blick aufs Meer belohnt. Ein idealer Ausgangspunkt für einen Tagesausflug ist der Badeort Mölle. Vom Hafen führt ein leicht zugänglicher Weg zum Leuchtturm, der sich auch für Familien bestens eignet.

Hafen von Mölle, einem der ersten Badeorte Schwedens. Ursprünglich ein kleines Fischerdorf. Besonders bekannt wurde Mölle, weil es der erste Ort in Schweden war, an dem Männer und Frauen gemeinsam baden durften. Rund um den Hafen von Mölle finden sich mehrere gut erhaltene Villen wie das Grand Hotel Mölle / © Foto: Georg Berg
Hafen von Mölle, einem der ersten Badeorte Schwedens, hier finden sich mehrere gut erhaltene Villen wie das weiße Grand Hotel Mölle / © Foto: Georg Berg

Mölle: einst mondän, heute lässig

Mölle, früher ein kleines Fischerdorf, entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der ersten Badeorte Schwedens. Es erlangte europäische Bekanntheit, weil hier Männer und Frauen erstmals gemeinsam badeten – ein gesellschaftlicher Tabubruch, der Mölle den Ruf eines Sündenpfuhls einbrachte. Ab den 1880er Jahren zogen zahlreiche Hotels und Pensionen Besucher aus ganz Europa an. Ein Höhepunkt war der Besuch von Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1907, der Mölle international bekannt machte und vor allem deutsche Touristen anlockte. Man erzählt, der Kaiser sei mit einer Blaskapelle im Rücken entlang der Klippen von Mölle spaziert. 

Blick auf den Kattegat vom Naturschutzgebiet Kullaberg aus / © Foto: Georg Berg
Blick auf den Kattegat vom Naturschutzgebiet Kullaberg aus / © Foto: Georg Berg

Damals spielte Mölle, so geadelt, in einer Liga mit Florenz und Monaco. Es gab sogar eine direkte Zugverbindung von Berlin nach Mölle. Die Blütezeit des Badeortes lag vor dem Ersten Weltkrieg, danach nahm seine Bedeutung etwas ab. Heute schätzen Besucher Mölle für seine malerische Lage am Kullaberg-Naturreservat, seine Strände und den historischen Charme. Es bleibt ein beliebtes Ziel für Touristen, die Natur, Geschichte und Erholung suchen.

Kleiner weißer Leuchtturm unterhalb vom Kullen-Leuchtturm.  Die Halbinsel erstreckt sich zwischen dem Dorf Arild und dem Leuchtturm Kullen und ragt in das Kattegat hinein / © Foto: Georg Berg
Kleiner weißer Leuchtturm unterhalb vom Kullen-Leuchtturm / © Foto: Georg Berg

Wandern, Abseilen, Höhlen erkunden

Die Empörung über gemeinsames Baden von Frauen und Männern ist längst Geschichte. Heute locken Outdoor-Abenteuer entlang der spektakulären Küste der Halbinsel Kullaberg. Emil Lindvall vom Anbieter Kullabergsguiderna organisiert Touren: Höhlen erkunden, klettern, Wale vom Schlauchboot aus beobachten oder einfach die reiche Flora und Fauna bestaunen. Abseilen, erzählt er, buchen Firmen gern als Teamevent. An diesem Tag tobt das Meer zu heftig, die Walbeobachtung per Boot fällt aus. Doch am sprichwörtlichen Fels in der Brandung sind Abseilen und Klettern fast immer möglich. 

Abseilen ist eine von vielen Outdooraktivitäten bei Kullaberg / © Foto: Georg Berg
Abseilen ist eine von vielen Outdooraktivitäten bei Kullaberg / © Foto: Georg Berg

Naturum und Leuchtturm Kullen

Die Wanderwege sind gut markiert, und ein beliebtes Ziel ist Kullen, Schwedens höchstgelegener Leuchtturm. Seit 1561 wacht hier, auf 188 Metern Höhe, ein Leuchtturm über die Küste. Heute stehen neben ihm das Informationszentrum Naturum Kullaberg und ein Café mit Meerblick. Von der Terrasse aus soll man manchmal sogar Buckelwale sehen können.

