Kunst & Kochwerk ist eine Kulturreihe, die ich über mehrere Jahre und an verschiedenen Veranstaltungsorten durchgeführt habe. Die Idee dahinter ist, eine Ausstellung oder auch ein einzelnes Kunstwerk kulinarisch zu interpretieren. Zu meinen liebsten Interpretationen gehört eine Wanderausstellung, die Ende 2018 zum 100. Geburtstag von Altkanzler Helmut Schmidt im Museum Villa Erckens in Grevenbroich gastierte. Die Ausstellung hatte den Titel „Helmut Schmidt in Dur und Moll“ – Karikaturen aus dem politischen Leben des Altkanzlers. Nach einer Führung durch die Ausstellung, die Schmidt als eine facettenreiche Persönlichkeit zeigt, wurde den Besuchern der Veransstaltung ein Drei-Gang-Menü serviert. Was die Steckrübe, ein Eintopf und ein Kindergeburtstagskuchen mit Helmut Schmidt zu tun haben?
Steckrübe – Rauchsalz – Rote Bete
Mein Menü zur Ausstellung am 15. Januar 2019
Zweierlei Brotaufstrich mit selbstgebackenem Sauerteigbrot+ Rote-Bete-Mus = rot wie die SPD + Steckrübenaufstrich mit Rauchsalz. Die Steckrübe war vor rund 100 Jahren im Kriegswinter 1916/17 das beinahe einzig verbliebene Nahrungsmittel für die deutsche Bevölkerung. Anlass der Ausstellung war der 100. Geburtstag von Helmut Schmidt. Das Image als muffiges Notessen wurde die Steckrübe nach den Kriegsjahren über viele Jahrzehnte nicht mehr los. Sie stürzte in die kulinarischen Versenkung. Erst seit einigen Jahren werden alten Gemüsesorten, angeführt von einer jungen Generation von Spitzenköchen, neu interpretiert. Mein Steckrübenaufstrich ist gewürzt mit Rauchsalz = Schmidt der Kettenraucher. Weitere Zutaten sind Walnussöl, geriebener Meerrettich und gemahlene Orangenschale.
Sauerkrauteintopf
Helmut Schmidt, so heißt es, war ein Freund der einfachen Küche. Er wusste einen deftigen Eintopf sehr zu schätzen. Als Hauptgang wurde daher ein Sauerkrauteintopf serviert. Ganz so einfach sollte diese Interpretation dann nicht werden. Die Grundwürze für diesen Sauerkrauteintopf besteht aus Miso – der japanischen Würzpaste, mit der man die 5. Gemacksdimension Umami erzeugt.
Kalte Schnauze
Kalte Schnauze mit Kompott aus Rote-Bete-Stielen und Fleur de Sel. Auch das Dessert stellt gleich zwei Anknüpfungen an die Karikaturen-Ausstellung zum Menschen und Politker Helmut Schmidt her. Seine oft schnoddrige Art zu Reden wurde gerne als Schmidt Schnauze bezeichnet. Auf den Desserttellern daher eine Kalte Schnauze. Den beliebte Kindergeburtstagskuchen habe ich allerdings verfeinert. Die Kakaomasse wurde mit Fleur de Sel aus der Guerande gewürzt = Helmut Schmidt verband eine enge Freundschaft mit dem französischen Präsidenten Valery Giscard d’Estaing. Die Ausstellung zeigte hierzu gleich mehrere Karrikaturen. Die in Grand Manier eingekochten Rote-Bete-Stiele und die Granatapfelkerne sind dann wiederum farbliche Winker Richtung SPD.
Kalte Schnauze de luxe
Der Kinder-Geburtstagskuchen-Klassiker aufgepeppt und veredelt mit Orangenschale und Fleur de Sel.
Das Kokosfett bei niedriger Temperatur in einem Stieltopf schmelzen. Puderzucker, Kakaopulver und Orangenschalen vermengen. In einer Rührschüssel die Eier schaumig schlagen. Die Mischung aus Puderzucker, Orangenschale und Kakao nach und nach unterrühren. Danach das flüssige Kokosfett in kleinen Schlucken unterrühren. Eine große oder zwei kleine Kastenformen mit Klarsichtfolie ausschlagen. Eine Schicht Kakaomasse auf dem Boden streichen. Nur auf diese oberste Schicht das Fleur de Sel streuen.
Dann die erste Schicht Butterkekse. Ggfs vorher passend schneiden. Diesen Vorgang wiederholen bis die Kakaomasse verbraucht ist. Als letztes noch einmal Butterkekse. Über Nacht zum Aushärten in den Kühlschrank. Stürzen und Folie entfernen. Mit einem scharfen Messer z.B. in Würfel schneiden.
Zutaten:
250 g Bio Kokosfett
180 g Puderzucker
80 g Kakaopulver
3 Eier
Butterkekse, ¾ einer Packung mit zwei Stangen
½ TL Fleur de Sel de Guerande
3 TL gemahlene Bio-Orangenschale
Woher der Name?
Die Kalte Schnauze ist eine Kekstorte, deren Oberfläche an die kalte Schnauze eines Hundes erinnert.
Rezept mit französischem Akzent „Fleur de Sel“ verfeinert. Anlässlich von Kunst & Kochwerk im Museum. Helmut Schmidt auch genannt Schmidt Schnauze und in Anspielung an sein politisch enges Verhältnis zu Frankreich.