Hotel Endsleigh im Märchenwald von Devon

Olga Polizzi schafft den perfekten Ort für eine Auszeit vom Alltag

Endsleigh in der Morgenstimmung. Man hört nur Vogelgezwitscher und den Wind. Es gibt keine Autogeräusche und nachts keine Lichtverschmutzung / © Foto: Georg Berg
Endsleigh in der Morgenstimmung. Man hört nur Vogelgezwitscher und den Wind. Es gibt keine Autogeräusche und nachts keine Lichtverschmutzung / © Foto: Georg Berg

Es liegt da, wie ein verwunschener Ort, an dem Elfen von Kamin zu Kamin schweben und die sieben Zwerge jederzeit pfeifend um die Ecke spazieren könnten. Endsleigh ist ein denkmalgeschütztes Anwesen in der Grafschaft Devon, umgeben von über 40 Hektar Märchenwald. Das weitläufige Gelände mit Follies, Grotten und Gartenpavillons wurde Anfang des 19. Jahrhundert von Englands letztem großem Gartenarchitekten Humphrey Repton entworfen. Es war ein Auftrag des Herzogs von Bedford, dem damals ein Drittel Devons gehörte. Der Ort erinnerte die Herzogin von Bedford an ihre Heimat Schottland.

Entlang der längsten Zierrabatte Englands. Auf dem Green lassen sich verschiedenste Gartenspiele spielen / © Foto: Georg Berg
Entlang der längsten Zierrabatte Englands. Auf dem Green lassen sich verschiedenste Gartenspiele spielen / © Foto: Georg Berg

Die Herzogin traf eine gute Wahl. Endsleigh liegt am Rande des heutigen Naturschutzgebietes Dartmoor und ist eingebettet in eine wunderschöne Hügellandschaft, durch die der Tamar, Englands bester Fluß zum Angeln von Forellen und Lachsen, mäandert. Der Herzog hat 1814 den Grundstein für die Angler- und Jagd-Lodge gelegt, die für seine große Familie mit 13 Kindern zur Sommerresidenz wurde. Aber wie so viele große Häuser lag auch Endsleigh lange in einem Dornröschenschlaf, ehe es 2004 von Olga Polizzi wach geküsst wurde. Die bekannte Interieur-Designerin hat als Design-Chefin die Rocco Forte Hotel Gruppe gemeinsam mit ihrem Bruder Rocco Forte aufgebaut. Über Endsleigh sagt sie, dass sie es mehr mit dem Herzen als mit dem Kopf gekauft hat. Das Gebäude war stark renovierungsbedürftig. Der weitläufige Garten mit seinen prämierten Bäumen und seltenen Pflanzen war verwildert. Heute ist Endsleigh der perfekte Ort um abzuschalten und die Hektik des Alltags hinter sich zu lassen. Zu hören sind hier nur das Vogelgezwitscher, der Wind und der Fluss. Ideal um spazieren zu gehen, Croqué auf dem Rasen zu spielen oder einen Devonshire Cream Tea im Salon einzunehmen und sich so in das beschauliche Leben der High Society des 19. Jahrhunderts hinein zu versetzen.

A walk in the park mit dem Chefgärtner

Die Terrasse bietet einen Blick über das Tal und man schaut über den Rasen entlang an Englands längster zusammenhängender Zierrabbatte, der Long Border. Im Mai 2017 wurde Endsleigh von der Times zur Nummer 1 in der Kategorie Best for Gardens gewählt – und das soll etwas heißen in einem Land, das berühmt für seine wunderschönen Gärten ist.

Für die Hausgäste stehen Stiefel und Regenjacken bereit. Der Garten kann somit bei jedem Wetter erkundet werden. Falsche Kleidung gilt nicht mehr als Entschuldigung / © Foto: Georg Berg
Für die Hausgäste stehen Stiefel und Regenjacken bereit. Der Garten kann somit bei jedem Wetter erkundet werden. Falsche Kleidung gilt nicht mehr als Entschuldigung / © Foto: Georg Berg

Für Gartenliebhaber, die mehr über die Geschichte des Endsleigh Garden erfahren möchten, ist eine Führung mit Chefgärtner Ben Ruscombe-King unbedingt empfehlenswert. Ben führt uns bei einem ausführlichen Rundgang zu den verschiedenen Highlights und Kuriositäten des Gartens.