Terrasse am Naturum Kullaberg, Museum und Café, von hier lassen sich auch Wale beobachten / © Foto: Georg Berg
Terrasse am Naturum Kullaberg, Museum und Café, von hier lassen sich auch Wale beobachten / © Foto: Georg Berg

Essen in der Mölle Krukmakeri

Die Seeluft macht hungrig, und in Mölle gibt es einen Ort, der diesen Hunger stillt und die entspannte Atmosphäre des Ortes widerspiegelt. Die Krukmakeri ist bekannt für ihre Pizza, doch die Speisekarte bietet weit mehr: kreative Salate und Suppen. Von Frühstück bis Fika, dem typisch schwedischen Kaffeeklatsch mit Gebäck, bleibt die Krukmakeri geöffnet. Die Kreativität endet nicht bei den Speisen, denn die Krukmakeri begann als Keramikwerkstatt und ist es bis heute. Lisa Wohlfahrt startete 1997 mit der Keramikherstellung nahe dem Hafen. Bald ergänzte sie das Angebot um selbstgemachte Tomatensuppe. Das Konzept fand Anklang. Die Krukmakeri wuchs organisch, was man dem Ort ansieht. Heute bieten Lisa und ihr Team auch Unterkünfte an.

Der Küstenweg im Naturreservat Kullaberg windet sich hoch zu einer markanten freistehenden und vom Wind gebeugten Kiefer / © Foto: Georg Berg
Der Küstenweg im Naturreservat Kullaberg windet sich hoch zu einer markanten freistehenden und vom Wind gebeugten Kiefer / © Foto: Georg Berg

Bahnbrechend: mit dem Zug von Berlin nach Mölle

Während Europas marode Schienennetze ächzen und einst florierende Strecken stillgelegt oder nur noch für nostalgische Dresinenfahrten genutzt werden, staunt man über das, was vor über 100 Jahren möglich war. Schnell wird klar: die Mobilitätswende wurde nicht nur verschlafen, sondern aktiv zurückgebaut. So existierte ab 1910 eine Direktverbindung von Berlin nach Mölle. Doch wie überwand die Bahn das Wasser? Spektakuläre Bauwerke wie die Öresundbrücke gab es damals nicht. 

Dampflokomotiventreffen im Eisenbahnmuseum Odense (Jernbanemuseum) in Odense, Dänemark. Gut möglich, dass eines dieser Dampfrösser schon mal nach Mölle gefahren ist / © Foto: Georg Berg
Dampflokomotiventreffen im Eisenbahnmuseum Odense (Jernbanemuseum) in Dänemark. Gut möglich, dass eines dieser Dampfrösser schon mal nach Mölle gefahren ist / © Foto: Georg Berg

Die direkte Zugverbindung war ein eindrucksvolles Beispiel für die touristische Entwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie entstand, als Mölle sich zu einem beliebten Badeort entwickelte, berühmt für das damals skandalöse gemeinsame Baden von Männern und Frauen. Die Verbindung ermöglichte deutschen Touristen eine bequeme Anreise. Die Züge fuhren von Berlin über Hamburg und durch Dänemark. Den Öresund überquerten sie mit Dampffähren. Bereits 1892 verband eine Fährlinie Helsingør (Dänemark) mit Helsingborg (Schweden), 1895 folgte die Strecke zwischen Kopenhagen und Malmö. Diese Fähren transportierten Passagiere und Eisenbahnwagen über die Meerenge. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 brach der internationale Reiseverkehr ein, und die Direktverbindung nach Mölle wurde eingestellt. Nach dem Krieg gewann die Strecke nie wieder an Bedeutung. Geänderte Reisegewohnheiten, das Aufkommen des Autos und später der Flugzeuge verdrängten sie endgültig.

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Die Recherche wurde unterstützt von Visit Skåne

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