Expedition zu riesigen Lederschildkröten

Die geheimnisvollen Lederschildkröten sind riesig und nur schwer zu Gesicht zu bekommen. Die bis zu 500 kg schweren Kollosse durchqueren mehrere Ozeane. Aber zur Fortpflanzung kommen sie im Schutz der Nacht immer wieder an den Strand zurück, an dem sie selbst aus dem Ei geschlüpft sind. Und das seit Urzeiten, denn lange vor dem Auftreten der ersten Dinosaurier haben sie das schon so gemacht.

Zehn unternehmungslustige Forschernaturen arbeiten gemeinsam auf einer abgelegenen Forschungsstation, die nicht nur das Verhalten der schwersten Reptilien erforscht. Auch der Schutz vor Wilddieben, die die Eier aus dem schwarzen Lavasand ausgraben und als aphrodisierendes Wundermittel verkaufen, ist ein wesentlicher Aspekt des Projektes der Organisation LAST (Latin America Sea Turtles).

Die Expeditionsteilnehmer am Anlegesteg der Forschungsstation. Im Boot stehend: Expeditionsleiterin Ida Vincent / © Foto: Georg Berg
Die Expeditionsteilnehmer am Anlegesteg der Forschungsstation. Im Boot stehend: Expeditionsleiterin Ida Vincent / © Foto: Georg Berg

Biosphere Expeditions ist eine nach ethischen Standards handelnde Naturschutzorganisation, die ihren Teilnehmern ein einmaliges Urlaubserlebnis verschafft, die in diesem Fall aus Kanada, Australien, England, Deutschland und den USA angereist sind. Findet man sich zum vereinbarten Zeitpunkt in einem Hotel der Hauptstadt San José ein, ist die Weiterreise in die abgelegene Forschungsstation bestens organisiert. Vorkenntnisse im wissenschaftlichen Arbeiten sind nicht erforderlich. So wirkt jeder eine Woche lang bei der Forschung mit und erfüllt sich gleichzeitig den Wunsch nach einem aktiven Urlaub, in dem man viel erlebt und noch Gutes tut.

Die Präsenzbibliothek mit Wissenschafts- und Reiselektüre steht im Speise- und Tagungsraum / © Foto: Georg Berg
Die Präsenzbibliothek mit Wissenschafts- und Reiselektüre steht im Speise- und Tagungsraum / © Foto: Georg Berg

Die Pacuare-Forschungsstation an der Karibikküste Costa Ricas wird nur während der Brutsaison betrieben, die im März jeden Jahres beginnt. Sie ist nur mit kleinen Booten über Kanäle zu erreichen, die vor vielen Jahren zur Erschließung der abgelegenen Region angelegt worden sind. Die einfache Unterbringung gerät in den Hintergrund, wenn das Urlaubserlebnis erst mal Fahrt aufgenommen hat. Darin sind sich die Teilnehmer spätestens einig, nachdem sie in der ersten Nacht am Strand Bekanntschaft mit den Elementen gemacht haben.

Auch in der Regenzeit gemütlich: Die Küche, die bei Biosphere Expeditions grundsätzlich nur tropisch-vegetarische Kost anbietet / © Foto: Georg Berg
Auch in der Regenzeit gemütlich: Die Küche, die bei Biosphere Expeditions grundsätzlich nur tropisch-vegetarische Kost anbietet / © Foto: Georg Berg

Dieser Urlaub vermittelt das Gefühl, ganz nah dran sein zu können an der systematischen Naturbeobachtung. Alexander von Humboldt mit seiner detailversessenen Leidenschaft oder Charles Darwin, der sich auf einer langen Weltreise mit der Evolution beschäftigt hat, könnten die Vorbilder sein für unsere Gruppe, in der zufällig auch viel naturwissenschaftliches Grundverständnis versammelt ist. Das Mikrobiologen-Ehepaar und die Ärztin aus England, die Filmproduzentin und die Pharmakologin aus Kanada, die Akupunktur-Therapeutin aus New York oder die Chemikerin und die Patentanwältin aus Deutschland. Den Erfahrungsaustausch untereinander und den tägliche Vortrag des Biologen, der das wissenschaftliche Projekt leitet, finden alle sehr belebend. Man unterhält sich auf englisch und ist von Anfang an beim Du.

