Laugh in Translation

Seit dem 11. Oktober 2022 ist Japan wieder für Touristen geöffnet. Als wir im September 2019 die Präfektur Shizuoka besuchten, hätten wir es nicht für möglich gehalten, dass wir für lange Zeit zu den letzten individuell durch das Land reisenden Ausländern gehören würden und es unsere Reiseerlebnisse bis in die Shizuoka Shimbun, die Abendzeitung von Shizuoka schaffen würden.

Übersetzung mit Witz / © Foto: Georg Berg
Übersetzung mit Witz / © Foto: Georg Berg

Auf diesem Foto sieht man Frau Iyama und mich schon sehr routiniert und sichtlich erheitert eine Übersetzungs-App zum Abbau unserer Sprachbarriere nutzen. Drei Tage zuvor hatten wir auf der Suche nach einem Restaurant und eine Übernachtungsgelegenheit für den Folgetag unser Mietauto vor dem Ryokan Izu Makiba geparkt. Die Stofffahnen vor dem Eingang waren für uns der einzige Indikator, dass es sich um ein Restaurant handeln könnte. Ein Reisender, der mit Koffer das Haus verlies, machte uns Hoffnung, es könnte sich um ein traditionelles Gästehaus, ein Ryokan, handeln, in dem wir ein Zimmer und Verpflegung finden könnten. Zu diesem Zeitpunkt fühlten wir uns ziemlich Lost in Translation. Wir konnten weder Hinweisschilder lesen, noch kamen wir mit Englisch weiter. Auf diese Situation hatte uns unsere liebe Reisebekanntschaft Noriko zum Glück vorbereitet. Am Eingang von Ryokan Izu Makiba hielten wir ein großes Blatt in die Höhe. Dort stand in schönsten japanischen Schriftzeichen. „Wieviel kostet eine Übernachtung für zwei Personen“

Mittels einer auf japanisch hingeschriebenen Frage nach einem freien Zimmer begann unser mehrtägiger Aufenthalt im Ryokan Izu Makiba. Denn auch auf englisch war eine Verständigung unmöglich. Bei der Abreise überreichte uns Hiroto mit einem Augenzwinkern ein schriftliches Gegenstück und einen Glücksbringer / © Foto: Georg Berg
Mittels einer auf japanisch hingeschriebenen Frage nach einem freien Zimmer begann unser mehrtägiger Aufenthalt im Ryokan Izu Makiba. Denn auch auf englisch war eine Verständigung unmöglich. Bei der Abreise überreichte uns Hiroto mit einem Augenzwinkern ein schriftliches Gegenstück und einen Glücksbringer / © Foto: Georg Berg

Tröstende Reisbällchen und ein Versprechen

Unser japanisches Schriftstück brachte uns mit Hiroto und seiner Mutter in ein gestenreiches Gespräch. Die ersten Signale waren allerdings nicht sehr positiv. Denn die Essenszeit war vorbei und ein Zimmer konnten sie uns auch nicht anbieten. Dass wir sowieso erst eine Unterkunft für den kommenden Tag brauchten, war viel zu kompliziert zu kommunizieren. So mussten wir, ohne Aussicht auf ein leckeres japanisches Menü, auf die beiden recht niedergeschlagen gewirkt haben. Wir verabschiedeten uns zerknirscht und kehrten zu unserem Auto zurück. Kaum saßen wir, kam Frau Iyama mit zwei Flaschen kaltem Grüntee. Was nun geschah, gehört zu unseren schönsten Reiseerinnerungen.

Perspektivwechsel

An dieser Stelle wird die Geschichte aus der Sicht von Hiroto Iyama weitererzählt. Sie ist nicht ganz so dramatisch wie im Film Rashomon, in dem der japanische Regisseur Akira Kurosawa ein Ereignis aus vier verschiedenen Perspektiven erzählen lässt. Dank Momoko Takii von Tourism Shizuoka haben wir bis heute Kontakt zu Hiroto. Momoko ist es auch zu verdanken, dass unsere Reiseerfahrungen es anlässlich der Aufhebung der Einreisebeschränkung im Oktober 2022 in eine japanische Zeitung geschafft haben.