Ben Ruscombe-King Chefgärnter in Endsleigh verweist vom Seerosenteich aus auf die in der Ferne liegende kleine Molkerei der Herzogin von Bedford / © Foto: Georg Berg
Ben Ruscombe-King Chefgärnter in Endsleigh verweist vom Seerosenteich aus auf die in der Ferne liegende kleine Molkerei der Herzogin von Bedford / © Foto: Georg Berg

Der Duke of Bedford war ein großer Pflanzenjäger und so kommt es, dass der Garten von Endsleigh ein Arboretum mit sehr alten Baumbestand besitzt, unter denen sich etliche Nationale Champions befinden. Ben zeigt uns einen der ehemaligen Meister, ein 1860 gepflanzter Mammutbaum. Ein Sturm kürzte ihn unfreiwillig ein und er verlor den Titel als höchster Baum. Dafür hat Endsleigh inzwischen den Titel der höchsten Sequoia im Land für einen anderen Baum zurückerobert. Den Stolz darüber kann Ben nicht verbergen.

Der Herzog von Bedford lies eigens für einen Monkey Puzzle Tree, eine chilenische Schmucktanne, ein Gewächshaus mit riesigen Heizungsrohren bauen. Heute stehen nur noch die Grundmauern und in den Beeten wächst Gemüse für das Restaurant / © Foto: Georg Berg
Der Herzog von Bedford lies eigens für einen Monkey Puzzle Tree, eine chilenische Schmucktanne, ein Gewächshaus mit riesigen Heizungsrohren bauen. Heute stehen nur noch die Grundmauern und in den Beeten wächst Gemüse für das Restaurant / © Foto: Georg Berg

Weißer Rauch für die Romantik und andere Narreteien

Englische Gärten sind auch bekannt für sogenannte Follies, ungewöhnliche Zierbauten. Endsleigh hat hier gleich mehrere optische Narreteien zu bieten. Das Muschelhaus am Ende der langen Zierrabatte ist an Wänden, Boden und Decke mit Muscheln bedeckt. Auf der anderen Seite des Flusses gibt es das Swiss Cottage, eine einfache Hütte, die früher nur einem einzigen Zweck diente, nämlich viel Rauch zu produzieren. Bis in die 1950er Jahre ruderte täglich ein Bediensteter über den Fluss und zündete im Swiss Cottage ein Kaminfeuer an. Der Rauch, der malerisch durch das Tal zog, war von Endsleigh aus zu sehen und sorgte dort für den gewollten pittoresken Eindruck, nicht ganz allein zu sein im Tal des Tamars.

Milchmädchenrechnung

Zu einer noch viel größeren Narretei führt uns Ben über verschlungene Wege. Der Garten hat viele kleine Sackgassen, die von Architekt Rapton bewusst angelegt wurden. Die Herrschaften wünschten kleine Abenteuer. Der Reiz sich zu verirren und umkehren zu müssen, sollte die Tage auf dem Land abwechslungsreich gestalten. Die Herzogin von Bedford hatte noch ganz andere Vorstellungen von Abwechslung. Sie wollte in der Sommerresidenz dem Herzoginnendasein entfliehen und so lies der Herzog für sie eine kleine aber feine Molkerei errichten.

Ferienbeschäftigung für eine Herzogin. In der kleinen Molkerei konnte die Gnädigste originalgetreu Milchmagd spielen / © Foto: Georg Berg
Ferienbeschäftigung für eine Herzogin. In der kleinen Molkerei konnte die Gnädigste originalgetreu Milchmagd spielen / © Foto: Georg Berg

Einmal im Jahr zog sie im Outfit einer Milchmagd in die Molkerei und stellte dort Butter und Käse her. Für die perfekte Illusion wurden noch zwei Longhorn-Kühe gehalten. Die hausgemachten Milchprodukte kamen natürlich auch auf den Tisch, berichtet Ben und führt uns gleich zum nächsten Gartentrend aus dem 19. Jahrhundert, der „Rockery“. Zu jener Zeit bereisten die ersten wohlhabenden Engländer die Alpen und ließen sich als Erinnerung an das Gebirge, felsige Passagen in den Garten bauen.

Chefgärtner Ben Roscombe-King an seinem Lieblingsbaum, einer über 200 Jahre alten Trauerbirke. Sie hat ihr maximales Lebensalter eigentlich schon überschritten und die Gärtner müssen ihre riesigen Äste teils stützen / © Foto: Georg Berg
Chefgärtner Ben Roscombe-King an seinem Lieblingsbaum, einer über 200 Jahre alten Trauerbirke. Sie hat ihr maximales Lebensalter eigentlich schon überschritten und die Gärtner müssen ihre riesigen Äste teils stützen / © Foto: Georg Berg

35 Gärtner arbeiteten damals das ganze Jahr über in den Gärten von Endsleigh. Auch heute ist, so erzählt Ben Roscombe-King, die gesamte Fläche von 43 Hektar, noch nicht zurückerschlossen. Erst vor einem Jahr haben er und sein 5-köpfiges Team einen von Rapton angelegten, aber völlig in Vergessenheit geratenen Wasserfall entdeckt. Mittlerweile führt ein kleiner Pfad dorthin. Dahinter liegt noch weiteres Land mit möglichen botanischen Überraschungen. Auf dem Rückweg kommen wir noch an einem Rapton Tableau vorbei. Das ist ein weiterer Gartentrend der damaligen Zeit, der den chinesischen Einfluss dokumentiert.