Die schwedische Expeditionsleiterin Ida Vincent (r.) mit ersten Ratschlägen zu den Abläufen in der Forschungsstation / © Foto: Georg Berg
Die schwedische Expeditionsleiterin Ida Vincent (r.) mit ersten Ratschlägen zu den Abläufen in der Forschungsstation / © Foto: Georg Berg

Ida Vincent kümmert sich im Auftrag von Biosphere Expeditions darum, dass der Aufenthalt sicher ist, eine gehörige Portion Wissenschaft vermittelt wird und die Erwartungen der Teilnehmer erfüllt werden. Projektleiter Dr. Fabian Carrosco und seine wissenschaftlichen Mitarbeiter machen uns schon am Tag der Anreise mit den Prozeduren vertraut, die vielleicht ja schon in der kommenden Nacht angewendet werden müssen. Wir erfahren an einem Schildkröten-Modell, welche Tätigkeiten nötig sind, wenn eine Gruppe am Strand auf eine Schildkröte trifft. Besonders wichtig: Sie darf auf keinen Fall dabei gestört werden, wenn sie den Platz für die Eiablage aussucht. Das ist auch der Grund für die dunkle Kleidung und das absolute Verbot, Taschenlampen mit weißem Licht zu verwenden.

Am Modell in Originalgröße macht ein Wissenschaftler die Gruppe von Laienwissenschaftlern mit den Tätigkeiten vertraut, die sie in dunkler Nacht an einer lebenden Meeresschildkröte selbst zu erledigen haben / © Foto: Georg Berg
Am Modell in Originalgröße macht ein Wissenschaftler die Gruppe von Laienwissenschaftlern mit den Tätigkeiten vertraut, die sie in dunkler Nacht an einer lebenden Meeresschildkröte selbst zu erledigen haben / © Foto: Georg Berg

Von den Schildkröten sollen die Maße und auch die Nummern der Plaketten notiert werden, mit denen jede einzelne markiert wird. So hat man beispielsweise herausgefunden, dass die Lederschildkröten im Laufe einer Brutsaison, die von März bis August dauert, im Durchschnitt sieben mal zur Eiablage an Land kommen. Geschlechtsreif werden die Riesenschildkröten übrigens erst mit 30 Jahren. Wenn sie nicht zur Paarung in den Gewässer Costa Ricas sind, halten sie sich bevorzugt im Atlantik vor Südafrika auf, wo sie sich von Algen ernähren und unter ihrem Lederrücken (kein Panzer) ausreichende Energiereserven für ihre alle zwei Jahre stattfindende Reise nach Costa Rica anlegen.

Die Regeln am Strand sind verbindlich und passen auf eine Tafel. Scientist Fabian Carrosco und Research Assistant Grace Kibblewhite beim Einführungsvortrag / © Foto: Georg Berg
Die Regeln am Strand sind verbindlich und passen auf eine Tafel. Scientist Fabian Carrosco und Research Assistant Grace Kibblewhite beim Einführungsvortrag / © Foto: Georg Berg

Fabian ist Biologe und Experte für Meeresschildkröten. Zusammen mit vier wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen erfasst der Mexikaner seit zwei Jahren sämtliche Brutaktivitäten an dem mehr als sieben Kilometer langen Strandabschnitt des LAST-Projekts. Zum Schutz vor Eierdieben müssen die Gelege sofort nach der Eiablage zu einem bewachten Brutplatz transportiert werden, den das Team am Anfang der Saison aus gereinigtem Sand hergestellt hat.

Nächtliche Begegnung mit einem Fabelwesen

Mitten in der Nacht verlässt unsere Patrouille die Station. Schweigend geht unsere Gruppe am Strand durch den weichen Sand in einer Reihe hinter der Führerin her, die in ihrer dunklen Kleidung anfangs nur schwer zu sehen ist. Mit der Zeit finde ich es allerdings beruhigend, durch ihr Stolpern auf das ebenfalls kaum zu erkennende Treibholz aufmerksam gemacht zu werden. Schon nach einer halben Stunde sehen wir in der Ferne ein rotes Licht schimmern, das im Näherkommen erkennbar zu einer anderen Gruppe gehört, die schon Stunden vor uns aufgebrochen ist. Auf dem Rückweg hat sie eine Lederschildkröte entdeckt, die sich gerade für einen Platz zur Eiablage entschieden hat. Wir nutzen die Gelegenheit und verfolgen gespannt den Ablauf im Schein der drei roten Stirnlampen, bevor wir nach kurzer Zeit unsere eigene Patrouille fortsetzen.