Based on my journal, I would like to put the story this way.

In the middle of long weekend, we have all rooms booked. There was new guests at the door saying “We are quite hungry and looking for some place to eat. Could we have lunch here?” There were English, German and lots of gestures. They had a sketchbook with expressions in Japanese and Germans. I answered with my poor English that we are not a restaurant but it seemed like they did not understand me. I used a translation app and told them that all restaurants around here are having a break between the lunch and dinner time.

They were about to return to their car…when this thought came to my mind.

“I do not want to let them wander hungry and uneasy!” So I asked Okami to keep them while I make rice balls. 10 minutes later I came back with rice balls (bonito flake, salmon, and Wakame seaweed), stewed ginger and English tourism brochure. 

Half an hour later, they came back but I could not leave the kitchen to prepare dinner. There is only Okami who was able to talk to them. Then there comes our savior – another guest who can speak both English and German. They were already chatting at the entrance.

The couple says they enjoyed our Onigiri and would like to stay here.

We were fully booked so told them they could come back the next day.

They ended up staying with us for three nights and explored further in the area.

While they were here, we had a great time taking about local topics and Japanese food.

 

Hiroto Iyama, Izu Makiba
Screenshot der Konversation: Drückt man vor dem Sprechen die deutsche oder die japanische Fahne, folgt die Übersetzung in die andere Sprache schriftlich, in Lautschrift und auch akustisch / © Foto: Georg Berg
Screenshot der Konversation: Drückt man vor dem Sprechen die deutsche oder die japanische Fahne, folgt die Übersetzung in die andere Sprache schriftlich, in Lautschrift und auch akustisch
Ichi-Ju-San-Sai. Ein traditionelles japanisches Frühstück besteht aus einer Misosuppe und vielen kleinen Gerichten / © Foto: Georg Berg
Ichi-Ju-San-Sai. Ein traditionelles japanisches Frühstück besteht aus einer Misosuppe und vielen kleinen Gerichten / © Foto: Georg Berg

Frau Iyama und die beste Miso-Suppe

Schon nach dem ersten Frühstück im Ryokan Izu Makiba stand für mich fest: Hier wird die mit Abstand beste Misosuppe serviert, die ich bis dahin in Japan gegessen hatte. Da Frau Iyama und ich mittlerweile mit großem Spaß die Übersetzung-App bedienten, fragte ich sie umgehend, ob sie mir am nächsten Morgen die Zubereitung ihrer Suppe zeigen könne. Miso-Shiru – vom Glück einer warmen Suppe.

Katsuobushi, bei uns bekannt als Bonitoflocken, sorgen für die Geschmackstiefe der Misosuppe / © Foto: Georg Berg
Katsuobushi, bei uns bekannt als Bonitoflocken, sorgen für die Geschmackstiefe der Misosuppe / © Foto: Georg Berg

Wenn es nach der Übersetzungs-App gegangen wäre, dann hätte Frau Iyama auf dem Bild oben nicht Katsuobushi, sondern Katzen in den Kochtopf geworfen.

Diese Geschichte hat in Japan auf Facebook eine lange Diskussion ausgelöst, die durch die automatische Übersetzung wohl nur schwer verständlich rüberkommt. Wir ahnen durch unsere Begegnung aber, wie es gemeint ist.

Online-Veröffentlichung

Laugh in Translation – Japan abseits der Metropolen, Japan National Tourism Organization

Unsere Arbeitsweise zeichnet sich durch selbst erlebte, gut recherchierte Textarbeit und professionelle, lebendige Fotografie aus. Für alle Geschichten gilt, dass Reiseeindrücke und Fotos am selben Ort entstehen. So ergänzen und stützen die Fotos das Gelesene und tragen es weiter.

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Permalink der Originalversion: https://tellerrandstories.de/japan-laugh-translation
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