Bäume wurden bewusst nah an künstlich geschaffene Felsvorsprünge gesetzt, Wasserfälle harmonisch in den Hügel platziert. Das Rapton-Tableau. Nach über 200 Jahren sind aber einige Bäume über die Felskante gekippt / © Foto: Georg Berg
Bäume wurden bewusst nah an künstlich geschaffene Felsvorsprünge gesetzt, Wasserfälle harmonisch in den Hügel platziert. Das Rapton-Tableau. Nach über 200 Jahren sind aber einige Bäume über die Felskante gekippt / © Foto: Georg Berg
Eine lohnenswerte Führung: Ben Roscombe-King weiß spannende Details  zu berichten. So erzählt er, dass der Herzog von Bedford nicht nur ein großer Pflanzensammler war, sondern auch Tiere gesammelt hat. Darunter auch das graue Eichhörnchen. Es vermehrte sich in Gefangenschaft so gut, dass er die Nachkommen im Freundeskreis verschenkte und somit den Anfang vom Ende der roten Eichhörnchen auf den Britischen Inseln einläutete / © Foto: Georg Berg
Eine lohnenswerte Führung: Ben Roscombe-King weiß spannende Details zu berichten. So erzählt er, dass der Herzog von Bedford nicht nur ein großer Pflanzensammler war, sondern auch Tiere gesammelt hat. Darunter auch das graue Eichhörnchen. Es vermehrte sich in Gefangenschaft so gut, dass er die Nachkommen im Freundeskreis verschenkte und somit den Anfang vom Ende der roten Eichhörnchen auf den Britischen Inseln einläutete / © Foto: Georg Berg

Humphrey Rapton war ein Meister der Präsentation. Seine Auftraggeber überzeugte er mithilfe seiner berühmt gewordenen roten Bücher. Eine Replique liegt im Hotel Endsleigh aus und Gäste werden ermuntert durchzublättern.

Gartenarchitekt Humphrey Rapton betrieb großen Aufwand in der Präsentation und überzeugte mit seinen Roten Büchern viele seiner Auftraggeber / © Foto: Georg Berg
Gartenarchitekt Humphrey Rapton betrieb großen Aufwand in der Präsentation und überzeugte mit seinen Roten Büchern viele seiner Auftraggeber / © Foto: Georg Berg

Rapton arbeitete mit dem Davor- und Danach-Trick. Er zeichnete den landschaftlichen Ist-Zustand und lies dann Klappkarten mit den neuen Gartenträumen darüberlegen. So überzeugte er auch den Herzog von Bedford.

Jagdfieber und anderer Zeitvertreib

Der Fluss Tamar ist heute die Grenze zwischen Cornwall und Devon. Der Herzog von Bedford war passionierter Angler und lies Wasserfälle und Wehre in den Flusslauf bauen, so dass sich Lachse und Forellen ansiedelten / © Foto: Georg Berg
Der Fluss Tamar ist heute die Grenze zwischen Cornwall und Devon. Der Herzog von Bedford war passionierter Angler und lies Wasserfälle und Wehre in den Flusslauf bauen, so dass sich Lachse und Forellen ansiedelten / © Foto: Georg Berg

Der Jagdaufseher (schottisch Ghillie) gibt Gästen gerne auch Hilfestellung beim Angeln oder begleitet zur Jagd. Wer weder Fische angeln noch Tiere jagen mag, für den bietet sich ein Ausflug in das nahegelegene Tavistock an. Der Paneer-Market, ist ein überdachter Marktplatz mit täglich wechselnden Angeboten. Natürlich gibt es auch Antik-Tage, an denen man, inspiriert von der Einrichtung in Endsleigh, ein altes Stück ergattern kann.

Chefkoch Jose Graziosi liebt es, noch vor Beginn der Arbeit durch den Garten  zu streifen und Pilze oder Kräuter für die Küche zu sammeln. Hier zeigt er mir den wilden Sauerampfer, der zwischen dem Bärlauch wächst / © Foto: Georg Berg
Chefkoch Jose Graziosi liebt es, noch vor Beginn der Arbeit durch den Garten zu streifen und Pilze oder Kräuter für die Küche zu sammeln. Hier zeigt er mir den wilden Sauerampfer, der zwischen dem Bärlauch wächst / © Foto: Georg Berg

Carraturo – Urtyp der Nudelmaschine

Chefkoch José Graziosi schwärmt von „Il Carraturo“ seinem liebsten Küchengerät

Die Kosten der Halbpension wurden vom Hotel nicht berechnet

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