Andächtige Stimmung im Dunkeln in der Gegenwart des schnaufenden Wesens, das wie eine Erscheinung aus dem Ozean aufgetaucht ist. Schon vor den ersten Dinosauriern haben sich die Lederschildkröten hier in gleicher Weise fortgepflanzt. (Das Foto ist mit langer Belichtung aufgenommen worden und lässt wesentlich mehr erkennen, als man in der Nacht mit bloßem Auge sehen konnte) / © Foto: Georg Berg
Andächtige Stimmung im Dunkeln in der Gegenwart des schnaufenden Wesens, das wie eine Erscheinung aus dem Ozean aufgetaucht ist. Schon vor den ersten Dinosauriern haben sich die Lederschildkröten hier in gleicher Weise fortgepflanzt. (Das Foto ist mit langer Belichtung aufgenommen worden und lässt wesentlich mehr erkennen, als man in der Nacht mit bloßem Auge sehen konnte) / © Foto: Georg Berg

Konzentriert beobachten die wissenschaftliche Mitarbeiterin Sarah Palmer und ihre Gruppe, wie die Schildkröte mit ihren Hinterflossen ein 75 cm tiefes kreisrundes Loch in den feuchten Sand gräbt. Die Tiefe und die Lage dieses Nestes diktiert sie ihrer Kollegin Grace Kibblewhite, ebenso wie die Maße des Panzers. An dem Code der Markierungsplakette wird Fabian am folgenden Tag feststellen, dass diese Schildkröte genau vor 14 Tagen an einer 500 Meter entfernten Stelle schon einmal ein Nest mit Eiern gefüllt hat.

Geschafft. 82 Tischtennisball-große Eier sind im Sack. Sie wiegen 8 kg und müssen nur noch vorsichtig zur Hatchery getragen werden / © Foto: Georg Berg
Geschafft. 82 Tischtennisball-große Eier sind im Sack. Sie wiegen 8 kg und müssen nur noch vorsichtig zur Hatchery getragen werden / © Foto: Georg Berg

Zur Eiablage wird es noch mal spannend. Denn jetzt gilt es (von der Schildkröte unbemerkt) einen großen Plastikbeutel im Nest unterzubringen, der dann mit Eiern gefüllt schnell aus dem Loch herausgezogen werden soll, bevor die Schildkröte mit energischen Flossenschlägen das Loch wieder mit Sand zuschiebt.

Wenn die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, kann man außer den Sternen auch die Vegetation vor dem sogar hier gegenwärtigen Licht aus Siedlungen sehen. Auf der anderen Seite die von den Sternen beleuchtete Brandung / © Foto: Georg Berg
Wenn die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, kann man außer den Sternen auch die Vegetation vor dem sogar hier gegenwärtigen Licht aus Siedlungen sehen. Auf der anderen Seite die von den Sternen beleuchtete Brandung / © Foto: Georg Berg

Tief beeindruckt von den immensen Ausmaßen des ca. 500 kg schweren Reptils, das sich an Land schwer schnaufend nur mühsam bewegen kann, ziehen wir weiter durch die Dunkelheit. Unter dem strahlenden Sternenhimmel bekomme ich Erfurcht vor den vielen Wundern der Natur.

Nachbarschaftliches Verhältnis zur Bevölkerung

Die Menschen an diesem Küstenabschnitt nahe der Mündung des Pacuare-Flusses leben einfach. Die nächste Schule ist weit entfernt und es gibt viel Analphabethismus. Fischfang, Kokosnuss- und Bananen-Ernte dienen dem eigenen Verzehr. Schon seit langer Zeit ist der Verkauf von Schildkröteneiern eine wichtige Einnahmequelle. Entspricht doch der Verkauf eines einzigen Geleges dem halben Monatsbedarf einer zehnköpfigen Familie. Obwohl die Meeresschildkröten auch in Costa Rica gesetzlich geschützt sind und der Handel mit Schildkrötenprodukten seit dem Washingtoner Artenschutzabkommen von 1973 weltweit verboten ist, lässt sich das praktisch nur umsetzen, wenn man den Menschen einen Ersatz für ihren Einkommensverlust bietet.

Die hohe Luftfeuchtigkeit und die duftenden Dämpfe aus der Küche haben die Schrift an der Tafel unleserlich gemacht. Carmelina ist das egal. Sie wohnt in der Nähe und bekocht für die Dauer des Projektes die Gäste der Forschungsstation / © Foto: Georg Berg
Die hohe Luftfeuchtigkeit und die duftenden Dämpfe aus der Küche haben die Schrift an der Tafel unleserlich gemacht. Carmelina ist das egal. Sie wohnt in der Nähe und bekocht für die Dauer des Projektes die Gäste der Forschungsstation / © Foto: Georg Berg

Und hier wirkt Biosphere Expeditions auf mehreren Ebenen. Zwei Drittel der Teilnehmergebühren für jede Expedition fließt in das Projekt und finanziert so unter anderem auch den Lohn für die lokalen Führer, die ihre Kenntnisse als ehemalige Wilderer jetzt der Forschung und einem internationalen Publikum anbieten und dabei gleichzeitig mit fremden Sprachen in Berührung kommen.

Der Forscher und der ehemalige Wilderer auf der Suche nach einem Nest, dass an seinem natürlichen Ort geblieben ist. Forscher Fabian gibt zu, dass er noch immer viel von Carlos lernen kann / © Foto: Georg Berg
Der Forscher und der ehemalige Wilderer auf der Suche nach einem Nest, dass an seinem natürlichen Ort geblieben ist. Forscher Fabian gibt zu, dass er noch immer viel von Carlos lernen kann / © Foto: Georg Berg

Die Forschungsstation ist zu einem beliebten Anziehungspunkt geworden und auch die sonntäglichen Fußballspiele Costa Rica gegen den Rest der Welt sorgen für eine behutsame Entwicklung der Region obwohl die Rettung der bedrohten Tierarten zunächst mal im Vordergrund gestanden hat.

Die Sprache des Fußballs kennt keine Grenzen. Mit den Einheimischen, die im Auftrag des Forschungsprojekts die Freiwilligen nachts am Strand entlang führen, verabredet man sich am Wochenende gerne auf dem Bolzplatz / © Foto: Georg Berg
Die Sprache des Fußballs kennt keine Grenzen. Mit den Einheimischen, die im Auftrag des Forschungsprojekts die Freiwilligen nachts am Strand entlang führen, verabredet man sich am Wochenende gerne auf dem Bolzplatz / © Foto: Georg Berg

Artenschutz und Wissenschaft

Die nächtlichen Begegnungen mit Wilderern finde ich unheimlich, aber nicht wirklich gefährlich. Es hat sich ein respektvolles „Gentlemen-Agreement“ eingespielt, nach dem Konfrontationen vermieden werden. Wer eine eierlegende Schildkröte zuerst erreicht, darf die Eier mitnehmen. Die Wilderer zum Verkauf, die Projektmitarbeiter in die rund um die Uhr bewachte Brutstätte an der Forschungsstation. Um den Strand nachts möglichst engmaschig beobachten zu können, erstellt Fabian mit seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Charline Fisseau jeden Abend einen anderen Plan. Damit bleibt man für die Wilderer unberechenbar und kann sich sogar auf den größeren Wildereidruck am Wochenende einstellen. Denn dann reisen auch Eiersammler aus anderen Landesteilen Costa Ricas an.

Der Arbeitsplan für den zweiten Tag. Es gibt die anstrengenden Dienste am Strand, bei denen man Schildkröten sehen kann oder die Bewachung der Hatchery. Zu diesem Dienst gehört auch, mit blossen Händen ein Loch für am Strand eingesammelte Gelege zu graben, das dem natürlichen Nest der Schildkröte so gut wie möglich gleicht. Zu den Freiwilligen, die in dem gemeinsamen Dienstplan eingeteilt sind, gehören nicht nur die Teilnehmer an der Expedition, sondern auch junge Leute, die nach der Schule über ein Work-and-Travel System Arbeit in einer nahegelegenen Unterkunft gefunden haben / © Foto: Georg Berg
Der Arbeitsplan für den zweiten Tag. Es gibt die anstrengenden Dienste am Strand, bei denen man Schildkröten sehen kann oder die Bewachung der Hatchery. Zu diesem Dienst gehört auch, mit blossen Händen ein Loch für am Strand eingesammelte Gelege zu graben, das dem natürlichen Nest der Schildkröte so gut wie möglich gleicht. Zu den Freiwilligen, die in dem gemeinsamen Dienstplan eingeteilt sind, gehören nicht nur die Teilnehmer an der Expedition, sondern auch junge Leute, die nach der Schule über ein Work-and-Travel System Arbeit in einer nahegelegenen Unterkunft gefunden haben / © Foto: Georg Berg

Die so genannte Hatchery ist am Anfang der Saison mit gesiebtem Sand aufgefüllt worden, der aus der Brandung gewonnen und von der Sonne desinfiziert worden ist. Über alle abgesteckten Felder wird genau Buch geführt. Am Ende der durchschnittlich 60-tägigen Brutzeit werden die geschlüpften Schildkröten gezählt und vermessen. Dann dürfen sie die 20 Meter bis zum Meer aus eigener Kraft zurücklegen. Dabei prägen sie sich den „Heimatgeruch“ ein, der sie 30 Jahre später zurückfinden lassen kann.

Die eingezäunte Hatchery wird Tag und Nacht bewacht. Unter jedem der weißen Käfige ist ein Gelege. Wenn nach ca. 60 Tagen die Jungen schlüpfen, darf nicht viel Zeit vergehen, bis sie ins Meer entlassen werden. Zuvor werden aber alle gezählt und vermessen / © Foto: Georg Berg
Die eingezäunte Hatchery wird Tag und Nacht bewacht. Unter jedem der weißen Käfige ist ein Gelege. Wenn nach ca. 60 Tagen die Jungen schlüpfen, darf nicht viel Zeit vergehen, bis sie ins Meer entlassen werden. Zuvor werden aber alle gezählt und vermessen / © Foto: Georg Berg

Wobei die Chancen jedes einzelnen Schlüpflings nicht gerade günstig stehen, denn statistisch kann sich nur Einer von Tausend wieder fortpflanzen. Viele Feinde setzen vor allem den jungen Meeresschildkröten zu. Der Mensch ist davon einer der Schlimmsten. Denn auch wenn die Wilderei an diesem Küstenabschnitt wirksam zurückgedrängt worden ist und deshalb wohl in Zukunft hier wieder mehr Muttertiere hin zurückkommen, gibt es andere Faktoren.

Bald geschafft! Schlüpfling auf den letzten Zentimetern des Strandes. Aber nicht nur an Land lauern Gefahren. Auch im Wasser warten schon Fressfeinde auf die jungen Schildkröten / © Foto: Georg Berg
Bald geschafft! Schlüpfling auf den letzten Zentimetern des Strandes. Aber nicht nur an Land lauern Gefahren. Auch im Wasser warten schon Fressfeinde auf die jungen Schildkröten / © Foto: Georg Berg

Umwelteinflüsse wie Klimawandel, Plastik im Meerwasser und Lichtverschmutzung haben die durchschnittliche Lebenserwartung der Lederschildkröten von einstmals 75 Jahren auf nunmehr 60 Jahre reduziert.

Spuren am Strand. Schon menschliche Fußabdrücke können ein schwer überwindliches Hindernis sein. Deutlich zu erkennen sind die Flossenabdrücke und der Kiel unter dem Panzer. Er sorgt im Wasser für eine gute Hydrodynamik / © Foto: Georg Berg
Spuren am Strand. Schon menschliche Fußabdrücke können ein schwer überwindliches Hindernis sein. Deutlich zu erkennen sind die Flossenabdrücke und der Kiel unter dem Panzer. Er sorgt im Wasser für eine gute Hydrodynamik / © Foto: Georg Berg

Artenschutz Lederschildkröten

Das Artenschutzprojekt der Organisation LAST (Latin America Sea Turtles) erforscht das Verhalten der schwersten Reptilien. Aber auch der Schutz vor Wilddieben, die die Eier aus dem schwarzen Lavasand ausgraben und als aphrodisierendes Wundermittel verkaufen, ist ein wesentlicher Aspekt der Arbeit.

Das Bürgerwissenschaftsprojekt von Biosphere Expeditions erforscht die gefährdeten Lederschildkröten in Costa Rica. Die Tiere sind riesig und schwer zu Gesicht zu bekommen. Die Kollosse wiegen bis zu 500 Kilo und durchqueren auf ihren Reisen mehrere Ozeane. Doch zur Fortpflanzung kommen sie im Schutz der Nacht immer an den Strand zurück, an dem sie selbst aus dem Ei geschlüpft sind. Das geschieht seit Urzeiten. Lange bevor es Dinosaurier auf der Erde gab.

Biosphere Expeditions ist eine nach ethischen Standards handelnde Naturschutzorganisation, die Teilnehmern ein einmaliges Urlaubserlebnis verschafft in einer abgelegene Forschungsstation verschafft. Vorkenntnisse im wissenschaftlichen Arbeiten sind nicht erforderlich. So wirkt jeder eine Woche lang bei der Forschung mit und erfüllt sich gleichzeitig den Wunsch nach einem aktiven Urlaub, in dem man viel erlebt und noch Gutes tut.

Weitere Aspekte: Systematische Naturbeobachtung à la Alexander von Humboldt / Betreuung und Schulung durch wissenschaftliche Mitarbeiter / Patrouille bei Nacht zum Schutz vor Wilddieben / die Eiablage der Riesenschildkröten / Arbeiten in der Aufzuchtstation (Hatchery) / Die Schlüpflinge / Umgang mit Wilderern / die Bevölkerung

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Hörfunk

Radioreportage von Georg Berg für Logo, das NDR-Wissenschaftsmagazin
(© NDR / Georg Berg 03.08.2018)

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Der Aufenthalt in der Forschungsstation wurde nicht berechnet

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